30.05.2022, 23:13
Hallo zusammen,
nach Erstem (zweistellig BY) und Zweitem Examen (9,x BY) arbeite ich aktuell mit halber Stelle als WissMit an der Uni und schreibe an meiner Diss. Ich bin bereits seit zwei Jahren dran und nicht glücklich mit meinem Fortschritt und meinem Mangel an Motivation, was mir zunehmend auf Schlafqualität und Selbstbewusstsein schlägt. Ich denke ernsthaft darüber nach, einen Cut zu machen und nicht noch weitere ein bis zwei Jahre reinzustecken, womit ich zu Beginn nie gerechnet hätte. Es ist also wohl an der Zeit, dass ich mir überlege, wie es nach der Diss bzw. einem Abbruch dieses Projektes weitergehen soll, damit ich wieder Perspektiven sehe. Besonders habe ich mir über folgende Optionen Gedanken gemacht:
- GK: pro: prima Chancen mit meinem Diss-Rechtsgebiet (Bereich Öff. Wirtschaftsrecht), einschlägige Erfahrung; contra: allem voran die Arbeitszeiten. Mehr als 50h/Woche möchte ich schlicht nicht arbeiten und dieser Eindruck verfestigt sich, wenn ich mir meine in der GK gelandeten Freunde aus Refzeiten anschaue. Zudem arbeite ich lieber auf Deutsch.
- Justiz (Ordentliche): Ich kämpfe in der Diss mit meiner Selbstdisziplin, meinem Bedürfnis nach klarem Feierabend und teils mit meinem Perfektionismus. Das lässt mich trotz positiver Eindrücke und sehr gutem feedback im Ref an meiner Eignung für die Justiz zweifeln. Zudem bin ich seit zwei Jahren aus Zivil- und Strafrecht raus, womit ich aber vermutlich auch kein Einzelfall wäre.
- oberste Bundesbehörde: eine bestimmte hätte inhaltlich einen ausgezeichnet zu meinem Dissthema passenden Zuschnitt, was mich sehr reizt. Ein Zeitkonto könnte mir sehr zugute kommen, dazu kommt das Gefühl, "etwas sinnvolles" zu tun. Die Standorte sind allerdings sehr weit von der Region entfernt, in der ich in 3-5 Jahren leben will. Vielleicht könnte ich nach dieser Zeit in eine näher gelegene Bundesbehörde, zu einem anderen Dienstherren oder in die freie Wirtschaft (einschlägiges Unternehmen wäre mit Berufserfahrung schon realistischer) wechseln?
Für eure Meinungen und Ideen bin ich sehr dankbar!
nach Erstem (zweistellig BY) und Zweitem Examen (9,x BY) arbeite ich aktuell mit halber Stelle als WissMit an der Uni und schreibe an meiner Diss. Ich bin bereits seit zwei Jahren dran und nicht glücklich mit meinem Fortschritt und meinem Mangel an Motivation, was mir zunehmend auf Schlafqualität und Selbstbewusstsein schlägt. Ich denke ernsthaft darüber nach, einen Cut zu machen und nicht noch weitere ein bis zwei Jahre reinzustecken, womit ich zu Beginn nie gerechnet hätte. Es ist also wohl an der Zeit, dass ich mir überlege, wie es nach der Diss bzw. einem Abbruch dieses Projektes weitergehen soll, damit ich wieder Perspektiven sehe. Besonders habe ich mir über folgende Optionen Gedanken gemacht:
- GK: pro: prima Chancen mit meinem Diss-Rechtsgebiet (Bereich Öff. Wirtschaftsrecht), einschlägige Erfahrung; contra: allem voran die Arbeitszeiten. Mehr als 50h/Woche möchte ich schlicht nicht arbeiten und dieser Eindruck verfestigt sich, wenn ich mir meine in der GK gelandeten Freunde aus Refzeiten anschaue. Zudem arbeite ich lieber auf Deutsch.
- Justiz (Ordentliche): Ich kämpfe in der Diss mit meiner Selbstdisziplin, meinem Bedürfnis nach klarem Feierabend und teils mit meinem Perfektionismus. Das lässt mich trotz positiver Eindrücke und sehr gutem feedback im Ref an meiner Eignung für die Justiz zweifeln. Zudem bin ich seit zwei Jahren aus Zivil- und Strafrecht raus, womit ich aber vermutlich auch kein Einzelfall wäre.
- oberste Bundesbehörde: eine bestimmte hätte inhaltlich einen ausgezeichnet zu meinem Dissthema passenden Zuschnitt, was mich sehr reizt. Ein Zeitkonto könnte mir sehr zugute kommen, dazu kommt das Gefühl, "etwas sinnvolles" zu tun. Die Standorte sind allerdings sehr weit von der Region entfernt, in der ich in 3-5 Jahren leben will. Vielleicht könnte ich nach dieser Zeit in eine näher gelegene Bundesbehörde, zu einem anderen Dienstherren oder in die freie Wirtschaft (einschlägiges Unternehmen wäre mit Berufserfahrung schon realistischer) wechseln?
Für eure Meinungen und Ideen bin ich sehr dankbar!
07.06.2022, 12:58
In der Justiz wirst du als Perfektionist komplett unter Aktenbergen versinken.
07.06.2022, 14:19
Ich würde normal eine kleinere Kanzlei/Boutique in den Raum werfen, in der ein Maximum von 50h pro Woche durchaus realisierbar sein dürfte. Erfordert natürlich auch die Fähigkeit, mal nein zu sagen (was meiner Erfahrung nach vielen guten Leuten schwerfällt - man ist ja oft so weit gekommen, weil man immer alles gegeben hat).
Sonst geht es mir - mit weniger herausragenden, aber sehr soliden Examensergebnissen - ähnlich wie dir. Ich habe 3 Jahre für meine Diss gebraucht und hatte auch sehr große Motivationsprobleme. Vor einer Bewerbung in der Justiz (bei mir auch mit unklaren Erfolgsaussichten) schrecke ich wegen der Sorge zurück, für alles ewig zu brauchen, weil ich einerseits nicht so diszipliniert bin, es andererseits am Ende aber auch gut machen möchte.
Ich hab erstmal bei einer GK der 2. Reihe angefangen und arbeite dort im Schnitt 50h, aber teilweise eben auch mehr. Es macht mir großen Spaß und es gibt immerhin einen klareren Feierabend als in der Justiz. Langfristig kann ich mir dann auch die Arbeit im Unternehmen vorstellen, da kenne ich einige, die mit der Work/Life/Einkommens-Balance zufrieden sind. Allerdings weiß nicht, ob das bei deinem Rechtsgebiet infrage kommt.
Bundesbehörden finde ich thematisch und wegen der Arbeitszeiten reizvoll, allerdings ist der Verdienst und die Aufstiegschancen wohl nicht so top, sowohl in Abgrenzung zur GK als auch in Abgrenzung zur Justiz (anfangs ähnlich wie in der Justiz, aber später deutlich geringer).
Sonst geht es mir - mit weniger herausragenden, aber sehr soliden Examensergebnissen - ähnlich wie dir. Ich habe 3 Jahre für meine Diss gebraucht und hatte auch sehr große Motivationsprobleme. Vor einer Bewerbung in der Justiz (bei mir auch mit unklaren Erfolgsaussichten) schrecke ich wegen der Sorge zurück, für alles ewig zu brauchen, weil ich einerseits nicht so diszipliniert bin, es andererseits am Ende aber auch gut machen möchte.
Ich hab erstmal bei einer GK der 2. Reihe angefangen und arbeite dort im Schnitt 50h, aber teilweise eben auch mehr. Es macht mir großen Spaß und es gibt immerhin einen klareren Feierabend als in der Justiz. Langfristig kann ich mir dann auch die Arbeit im Unternehmen vorstellen, da kenne ich einige, die mit der Work/Life/Einkommens-Balance zufrieden sind. Allerdings weiß nicht, ob das bei deinem Rechtsgebiet infrage kommt.
Bundesbehörden finde ich thematisch und wegen der Arbeitszeiten reizvoll, allerdings ist der Verdienst und die Aufstiegschancen wohl nicht so top, sowohl in Abgrenzung zur GK als auch in Abgrenzung zur Justiz (anfangs ähnlich wie in der Justiz, aber später deutlich geringer).
07.06.2022, 14:44
07.06.2022, 15:56
(07.06.2022, 14:44)GKassociate schrieb:(07.06.2022, 14:19)Gast schrieb: Ich hab erstmal bei einer GK der 2. Reihe angefangen und arbeite dort im Schnitt 50h, aber teilweise eben auch mehr. Es macht mir großen Spaß und es gibt immerhin einen klareren Feierabend als in der Justiz.
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1. April schon lange vorbei. Aber trotzdem netter Gag.
Wenn alle Partner die Kanzlei verlassen haben, kann sich auch der Associate trauen, aus seinem Büro ein Nachtlager zu machen

Danach gäbe es schon einen "klaren" Feierabend.
Mir war heute auch ganz "unklar", als ich um 13 Uhr Feierabend gemacht habe, weil meine Akten für heute durch waren.

07.06.2022, 16:15
(07.06.2022, 14:19)Gast schrieb: Ich würde normal eine kleinere Kanzlei/Boutique in den Raum werfen, in der ein Maximum von 50h pro Woche durchaus realisierbar sein dürfte. Erfordert natürlich auch die Fähigkeit, mal nein zu sagen (was meiner Erfahrung nach vielen guten Leuten schwerfällt - man ist ja oft so weit gekommen, weil man immer alles gegeben hat).
Sonst geht es mir - mit weniger herausragenden, aber sehr soliden Examensergebnissen - ähnlich wie dir. Ich habe 3 Jahre für meine Diss gebraucht und hatte auch sehr große Motivationsprobleme. Vor einer Bewerbung in der Justiz (bei mir auch mit unklaren Erfolgsaussichten) schrecke ich wegen der Sorge zurück, für alles ewig zu brauchen, weil ich einerseits nicht so diszipliniert bin, es andererseits am Ende aber auch gut machen möchte.
Ich hab erstmal bei einer GK der 2. Reihe angefangen und arbeite dort im Schnitt 50h, aber teilweise eben auch mehr. Es macht mir großen Spaß und es gibt immerhin einen klareren Feierabend als in der Justiz. Langfristig kann ich mir dann auch die Arbeit im Unternehmen vorstellen, da kenne ich einige, die mit der Work/Life/Einkommens-Balance zufrieden sind. Allerdings weiß nicht, ob das bei deinem Rechtsgebiet infrage kommt.
Bundesbehörden finde ich thematisch und wegen der Arbeitszeiten reizvoll, allerdings ist der Verdienst und die Aufstiegschancen wohl nicht so top, sowohl in Abgrenzung zur GK als auch in Abgrenzung zur Justiz (anfangs ähnlich wie in der Justiz, aber später deutlich geringer).
Sehr spannend - magst Du grob etwas zu deinen Examensergebnissen sagen?
08.06.2022, 15:03
(07.06.2022, 14:44)GKassociate schrieb:(07.06.2022, 14:19)Gast schrieb: Ich hab erstmal bei einer GK der 2. Reihe angefangen und arbeite dort im Schnitt 50h, aber teilweise eben auch mehr. Es macht mir großen Spaß und es gibt immerhin einen klareren Feierabend als in der Justiz.
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1. April schon lange vorbei. Aber trotzdem netter Gag.
Ich habe das geschrieben - ich persönlich finde schon, dass es etwas anderes ist als in der Justiz. Das mag nicht in jeder Kanzlei/Team so sein, ist aber bei mir so. Erstens wird von mir erwartet, dass ich zu den normalen Geschäftszeiten grundsätzlich erreichbar bin - da verbietet sich schon mal das Verschleppen aufs Wochenende, was man ja als Richter durchaus machen kann (kenne Richter, die unter der Woche "nicht dazu kommen" und es dann am Wochenende nacharbeiten müssen). Wenn ich das Büro verlasse, hab ich grundsätzlich Feierabend (gibt natürlich Ausnahmen). Am Wochenende ist grundsätzlich frei. So frei habe ich mich die ganze Diss-Zeit nicht gefühlt - da kommt man ja schneller voran, je mehr man macht. Jeder freie Abend oder jeder Tag am Wochenende, den man nicht an der Diss sitzt, ist ein Abend/Tag, den man länger braucht. Ich beglückwünsche wirklich jeden, der die Diss-Zeit anders erlebt hat (und das sind wahrscheinlich einige), aber mir ging es leider so und daher ist mein Kanzleijob für mich erholsamer als die Diss. Dafür hat man in der Kanzlei natürlich nicht mehr so ganz die Flexibilität, die man während der Diss-Zeit und eben teilweise auch in der Justiz hat - ich kann nicht einfach so einen Vormittag nicht erreichbar sein und nicht arbeiten, ohne jemandem Bescheid zu sagen und mich rechtfertigen zu müssen. Das ist für mich persönlich aber das geringere Übel.
08.06.2022, 15:04
(07.06.2022, 16:15)Gast schrieb:(07.06.2022, 14:19)Gast schrieb: Ich würde normal eine kleinere Kanzlei/Boutique in den Raum werfen, in der ein Maximum von 50h pro Woche durchaus realisierbar sein dürfte. Erfordert natürlich auch die Fähigkeit, mal nein zu sagen (was meiner Erfahrung nach vielen guten Leuten schwerfällt - man ist ja oft so weit gekommen, weil man immer alles gegeben hat).
Sonst geht es mir - mit weniger herausragenden, aber sehr soliden Examensergebnissen - ähnlich wie dir. Ich habe 3 Jahre für meine Diss gebraucht und hatte auch sehr große Motivationsprobleme. Vor einer Bewerbung in der Justiz (bei mir auch mit unklaren Erfolgsaussichten) schrecke ich wegen der Sorge zurück, für alles ewig zu brauchen, weil ich einerseits nicht so diszipliniert bin, es andererseits am Ende aber auch gut machen möchte.
Ich hab erstmal bei einer GK der 2. Reihe angefangen und arbeite dort im Schnitt 50h, aber teilweise eben auch mehr. Es macht mir großen Spaß und es gibt immerhin einen klareren Feierabend als in der Justiz. Langfristig kann ich mir dann auch die Arbeit im Unternehmen vorstellen, da kenne ich einige, die mit der Work/Life/Einkommens-Balance zufrieden sind. Allerdings weiß nicht, ob das bei deinem Rechtsgebiet infrage kommt.
Bundesbehörden finde ich thematisch und wegen der Arbeitszeiten reizvoll, allerdings ist der Verdienst und die Aufstiegschancen wohl nicht so top, sowohl in Abgrenzung zur GK als auch in Abgrenzung zur Justiz (anfangs ähnlich wie in der Justiz, aber später deutlich geringer).
Sehr spannend - magst Du grob etwas zu deinen Examensergebnissen sagen?
11,X (erstes) und 8,X (zweites). Was leitest du daraus ab?