15.12.2023, 12:00
Hallo Leute,
ich möchte mal hören, ob es noch anderen so geht.
Ich bin seit ca. 6 Jahren Anwalt und habe in kleineren mittelständischen Kanzleien gearbeitet. Ich hatte mal großen Spaß an der Arbeit, aber die Begleitumstände haben es mir verleidet. Ich bin es leid, mich immer nur zu fragen, wie lukrativ ein Problem des Mandanten ist und ich bin es leid, wegen des Umsatzdrucks Mandanten vergraulen zu müssen, weil ihre Probleme mich zu viel Zeit kosten und zu wenig einbringen. Ich hätte es mir anders gewünscht, aber die Realität sieht eben so aus. Ich muss Rechnungen bezahlen und will mich auch nicht für nichts aufreiben.
Allerdings gehen mir die Mandanten, die ich habe und ihre Probleme immer mehr auf den Sack. Der Umgangston der Mandanten wird zunehmend respektloser und unverschämter und ich muss immer mehr kraft aufwenden, den Mandanten nicht ins Gesicht zu schlagen.
Meine direkte Chefin geht mir nur noch auf die nerven. Alles, wirklich alles was sie macht, nervt mich (ich weiß, dass das auch nicht fair ist). Wir reden aber im Prinzip auch kaum noch miteinander. Und ich bin unzufrieden mit der Gesamtsituation hinsichtlich Gehalt, Arbeitsumfeld, Wertschätzung etc.
Daher war ich offen für Angebote und habe schließlich einen neuen Job bekommen. Eine Nebentätigkeit als Anwalt wird nicht gewünscht, heißt ist de facto nicht drin. Das Package ist aber erste Wahl, feudales Gehalt, Corporate Benefits, weit überwiegend Home-Office, sehr kurze Probezeit uvm. Noch dazu ist mit meiner Kombination an Rechtsgebieten das Angebot für Jobs als Legal Counsel eher sehr gering. Eine Selbstständigkeit, die ich erwägt habe, kommt derzeit aus persönlichen Gründen nicht in Betracht.
Der Arbeitsvertrag ist unterschrieben, wegen langer Kündigungsfrist gehts leider erst im April los.
Jetzt hatten wir vergangene Woche Jahresendfeier und ich hatte plötzlich das Gefühl, als Anwalt gescheitert zu sein. Ich war plötzlich sehr betrübt darüber, es als Anwalt "nicht geschafft" zu haben und keinen "Erfolg" gehabt zu haben, wobei ich für mich nicht einmal wirklich definiert habe, was Erfolg als Anwalt bedeutet. Ich hatte irgendwie das Gefühl, dass ich aufgegeben habe.
Hat das sonst schon mal jemand erlebt?
VG
ich möchte mal hören, ob es noch anderen so geht.
Ich bin seit ca. 6 Jahren Anwalt und habe in kleineren mittelständischen Kanzleien gearbeitet. Ich hatte mal großen Spaß an der Arbeit, aber die Begleitumstände haben es mir verleidet. Ich bin es leid, mich immer nur zu fragen, wie lukrativ ein Problem des Mandanten ist und ich bin es leid, wegen des Umsatzdrucks Mandanten vergraulen zu müssen, weil ihre Probleme mich zu viel Zeit kosten und zu wenig einbringen. Ich hätte es mir anders gewünscht, aber die Realität sieht eben so aus. Ich muss Rechnungen bezahlen und will mich auch nicht für nichts aufreiben.
Allerdings gehen mir die Mandanten, die ich habe und ihre Probleme immer mehr auf den Sack. Der Umgangston der Mandanten wird zunehmend respektloser und unverschämter und ich muss immer mehr kraft aufwenden, den Mandanten nicht ins Gesicht zu schlagen.
Meine direkte Chefin geht mir nur noch auf die nerven. Alles, wirklich alles was sie macht, nervt mich (ich weiß, dass das auch nicht fair ist). Wir reden aber im Prinzip auch kaum noch miteinander. Und ich bin unzufrieden mit der Gesamtsituation hinsichtlich Gehalt, Arbeitsumfeld, Wertschätzung etc.
Daher war ich offen für Angebote und habe schließlich einen neuen Job bekommen. Eine Nebentätigkeit als Anwalt wird nicht gewünscht, heißt ist de facto nicht drin. Das Package ist aber erste Wahl, feudales Gehalt, Corporate Benefits, weit überwiegend Home-Office, sehr kurze Probezeit uvm. Noch dazu ist mit meiner Kombination an Rechtsgebieten das Angebot für Jobs als Legal Counsel eher sehr gering. Eine Selbstständigkeit, die ich erwägt habe, kommt derzeit aus persönlichen Gründen nicht in Betracht.
Der Arbeitsvertrag ist unterschrieben, wegen langer Kündigungsfrist gehts leider erst im April los.
Jetzt hatten wir vergangene Woche Jahresendfeier und ich hatte plötzlich das Gefühl, als Anwalt gescheitert zu sein. Ich war plötzlich sehr betrübt darüber, es als Anwalt "nicht geschafft" zu haben und keinen "Erfolg" gehabt zu haben, wobei ich für mich nicht einmal wirklich definiert habe, was Erfolg als Anwalt bedeutet. Ich hatte irgendwie das Gefühl, dass ich aufgegeben habe.
Hat das sonst schon mal jemand erlebt?
VG
15.12.2023, 12:17
Ich geb Mal meinen Senf dazu, obwohl ich selbst gerade erst auf die Noten meines 2. StEx warte (ist eine nette Ablenkung für mich xD) und nur ein paar Jahre Uni-WissMit sowie Kanzlei-WissMit Erfahrungen vorweisen kann. Also, meine Gedanken:
Niemand kann mit absoluter Sicherheit wissen, wie sich das Berufsleben konkret gestalten wird. Ob es einem gut gefallen wird. Ob man es körperlich schafft. Was privat so vorfälltllt. Wie der Chef drauf ist. Ob es langfristig sich gut oder sogar erfüllend anfühlt. Das sind alles Ungewissheiten. Das wird man durchleben und erfahren, aber man kann es kaum planen.
Die Kunst oder eher Cleverness liegt meines Erachtens darin, sich mit der Zeit - aufgrund der gewonnen Erfahrungen - einen Platz im Berufsleben zu finden, der einem wirklich liegt. Bei manchen klappt das mit etwas Glück beim 1. Versuch, bei anderen nie, bei vielen wohl irgendwie dazwischen. Dazu gehört auch gehen, wenn es nicht (mehr) passt.
Daher beglückwünsche ich Dich zu der Entscheidung, aufzubrechen und etwas Neues auszuprobieren. Sowas kostet Kraft und Mut. Sei lieber stolz auf dich, anstatt dir etwas vorzuwerfen. Du warst unzufrieden und hast dann gehandelt. Das ist gesund und selbstwirksam. Warum muss es der Anwaltsberuf sein, der dich erfüllt? Vielleicht liegt dir etwas anderes viel mehr. Nur Erfahrungen können das zeigen. Toll, dass du es ausprobierst!
Für mich klingt es, als würdest du momentan alles richtig machen. Viel Glück!
Niemand kann mit absoluter Sicherheit wissen, wie sich das Berufsleben konkret gestalten wird. Ob es einem gut gefallen wird. Ob man es körperlich schafft. Was privat so vorfälltllt. Wie der Chef drauf ist. Ob es langfristig sich gut oder sogar erfüllend anfühlt. Das sind alles Ungewissheiten. Das wird man durchleben und erfahren, aber man kann es kaum planen.
Die Kunst oder eher Cleverness liegt meines Erachtens darin, sich mit der Zeit - aufgrund der gewonnen Erfahrungen - einen Platz im Berufsleben zu finden, der einem wirklich liegt. Bei manchen klappt das mit etwas Glück beim 1. Versuch, bei anderen nie, bei vielen wohl irgendwie dazwischen. Dazu gehört auch gehen, wenn es nicht (mehr) passt.
Daher beglückwünsche ich Dich zu der Entscheidung, aufzubrechen und etwas Neues auszuprobieren. Sowas kostet Kraft und Mut. Sei lieber stolz auf dich, anstatt dir etwas vorzuwerfen. Du warst unzufrieden und hast dann gehandelt. Das ist gesund und selbstwirksam. Warum muss es der Anwaltsberuf sein, der dich erfüllt? Vielleicht liegt dir etwas anderes viel mehr. Nur Erfahrungen können das zeigen. Toll, dass du es ausprobierst!
Für mich klingt es, als würdest du momentan alles richtig machen. Viel Glück!
15.12.2023, 13:26
Du solltest dich absolut nicht als gescheitert betrachten!
Aber ich bin sicher, dass leider viele Juristen oft ähnliche Gefühle haben. Wir sind eben sehr getrieben und ehrgeizig. Vielleicht vergleichen wir uns auch zu sehr. Aber eigentlich ist das total verrückt. Jeder geht seinen eigenen Weg und wenn man sich schon mal Volljuristin nennen kann, hat man bereits sehr viel erreicht.
Ich habe auch den Wechsel zu in-house vor Jahren gemacht und bin zufrieden damit. Ich vermisse das Anwaltsdasein überhaupt nicht. Aber mich plagen Zweifel, ob ich nicht doch hätte noch promovieren sollen, Artikel veröffentlichen oder mehr Vorträge halten. Was ich damit sagen will, jeden beschäftigt innerlich etwas.
Das Tolle an unserer Ausbildung ist gerade, dass man so viel machen kann damit. Du hast bereits viel Erfahrung als Anwalt gesammelt, die wird dir In-house zugute kommen. Darüber hinaus wirst du in-house dein Skill Set erweitern können. Glaub mir, man denkt vielleicht es sei „entspannter“, aber in-house sind nochmal ganz andere Kompetenzen gefragt wie Stakeholder Management, Projekte von A bis Z begleiten, mit anderen Abteilungen zusammenarbeiten, etc. Und du wirst sehen, dass diese Seite auch ganz nett sein kann, weil nun die externen Anwälte um dich (und dein Geschäft) buhlen ;)
Und der Weg zurück in die Anwaltschaft ist dir auch nicht versperrt. Wenn du es dir in ein paar Jahren doch anders überlegst, kannst du die in-house Erfahrung auch als zusätzliches Asset verkaufen.
Aber ich bin sicher, dass leider viele Juristen oft ähnliche Gefühle haben. Wir sind eben sehr getrieben und ehrgeizig. Vielleicht vergleichen wir uns auch zu sehr. Aber eigentlich ist das total verrückt. Jeder geht seinen eigenen Weg und wenn man sich schon mal Volljuristin nennen kann, hat man bereits sehr viel erreicht.
Ich habe auch den Wechsel zu in-house vor Jahren gemacht und bin zufrieden damit. Ich vermisse das Anwaltsdasein überhaupt nicht. Aber mich plagen Zweifel, ob ich nicht doch hätte noch promovieren sollen, Artikel veröffentlichen oder mehr Vorträge halten. Was ich damit sagen will, jeden beschäftigt innerlich etwas.
Das Tolle an unserer Ausbildung ist gerade, dass man so viel machen kann damit. Du hast bereits viel Erfahrung als Anwalt gesammelt, die wird dir In-house zugute kommen. Darüber hinaus wirst du in-house dein Skill Set erweitern können. Glaub mir, man denkt vielleicht es sei „entspannter“, aber in-house sind nochmal ganz andere Kompetenzen gefragt wie Stakeholder Management, Projekte von A bis Z begleiten, mit anderen Abteilungen zusammenarbeiten, etc. Und du wirst sehen, dass diese Seite auch ganz nett sein kann, weil nun die externen Anwälte um dich (und dein Geschäft) buhlen ;)
Und der Weg zurück in die Anwaltschaft ist dir auch nicht versperrt. Wenn du es dir in ein paar Jahren doch anders überlegst, kannst du die in-house Erfahrung auch als zusätzliches Asset verkaufen.
15.12.2023, 13:28
Als Anwalt gescheitert aber im Leben gewonnen. Du musst wissen, was dir wichtiger ist.
15.12.2023, 14:02
Ich bin letztes Jahr nach knapp 9 Jahren Anwaltstätigkeit ins Unternehmen gewechselt. Es ist schon anders, aber - je nachdem, wo du inhaltlich eingesetzt wirst - nicht extrem. Deswegen sehe ich dich auch nicht als gescheitert, sondern du hast einfach nur einer der diversen Möglichkeiten ergriffen, juristisch tätig zu werden.
An deiner Stelle würde ich zumindest noch einmal nachfragen, ob du nicht pro forma den Anwaltstitel behalten kannst. Die Frage ist ja auch, ob sie dir das überhaupt verbieten können. Ich meine nicht, so lange du nicht entgegen deines Arbeitsvertrages tätig wirst. In dem Fall ist die Zulassung deine Privatangelegenheit. Ich habe seit meinem Wechsel eine Doppelzulassung. Den Syndikus-RA bräuchte ich für meine Tätigkeit im Unternehmen nicht. Ihn habe ich deswegen, damit ich weiter ins Versorgungswerk einzahlen kann. "Privat" für mich bin ich weiterhin als Anwältin zugelassen, obwohl ich derzeit keine Mandate annehme. Mir ging es vorrangig um den Titel, weil ich, zwar selten, aber doch hin und wieder privat in eigener Sache rechtlich tätig bin und dann schon gerne darauf hinweisen können möchte, dass mein Schreiben nicht von einem Laien stammt. Zudem habe ich einen Fachanwaltstitel und wollte nicht, dass der alleine an der Zulassung beim Arbeitgeber hängt.
Dass mit der Ablehnung von Mandaten sehen ich hingegen anders als du. Kommt wahrscheinlich daher, dass ich damals zum Berufseinstieg in einer kleinen Kanzlei angefangen habe. Ich habe einige RVG-Abrechnungen unterschrieben und wenn du siehst, wie wenig Geld für einen unverhältnismäßig hohen Aufwand reinkommt, nimmst du freiwillig davon Abstand, jedes Minimandat anzunehmen. Es ist zwar traurig für unser Rechtssystem, dass es sich nicht lohnt, kleine Beträge beim Gegner einzufordern, aber das ist ein Problem, was wir Anwälte nicht lösen können.
Mandanten kann man sich bis zu einem gewissen Grad "erziehen". Privatleute haben sowieso oft Respekt vor Anwälten und auch von Unternehmern, Geschäftsführern oder Prokuristen muss man sich nicht alles bieten lassen. In der WPG, in der ich zuletzt war, haben wir zwar auch manchen Mandanten den A hinterhergetragen, jedoch hätte ich mir niemals unhöfliches Verhalten von einem Mandanten gefallen lassen. Ist zum Glück nie vorgekommen, aber in dem Fall darfst du selbstbewusst genug sein, dir das zu verbitten. Ich weiß ganz genau, dass meine Chefs in so einem Fall immer hinter mir gestanden hätten, denn trotz dessen dass wir Dienstleister sind, geht unhöfliches Verhalten absolut gar nicht. Das ist auch etwas, was ich dir für deinen weiteren Berufsweg mitgeben möchte, denn auch im Unternehmen kann es theoretisch vorkommen, dass sich jemand unhöflich dir gegenüber benimmt. Jeder Business-Knigge gesteht dir in dem Fall zu, dies abzuwehren ohne dass du dich schlecht fühlen musst. Nimm es also bitte nicht hin, wenn man dich schlecht behandelt.
An deiner Stelle würde ich zumindest noch einmal nachfragen, ob du nicht pro forma den Anwaltstitel behalten kannst. Die Frage ist ja auch, ob sie dir das überhaupt verbieten können. Ich meine nicht, so lange du nicht entgegen deines Arbeitsvertrages tätig wirst. In dem Fall ist die Zulassung deine Privatangelegenheit. Ich habe seit meinem Wechsel eine Doppelzulassung. Den Syndikus-RA bräuchte ich für meine Tätigkeit im Unternehmen nicht. Ihn habe ich deswegen, damit ich weiter ins Versorgungswerk einzahlen kann. "Privat" für mich bin ich weiterhin als Anwältin zugelassen, obwohl ich derzeit keine Mandate annehme. Mir ging es vorrangig um den Titel, weil ich, zwar selten, aber doch hin und wieder privat in eigener Sache rechtlich tätig bin und dann schon gerne darauf hinweisen können möchte, dass mein Schreiben nicht von einem Laien stammt. Zudem habe ich einen Fachanwaltstitel und wollte nicht, dass der alleine an der Zulassung beim Arbeitgeber hängt.
Dass mit der Ablehnung von Mandaten sehen ich hingegen anders als du. Kommt wahrscheinlich daher, dass ich damals zum Berufseinstieg in einer kleinen Kanzlei angefangen habe. Ich habe einige RVG-Abrechnungen unterschrieben und wenn du siehst, wie wenig Geld für einen unverhältnismäßig hohen Aufwand reinkommt, nimmst du freiwillig davon Abstand, jedes Minimandat anzunehmen. Es ist zwar traurig für unser Rechtssystem, dass es sich nicht lohnt, kleine Beträge beim Gegner einzufordern, aber das ist ein Problem, was wir Anwälte nicht lösen können.
Mandanten kann man sich bis zu einem gewissen Grad "erziehen". Privatleute haben sowieso oft Respekt vor Anwälten und auch von Unternehmern, Geschäftsführern oder Prokuristen muss man sich nicht alles bieten lassen. In der WPG, in der ich zuletzt war, haben wir zwar auch manchen Mandanten den A hinterhergetragen, jedoch hätte ich mir niemals unhöfliches Verhalten von einem Mandanten gefallen lassen. Ist zum Glück nie vorgekommen, aber in dem Fall darfst du selbstbewusst genug sein, dir das zu verbitten. Ich weiß ganz genau, dass meine Chefs in so einem Fall immer hinter mir gestanden hätten, denn trotz dessen dass wir Dienstleister sind, geht unhöfliches Verhalten absolut gar nicht. Das ist auch etwas, was ich dir für deinen weiteren Berufsweg mitgeben möchte, denn auch im Unternehmen kann es theoretisch vorkommen, dass sich jemand unhöflich dir gegenüber benimmt. Jeder Business-Knigge gesteht dir in dem Fall zu, dies abzuwehren ohne dass du dich schlecht fühlen musst. Nimm es also bitte nicht hin, wenn man dich schlecht behandelt.
15.12.2023, 15:34
Ich kann dich verstehen, aber gescheitert ist eine Frage der Perspektive. Ja, du hast deinen Beruf aufgegeben. Aber nicht, weil du ihn nicht konntest, sondern weil er dich nicht mehr erfüllt hat. Dann etwas Neues zu versuchen statt weiter im Hamsterrad zu laufen, kann man auch einfach als mutig ansehen :) alles Gute!
15.12.2023, 19:26
Am Anwaltsberuf gescheitert wärst du meines Erwachtens eher, wenn du am laufenden Band Haftungsfälle produziert, deine Mandanten sonst schlecht beraten oder so schlechte Schriftsätze und Auftritte vor Gericht hingelegt hättest, dass eigentlich sichere Dinger verloren gegangen sind. Du hast ja eher erkannt, dass die Bedingungen, die der Beruf dir bietet, nicht dem entsprechen, was du dir für dein Berufsleben wünscht.
Man könnte umgekehrt sagen, der Anwaltsberuf ist an dir gescheitert, weil er dir nicht bieten konnte, was du brauchst; nicht du an ihm. Wie viele Vorredner seh ich das eher auch als Zeichen des Mutes und der Chatakterstärke, zu ändern, was man ändern kann.
Aber da das letzten Endes nur eine Wertungsfrage ist, kann dir die Entscheidung niemand abnehmen; es kommt auf deine Wertung an.
Es spricht aber unabhängig von deinen Wertvorstellungen alles dafür, dass sportlich zu nehmen und sich nicht selbst im Nachhinein Vorwürfe zu machen; das führt zu nichts und macht einem mur das Leben madig.
Man könnte umgekehrt sagen, der Anwaltsberuf ist an dir gescheitert, weil er dir nicht bieten konnte, was du brauchst; nicht du an ihm. Wie viele Vorredner seh ich das eher auch als Zeichen des Mutes und der Chatakterstärke, zu ändern, was man ändern kann.
Aber da das letzten Endes nur eine Wertungsfrage ist, kann dir die Entscheidung niemand abnehmen; es kommt auf deine Wertung an.
Es spricht aber unabhängig von deinen Wertvorstellungen alles dafür, dass sportlich zu nehmen und sich nicht selbst im Nachhinein Vorwürfe zu machen; das führt zu nichts und macht einem mur das Leben madig.
16.12.2023, 12:15
Schliesse mich meinen Vorrednern an. Bei mir hat es auch einige Versuche gebraucht, bis ich den richtigen Beruf gefunden habe. Ich hatte aber auch nie den einen Traumberuf wie andere, die immer schon (zb wie Papa/Mama) RA, Richter oder Notar werden wollten. Im Referendariat konnte ich nur StA, AG und GK für mich ausschließen. Der Rest war Trial and Error. Als „gescheitert“ habe ich mich dabei nie empfunden, vielmehr war ich sogar ein wenig stolz darauf, nicht bei der grossen Herde der Lamentierer und Meckerer geblieben zu sein, die mit ihrem Job unzufrieden waren und trotzdem nicht die Energie aufgebracht haben, sich neu zu orientieren, sondern es sich stattdessen in ihrer Meckerecke als Komfortzone eingerichtet haben. Meiner Meinung nach scheitern in Wahrheit diese Leute mit dem geradlinigen Lebenslauf jeden Tag ein bisschen mehr Richtung Ruhestand.
"Im Alter bereuen wir es alle, die Faulheit in uns nicht besiegt zu haben." (Epikur)
"Im Alter bereuen wir es alle, die Faulheit in uns nicht besiegt zu haben." (Epikur)
16.12.2023, 12:28
Jeder muss den Platz im (Berufs-) Leben finden, an den er gehört. Scheitern wäre, aus Angst oder Prinzip dort zu bleiben, wo es nicht passt.
Natürlich muss man auch mal unangenehme Phasen durchstehen, aber wenn es einfach nicht passt, dann muss man wechseln.
Natürlich muss man auch mal unangenehme Phasen durchstehen, aber wenn es einfach nicht passt, dann muss man wechseln.
18.12.2023, 18:57
ich bin auch den Weg von der Anwaltschaft ins Unternehmen gegangen. Man sollte es mit etwas Abstand beurteilen und nicht so kurz vor dem Wechsel. Für mich war es im ersten Augenblick auch hart. Ich habe meine Mandanten und Mandate sehr gemocht und auch das Team in der Kanzlei war gut... bis auf die Chefin. Sie war der Grund für den Wechsel.
mit Abstand war es eine goldrichtige Entscheidung. Mein Job als Anwalt hat mich gut auf das Unternehmen vorbereitet und ich konnte viel mitnehmen. Ja ein wenig fehlt es mir vor Gericht aufzutreten oder mit der Gegenseite zu feilschen.
Mein Rat daher: gelassen bleiben und in einem Jahr noch mal zurück blicken ;)
mit Abstand war es eine goldrichtige Entscheidung. Mein Job als Anwalt hat mich gut auf das Unternehmen vorbereitet und ich konnte viel mitnehmen. Ja ein wenig fehlt es mir vor Gericht aufzutreten oder mit der Gegenseite zu feilschen.
Mein Rat daher: gelassen bleiben und in einem Jahr noch mal zurück blicken ;)