Gestern, 22:18
Hallo zusammen 
Da in diesem Forum häufiger nach Erfahrungsberichten zu allen möglichen Stationen im Referendariat gefragt wird, wollte ich die Gelegenheit nutzen, um von meinen Erfahrungen aus der Verwaltungsstation bei der Architektenkammer NRW (im Folgenden "AKNW") zu berichten! Bei meiner eigenen Suche nach einer potenziellen Station habe ich diese nämlich als zuverlässigste und hilfreichste Quelle empfunden. Mein Aufbau orientiert sich an den vom LG Düsseldorf veröffentlichten Stationsberichten (nicht meine Stammdienststelle, sonst hätte ich meinen Bericht direkt dort platziert). Wem die Seite noch nicht bekannt ist, kann sie unter https://www.rechtsreferendare-duesseldor...sberichte/ aufrufen.
Nun aber zu meinem eigenen Bericht:
I. Einleitung
Da ich mich für die Verwaltungsstation nicht in einer klassischen Behörde sah, befasste ich mich frühzeitig mit Alternativen, um die von vielen eher stiefmütterlich behandelte Station nicht nur zu überbrücken, sondern auch in diesen drei Ausbildungsmonaten Erfahrungen zu sammeln, die mir einen tatsächlichen Mehrwert bieten.
Insoweit kann ich die Verwaltungsstation bei der AKNW nur als einen wahren Volltreffer bezeichnen. Sowohl "Freunde des Verwaltungsrechts" als auch diejenigen, die sich nicht als "Öffrechtler schlechthin" bezeichnen, werden hier eine spannende und vielseitige Zeit verbringen, auf die sie gerne zurückblicken werden.
II. Bewerbungsverfahren
Die Bewerbung erfolgte auf eigene Initiative. Dafür versendete ich bereits zu Beginn des Referendariats im Mai 2024 entsprechend einer zuvor erteilten Telefonauskunft eine E-Mail mit meinen Bewerbungsunterlagen an die Personalabteilung der AKNW. Kurz darauf erhielt ich eine Einladung zu einem persönlichen Vorstellungsgespräch mit der Geschäftsführerin der AKNW und dem Leiter der Rechtsabteilung.
Die Kammer bietet nur eine Referendarstelle an, sodass es bei Interesse zu empfehlen ist, sich früh um die Verwaltungsstation zu kümmern.
III. Aufgaben und deren Examensrelevanz
Die mir zugeteilten Aufgaben waren sehr vielfältig und reichten von der Teilnahme an Sitzungen von Arbeitskreisen bis hin zum Verfassen von Vermerken zu diversen rechtlichen Themen. Unter anderem durfte ich mich mit der kartellrechtlichen Relevanz von Preiserhöhungen bestimmter Softwareprogramme befassen. Auch durfte ich einen Artikel für das Deutsche Architektenblatt schreiben und mich dafür mit der denkmalschutzrechtlichen Bedeutung des § 2 EEG auseinandersetzen. Daneben standen aber ebenso klassische verwaltungsrechtliche Themen wie Baurecht an der Tagesordnung, etwa im Rahmen der rechtlichen Beurteilung und anschließenden telefonischen Erstberatung zu Rechtsfragen von Kammermitgliedern. Spannend war auch das berufspolitische Onboarding, das regelmäßig als Einführung in die Tätigkeit bei der AKNW dient. Ebenfalls dazu gehörten Recherchen zu Rechtsfragen aus allen denkbaren Rechtsgebieten (z.B. aus dem Schuldrecht AT und BT, dem Baukammernrecht oder dem Arbeits- und Sozialrecht), die zumeist davon abhingen, womit die Rechtsabteilung sich zu dem jeweiligen Zeitpunkt berufspolitisch auseinandersetzte. Man könnte die Station bei der AKNW daher recht zutreffend als "juristische Wundertüte" bezeichnen.
Die Examensrelevanz der Kammertätigkeit war eher gering. Da dies zuvor jedoch im persönlichen Vorstellungsgespräch offen kommuniziert wurde, wusste ich, worauf ich mich einließ. Für mich bedeutete dies sogar eine sehr willkommene Abwechslung zu den Inhalten der Arbeitsgemeinschaft.
IV. Qualität der Ausbildung
Trotz der eher geringen Examensrelevanz der Tätigkeit in der Kammer hatte ich am Ende der Station den Eindruck, meinen eigenen Horizont erweitert zu haben und als bessere Juristin in den nächsten Ausbildungsabschnitt zu gehen. Dies war - so meine Wahrnehmung - unter anderem dem Umstand geschuldet, dass ich mich häufig zum ersten Mal mit gewissen Rechtsfragen befassen musste und ich mich daher immer wieder neuen Herausforderungen stellte. Selbst bei Hürden oder Unklarheiten fand ich in allen Mitarbeitern der Rechtsabteilung freundliche und hilfsbereite Ansprechpersonen zu allen aufkommenden Fragen und Anliegen, sodass ich mich zu jedem Zeitpunkt gut aufgehoben fühlte. Zum Stationsende gab es ein Abschlussgespräch mit der Geschäftsführerin und dem Leiter der Rechtsabteilung. Vor diesem muss man sich keineswegs fürchten: Darin erhielt man zwar einerseits Feedback und hatte andererseits die Möglichkeit, seine persönlichen Erfahrungen zu schildern und Verbesserungsvorschläge zu unterbreiten. Es diente aber vorrangig dazu, sich zum Abschluss nochmal zusammenzusetzen und sich zu unterhalten.
V. Arbeitszeiten
Ich arbeitete drei Tage pro Woche vor Ort in einem Einzelbüro. Die Arbeitszeiten waren zumeist von 09:00 Uhr bis 16:30 Uhr; freitags endete der Arbeitstag gegen 14:00 Uhr. Die Mittagspause betrug 30 Minuten und wurde regelmäßig ab etwa 12:30 Uhr genommen. Da die Kammer sich im Herzen des Düsseldorfer Medienhafens befindet, gibt es eine große Auswahl an (preislich sogar angemessenen) Cafés und Restaurants, die man zur Mittagspause aufsuchen kann.
VI. Vergütung
Eine Vergütung zahlt die AKNW nicht. In der Teeküche standen jedoch der übliche Kaffee, Tee und Obstkorb zur Verfügung.
VII. Bewertung/Fazit
Ich kann die Verwaltungsstation bei der AKNW jedem nur wärmstens empfehlen. Sie ist vor allem auch für Referendare und Referendarinnen geeignet, die sich weniger im Öffentlichen Recht zuhause fühlen, da man sich dort häufig rechtsgebietsübergreifenden Aufgaben gegenüber sieht. Besonders fielen die Bemühungen des Kollegiums um die Einbindung in die Arbeitsabläufe auf, wodurch man den Eindruck erhielt, nicht nur als Randfigur beteiligt gewesen zu sein. Hierdurch konnte man sein eigenes Mitwirken im Prozess oder Arbeitsergebnis tatsächlich wiedererkennen und so die Tragweite der eigenen Arbeitsergebnisse sehen.
In jedem Fall bietet die Verwaltungsstation bei der AKNW drei Monate voller abwechslungsreicher Aufgaben und einen hervorragenden Einblick in ein weniger typisches Bild der juristischen Tätigkeit.
Ich hoffe, mein Beitrag konnte bei der Suche nach einer Verwaltungsstation weiterhelfen!

Da in diesem Forum häufiger nach Erfahrungsberichten zu allen möglichen Stationen im Referendariat gefragt wird, wollte ich die Gelegenheit nutzen, um von meinen Erfahrungen aus der Verwaltungsstation bei der Architektenkammer NRW (im Folgenden "AKNW") zu berichten! Bei meiner eigenen Suche nach einer potenziellen Station habe ich diese nämlich als zuverlässigste und hilfreichste Quelle empfunden. Mein Aufbau orientiert sich an den vom LG Düsseldorf veröffentlichten Stationsberichten (nicht meine Stammdienststelle, sonst hätte ich meinen Bericht direkt dort platziert). Wem die Seite noch nicht bekannt ist, kann sie unter https://www.rechtsreferendare-duesseldor...sberichte/ aufrufen.
Nun aber zu meinem eigenen Bericht:
I. Einleitung
Da ich mich für die Verwaltungsstation nicht in einer klassischen Behörde sah, befasste ich mich frühzeitig mit Alternativen, um die von vielen eher stiefmütterlich behandelte Station nicht nur zu überbrücken, sondern auch in diesen drei Ausbildungsmonaten Erfahrungen zu sammeln, die mir einen tatsächlichen Mehrwert bieten.
Insoweit kann ich die Verwaltungsstation bei der AKNW nur als einen wahren Volltreffer bezeichnen. Sowohl "Freunde des Verwaltungsrechts" als auch diejenigen, die sich nicht als "Öffrechtler schlechthin" bezeichnen, werden hier eine spannende und vielseitige Zeit verbringen, auf die sie gerne zurückblicken werden.
II. Bewerbungsverfahren
Die Bewerbung erfolgte auf eigene Initiative. Dafür versendete ich bereits zu Beginn des Referendariats im Mai 2024 entsprechend einer zuvor erteilten Telefonauskunft eine E-Mail mit meinen Bewerbungsunterlagen an die Personalabteilung der AKNW. Kurz darauf erhielt ich eine Einladung zu einem persönlichen Vorstellungsgespräch mit der Geschäftsführerin der AKNW und dem Leiter der Rechtsabteilung.
Die Kammer bietet nur eine Referendarstelle an, sodass es bei Interesse zu empfehlen ist, sich früh um die Verwaltungsstation zu kümmern.
III. Aufgaben und deren Examensrelevanz
Die mir zugeteilten Aufgaben waren sehr vielfältig und reichten von der Teilnahme an Sitzungen von Arbeitskreisen bis hin zum Verfassen von Vermerken zu diversen rechtlichen Themen. Unter anderem durfte ich mich mit der kartellrechtlichen Relevanz von Preiserhöhungen bestimmter Softwareprogramme befassen. Auch durfte ich einen Artikel für das Deutsche Architektenblatt schreiben und mich dafür mit der denkmalschutzrechtlichen Bedeutung des § 2 EEG auseinandersetzen. Daneben standen aber ebenso klassische verwaltungsrechtliche Themen wie Baurecht an der Tagesordnung, etwa im Rahmen der rechtlichen Beurteilung und anschließenden telefonischen Erstberatung zu Rechtsfragen von Kammermitgliedern. Spannend war auch das berufspolitische Onboarding, das regelmäßig als Einführung in die Tätigkeit bei der AKNW dient. Ebenfalls dazu gehörten Recherchen zu Rechtsfragen aus allen denkbaren Rechtsgebieten (z.B. aus dem Schuldrecht AT und BT, dem Baukammernrecht oder dem Arbeits- und Sozialrecht), die zumeist davon abhingen, womit die Rechtsabteilung sich zu dem jeweiligen Zeitpunkt berufspolitisch auseinandersetzte. Man könnte die Station bei der AKNW daher recht zutreffend als "juristische Wundertüte" bezeichnen.
Die Examensrelevanz der Kammertätigkeit war eher gering. Da dies zuvor jedoch im persönlichen Vorstellungsgespräch offen kommuniziert wurde, wusste ich, worauf ich mich einließ. Für mich bedeutete dies sogar eine sehr willkommene Abwechslung zu den Inhalten der Arbeitsgemeinschaft.
IV. Qualität der Ausbildung
Trotz der eher geringen Examensrelevanz der Tätigkeit in der Kammer hatte ich am Ende der Station den Eindruck, meinen eigenen Horizont erweitert zu haben und als bessere Juristin in den nächsten Ausbildungsabschnitt zu gehen. Dies war - so meine Wahrnehmung - unter anderem dem Umstand geschuldet, dass ich mich häufig zum ersten Mal mit gewissen Rechtsfragen befassen musste und ich mich daher immer wieder neuen Herausforderungen stellte. Selbst bei Hürden oder Unklarheiten fand ich in allen Mitarbeitern der Rechtsabteilung freundliche und hilfsbereite Ansprechpersonen zu allen aufkommenden Fragen und Anliegen, sodass ich mich zu jedem Zeitpunkt gut aufgehoben fühlte. Zum Stationsende gab es ein Abschlussgespräch mit der Geschäftsführerin und dem Leiter der Rechtsabteilung. Vor diesem muss man sich keineswegs fürchten: Darin erhielt man zwar einerseits Feedback und hatte andererseits die Möglichkeit, seine persönlichen Erfahrungen zu schildern und Verbesserungsvorschläge zu unterbreiten. Es diente aber vorrangig dazu, sich zum Abschluss nochmal zusammenzusetzen und sich zu unterhalten.
V. Arbeitszeiten
Ich arbeitete drei Tage pro Woche vor Ort in einem Einzelbüro. Die Arbeitszeiten waren zumeist von 09:00 Uhr bis 16:30 Uhr; freitags endete der Arbeitstag gegen 14:00 Uhr. Die Mittagspause betrug 30 Minuten und wurde regelmäßig ab etwa 12:30 Uhr genommen. Da die Kammer sich im Herzen des Düsseldorfer Medienhafens befindet, gibt es eine große Auswahl an (preislich sogar angemessenen) Cafés und Restaurants, die man zur Mittagspause aufsuchen kann.
VI. Vergütung
Eine Vergütung zahlt die AKNW nicht. In der Teeküche standen jedoch der übliche Kaffee, Tee und Obstkorb zur Verfügung.
VII. Bewertung/Fazit
Ich kann die Verwaltungsstation bei der AKNW jedem nur wärmstens empfehlen. Sie ist vor allem auch für Referendare und Referendarinnen geeignet, die sich weniger im Öffentlichen Recht zuhause fühlen, da man sich dort häufig rechtsgebietsübergreifenden Aufgaben gegenüber sieht. Besonders fielen die Bemühungen des Kollegiums um die Einbindung in die Arbeitsabläufe auf, wodurch man den Eindruck erhielt, nicht nur als Randfigur beteiligt gewesen zu sein. Hierdurch konnte man sein eigenes Mitwirken im Prozess oder Arbeitsergebnis tatsächlich wiedererkennen und so die Tragweite der eigenen Arbeitsergebnisse sehen.
In jedem Fall bietet die Verwaltungsstation bei der AKNW drei Monate voller abwechslungsreicher Aufgaben und einen hervorragenden Einblick in ein weniger typisches Bild der juristischen Tätigkeit.
Ich hoffe, mein Beitrag konnte bei der Suche nach einer Verwaltungsstation weiterhelfen!