27.09.2022, 22:29
Guten Tag an alle,
ich würde gerne um einige kurze Erfahrungsberichte der Anwaltsstationen bitten, um die Ausbildungssituation vergleichen zu können.
Meine Station startete diesen Monat und besteht lediglich daraus, Schriftsätze zu erstellen und Spezialfragen auf mir gänzlich unbekannten Rechtgebieten zu beantworten. Ein On-Boarding oder Erklärungen gibt es nicht - "Ausbildung" beschreibt hier lediglich die Erläuterung dessen, was man falsch/schlecht gemacht hat. Mandantenkontakt oder einen Gerichtsbesuch gibt es ebenfalls nicht.
Ich habe mir das etwas anders vorgestellt und mir mehr "Ausbildung" erhofft. Mir stellt es sich eher wie eine reine Zuarbeit dar. Gerne würde ich daher wissen, ob dies der übliche Ablauf ist und andere ähnliche Erfahrungen gemacht haben. Vielleicht sind meine Erwartungen auch lediglich zu hoch gewesen.
Einen schönen Tag euch!
ich würde gerne um einige kurze Erfahrungsberichte der Anwaltsstationen bitten, um die Ausbildungssituation vergleichen zu können.
Meine Station startete diesen Monat und besteht lediglich daraus, Schriftsätze zu erstellen und Spezialfragen auf mir gänzlich unbekannten Rechtgebieten zu beantworten. Ein On-Boarding oder Erklärungen gibt es nicht - "Ausbildung" beschreibt hier lediglich die Erläuterung dessen, was man falsch/schlecht gemacht hat. Mandantenkontakt oder einen Gerichtsbesuch gibt es ebenfalls nicht.
Ich habe mir das etwas anders vorgestellt und mir mehr "Ausbildung" erhofft. Mir stellt es sich eher wie eine reine Zuarbeit dar. Gerne würde ich daher wissen, ob dies der übliche Ablauf ist und andere ähnliche Erfahrungen gemacht haben. Vielleicht sind meine Erwartungen auch lediglich zu hoch gewesen.
Einen schönen Tag euch!
27.09.2022, 23:07
Bei mir gab es nicht mal Feedback von wegen „das war gut/schlecht“, obwohl ich mehrfach darum gebeten habe. Keine Ahnung, was so wirklich normal ist - bin gespannt auf die weiteren Antworten.
27.09.2022, 23:21
Bist du bei einem Einzelanwalt oder einer Kanzlei?
Ich selbst war in einer Boutique-Kanzlei, die Arbeit war ähnlich wie als WiMi in einer GK, d.h. größtenteils Recherche, teilweise direkte Mitarbeit am Schriftsatz, manchmal mit in einem Call mit dem Mandanten gesessen. Hatte ich aber aufgrund der WiMi-Erfahrung nicht anders erwartet - in größeren Kanzleien geht es ja im Zweifel nicht so oft vor Gericht und auf Mandanten wirst du auch als First Year nicht losgelassen. Direktes Feedback zu einzelnen Arbeiten war meistens recht kurz, hat mir aber genügt, war wohl meistens auch i.O. Habe trotzdem viel gelernt, es ging mir eben auch um den Einblick in die Kanzeli und das Rechtsgebiet und allein durch die Bearbeitung der Aufgaben lernt man ja auch Dinge. Am Ende gab es dann noch ein etwas ausführlicheres Abschlussgespräch.
Ich selbst war in einer Boutique-Kanzlei, die Arbeit war ähnlich wie als WiMi in einer GK, d.h. größtenteils Recherche, teilweise direkte Mitarbeit am Schriftsatz, manchmal mit in einem Call mit dem Mandanten gesessen. Hatte ich aber aufgrund der WiMi-Erfahrung nicht anders erwartet - in größeren Kanzleien geht es ja im Zweifel nicht so oft vor Gericht und auf Mandanten wirst du auch als First Year nicht losgelassen. Direktes Feedback zu einzelnen Arbeiten war meistens recht kurz, hat mir aber genügt, war wohl meistens auch i.O. Habe trotzdem viel gelernt, es ging mir eben auch um den Einblick in die Kanzeli und das Rechtsgebiet und allein durch die Bearbeitung der Aufgaben lernt man ja auch Dinge. Am Ende gab es dann noch ein etwas ausführlicheres Abschlussgespräch.
28.09.2022, 09:44
(27.09.2022, 23:21)Gast schrieb: Bist du bei einem Einzelanwalt oder einer Kanzlei?
Ich selbst war in einer Boutique-Kanzlei, die Arbeit war ähnlich wie als WiMi in einer GK, d.h. größtenteils Recherche, teilweise direkte Mitarbeit am Schriftsatz, manchmal mit in einem Call mit dem Mandanten gesessen. Hatte ich aber aufgrund der WiMi-Erfahrung nicht anders erwartet - in größeren Kanzleien geht es ja im Zweifel nicht so oft vor Gericht und auf Mandanten wirst du auch als First Year nicht losgelassen. Direktes Feedback zu einzelnen Arbeiten war meistens recht kurz, hat mir aber genügt, war wohl meistens auch i.O. Habe trotzdem viel gelernt, es ging mir eben auch um den Einblick in die Kanzeli und das Rechtsgebiet und allein durch die Bearbeitung der Aufgaben lernt man ja auch Dinge. Am Ende gab es dann noch ein etwas ausführlicheres Abschlussgespräch.
Ich bin in einer mittelständischen Kanzlei. Was ich auch frustrierend finde ist, dass ich so eigentlich auch nicht wirklich besser werden kann. Ich kann auf diese Weise ja nicht auf einem Rechtgebiet besser werden oder ein neues kennenlernen. Meine Arbeit beschränkt sich primär auf die Beantwortung sehr spezieller Fragen. Ich hätte gedacht, dass man gerade auch lernt, wie man gute Schriftsätze verfasst oder Tipps dahingehend erhält. Das ganze System ist schon aubeutend und nicht wirklich ein "Nehmen und Geben" von Kanzleiseite. Geht's da allen so?
28.09.2022, 10:02
(28.09.2022, 09:44)Jurmel schrieb:(27.09.2022, 23:21)Gast schrieb: Bist du bei einem Einzelanwalt oder einer Kanzlei?
Ich selbst war in einer Boutique-Kanzlei, die Arbeit war ähnlich wie als WiMi in einer GK, d.h. größtenteils Recherche, teilweise direkte Mitarbeit am Schriftsatz, manchmal mit in einem Call mit dem Mandanten gesessen. Hatte ich aber aufgrund der WiMi-Erfahrung nicht anders erwartet - in größeren Kanzleien geht es ja im Zweifel nicht so oft vor Gericht und auf Mandanten wirst du auch als First Year nicht losgelassen. Direktes Feedback zu einzelnen Arbeiten war meistens recht kurz, hat mir aber genügt, war wohl meistens auch i.O. Habe trotzdem viel gelernt, es ging mir eben auch um den Einblick in die Kanzeli und das Rechtsgebiet und allein durch die Bearbeitung der Aufgaben lernt man ja auch Dinge. Am Ende gab es dann noch ein etwas ausführlicheres Abschlussgespräch.
Ich bin in einer mittelständischen Kanzlei. Was ich auch frustrierend finde ist, dass ich so eigentlich auch nicht wirklich besser werden kann. Ich kann auf diese Weise ja nicht auf einem Rechtgebiet besser werden oder ein neues kennenlernen. Meine Arbeit beschränkt sich primär auf die Beantwortung sehr spezieller Fragen. Ich hätte gedacht, dass man gerade auch lernt, wie man gute Schriftsätze verfasst oder Tipps dahingehend erhält. Das ganze System ist schon aubeutend und nicht wirklich ein "Nehmen und Geben" von Kanzleiseite. Geht's da allen so?
Naja, Du sagst doch auch, dass Du schon Feedback bekommst, insofern dass Dir gesagt wird, was Du gut oder schlecht gemacht hast. Kannst Du dann nicht einfach selbst nach Tipps fragen, wenn Dir da was an Info fehlt? Man muss auch etwas Eigenintiative zeigen und Hilfe einfordern - das ist natürlich nicht so einfach, aber wenn ihr das Produkt besprecht, sollte idR auch Raum für Fragen sein. Sind denn spezielle Fragen einfach das, was Dein zugeordneter Anwalt macht? Ehrlich gesagt, wenn Dir mitgeteilt wird, was an Deinem Produkt nicht richtig ist, dann ist das doch Feedback und eine Möglichkeit auch nach Tips/Hilfe zu fragen.
Ich persönlich habe im Ref unterschiedliche Erfahrungen gemacht, Onboarding gab es nur bei GKen, aber im Großen und Ganzen wurde mir auch "nur" gesagt, was schlecht oder falsch an meinem Produkt war. Das habe ich aber nicht als was Negatives empfunden, wenn es ganz normal als sachliche Kritik formuliert wird - nur so lernt man, nicht, indem Dir jemand sagt, dass Du total super bist. Kann sein, dass ich Dich falsch verstehe, aber wie genau stellst Du Dir Feedback/Tips vor?
28.09.2022, 18:12
(28.09.2022, 10:02)Gast schrieb:(28.09.2022, 09:44)Jurmel schrieb:(27.09.2022, 23:21)Gast schrieb: Bist du bei einem Einzelanwalt oder einer Kanzlei?
Ich selbst war in einer Boutique-Kanzlei, die Arbeit war ähnlich wie als WiMi in einer GK, d.h. größtenteils Recherche, teilweise direkte Mitarbeit am Schriftsatz, manchmal mit in einem Call mit dem Mandanten gesessen. Hatte ich aber aufgrund der WiMi-Erfahrung nicht anders erwartet - in größeren Kanzleien geht es ja im Zweifel nicht so oft vor Gericht und auf Mandanten wirst du auch als First Year nicht losgelassen. Direktes Feedback zu einzelnen Arbeiten war meistens recht kurz, hat mir aber genügt, war wohl meistens auch i.O. Habe trotzdem viel gelernt, es ging mir eben auch um den Einblick in die Kanzeli und das Rechtsgebiet und allein durch die Bearbeitung der Aufgaben lernt man ja auch Dinge. Am Ende gab es dann noch ein etwas ausführlicheres Abschlussgespräch.
Ich bin in einer mittelständischen Kanzlei. Was ich auch frustrierend finde ist, dass ich so eigentlich auch nicht wirklich besser werden kann. Ich kann auf diese Weise ja nicht auf einem Rechtgebiet besser werden oder ein neues kennenlernen. Meine Arbeit beschränkt sich primär auf die Beantwortung sehr spezieller Fragen. Ich hätte gedacht, dass man gerade auch lernt, wie man gute Schriftsätze verfasst oder Tipps dahingehend erhält. Das ganze System ist schon aubeutend und nicht wirklich ein "Nehmen und Geben" von Kanzleiseite. Geht's da allen so?
Naja, Du sagst doch auch, dass Du schon Feedback bekommst, insofern dass Dir gesagt wird, was Du gut oder schlecht gemacht hast. Kannst Du dann nicht einfach selbst nach Tipps fragen, wenn Dir da was an Info fehlt? Man muss auch etwas Eigenintiative zeigen und Hilfe einfordern - das ist natürlich nicht so einfach, aber wenn ihr das Produkt besprecht, sollte idR auch Raum für Fragen sein. Sind denn spezielle Fragen einfach das, was Dein zugeordneter Anwalt macht? Ehrlich gesagt, wenn Dir mitgeteilt wird, was an Deinem Produkt nicht richtig ist, dann ist das doch Feedback und eine Möglichkeit auch nach Tips/Hilfe zu fragen.
Ich persönlich habe im Ref unterschiedliche Erfahrungen gemacht, Onboarding gab es nur bei GKen, aber im Großen und Ganzen wurde mir auch "nur" gesagt, was schlecht oder falsch an meinem Produkt war. Das habe ich aber nicht als was Negatives empfunden, wenn es ganz normal als sachliche Kritik formuliert wird - nur so lernt man, nicht, indem Dir jemand sagt, dass Du total super bist. Kann sein, dass ich Dich falsch verstehe, aber wie genau stellst Du Dir Feedback/Tips vor?
Danke für die Antwort! Ich persönlich habe tatsächlich bisher noch gar keine Art von Feedback bekommen. Wurde mir nur von den Mitreferendaren so mitgeteilt. Ich weiß somit nicht wie meine Leistungen diesen Monat waren. Die weiteren Referendare meinten, dass auf Nachfrage auch eher ungern Feedback gegeben wird.
Eigeninitiative zu ergreifen ist nur beschränkt möglich - es besteht generell eher die Stimmung dort, dass man stört, wenn man unterbricht durch Fragen o.ä. Ich habe aber bspw. schon angefragt, ob ich bei Verhandlungen mitgehen kann. Das wurde bejaht - mal sehen ob auch Taten folgen. Die anderen Referendare wurden kein einziges Mal mitgenommen.
Feedback bedeutet für mich zudem, dass man Tipps bekommt bzw. lernt, wie man es richtig bzw. gut macht oder zumindest, wie man das Schriftstück bessert. Ich muss bspw. eine Berufungsbegründung schreiben, ohne dies in der AG zuvor besprochen zu haben oder Kenntnisse davon zu haben, worauf geachtet werden sollte und wie man dies am besten tut. Ich bin sicher, dass es da qualitative Unterschiede gibt und würde ja gerne lernen, wie man es gut macht. Man wird eher alleine gelassen und arbeitet zu. Ich finde das hat wenig mit Ausbildung zu tun.
Ich wollte aber auch eher erfahren, ob das die gängige Praxis ist und die anderen Referendare denselben Ablauf erleben. Ich habe mir das eben etwas anders vorgestellt.