22.10.2025, 21:50
Hallo zusammen,
ich würde mich über ein paar Erfahrungswerte von höheren Semestern bezüglich u.a. der Pflichtpraktika freuen. Sowohl bei den Gerichten als auch den meisten Kanzleien wird vorausgesetzt, dass man entweder die ZP bereits absolviert hat oder mind. im 4. Semester ist. Wie starr ist diese "Grenze"? Wird davon bei z.B. besonders guten Noten, extracurricular Aktivitäten oder sonst was auch von abgesehen? Worauf kommt es an, um ggf. schon ab Ende des zweiten Semester ein spannendes Praktikum absolvieren zu können?
ich würde mich über ein paar Erfahrungswerte von höheren Semestern bezüglich u.a. der Pflichtpraktika freuen. Sowohl bei den Gerichten als auch den meisten Kanzleien wird vorausgesetzt, dass man entweder die ZP bereits absolviert hat oder mind. im 4. Semester ist. Wie starr ist diese "Grenze"? Wird davon bei z.B. besonders guten Noten, extracurricular Aktivitäten oder sonst was auch von abgesehen? Worauf kommt es an, um ggf. schon ab Ende des zweiten Semester ein spannendes Praktikum absolvieren zu können?
23.10.2025, 06:08
Das ist so pauschal schwer zu sagen. Am einfachsten ist es, wenn Du jemanden kennst der jemanden kennt usw. Beispielsweise hat das Gruppenpraktikum bei Gericht oft eine Mindestsemesterzahl, aber unabhängig davon kann natürlich jeder Richter eigene Praktikanten nehmen. Mitunter gibt es auch Ansprechpartner für Praktika, da kann man einfach anrufen.
Man muss aber auch sagen, dass man am Anfang des Studiums vieles noch nicht so gut versteht. Ob es also sinnvoll ist, ganz früh anzufangen, ist wieder eine andere Frage.
Man muss aber auch sagen, dass man am Anfang des Studiums vieles noch nicht so gut versteht. Ob es also sinnvoll ist, ganz früh anzufangen, ist wieder eine andere Frage.
23.10.2025, 22:39
In der Tat kommst du an "solche" Praktika am besten über Vitamin B.
Je niedriger das Semester, umso weniger haben die Kanzleien nämlich von dir, d.h. in dem Stadium handelt es sich dabei eher um eine Gefälligkeit dir (oder deinem Kontakt) zu liebe.
Wenn du also Juristen in der Verwandschaft hast, frag sie, ob sie jemanden kennen. An der Uni gibt es zudem teilweise Veranstaltungen für Praktiker, also Rechtsanwälte, über die du Kontakte zu Anwälten knüpfen kannst.
Ohne solche Kontakte halte ich dein Ansinnen für schwierig. Wie gesagt, für die Kanzlei bringt ein Praktikum in den unteren Semestern in der Regel nichts, macht dafür aber Arbeit.
Unabhängig davon würde ich dir empfehlen, es NICHT zu tun. Spare dir deine Kontakte besser für die wirklich wichtige Zeit. Die kommt dann, wenn du den Kanzleien zumindest einen kleinen Mehrwert bieten kannst und man sich dich als potenziellen Nachwuchskandidaten anschauen kann. Das beginnt in den höheren Semestern, wenn du angefangen hast, die Zusammenhänge richtig zu verstehen.
Es sollten zwischen Praktikum und potentiellem Einstieg bei dieser Kanzlei auch nicht zu viele Jahre liegen. Keiner erinnert sich an den Praktikanten vor 7 Jahren, der im 2. Semester ein irrelevantes Praktikum in der Kanzlei gemacht hat. Bis auf die Partner ist ein Großteil der Anwälte und der Personals von damals wahrscheinlich sowieso nicht mehr da.
Insgesamt empfehle ich dir also, noch zu warten.
Je niedriger das Semester, umso weniger haben die Kanzleien nämlich von dir, d.h. in dem Stadium handelt es sich dabei eher um eine Gefälligkeit dir (oder deinem Kontakt) zu liebe.
Wenn du also Juristen in der Verwandschaft hast, frag sie, ob sie jemanden kennen. An der Uni gibt es zudem teilweise Veranstaltungen für Praktiker, also Rechtsanwälte, über die du Kontakte zu Anwälten knüpfen kannst.
Ohne solche Kontakte halte ich dein Ansinnen für schwierig. Wie gesagt, für die Kanzlei bringt ein Praktikum in den unteren Semestern in der Regel nichts, macht dafür aber Arbeit.
Unabhängig davon würde ich dir empfehlen, es NICHT zu tun. Spare dir deine Kontakte besser für die wirklich wichtige Zeit. Die kommt dann, wenn du den Kanzleien zumindest einen kleinen Mehrwert bieten kannst und man sich dich als potenziellen Nachwuchskandidaten anschauen kann. Das beginnt in den höheren Semestern, wenn du angefangen hast, die Zusammenhänge richtig zu verstehen.
Es sollten zwischen Praktikum und potentiellem Einstieg bei dieser Kanzlei auch nicht zu viele Jahre liegen. Keiner erinnert sich an den Praktikanten vor 7 Jahren, der im 2. Semester ein irrelevantes Praktikum in der Kanzlei gemacht hat. Bis auf die Partner ist ein Großteil der Anwälte und der Personals von damals wahrscheinlich sowieso nicht mehr da.
Insgesamt empfehle ich dir also, noch zu warten.
23.10.2025, 23:28
Bei meinem vorherigen Arbeitgeber, einer mittelständischen Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, hatten wir übrigens mal so eine Praktikantin. Schwester einer Mitarbeiterin, wollte sie nach dem Abi in den Anwaltsberuf hineinschnuppern.
Wir Anwälte und die Refas waren uns direkt einig, dass das Praktikum wenig Sinn macht und sie in einer anderen Kanzlei besser aufgehoben gewesen wäre, um die "echte" Anwaltstätigkeit, so wie sich der normale Bürger sie vorstellt, kennenzulernen. Aber gut, unser Chef hatte zugesagt, also kam sie.
Letztlich muss es für sie vermutlich sehr langweilig gewesen sein. Ich war zu dem Zeitpunkt mit einem großen Projekt nahezu ausschließlich steuerlich unterwegs und konnte ihr nur eine kleine juristische Rechercheaufgabe vorbereitet geben. Diese hat sie trotz meiner Einführung (erwartungsgemäß) nicht hinbekommen, weil es für die Bearbeitung juristischer Probleme einfach noch zu früh war. Immerhin bin ich meine Ausarbeitung nachher mit ihr durchgegangen und habe ihr auch zusätzlich noch ein paar Tipps gegeben, sodass sie hoffentlich zumindest ein bisschen daraus mitgenommen hat.
Auch die Kollegen haben wenig klassische Anwaltssachen gemacht und konnten sie nur notdürftig sinnvoll anwaltlich beschäftigen. Der einzige Gerichtstermin zu dem Zeitpunkt viel aus. Hätte ich sie in dem steuerlichen Thema eingesetzt, wäre es vermutlich so abgelaufen, dass ich ihr zwar erkläre, warum ich was mache. Ihre Unterstützung hätte aber rein dabei liegen können, mir Daten in ein Programm einzugeben, die ich hinterher kontrolliere. Sinnvoll für sie ja/nein? Ich meine nein.
Im Ergebnis hat das Praktikum also nichts gebracht, weder für sie, noch für die Kanzlei. Wäre sie z.B. in eine zivilrechtlich ausgerichtete KK gegangen, hätte sie erlebt, wie Anwälte Gerichtsverfahren vorbereiten und vor Gericht auftreten. Das wäre für sie bestimmt spannender gewesen, als zuzuschauen, wie jemand den ganzen Tag im Büro sitzt und irgendetwas ausarbeitet.
Das an dich, lieber TE, noch als Erfahrungsbericht von der anderen Seite, wenn Praktika zu früh stattfinden und man daher keinen sinnvollen Einsatz für den Praktikanten hat. Du würdest nur mitlaufen, man würde dir etwas erklären, eine Hilfe aber wärst du leider nicht und hast daher auch nicht die Möglichkeit, einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Deswegen rate ich dir davon ab, jetzt schon die Praktika zu machen.
Wir Anwälte und die Refas waren uns direkt einig, dass das Praktikum wenig Sinn macht und sie in einer anderen Kanzlei besser aufgehoben gewesen wäre, um die "echte" Anwaltstätigkeit, so wie sich der normale Bürger sie vorstellt, kennenzulernen. Aber gut, unser Chef hatte zugesagt, also kam sie.
Letztlich muss es für sie vermutlich sehr langweilig gewesen sein. Ich war zu dem Zeitpunkt mit einem großen Projekt nahezu ausschließlich steuerlich unterwegs und konnte ihr nur eine kleine juristische Rechercheaufgabe vorbereitet geben. Diese hat sie trotz meiner Einführung (erwartungsgemäß) nicht hinbekommen, weil es für die Bearbeitung juristischer Probleme einfach noch zu früh war. Immerhin bin ich meine Ausarbeitung nachher mit ihr durchgegangen und habe ihr auch zusätzlich noch ein paar Tipps gegeben, sodass sie hoffentlich zumindest ein bisschen daraus mitgenommen hat.
Auch die Kollegen haben wenig klassische Anwaltssachen gemacht und konnten sie nur notdürftig sinnvoll anwaltlich beschäftigen. Der einzige Gerichtstermin zu dem Zeitpunkt viel aus. Hätte ich sie in dem steuerlichen Thema eingesetzt, wäre es vermutlich so abgelaufen, dass ich ihr zwar erkläre, warum ich was mache. Ihre Unterstützung hätte aber rein dabei liegen können, mir Daten in ein Programm einzugeben, die ich hinterher kontrolliere. Sinnvoll für sie ja/nein? Ich meine nein.
Im Ergebnis hat das Praktikum also nichts gebracht, weder für sie, noch für die Kanzlei. Wäre sie z.B. in eine zivilrechtlich ausgerichtete KK gegangen, hätte sie erlebt, wie Anwälte Gerichtsverfahren vorbereiten und vor Gericht auftreten. Das wäre für sie bestimmt spannender gewesen, als zuzuschauen, wie jemand den ganzen Tag im Büro sitzt und irgendetwas ausarbeitet.
Das an dich, lieber TE, noch als Erfahrungsbericht von der anderen Seite, wenn Praktika zu früh stattfinden und man daher keinen sinnvollen Einsatz für den Praktikanten hat. Du würdest nur mitlaufen, man würde dir etwas erklären, eine Hilfe aber wärst du leider nicht und hast daher auch nicht die Möglichkeit, einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Deswegen rate ich dir davon ab, jetzt schon die Praktika zu machen.
24.10.2025, 08:48
Vielen Dank für die ausführlichen Antworten! Dann werd ich mich nochmal ein bisschen gedulden, bevor wieder an die Praktika gedacht wird.

