07.01.2022, 23:04
07.01.2022, 23:48
(05.01.2022, 22:49)Opa schrieb: Die Erklärung für das leichtere Examen in den 70, 80iger Jahren ist Recht simpel. Jura stand nur einigen wenigen privilegierten Studenten offen. Jedenfalls im Vergleich zu den heutigen Zahlen. Damals hatten auch nicht 50% Abi. Die Auslese begann also schon sehr früh. Außerdem gab es eben nur die Bibliothek. Keine Reps. Nichts.
Dann begann der Run aufs Jura Studium und man musste sich etwas einfallen lassen. Das hat man dann soweit getrieben, dass heute sehr viele 1. Examen Absolventen auf das 2. Stex verzichten. Was für uns natürlich toll ist, weil der Arbeitsmarkt relativ entspannt ist.
Also im Ausland ist das Jura-Studium deutlich entspannter. Siehe Großbritannien oder Niederlanden. Da gibt es diese Privilegierten-Diskussionen nicht und bekannterweise sind das Rechtsstaaten. Es ist doch eher so, dass einige wenige in den Ämtern und in der Richterschaft der Auffassung sind, unbedingt eine Korrektur nachträglich durch das Examen zu schaffen. Die Klausuren von heute sind einfach nur absurd. Sie sind definitv in ihrer Problemdichte nicht mit Klausuren aus den 1980ern oder 1990ern-Jahren vergleichbar. Dumm nur, dass diese Juristen heute in Schlüsselpositionen sich befinden und wir müssen feststellen: Nichts geht unter.
Bei dem Gedanken, bloß keinem das Examen zu schenken, werde solch hohe Hürden geschaffen, wo man im Nachhinein nun wirklich den Kopf schütteln muss. Ein Beispiel: NRW prüft sehr gerne Baurecht im Zweiten Examen. Dabei ist festzustellen, dass beinahe alle Fälle auf Rechtsprechungen beruhen, deren Kenntnis aber nicht vorausgesetzt wird. Dies ist anhand der amtlichen Lösungsskizzen nachweisbar. Daran erkennt man recht einfach, dass das LJPA seinen eigenen Gesetzesauftrag nicht gerecht werden möchte und prüft querbeet und meint, dass sei in irgendeiner Form didaktisch sinnvoll. Nein, in erster Linie geht es nicht darum, gute Juristen auszubilden, sondern 2/3 der Studenten/Referendare die Möglichkeit zu geben, in juristischen Berufen zu arbeiten. Der Rest schaut dann halt in die Röhre (entweder durchgefallen oder arbeitslos/umorientiert).
08.01.2022, 00:05
08.01.2022, 00:17
(05.01.2022, 16:47)BavarianLawyer schrieb:(04.01.2022, 15:03)Gastxyz schrieb: Ich habe in den Siebzigern Jura studiert. Da damals der NC in zahlreichen Fächern aufgrund des Boomer-Andrangs extrem hoch war und Jura keinen NC hatte, sass man am ersten Tag mit 500 Leuten zur Einführungsveranstaltung im Audi Max. Als Zulassung zum ersten Examen musste auch ein Schein in VWL vorgelegt werden. Die Durchfallquote war aufgrund des verworrenen Vortrags des Professors recht hoch. Zahlreiche Kollegen sind nach Würzburg abgewandert und haben den Schein dort gemacht. Im ersten Examen war die Durchfallquote recht hoch. Es sollte halt die Anzahl der Referendare gedrückt werden und auch die Bummelanten ,die es einfach mal probierten, mussten aussortiert werden. Als Referendar wurde man als Beamter auf Widerruf eingestellt und konnte auch von den 1800 DM damals ordentlich leben. Das wurde dem Bundesland, in dem ich Referendar war, dann aber zu teuer und die Referendarzeit um ein halbes Jahr gekürzt. Laut Mitteilung des Ministeriums sollte die Abkürzung der Referendarzeit bei der Schwierigkeit der Klausuren berücksichtigt werden. Mein Jahrgang war der erste mit abgekürzter Referendarzeit. Der Notenschnitt war miserabel. Aber das war auch schon egal. Es gab in der Justiz in unserem Bundesland so wenig Stellen , dass mein Studienfreund mit 9,7 im zweiten nicht eingestellt wurde. Ja - die guten alten Zeiten.
Bist du / Sind Sie heute Partner einer Kanzlei oder ebenfalls Richter?
Dienstältester Poster hier aber wohl auf jeden Fall
Seit 34 Jahren Staatsanwalt und in diesem Jahr geht es in Pension. Da freut sich der Mensch.
08.01.2022, 01:13
(08.01.2022, 00:17)Gastxyz schrieb:(05.01.2022, 16:47)BavarianLawyer schrieb:(04.01.2022, 15:03)Gastxyz schrieb: Ich habe in den Siebzigern Jura studiert. Da damals der NC in zahlreichen Fächern aufgrund des Boomer-Andrangs extrem hoch war und Jura keinen NC hatte, sass man am ersten Tag mit 500 Leuten zur Einführungsveranstaltung im Audi Max. Als Zulassung zum ersten Examen musste auch ein Schein in VWL vorgelegt werden. Die Durchfallquote war aufgrund des verworrenen Vortrags des Professors recht hoch. Zahlreiche Kollegen sind nach Würzburg abgewandert und haben den Schein dort gemacht. Im ersten Examen war die Durchfallquote recht hoch. Es sollte halt die Anzahl der Referendare gedrückt werden und auch die Bummelanten ,die es einfach mal probierten, mussten aussortiert werden. Als Referendar wurde man als Beamter auf Widerruf eingestellt und konnte auch von den 1800 DM damals ordentlich leben. Das wurde dem Bundesland, in dem ich Referendar war, dann aber zu teuer und die Referendarzeit um ein halbes Jahr gekürzt. Laut Mitteilung des Ministeriums sollte die Abkürzung der Referendarzeit bei der Schwierigkeit der Klausuren berücksichtigt werden. Mein Jahrgang war der erste mit abgekürzter Referendarzeit. Der Notenschnitt war miserabel. Aber das war auch schon egal. Es gab in der Justiz in unserem Bundesland so wenig Stellen , dass mein Studienfreund mit 9,7 im zweiten nicht eingestellt wurde. Ja - die guten alten Zeiten.
Bist du / Sind Sie heute Partner einer Kanzlei oder ebenfalls Richter?
Dienstältester Poster hier aber wohl auf jeden Fall
Seit 34 Jahren Staatsanwalt und in diesem Jahr geht es in Pension. Da freut sich der Mensch.
Glückwunsch!
08.01.2022, 12:02
(07.01.2022, 23:04)Gast schrieb:(07.01.2022, 23:02)HerrKules schrieb: Früher gab es kein/kaum Uni-Rep, da sind alle zum Privatrepetitor.
"Früher" ... also an meiner Uni wurde das Uni Rep erst so zu meiner Examenszeit eingeführt, und das war 2012 / 2013.
Ende der 90er/Anfang der 2000er sind an meiner Uni die Klausurenkurse ausgeweitet worden. Ich bin trotzdem zum (Privat-)Rep, weil das etwas an mir, und vielen anderen auch, vorbeigegangen ist und die Uni sich auch vorher nicht als die Institution zur Vorbereitung auf das Examen hervorgetan hat.
Außerdem gab es etwas später Studenten, die sich explizit unter dem Schlagwort "Examen ohne Rep" erfolgreich auf eben jenes vorbereitet haben. Davon habe ich leider erst nach den Examina etwas gehört.
08.01.2022, 14:04
Es wäre einmal interessant, alte Klausuren zu sehen. Im 2. Examen gab es jedenfalls in NRW nach meiner Kenntnis die "Relations-Hausarbeit". Es wäre interessant, wenn jemand sich einmal die Mühe machen würde, Fälle zum Erbrecht, Familienrecht etc. auf der Grundlage der Rechtslage von 1930 etc zu lösen (so eine Art JuS-Schriftenreihe). Die PAs sollten das einmal auszugsweise veröffentlichen.
Ansonsten gibt es zumindest seit den 1980ern ja die Assex-Skripten, die durchaus auch Musterklausuren enthielten, wobei zwischen Klausuren aus den 1980ern und heute die strukturellen Unterschiede jedenfalls nicht so groß waren.
Die JuS geht ja zurück bis 1961, die JA bis 1969; da lässt sich ggf. das eine oder das andere finden.
Ansonsten gibt es zumindest seit den 1980ern ja die Assex-Skripten, die durchaus auch Musterklausuren enthielten, wobei zwischen Klausuren aus den 1980ern und heute die strukturellen Unterschiede jedenfalls nicht so groß waren.
Die JuS geht ja zurück bis 1961, die JA bis 1969; da lässt sich ggf. das eine oder das andere finden.