23.09.2023, 18:57
Hallo zusammen,
kann mir vielleicht jemand ein paar Infos zum Individual- und Kollektivarbeitsrecht geben? Handelt es sich um ein eher schwieriges Rechtsgebiet oder ist es machbar, insbesondere, wenn man keine Vorerfahrung hat? Wie häufig muss man Gerichtsprozesse führen? Ich wäre über ein paar Antworten dankbar :)
kann mir vielleicht jemand ein paar Infos zum Individual- und Kollektivarbeitsrecht geben? Handelt es sich um ein eher schwieriges Rechtsgebiet oder ist es machbar, insbesondere, wenn man keine Vorerfahrung hat? Wie häufig muss man Gerichtsprozesse führen? Ich wäre über ein paar Antworten dankbar :)
24.09.2023, 00:54
KA, was ist schwer und was leicht? Ich glaube das empfindet jeder anders. Ich finde es nicht übermäßig schwer. Der Vorteil am Arbeitsgerichtsproszess ist, dass die meisten Verfahren mit einem Vergleich enden. Fehler sind dadurch bis zu einem gewissen Grad verzeihlich.
Individualarbeitsrecht ist nach meinem Gefühl einfacher als Kollektivarbeitsrecht.
Wie oft du vor Gericht auftreten musst, hängt davon ab, für welche Seite du tätig wirst und wie groß die Kanzlei ist, in der du bist. Ich habe auf Arbeitnehmerseite in einer kleinen Kanzlei angefangen und war die Woche 1-2 mal bei Gericht. Kann auch häufiger sein.
Später bin ich auf die Arbeitgeberseite gewechselt und war in einer WPG tätig. Dort waren wir fast ausschließlich beratend tätig und vor Gericht war ich vielleicht einmal im Jahr.
Bist du in einer kleineren Kanzlei, die Arbeitgeber vertritt, kann es trotzdem sein, dass du häufiger zu Gericht musst. Das hängt einfach damit zusammen, dass du in kleineren Kanzleien viele Kündigungsschutzklagen hast, während du in großen Kanzleien mehr mit anderen Dingen beschäftigt bist.
Mittlerweile bin ich im Unternehmen und hier ist es ein Mix aus Individualarbeitsrecht und Kollektivarbeitsrecht neben vielen anderen nichtjuristischen Sachen, da ich in der Personalabteilung bin, also nicht mehr rein rechtlich arbeite. Unser Betriebsrat ist glücklicherweise nicht auf Krawall getrimmt, sodass es nicht an jeder kleinen Formalie eskaliert und wir nicht gegenseitig nach Fehlern suchen. In der Hinsicht kannst du in anderen Unternehmen Pech haben und musst lehrbuchartig jeden Fall nach BetrVG abarbeiten.
Eine Sache noch: ArbR auf Arbeitnehmerseite ist häufig sehr emotional; verständlich wenn man darüber nachdenkt, dass der Job den Lebenunterhalt finanziert. Da ich ein eher rationaler Mensch bin, ist mir auch deswegen die Arbeitgeberseite lieber. Der Prokurist oder GF eines Unternehmens reagiert selten hochemotional, wenn der gegnerische Anwalt versucht, zu provozieren. Denen ist nur wichtig, dass die Sache vom Tisch kommt.
Individualarbeitsrecht ist nach meinem Gefühl einfacher als Kollektivarbeitsrecht.
Wie oft du vor Gericht auftreten musst, hängt davon ab, für welche Seite du tätig wirst und wie groß die Kanzlei ist, in der du bist. Ich habe auf Arbeitnehmerseite in einer kleinen Kanzlei angefangen und war die Woche 1-2 mal bei Gericht. Kann auch häufiger sein.
Später bin ich auf die Arbeitgeberseite gewechselt und war in einer WPG tätig. Dort waren wir fast ausschließlich beratend tätig und vor Gericht war ich vielleicht einmal im Jahr.
Bist du in einer kleineren Kanzlei, die Arbeitgeber vertritt, kann es trotzdem sein, dass du häufiger zu Gericht musst. Das hängt einfach damit zusammen, dass du in kleineren Kanzleien viele Kündigungsschutzklagen hast, während du in großen Kanzleien mehr mit anderen Dingen beschäftigt bist.
Mittlerweile bin ich im Unternehmen und hier ist es ein Mix aus Individualarbeitsrecht und Kollektivarbeitsrecht neben vielen anderen nichtjuristischen Sachen, da ich in der Personalabteilung bin, also nicht mehr rein rechtlich arbeite. Unser Betriebsrat ist glücklicherweise nicht auf Krawall getrimmt, sodass es nicht an jeder kleinen Formalie eskaliert und wir nicht gegenseitig nach Fehlern suchen. In der Hinsicht kannst du in anderen Unternehmen Pech haben und musst lehrbuchartig jeden Fall nach BetrVG abarbeiten.
Eine Sache noch: ArbR auf Arbeitnehmerseite ist häufig sehr emotional; verständlich wenn man darüber nachdenkt, dass der Job den Lebenunterhalt finanziert. Da ich ein eher rationaler Mensch bin, ist mir auch deswegen die Arbeitgeberseite lieber. Der Prokurist oder GF eines Unternehmens reagiert selten hochemotional, wenn der gegnerische Anwalt versucht, zu provozieren. Denen ist nur wichtig, dass die Sache vom Tisch kommt.
24.09.2023, 00:59
Ergänzung: ich hatte zwar im Ref den Schwerpunkt ArbR, bin aber kaum damit in Berührung gekommen, da wir in meiner Wahlstation bei einer Big4 überwiegend Transaktionen begleitet haben. Man kann daher sagen, dass ich mit relativ wenig praktischen Vorkenntnissen in die Praxis gestartet bin. Die graue Theorie war für mich immer schwierig zu lernen, da ich ein Mensch bin, der gut an Beispielen lernt. Das fehlte mir im Ref.
Man lernt aber viel "on the job". Deswegen habe keine Hemmungen davor :-)
Man lernt aber viel "on the job". Deswegen habe keine Hemmungen davor :-)
04.10.2023, 21:48
Wow, vielen Dank für die ausführliche Antwort, das hilft mir schon einmal sehr weiter! Meine Stelle wäre auch ein Mix aus Individual- und Kollektivarbeitsrecht in einer größeren Kanzlei, aber du hast mir auf jeden Fall schon mal ein bisschen die Angst genommen :)