06.11.2024, 14:16
Ich bin kurz davor vollkommen zu verzweifeln und vermute langsam, dass ich wohl den Absprung verpasst habe und meine Lücke im Lebenslauf zu groß ist.
Ich suche seit über einem Jahr einen Job und habe mit 18 Pkt in der Summe ("nur" 7,63 im zweiten aber) ganz okaye Noten. Hab WiMi Stationen bei den "größten/bestplatziertesten" GKs absolviert (Dispute, Arbeitsrecht, White Collar). Der rote Faden bezüglich eines Rechtsgebiets fehlt leider weitestgehend bei mir.
Ich habe über 50 Absagen bald und bekomme größtenteils nicht mal mehr eine Antwort. Ich bewerbe mich fast gar nicht bei GKs, selbst kleinere Kanzleien laden mich nicht mal zu einem Gespräch ein. Hatte auch nur von 5 Vorstellungsgespräche. Dementsprechend kann ich auch daraus keine extrem großen Lehren ziehen.
Hab ich mit der Lücke im Lebenslauf bei der aktuellen Marktlage überhaupt noch eine Chance? Ich habe die Lücke durch Auslandsaufenthalte und den Verbesserungsversuch im Lebenslauf natürlich versucht zu kaschieren, aber die letzte Stelle ist halt leider trotzdem schon lange her.
Ich habe nicht mal extrem lange gefaulenzt oder so. Ich war nach der letzten Anstellung zwei Monate krank, dann habe ich noch auf meine Note im Verbesserungsversuch gewartet und schlussendlich habe ich mich nach einer kurzen Auszeit angefangen zu bewerben.
Mein Lebenslauf wurde selbstverständlich von dutzenden Menschen gegengecheckt.
Ich suche seit über einem Jahr einen Job und habe mit 18 Pkt in der Summe ("nur" 7,63 im zweiten aber) ganz okaye Noten. Hab WiMi Stationen bei den "größten/bestplatziertesten" GKs absolviert (Dispute, Arbeitsrecht, White Collar). Der rote Faden bezüglich eines Rechtsgebiets fehlt leider weitestgehend bei mir.
Ich habe über 50 Absagen bald und bekomme größtenteils nicht mal mehr eine Antwort. Ich bewerbe mich fast gar nicht bei GKs, selbst kleinere Kanzleien laden mich nicht mal zu einem Gespräch ein. Hatte auch nur von 5 Vorstellungsgespräche. Dementsprechend kann ich auch daraus keine extrem großen Lehren ziehen.
Hab ich mit der Lücke im Lebenslauf bei der aktuellen Marktlage überhaupt noch eine Chance? Ich habe die Lücke durch Auslandsaufenthalte und den Verbesserungsversuch im Lebenslauf natürlich versucht zu kaschieren, aber die letzte Stelle ist halt leider trotzdem schon lange her.
Ich habe nicht mal extrem lange gefaulenzt oder so. Ich war nach der letzten Anstellung zwei Monate krank, dann habe ich noch auf meine Note im Verbesserungsversuch gewartet und schlussendlich habe ich mich nach einer kurzen Auszeit angefangen zu bewerben.
Mein Lebenslauf wurde selbstverständlich von dutzenden Menschen gegengecheckt.
06.11.2024, 14:56
Wie groß ist denn die Lücke im Lebenslauf?
06.11.2024, 16:42
(06.11.2024, 14:16)FRAMPL schrieb: Mein Lebenslauf wurde selbstverständlich von dutzenden Menschen gegengecheckt.
Ob dein Lebenslauf wirklich von 20 Menschen oder mehr geprüft wurde... ansonsten, Klassiker ist doch, es mit einem angestoßenen aber dann doch nicht beendeten Promotionsprojekt zu kaschieren. Note dafür hättest du.
Dein Problem liegt aber mE wohl woanders.
06.11.2024, 16:49
Ich kann mich gut in deine Lage hineinversetzen. Du hast immerhin gute Noten und WisMit-Tätigkeit in Topkanzleien und wirst ja auch eingeladen. 5 Einladungen bei 50 Bewerbungen ist gar nicht schlecht. Das ist in anderen Studienfächern praktisch die Norm. Meiner Auffassung nach, sind 5 Vorstellungsgespräche schon mehr als ausreichend um ein Raisonnement zu ziehen.
Den roten Faden? Natürlich kann das hilfreich sein. Aber ehrlicherweise gibt es bei viele Refs/Berufseinsteiger ohne diesen roten Faden (denn viele haben auch gar nicht die Möglichkeit in irgendwelchen tollen Sozietäten als WisMit zu arbeiten oder die Anwaltsstage abzuleisten bzw mussten schon beim Schwerpunkt in der Uni abstriche machen).
Ferner kann sich der Jurist bekanntlich ja in alle Rechtsgebiete einarbeiten.
Momentan gibt es einfach weniger Bedarf, Wirtschaft läuft schlecht, Unsicherheiten bzgl Zukunft beherrschen viele Branchen. Ich glaube eher daran liegt es und nicht an dieser "Lücke" oder an der Gestaltung deiner Bewerbungsunterlagen. Aufgrund dieser Wirtschaftslage haben viele Arbeitgeber die Qual der Wahl. Es kann also sehr gut sein, dass Juristen/Berufseinsteiger mit sehr ordentlichen/guten Noten, sich mangels Stellenangeboten in GK/Justiz auch eine Kategorie "drunter" bewerben.
Den roten Faden? Natürlich kann das hilfreich sein. Aber ehrlicherweise gibt es bei viele Refs/Berufseinsteiger ohne diesen roten Faden (denn viele haben auch gar nicht die Möglichkeit in irgendwelchen tollen Sozietäten als WisMit zu arbeiten oder die Anwaltsstage abzuleisten bzw mussten schon beim Schwerpunkt in der Uni abstriche machen).
Ferner kann sich der Jurist bekanntlich ja in alle Rechtsgebiete einarbeiten.
Momentan gibt es einfach weniger Bedarf, Wirtschaft läuft schlecht, Unsicherheiten bzgl Zukunft beherrschen viele Branchen. Ich glaube eher daran liegt es und nicht an dieser "Lücke" oder an der Gestaltung deiner Bewerbungsunterlagen. Aufgrund dieser Wirtschaftslage haben viele Arbeitgeber die Qual der Wahl. Es kann also sehr gut sein, dass Juristen/Berufseinsteiger mit sehr ordentlichen/guten Noten, sich mangels Stellenangeboten in GK/Justiz auch eine Kategorie "drunter" bewerben.
06.11.2024, 21:11
06.11.2024, 21:21
(06.11.2024, 16:49)nachdenklich schrieb: Ich kann mich gut in deine Lage hineinversetzen. Du hast immerhin gute Noten und WisMit-Tätigkeit in Topkanzleien und wirst ja auch eingeladen. 5 Einladungen bei 50 Bewerbungen ist gar nicht schlecht. Das ist in anderen Studienfächern praktisch die Norm. Meiner Auffassung nach, sind 5 Vorstellungsgespräche schon mehr als ausreichend um ein Raisonnement zu ziehen.
Den roten Faden? Natürlich kann das hilfreich sein. Aber ehrlicherweise gibt es bei viele Refs/Berufseinsteiger ohne diesen roten Faden (denn viele haben auch gar nicht die Möglichkeit in irgendwelchen tollen Sozietäten als WisMit zu arbeiten oder die Anwaltsstage abzuleisten bzw mussten schon beim Schwerpunkt in der Uni abstriche machen).
Ferner kann sich der Jurist bekanntlich ja in alle Rechtsgebiete einarbeiten.
Momentan gibt es einfach weniger Bedarf, Wirtschaft läuft schlecht, Unsicherheiten bzgl Zukunft beherrschen viele Branchen. Ich glaube eher daran liegt es und nicht an dieser "Lücke" oder an der Gestaltung deiner Bewerbungsunterlagen. Aufgrund dieser Wirtschaftslage haben viele Arbeitgeber die Qual der Wahl. Es kann also sehr gut sein, dass Juristen/Berufseinsteiger mit sehr ordentlichen/guten Noten, sich mangels Stellenangeboten in GK/Justiz auch eine Kategorie "drunter" bewerben.
Ich weiß, dass die Marktlage nicht besonders gut ist und ich kann mir ehrlicherweise auch einige Absagen gut erklären. Trotzdem möchte ich nach so langer Zeit endlich arbeiten und ich brauche nun mal das Geld. Ich habe meine Lage schon ausgiebig analysiert und kann mir auch schwer vorstellen, dass es an den Unterlagen liegt. Ich kenne viele die mit meinen Noten in die GK eingestiegen sind, aber ich bewerbe mich bewusst teilweise mindestens eine Kategorie darunter. Ich brauche auch keine 100k verdienen.
Ich weiß, dass viele Juristen sich erst spät festlegen und auch nicht immer den perfekten roten Faden haben, aber das ist für mich bisher die einzige Erklärung. Ich bewerbe mich schon auch breit in unterschiedlichen Rechtsgebieten, aber gerade die Rechtsgebiete welche in Frankfurt wohl am dringendsten Bedarf haben (M&A, Banking Finance) sind für mich ziemlich uninteressant. Das bedeutet aber nicht, dass ich mich nur für bestimmte Rechtsgebiete bewerbe.
Wurde auch von Boutiquen, der Justiz oder von Verwaltungsstellen abgelehnt.
Irgendeine Lösung muss es doch geben. Ich möchte nur meine 60k+ verdienen mit irgendetwas was mich zumindest einigermaßen interessiert. Ich habe auch Angst, dass wenn ich jetzt in einem für mich wirklich vollkommen uninteressanten Rechtsgebiet anfangen sollte, dass der Wechsel dann irgendwann auch schwierig wird und ich die nächsten 20 Jahre festgefahren bin.
Aber bisher habe ich auch kein einziges Angebot abgelehnt, da ich einfach nirgends genommen werde. Die ersten beiden Vorstellungsgespräche sind echt lange her und da habe ich noch nicht erwartet, dass ich so lange suchen werde. Habe da vllt nicht die nötige Motivation zeigen können. Das 3. Gespräch war in einer kleineren Kanzlei, wo ich wirklich sehr Lust hatte zu arbeiten und auch während dem Gespräch schon gute Rückmeldungen bekommen habe. Wurde abgelehnt weil ich nicht dem "spezifischen Anforderungsprofil" entsprechen würde.
Beim letzten Gespräch bei einer Legalabteilung der Big4 wurde mir am Ende sogar gesagt man komme mit einem konkreten Gehaltsangebot in den nächsten Tagen auf mich zu, aber dann wurde ich wieder ohne Grund mit einer Mail abgelehnt.
06.11.2024, 22:00
Vielleicht könnte ein head hunter einen Versuch wert sein, der den Markt kennt und wahrscheinlich auch gut bewerten kann was bei dir die kritischen Punkte sind?
07.11.2024, 00:33
07.11.2024, 15:02
Hast du die klassischen Headhunter angeschrieben, die alle möglichen Industriezweige betreuen oder auch spezifisch auf Juristen ausgerichtete?
Ich würde es bei letzteren mal versuchen und mich dann auch nicht nur auf deren Stellen bewerben, sondern eine Beratung und Vermittlung in Anspruch nehmen, die du bezahlst. Es gibt z.B. Juristen, die sich auf die Stellenvermittlung spezialisiert haben. Die haben wesentlich mehr Ahnung vom juristischen Markt als jemand, der bei Hays sitzt, Psychologie studiert hat und vom juristischen Markt und den Notenanforderungen keine Ahnung hat.
Du musst dich nicht schämen und ich würde auch den Kopf nicht hängen lassen. Ich würde jedoch aktiv eine Beratung und Vermittlung in Anspruch nehmen. Wir bieten so etwas als Outplacementberatung zum Beispiel für Führungskräfte an, die unser Unternehmen verlassen mussten (also nicht wir, aber wir arbeiten mit entsprechenden Firmen zusammen) Das ist echt was, was man sich trotz aller Vorurteile mal anschauen sollte. Die können deine Bewerbung analysieren, dein Auftreten in Bewerbungsgesprächen und haben sicherlich auch bessere Kontakte als Hays und Co.
Meine persönliche Sichtweise ist, dass du erstmal jeden juristischen Job annehmen solltest, auch wenn er nicht mit 60k bezahlt ist oder in einem Rechtsgebiet liegt, was du ausschließt. Der Einstieg ist das wichtigste. Wenn du den geschafft hast, ist alles andere nicht mehr das Problem. Es ist daher auch absolut möglich, dass du jetzt mit Finance anfängst, dich aber nach 3-4 Monaten weiter bewirbst und den Wechselwunsch damit begründest, dass du gemerkt hast, dass dir das Rechtsgebiet nicht liegt.
Wie gesagt, du musst jetzt erstmal aus der Arbeitslosigkeit raus. Ich weiß nicht wie du dich finanzierst. Rein zeitlich müsste das inzwischen Bürgergeld sein. Die Unterstützung der Jobcenters ist allerdings noch unterirdischer als die der Arbeitsagentur und besser wird es sowieso nicht, je länger du nichts findest.
Ich will dir keine Angst machen, aber bewirb dich bitte auch auf Stellen, die deinem Wunsch auf den ersten Blick nicht entsprechen. Ich hätte alleine schon keine Lust auf irgendeine Maßnahme des Jobcenters, sodass ich zwar nicht zu allem, aber zu vielem bereit wäre.
Und ich kann auch gerne an dieser Stelle wieder mal auf meinen Berufsweg hinweisen: 2. StEx mit ausreichend verhauen, 6 Wochen arbeitslos gewesen und dann den ersten Job angenommen, auch wenn er schlecht bezahlt war und mein Chef im Vorstellungsgespräch schon unsympathisch war. Das war ein wirklich mieser Job mit einem Choleriker als Chef. Ich war aber erstmal drin und habe mich aus einem laufenden Anstellungsverhältnis wegbeworben. Man sieht meinem Lebenslauf nicht an, dass mein Weg steinig oder dieser Job schlecht bezahlt war. So mies dieser Job daher auch war, er hat mir die Tür zu allen nachfolgenden geöffnet.
Ich würde es bei letzteren mal versuchen und mich dann auch nicht nur auf deren Stellen bewerben, sondern eine Beratung und Vermittlung in Anspruch nehmen, die du bezahlst. Es gibt z.B. Juristen, die sich auf die Stellenvermittlung spezialisiert haben. Die haben wesentlich mehr Ahnung vom juristischen Markt als jemand, der bei Hays sitzt, Psychologie studiert hat und vom juristischen Markt und den Notenanforderungen keine Ahnung hat.
Du musst dich nicht schämen und ich würde auch den Kopf nicht hängen lassen. Ich würde jedoch aktiv eine Beratung und Vermittlung in Anspruch nehmen. Wir bieten so etwas als Outplacementberatung zum Beispiel für Führungskräfte an, die unser Unternehmen verlassen mussten (also nicht wir, aber wir arbeiten mit entsprechenden Firmen zusammen) Das ist echt was, was man sich trotz aller Vorurteile mal anschauen sollte. Die können deine Bewerbung analysieren, dein Auftreten in Bewerbungsgesprächen und haben sicherlich auch bessere Kontakte als Hays und Co.
Meine persönliche Sichtweise ist, dass du erstmal jeden juristischen Job annehmen solltest, auch wenn er nicht mit 60k bezahlt ist oder in einem Rechtsgebiet liegt, was du ausschließt. Der Einstieg ist das wichtigste. Wenn du den geschafft hast, ist alles andere nicht mehr das Problem. Es ist daher auch absolut möglich, dass du jetzt mit Finance anfängst, dich aber nach 3-4 Monaten weiter bewirbst und den Wechselwunsch damit begründest, dass du gemerkt hast, dass dir das Rechtsgebiet nicht liegt.
Wie gesagt, du musst jetzt erstmal aus der Arbeitslosigkeit raus. Ich weiß nicht wie du dich finanzierst. Rein zeitlich müsste das inzwischen Bürgergeld sein. Die Unterstützung der Jobcenters ist allerdings noch unterirdischer als die der Arbeitsagentur und besser wird es sowieso nicht, je länger du nichts findest.
Ich will dir keine Angst machen, aber bewirb dich bitte auch auf Stellen, die deinem Wunsch auf den ersten Blick nicht entsprechen. Ich hätte alleine schon keine Lust auf irgendeine Maßnahme des Jobcenters, sodass ich zwar nicht zu allem, aber zu vielem bereit wäre.
Und ich kann auch gerne an dieser Stelle wieder mal auf meinen Berufsweg hinweisen: 2. StEx mit ausreichend verhauen, 6 Wochen arbeitslos gewesen und dann den ersten Job angenommen, auch wenn er schlecht bezahlt war und mein Chef im Vorstellungsgespräch schon unsympathisch war. Das war ein wirklich mieser Job mit einem Choleriker als Chef. Ich war aber erstmal drin und habe mich aus einem laufenden Anstellungsverhältnis wegbeworben. Man sieht meinem Lebenslauf nicht an, dass mein Weg steinig oder dieser Job schlecht bezahlt war. So mies dieser Job daher auch war, er hat mir die Tür zu allen nachfolgenden geöffnet.
07.11.2024, 15:35
Ich habe mir gerade noch einmal deinen Thread aus März 2024 und noch einen anderen Thread angeschaut.
Demnach warst du damals nach eigener Aussage schon komplett planlos und hattest mehrere kurze Stationen als WiMit in drei Großkanzleien.
Ich denke daher tatsächlich, dass dir ein Jobcoaching und eine Analyse deiner Bewerbung und deiner Wünsche weiterhelfen wird.
Vielleicht kommt dabei auch heraus, dass du doch Strafverteidiger werden solltest, wer weiß. Manche Weggabelungen im Leben muss man als Chance betrachten.
Demnach warst du damals nach eigener Aussage schon komplett planlos und hattest mehrere kurze Stationen als WiMit in drei Großkanzleien.
Ich denke daher tatsächlich, dass dir ein Jobcoaching und eine Analyse deiner Bewerbung und deiner Wünsche weiterhelfen wird.
Vielleicht kommt dabei auch heraus, dass du doch Strafverteidiger werden solltest, wer weiß. Manche Weggabelungen im Leben muss man als Chance betrachten.