02.02.2024, 14:51
Zwei Gedanken noch zu den Fragen "Jura weiterempfehlen" und "bin ich zufrieden"?
Ich kann beides bejahen, aber man muss sich Folgendes klar machen:
1. Gerade als Anwalt, aber auch als Richter, ist man im Grunde dauerhaft mit Streit und Fehlschlägen konfrontiert. Eine Ehe, die in die Brüche geht, oder zwei ehemalige Geschäftspartner, die mal zusammen einen Betrieb gegründet haben und optimistisch in die Zukunft blickten, sich nun aber hassen und an die Grugel gehen.
Von den guten Geschichten, z.B. der glücklichen Ehe, die bis zum Tode hält, bekommt man in seinem Beruf nichts mit. Zum Anwalt geht man schließlich erst, wenn die Fronten so verhärtet sind, dass alles andere nicht mehr hilft.
Das führt dazu, dass die meisten Juristen tendenziell eher vorsichtig bis hin zu pessimistisch sind.
Hier muss man aufpassen, dass man sich das Ganze nicht zu sehr zu Herzen nimmt und sich selbst davon frei macht.
2. Als Jurist lernt man sehr präzises Argumentieren, Probleme in Einzelteile zerlegen und jeden Punkt seperat betrachten, meistens sehr nüchtern und unemotional. Sezieren und Argumentieren ist der Schwerpunkt der juristischen Ausbildung und Arbeit, viel mehr als in jedem anderen mir bekannten Berufsfeld.
Das kann (muss nicht) zu einer gewissen Entfremdung von Nichtjuristen führen, einfach weil es für beide Seiten schwer ist, die andere Seite noch zu verstehen. Man merkt das im Verhältnis zu Nichtjuristen im Familien- und Freundeskreis, die man schon vor dem Studium kannte.
Das heißt nicht, dass man nicht mehr befreundet sein kann. Aber bei politischen Diskussionen oder auch bei der Arbeit in Gremien/Vereinen/Lokalpolitik/usw. ist es häufig sehr merkwürdig, wie durcheinander oder emotional oder unpräzise Nichtjuristen argumentieren. Auch bei anderen Akademikern (Ärzten, Lehrern, etc.) wundert man sich da.
Umgekehrt ist der typische Jurist häufig unemotional, steif, nüchtern, usw.. Ausnahmen bestätigen wie immer die Regel.
Ich kann beides bejahen, aber man muss sich Folgendes klar machen:
1. Gerade als Anwalt, aber auch als Richter, ist man im Grunde dauerhaft mit Streit und Fehlschlägen konfrontiert. Eine Ehe, die in die Brüche geht, oder zwei ehemalige Geschäftspartner, die mal zusammen einen Betrieb gegründet haben und optimistisch in die Zukunft blickten, sich nun aber hassen und an die Grugel gehen.
Von den guten Geschichten, z.B. der glücklichen Ehe, die bis zum Tode hält, bekommt man in seinem Beruf nichts mit. Zum Anwalt geht man schließlich erst, wenn die Fronten so verhärtet sind, dass alles andere nicht mehr hilft.
Das führt dazu, dass die meisten Juristen tendenziell eher vorsichtig bis hin zu pessimistisch sind.
Hier muss man aufpassen, dass man sich das Ganze nicht zu sehr zu Herzen nimmt und sich selbst davon frei macht.
2. Als Jurist lernt man sehr präzises Argumentieren, Probleme in Einzelteile zerlegen und jeden Punkt seperat betrachten, meistens sehr nüchtern und unemotional. Sezieren und Argumentieren ist der Schwerpunkt der juristischen Ausbildung und Arbeit, viel mehr als in jedem anderen mir bekannten Berufsfeld.
Das kann (muss nicht) zu einer gewissen Entfremdung von Nichtjuristen führen, einfach weil es für beide Seiten schwer ist, die andere Seite noch zu verstehen. Man merkt das im Verhältnis zu Nichtjuristen im Familien- und Freundeskreis, die man schon vor dem Studium kannte.
Das heißt nicht, dass man nicht mehr befreundet sein kann. Aber bei politischen Diskussionen oder auch bei der Arbeit in Gremien/Vereinen/Lokalpolitik/usw. ist es häufig sehr merkwürdig, wie durcheinander oder emotional oder unpräzise Nichtjuristen argumentieren. Auch bei anderen Akademikern (Ärzten, Lehrern, etc.) wundert man sich da.
Umgekehrt ist der typische Jurist häufig unemotional, steif, nüchtern, usw.. Ausnahmen bestätigen wie immer die Regel.
02.02.2024, 15:20
(02.02.2024, 14:51)Heyyho schrieb: 2. Als Jurist lernt man sehr präzises Argumentieren, Probleme in Einzelteile zerlegen und jeden Punkt seperat betrachten, meistens sehr nüchtern und unemotional. Sezieren und Argumentieren ist der Schwerpunkt der juristischen Ausbildung und Arbeit, viel mehr als in jedem anderen mir bekannten Berufsfeld.
Das kann (muss nicht) zu einer gewissen Entfremdung von Nichtjuristen führen, einfach weil es für beide Seiten schwer ist, die andere Seite noch zu verstehen. Man merkt das im Verhältnis zu Nichtjuristen im Familien- und Freundeskreis, die man schon vor dem Studium kannte.
Das heißt nicht, dass man nicht mehr befreundet sein kann. Aber bei politischen Diskussionen oder auch bei der Arbeit in Gremien/Vereinen/Lokalpolitik/usw. ist es häufig sehr merkwürdig, wie durcheinander oder emotional oder unpräzise Nichtjuristen argumentieren. Auch bei anderen Akademikern (Ärzten, Lehrern, etc.) wundert man sich da.
Umgekehrt ist der typische Jurist häufig unemotional, steif, nüchtern, usw.. Ausnahmen bestätigen wie immer die Regel.
Als Jurist sollte man das lernen. Der Realität entspricht das nicht unbedingt. Viele Juristen können auch nicht besser argumentieren als Oma Gertrude im Bürgerverein. Man kann das Examen schließlich auch bestehen, ohne auch nur einmal einen eigenen klaren Gedanken gefasst zu haben, indem man die Standardargumente aus dem AS-/Kaiser-Skript auswendig lernt.
Richtig ist aber, dass jedenfalls halbwegs vernünftige Juristen sich in ihrer Argumentationsweise deutlich von anderen Menschen unterscheiden. Im Alltag merkt man das sowieso, da der Durchschnittsbürger weder besonders intelligent noch besonders gebildet ist, aber man merkt das auch schnell, wenn man sich in (vermeintlich?) gebildeten Kreisen umschaut. Man sollte sich hierzu mal ein paar Debatten von Politikern anschauen. Von einigen Ausnahmen, die sich besser nicht Juristen schimpfen sollten, abgesehen, merkt man recht schnell, dass ein Redner ein Jurist ist, auch wenn man ihn gar nicht kennt. Selbst wenn man nicht mit ihnen politisch auf einer Linie steht, bleibt ihr Vortrag regelmäßig nachvollziehbar. Die Vorträge vieler anderer Politiker hingegen hören sich in meinen Ohren oft an wie das Quengeln eines Kleinkindes.
04.02.2024, 21:41
(30.01.2024, 19:08)juristischer Laie schrieb: Danke an die zahlreichen, teils sehr ausführlichen Antworten hier, die mir schon mal in meiner Entscheidungsfindung weitergeholfen haben.
Nun habe ich letztens den Studiengang „Unternehmensjurist/LLB“ an der Uni Mannheim entdeckt. Auf den ersten Blick scheint dieser mein Interesse für Wirtschaft und Recht prima zu kombinieren und mir auch noch weiterhin die Möglichkeit zum Schreiben des Staatsexamen offen zu halten.
Zum Aufbau: in den ersten 6 Semestern: 60% Jura- (nur Zivilrecht) / 40 % BWL-Anteile zum Erwerb des Bachelors, danach folgt der erste Teil des Examens (nur Zivilrechtsklausuren). Hiernach kommen 4 Semester „ergänzende Studien“ , in denen das öff. Recht und Stafrecht erstmals gelehrt werden und der zweite Teil des Examens mit den entsprechenden Examensklausuren folgt.
Auf der einen Seite sollte der Bachelor-Abschluss nach dem 6. Semester eine beruhigende Wirkung auf meine Gemütslage vor dem Examen haben. Auf der anderen Seite scheint der Studiengang allerdings (logischerweise) weitaus zeitaufwendiger und belastender zu sein als ein typisches Jurastudium, da jede Note ab dem ersten Semester in den Bachelor zählt. Zudem ist der zeitliche Aufwand durch die Abschichtung bis zur Vollendung des ersten Examens mit 11-12 Semestern deutlich höher als bei einem normalen Jurastudium.
Letztendlich stellt sich mir insbesondere die Frage, wie gut mich der Studiengang auf das Examen vorbereitet und ob der zusätzliche Aufwand mit dem Doppelabschluss in BWL sowie das Abschichten nicht eher hinderlich für meine Examensnoten sind.
Was haltet Ihr von diesem Studiengang und würdet Ihr mir diesen eher empfehlen, anstelle eines herkömmlichen Jurastudiums?
Ich habe in Mannheim den Unternehmensjuristen und das erste Staatsexamen gemacht. Wenn du Jura studieren willst, ist Mannheim schon empfehlenswert.
Das Studium ist im Unterschied zum klassischen Jura-Studium ab dem ersten Semester sehr strukturiert. Das heißt, dass du in den ersten Semestern nicht selbst entscheiden kannst, ob du eine Klausur mitschreiben willst. Das hat Vorteile, weil du gezwungen wirst, ab dem ersten Semester fokussiert zu arbeiten. Jedoch auch Nachteile, weil du kein lockeres Grundstudium hast.
BWL studierst du im Nebenfach mit den Politikwissenschaftlern, Medienwissenschaftler, Kulturwissenschaftlern usw. Der BWL-Teil nimmt vom Aufwand her etwa 2 Vollzeit-Semester ein und ist auf die ersten 4 Semester verteilt. Ich fand, dass BWL und Jura gut zusammen passen. Es sind beides entscheidungsfindende Wissenschaften. In der BWL wird häufig durch Mathe entschieden, in Jura auf Grundlage der Gesetze. Gerade die BWL-Inhalte, wo einem die Funktionsweise der Kapitalmärkte erklärt wird, fand ich richtig interessant. Auch helfen mir die Kenntnisse in Buchführung, Steuern und Unternehmensbewertung in der juristischen Arbeit weiter.
Es hat natürlich auch Nachteile: Du kannst dein erstes Staatsexamen nicht bereits nach 8 Semestern in der Tasche haben, was an anderen Unis manche schaffen. Auch lernst du Strafrecht und öffentliches Recht erst nach 6 Semestern zum ersten Mal kennen.
Die Abschichtungsmöglichkeit ist im Hinblick auf die Noten ein riesiger Vorteil, weil es natürlich einfacher ist, weil man nur etwa die Hälfte des Stoffes an dem jeweiligen Termin parat haben muss. Allerdings bedeutet es auch, dass man zwei anstrengende Examensvorbereitungsphase hinter sich bringen muss. Man sitzt zwei Wochen nach dem Zivilexamen wieder in der Uni und fängt wieder beim Urschleim in Strafrecht und ÖffRecht an.
Mit dem Bachelor kann man schon etwas anfangen: Kommilitonen sind damit in die Steuerberatung eingestiegen. Auch könnte man damit etwa als Finanz- oder Versicherungsvermittler arbeiten. Oder man macht einen Jura-Master (bei vielen BWL-Mastern reichen die BWL-ECTS nicht für den Einstieg, haben Kommilitonen erzählt). Allerdings sind die Möglichkeiten im Vergleich zum Volljuristen viel begrenzter.
Grüße