31.07.2022, 00:22
Hallo,
ich arbeite seit vier Monaten als Rechtsanwalt in einer mittelständischen Kanzlei. Ich bin leider sehr unglücklich.
Ich werde in ein bestimmtes spezielles Fachgebiet gedrängt, das mich nicht interessiert und mir keine Freude bereitet. Das Gebiet ist leider so speziell, dass ich fast immer die gleichen Rechtsprobleme und keine Abwechslung habe.
Da der zuständige Rechtsanwalt vor mir das Handtuch geworfen hat, habe ich leider keinen Ansprechpartner für fachspezifische Fragen. Von mir wird erwartet, dass ich irgendwas zu Papier bringe und an die Mandanten schicken - ob das so richtig ist weiß niemand. Dazu kommt, dass nur wenig Literatur in diesem Fachgebiet vorhanden ist.
Dazu kommt inzwischen, dass meine Bauchschmerzen wegen etwaigen Haftungsfällen immer größer werden.
Zudem machen mich die Mandanten wahnsinnig. Sie sind super freundlich, wenn man ihre Rechtsauffassung bestätigt, aber werden wahnsinnig unfreundlich, wenn man das nicht tut. Fast jedes Mandantengespräch ist der Horror.
Auch macht mir diese ständige Erreichbarkeit Druck und dieses ständige verfügbar sein. Selbst während meines Urlaubs soll ich TKs mit wichtigen Mandanten führen.
Was soll ich machen? Das einzige gute an diesem Job ist, dass ich viel bzw. überwiegend im Homeoffice arbeite und die Arbeitszeiten 8.30 Uhr bis spätestens 18.30 Uhr einigermaßen erträglich sind und der Verdienst gut ist. Ansonsten bin ich super unglücklich, ständig mies gelaunt und unausgeglichen.
Ich würde sehr gerne in die Justiz, das könnte aber von den Noten her knapp werden...Mir hat das Studium allgemein sehr viel Spaß gemacht- ich fand fast jede Vorlesung interessant umso frustrierter bin ich jetzt, dass mich die Praxis garnicht mehr interessiert. Leider hab ich auch den Eindruck, dass es in der Praxis nicht mehr auf das Wissen aus dem Studium ankommt. Bzw. wenn es mal auf allgemeine Sachen ankommt, in kleineren Kanzleien, die Mandanten noch viel schlimmer sind.
Habt ihr Ideen wie ich meine Situation ändern/bessern kann? Lohnt sich ein Jobwechsel?
ich arbeite seit vier Monaten als Rechtsanwalt in einer mittelständischen Kanzlei. Ich bin leider sehr unglücklich.
Ich werde in ein bestimmtes spezielles Fachgebiet gedrängt, das mich nicht interessiert und mir keine Freude bereitet. Das Gebiet ist leider so speziell, dass ich fast immer die gleichen Rechtsprobleme und keine Abwechslung habe.
Da der zuständige Rechtsanwalt vor mir das Handtuch geworfen hat, habe ich leider keinen Ansprechpartner für fachspezifische Fragen. Von mir wird erwartet, dass ich irgendwas zu Papier bringe und an die Mandanten schicken - ob das so richtig ist weiß niemand. Dazu kommt, dass nur wenig Literatur in diesem Fachgebiet vorhanden ist.
Dazu kommt inzwischen, dass meine Bauchschmerzen wegen etwaigen Haftungsfällen immer größer werden.
Zudem machen mich die Mandanten wahnsinnig. Sie sind super freundlich, wenn man ihre Rechtsauffassung bestätigt, aber werden wahnsinnig unfreundlich, wenn man das nicht tut. Fast jedes Mandantengespräch ist der Horror.
Auch macht mir diese ständige Erreichbarkeit Druck und dieses ständige verfügbar sein. Selbst während meines Urlaubs soll ich TKs mit wichtigen Mandanten führen.
Was soll ich machen? Das einzige gute an diesem Job ist, dass ich viel bzw. überwiegend im Homeoffice arbeite und die Arbeitszeiten 8.30 Uhr bis spätestens 18.30 Uhr einigermaßen erträglich sind und der Verdienst gut ist. Ansonsten bin ich super unglücklich, ständig mies gelaunt und unausgeglichen.
Ich würde sehr gerne in die Justiz, das könnte aber von den Noten her knapp werden...Mir hat das Studium allgemein sehr viel Spaß gemacht- ich fand fast jede Vorlesung interessant umso frustrierter bin ich jetzt, dass mich die Praxis garnicht mehr interessiert. Leider hab ich auch den Eindruck, dass es in der Praxis nicht mehr auf das Wissen aus dem Studium ankommt. Bzw. wenn es mal auf allgemeine Sachen ankommt, in kleineren Kanzleien, die Mandanten noch viel schlimmer sind.
Habt ihr Ideen wie ich meine Situation ändern/bessern kann? Lohnt sich ein Jobwechsel?
31.07.2022, 01:22
Ich würde an deiner Stelle und mit deinen Noten ne ruhige Kugel in der Verwaltung oder einem Bundesministerium schieben. In ne kleine Kreis- oder Stadtverwaltung kommst du leichter als in die Bundesministerien mit den ACs, wo nie einer genommen wird und womit nur die Personalabteilung beschäftigt werden soll, aber wenn Richternoten hast kannst du ruhig mal Bundesarbeitsministerium oder sowas mit höheren Notenanforderungen versuchen. Da gibt es auch Amtshaftung und du musst dir wegen der Haftung keine Gedanken mehr machen. Es gibt auch keine Mandanten und es ruft einen keiner in der Freizeit an.
31.07.2022, 09:02
Ich war nach 6 Monaten in de Justiz an demselben punkt. Hatte auch mehrere Bewerbungsgespräche. Hab dann an mir bzw. meiner Arbeitsweise gearbeitet (hab mich gezwungen, von 60 auf 50 Stunden zu gehen). Jetzt bin ich zufrieden und froh, nicht zu früh das Handtuch geworfen zu haben, da das vermutlich nicht gut für das Selbstbewusstsein wäre. Daher würde ich dir raten, zunächst in dich zu gehen und zu schauen, ob es auch bei dir noch Potentiale gibt, die bestehende Situation zu verbessern. Durch Investition in weitere Fachliteratur, Herangehensweise an Mandantengespräche etc.
Wenn nicht (was sein kann), ware vielleicht eine Sachbearbeiterstelle für dich gut. ZB bei einer Bezirksregierung oder auch einem Verband kin NRW etwa der LVR) Auch die DRV sucht regelmäßig Juristen (da muss man sich natürlich ein bisschen reinarbeiten). Diese Stellen gibt es auch mit A13/E13.
Wenn nicht (was sein kann), ware vielleicht eine Sachbearbeiterstelle für dich gut. ZB bei einer Bezirksregierung oder auch einem Verband kin NRW etwa der LVR) Auch die DRV sucht regelmäßig Juristen (da muss man sich natürlich ein bisschen reinarbeiten). Diese Stellen gibt es auch mit A13/E13.
31.07.2022, 09:23
Wenn ich in einem Rechtsgebiet arbeiten müsste, auf das ich keine Lust habe, würde ich die Kanzel wechseln.
Und wenn du gerne Richter werden willst, bewirb dich doch?!
Und wenn du gerne Richter werden willst, bewirb dich doch?!
31.07.2022, 09:34
Versuch es doch einfach bei der Justiz. Teilweise bekommt man noch was angerechnet, wenn man ein Jahr Anwalt war. In anderen Gerichtsbarkeiten sind die Notenanforderungen teilweise auch geringer.
31.07.2022, 10:58
Zieh es wenigstens ein Jahr doch. Analysiere wenigstens, wo noch Potentiale bestehen. Wie der Richterkollege oben bin ich auch in der Justiz gelandet, habe ebenso ständig 60 (und mehr) Stunden abgerissen. Das war nach spätestens einem Jahr vorbei. Nach 4-5 Monaten dachte ich ähnlich wie du.
Wenn du nach einem Jahr überhaupt keine Verbesserung siehst, würde ich die Gedanken noch mal neu ordnen. Diesen Praxisschock haben viele. Gerade im
Umgang mit Mandanten wirst du souveräner werden und ferner nicht nur überall nur Probleme sehen. Du wirst irgendwann vielmehr sehen, dass es funktioniert und die Gedanken „unbegründet“ waren.
Ich wünsche dir viel Erfolg!
Wenn du nach einem Jahr überhaupt keine Verbesserung siehst, würde ich die Gedanken noch mal neu ordnen. Diesen Praxisschock haben viele. Gerade im
Umgang mit Mandanten wirst du souveräner werden und ferner nicht nur überall nur Probleme sehen. Du wirst irgendwann vielmehr sehen, dass es funktioniert und die Gedanken „unbegründet“ waren.
Ich wünsche dir viel Erfolg!
31.07.2022, 11:20
Ich bin in einer ähnlichen Situation wie du und habe für mich beschlossen, dass ich bald kündigen werde, weil mich der Job auf Dauer krank macht.
Ich bin ähnlich lange Anwalt in einer Boutique. Das Rechtsgebiet hatte ich schon als Schwerpunkt, aber die praktische Arbeit macht mir kaum Spaß. Es sind eher mal die Fälle, die Bezug zu anderen Gebieten haben, die mir wirklich mal Spaß machen. Literatur gibt es auch wenig, aber ich habe fachlich gute Ansprechpartner, insoweit also anders als bei dir.
Das Hauptproblem bei mir ist die Arbeitszeit. Ich bin "nur" bei um die 45h pro Woche und weiß, dass das noch moderat ist. Für mich ist es trotzdem zu viel. Ich kann mich morgens kaum zum Aufstehen zwingen und abends bin ich so fertig, dass ich nichts mehr machen kann und früh schlafen gehe. Den Job finde ich gut bezahlt, aber es bringt mir auch nichts, wenn ich keine Gelegenheit habe, das Geld auszugeben und für ein Haus ist es dann doch wieder zu wenig.
Leider hapert es bei mir auch an der Eigenorganisation, weswegen ich glaube, dass ein Richterposten für mich nichts wäre (zumal man da ja vor allem am Anfang auch gerne mal mehr als 45h arbeiten muss, wenn man vernünftige Arbeit machen möchte).
Ich schaue mich daher vor allem nach Stellen in der Verwaltung um, vereinzelt auch Kanzleien mit einem geringeren Arbeitspensum in anderen Rechtsgebieten. In der Verwaltung gibt es in meiner aktuellen Stadt leider eher weniger Jobs, so dass ich entweder lange pendeln oder wieder umziehen müsste, was auch blöd ist, weil ich für den Job gerade erst hergezogen bin. Mit 2-3 Home-Office-Tagen pro Woche wäre es aber noch machbar.
Ich bin ähnlich lange Anwalt in einer Boutique. Das Rechtsgebiet hatte ich schon als Schwerpunkt, aber die praktische Arbeit macht mir kaum Spaß. Es sind eher mal die Fälle, die Bezug zu anderen Gebieten haben, die mir wirklich mal Spaß machen. Literatur gibt es auch wenig, aber ich habe fachlich gute Ansprechpartner, insoweit also anders als bei dir.
Das Hauptproblem bei mir ist die Arbeitszeit. Ich bin "nur" bei um die 45h pro Woche und weiß, dass das noch moderat ist. Für mich ist es trotzdem zu viel. Ich kann mich morgens kaum zum Aufstehen zwingen und abends bin ich so fertig, dass ich nichts mehr machen kann und früh schlafen gehe. Den Job finde ich gut bezahlt, aber es bringt mir auch nichts, wenn ich keine Gelegenheit habe, das Geld auszugeben und für ein Haus ist es dann doch wieder zu wenig.
Leider hapert es bei mir auch an der Eigenorganisation, weswegen ich glaube, dass ein Richterposten für mich nichts wäre (zumal man da ja vor allem am Anfang auch gerne mal mehr als 45h arbeiten muss, wenn man vernünftige Arbeit machen möchte).
Ich schaue mich daher vor allem nach Stellen in der Verwaltung um, vereinzelt auch Kanzleien mit einem geringeren Arbeitspensum in anderen Rechtsgebieten. In der Verwaltung gibt es in meiner aktuellen Stadt leider eher weniger Jobs, so dass ich entweder lange pendeln oder wieder umziehen müsste, was auch blöd ist, weil ich für den Job gerade erst hergezogen bin. Mit 2-3 Home-Office-Tagen pro Woche wäre es aber noch machbar.
31.07.2022, 14:35
Ich würde lieber umziehen. In der Stadt erinnert dich doch eh alles an den krankmachenden Job. Manchmal gibt es durch eine neue Stadt auch neue, heilungsfördernde Impulse. Den Umzug kannst du von der Steuer absetzen.
Darf man fragen was das für eine Stadt ist nach Einwohnerzahl/ Luftverschmutzung etc.?
Darf man fragen was das für eine Stadt ist nach Einwohnerzahl/ Luftverschmutzung etc.?
31.07.2022, 16:44
(31.07.2022, 14:35)Gast schrieb: Ich würde lieber umziehen. In der Stadt erinnert dich doch eh alles an den krankmachenden Job. Manchmal gibt es durch eine neue Stadt auch neue, heilungsfördernde Impulse. Den Umzug kannst du von der Steuer absetzen.
Darf man fragen was das für eine Stadt ist nach Einwohnerzahl/ Luftverschmutzung etc.?
Finanziell wäre ein Umzug auch kein Problem, aber die Wohnungssuche war in der Stadt hier (Großstadt >300.000 Einwohner) schon eine Katastrophe und in den anderen in Frage kommenden Städten wäre es kaum besser. Dazu käme, dass die Jobs in der Verwaltung auch einen Tick schlechter bezahlt wären.
Aber ich werd mich einfach mal ein bisschen munter bewerben. Ich hätte nichts dagegen, in meiner aktuellen Stadt zu bleiben, so schlimm ist der aktuelle Job dann auch wieder nicht, als dass mich die Stadt ständig an ihn erinnern wird :D Aber ich würde ihn lieber recht bald beenden, als dass noch 6-12 Monate durchzuziehen.
Ich hab mir auch schon überlegt, ob ich als Plan B einen (Fernstudiums-)master mache. Das könnte ich mir dank Ersparnisse aus einem früheren Job grad so leisten und vielleicht kann man ja auch einen Nebenjob in einer anderen Kanzlei machen - und ganz vielleicht landet man irgendwo, wo es thematisch & menschlich passt und man sich sogar vorstellen könnte, nach dem Master zu bleiben. Und wenn nicht hab ich genügend Zeit, schon während des Masters nach Stellen in der Verwaltung zu suchen. Ist aber noch nicht 100% durchdacht :)