05.03.2025, 13:17
Hallo zusammen,
mich würden Erfahrungen von Leuten interessieren, die nach dem zweiten Examen promoviert haben. Ich selbst habe gerade mein erstes Examen abgeschlossen und beginne jetzt mit dem Ref und habe mich erstmal gegen eine Promotion entschieden (damit ich den Stoff aus dem ersten Examen möglichst behalten kann). Jetzt zweifle ich jedoch etwas an meiner Entscheidung, da ich mir vorstellen kann, dass eine Promotion nach dem zweiten Examen dann widerrum eine Lücke von Ref und Berufseinstig öffnet oder eine berufsbegleitende Promotion sehr aufwendig wäre und ich auch fast immer höre, dass die Profs keine oder wenige externe bzw. berufsbegleitende Promovierende wollen. Grund für eine Promotion wäre hauptsächlich, dass spätere Türen nicht verschossen bleiben, weil kein Dr. vorliegt.
Daher würde ich mich freuen, wenn mir ein paar Leute ihre Erfahrungen (sowohl Positive als auch Negative) mitteilen könnten.
mich würden Erfahrungen von Leuten interessieren, die nach dem zweiten Examen promoviert haben. Ich selbst habe gerade mein erstes Examen abgeschlossen und beginne jetzt mit dem Ref und habe mich erstmal gegen eine Promotion entschieden (damit ich den Stoff aus dem ersten Examen möglichst behalten kann). Jetzt zweifle ich jedoch etwas an meiner Entscheidung, da ich mir vorstellen kann, dass eine Promotion nach dem zweiten Examen dann widerrum eine Lücke von Ref und Berufseinstig öffnet oder eine berufsbegleitende Promotion sehr aufwendig wäre und ich auch fast immer höre, dass die Profs keine oder wenige externe bzw. berufsbegleitende Promovierende wollen. Grund für eine Promotion wäre hauptsächlich, dass spätere Türen nicht verschossen bleiben, weil kein Dr. vorliegt.
Daher würde ich mich freuen, wenn mir ein paar Leute ihre Erfahrungen (sowohl Positive als auch Negative) mitteilen könnten.
05.03.2025, 16:33
Ich verstehe nicht ganz, worin diese Lücke nach dem 2. liegen soll? In der Zeit zwischen dem 2. Examen und dem Berufseinstieg hast du eben promoviert (unabhängig davon, welche konkrete Ausgestaltung das dann annehmen wird, also etwa Diss als wiss. Mit. an der Uni oder extern mit paralleler Tätigkeit in einer Kanzlei).
Da käme es also eher auf deine persönlichen Präferenzen an, also z.B. ob du damit fein bist, während der Promotionszeit deutlich weniger Geld zu verdienen, als du dann schon in irgendeinem "richtigen" Job könntest. Wenn du aber sagst, dass es dir vor allem um die beruflichen Chancen mit dem Titel geht, könnte ich mir gut vorstellen, dass sich der Zwiespalt im Laufe des Refs eh erübrigt. Durch die möglichen Stationen bei Kanzleien hat man ja oftmals schon einen halben Fuß in der Tür und dann wirst du evtl. an den Punkt kommen, an dem es den Titel gar nicht braucht (mal davon abgesehen, dass ich nicht sicher bin, ob diese Art der Motivation ausreichend ist, um sich durch die Diss-Zeit zu bringen).
Da käme es also eher auf deine persönlichen Präferenzen an, also z.B. ob du damit fein bist, während der Promotionszeit deutlich weniger Geld zu verdienen, als du dann schon in irgendeinem "richtigen" Job könntest. Wenn du aber sagst, dass es dir vor allem um die beruflichen Chancen mit dem Titel geht, könnte ich mir gut vorstellen, dass sich der Zwiespalt im Laufe des Refs eh erübrigt. Durch die möglichen Stationen bei Kanzleien hat man ja oftmals schon einen halben Fuß in der Tür und dann wirst du evtl. an den Punkt kommen, an dem es den Titel gar nicht braucht (mal davon abgesehen, dass ich nicht sicher bin, ob diese Art der Motivation ausreichend ist, um sich durch die Diss-Zeit zu bringen).
05.03.2025, 17:03
(05.03.2025, 16:33)Motali schrieb: Ich verstehe nicht ganz, worin diese Lücke nach dem 2. liegen soll? In der Zeit zwischen dem 2. Examen und dem Berufseinstieg hast du eben promoviert (unabhängig davon, welche konkrete Ausgestaltung das dann annehmen wird, also etwa Diss als wiss. Mit. an der Uni oder extern mit paralleler Tätigkeit in einer Kanzlei).
Da käme es also eher auf deine persönlichen Präferenzen an, also z.B. ob du damit fein bist, während der Promotionszeit deutlich weniger Geld zu verdienen, als du dann schon in irgendeinem "richtigen" Job könntest. Wenn du aber sagst, dass es dir vor allem um die beruflichen Chancen mit dem Titel geht, könnte ich mir gut vorstellen, dass sich der Zwiespalt im Laufe des Refs eh erübrigt. Durch die möglichen Stationen bei Kanzleien hat man ja oftmals schon einen halben Fuß in der Tür und dann wirst du evtl. an den Punkt kommen, an dem es den Titel gar nicht braucht (mal davon abgesehen, dass ich nicht sicher bin, ob diese Art der Motivation ausreichend ist, um sich durch die Diss-Zeit zu bringen).
Sehe ich auch so. Ich hatte damals nach dem 2. Examen und LLM das Angebot für die Promotion auf dem Tisch und hatte das auch immer vor. Dann habe ich gemerkt, dass ich es ehrlicherweise eher für den Titel machen würde (und so nicht brauche). Also habe ich es sein gelassen.
Ansonsten stimme ich meinem Vorredner zu. Wenn du nicht wirklich intrinsisch motiviert und interessiert bist, lass es einfach :D
Der Titel ist cool, Forschung kann auch sehr befriedigend sein. Aber nur für den Titel allein? Da habe ich meine Zweifel, ob man da motiviert genug ist.
05.03.2025, 17:43
Kann mich beiden Vorrednern nur anschließen.
Habe nach dem zweiten promoviert. Fand es sehr gut so und würde es wieder machen, vielleicht auch, weil man es dann wirklich nur macht, wenn man ausreichend intrinsisch motiviert ist. Ansonsten sind die Angebote, direkt zu arbeiten, zu verlockend. Wovon ich abraten würde: Promotion neben einer Vollzeitstelle. Versuch kann fast nur scheitern, außer man ist extrem diszipliniert und die Vollzeit sind fix iSv 37,5h o.Ä.
Habe damals selbst bewusst als WissMit und nicht als Anwalt gearbeitet, damit die Promotion nicht leidet. War auch die richtige Entscheidung. Kenne mehrere Leute mit "fast fertigen" Dissertationen, die diese nicht mehr abgeschlossen haben, sobald sie in den Beruf gestartet sind.
Habe nach dem zweiten promoviert. Fand es sehr gut so und würde es wieder machen, vielleicht auch, weil man es dann wirklich nur macht, wenn man ausreichend intrinsisch motiviert ist. Ansonsten sind die Angebote, direkt zu arbeiten, zu verlockend. Wovon ich abraten würde: Promotion neben einer Vollzeitstelle. Versuch kann fast nur scheitern, außer man ist extrem diszipliniert und die Vollzeit sind fix iSv 37,5h o.Ä.
Habe damals selbst bewusst als WissMit und nicht als Anwalt gearbeitet, damit die Promotion nicht leidet. War auch die richtige Entscheidung. Kenne mehrere Leute mit "fast fertigen" Dissertationen, die diese nicht mehr abgeschlossen haben, sobald sie in den Beruf gestartet sind.
06.03.2025, 23:23
Ich würde meinen Vorrednern bzgl. der intrinsischen Motivation teilweise widersprechen. Fast jeder, den ich kenne, hat primär eine Promotion geschrieben aus berufstechnischen Gründen. Dass man nur wegen des Ziels, lediglich den Dr. Titel zu erlangen, eine Promotion direkt sein lassen soll, ist Blödsinn. Die aller wenigsten (idR die, die in die Wissenschaft wollen) machen es primär aus dem Interesse heraus, vertieft wissenschaftlich zu arbeiten (obwohl es viele immer so nach außen darstellen). Hier muss man sich nix vor machen. Heißt jetzt wiederum nicht, dass man sich total quälen sollte, wenn man auf so häusliche Arbeiten gar keine Lust hat.
Man sollte es auch mMn auch nicht so darstellen, als wäre die Promotion das anspruchsvollste auf der Welt. Jeder der ein VB gepackt hat, hat die Disziplin, die Promotion locker wegzuhauen.
Klar ist es keine feste Voraussetzung, aber man sieht klar, dass in gewissen Positionen oftmals eine „volle Kriegsbemalung“ vorliegt. Eine gewissen Wert in der Außenpräsentation im deutschsprachigen Raum besitzt die Promotion auf jeden Fall.
Man sollte es auch mMn auch nicht so darstellen, als wäre die Promotion das anspruchsvollste auf der Welt. Jeder der ein VB gepackt hat, hat die Disziplin, die Promotion locker wegzuhauen.
Klar ist es keine feste Voraussetzung, aber man sieht klar, dass in gewissen Positionen oftmals eine „volle Kriegsbemalung“ vorliegt. Eine gewissen Wert in der Außenpräsentation im deutschsprachigen Raum besitzt die Promotion auf jeden Fall.
07.03.2025, 11:28
Dass der Titel ein wichtiger Grund, für viele womöglich der einzige Grund ist, steht außer Frage.
Der Thread bezog sich aber ausdrücklich auf die Promotion nach dem zweiten Examen. Die meisten, die ich kenne, die es nach dem zweiten Examen mit einer Promotion versucht haben, haben diese entweder gar nicht abgeschlossen oder nach vielen Jahren mit "Hängen-und-Würgen". Nach dem zweiten lockt deutlich mehr der "echte" Berufseinstieg und die Ablenkungen nehmen zu. Daher nimmt die intrinsische Motivation m.E. nach dem zweiten Examen einen höheren Stellenwert ein als nach dem ersten.
Der Thread bezog sich aber ausdrücklich auf die Promotion nach dem zweiten Examen. Die meisten, die ich kenne, die es nach dem zweiten Examen mit einer Promotion versucht haben, haben diese entweder gar nicht abgeschlossen oder nach vielen Jahren mit "Hängen-und-Würgen". Nach dem zweiten lockt deutlich mehr der "echte" Berufseinstieg und die Ablenkungen nehmen zu. Daher nimmt die intrinsische Motivation m.E. nach dem zweiten Examen einen höheren Stellenwert ein als nach dem ersten.
09.03.2025, 19:54
(07.03.2025, 11:28)Galatar schrieb: Dass der Titel ein wichtiger Grund, für viele womöglich der einzige Grund ist, steht außer Frage.
Der Thread bezog sich aber ausdrücklich auf die Promotion nach dem zweiten Examen. Die meisten, die ich kenne, die es nach dem zweiten Examen mit einer Promotion versucht haben, haben diese entweder gar nicht abgeschlossen oder nach vielen Jahren mit "Hängen-und-Würgen". Nach dem zweiten lockt deutlich mehr der "echte" Berufseinstieg und die Ablenkungen nehmen zu. Daher nimmt die intrinsische Motivation m.E. nach dem zweiten Examen einen höheren Stellenwert ein als nach dem ersten.
Dem möchte ich widersprechen. In meinem Bekanntenkreis haben nach dem zweiten Examen alle durchgezogen und abgegeben.
Was aber zutrifft, ist das, was hier schon viele KollegInnen geschildert haben: die berufsbegleitende Promotion ist schwierig. Neben einer Vollzeit-Stelle oder mE auch nur neben einer Teilzeit-Anwaltsstelle etc. (mit echter Verantwortung) ist die Anfertigung einer Diss kompliziert, wenn nicht unmöglich. Dann schadet in der Tat die Abhängigkeit von Sachzwängen in der Kanzlei/Behörde/dem Unternehmen, das persönliche Verantwortungsgefühl, seine Fälle gewissenhaft zu bearbeiten sowie die Verplanung der verbliebenen Zeit mit spaßigen Aktivitäten/ der Familie etc. der disziplinierten Arbeit an der Diss. Das ist wohl auch das, was mit den Vorurteilen der Profs gegen die berufsbegleitende (!) Promotion gemeint ist.
Wenn man dagegen nur als WiMi in Teilzeit arbeitet, steht dem erfolgreichen Dissen nichts im Weg und die Aussicht auf den möglichen Berufseinstieg und das Geld kann sogar als treibende Kraft wirken, wirklich diszipliniert an der Diss zu arbeiten. Wichtig ist halt, dass Arbeits- und Diss-Tage klar getrennt sind.
Abseits davon noch zwei Punkte:
1. Es gibt auch viele Vorteile der Promotion nach dem zweiten Examen. Als WiMi in der GK verdient man mehr Geld. Es gibt keinen (ggf. auch lähmenden) Druck, noch in ein Examen zu müssen bzw. man kann freier arbeiten. Die Inhalte des Refs können die Auswahl des Themas positiv beeinflussen oder eine neue Perspektive (etwa klarere Trennung von materiell-rechtlichen und prozessualen Problemen) auf das Diss-Thema eröffnen. Volljuristen haben sich zudem idR etwas von dem nervtötenden Gutachtenstil entfernt und können sich klarer und präziser ausdrücken.
2. Zur Aussage des TE, dass der Grund für eine Promotion hauptsächlich wäre, dass spätere Türen nicht verschossen bleiben, weil kein Dr. vorliegt:
Wenn man weiß, was man beruflich machen möchte, sollte man sich gut überlegen, ob ohne Diss wirklich Türen verschlossen blieben. In den wenigstens Fällen ist der Umstand, nicht promoviert zu sein, ein absoluter Ausschlussgrund für den Berufseinstieg. Generell ist das nämlich weder im öffentlichen Dienst, noch im Unternehmen, noch der GK Voraussetzung, wenn die sonstigen Qualifikationen stimmen (guter Anhaltspunkt für die GK ist mE immer noch die 2-aus-4-Regel). Allein in der Wissenschaft ist der Dr. notwendig, in spezialisierten Boutiquen häufig stark erwünscht.
Für die Aufstiegsmöglichkeiten in der Kanzlei kommt es sowohl in der GK als auch in der kleineren Kanzlei vor allem darauf an, ob man Umsatz ranschafft/ die Partnerschaft das Potenzial dazu sieht. Im öffentlichen Dienst spielt der Dr. für den weiteren Aufstieg dagegen kaum eine Rolle (eher die Leistungsbeurteilungen). Als Einzelkämpfer/ in der Boutique kann der Dr. aber natürlich durchaus dazu beitragen, Stundenhonorare ggü. Mandanten zu rechtfertigen/ zu höherem Renommee führen etc.
Dafür verliert man aber definitiv mindestens zwei Jahre Vollzeitgehalt, gesammelte Berufserfahrung (führt natürlich zu späterem Einstieg in die Partnerschaft/ späterem Aufstieg im öD etc....) und man bekommt ggf. zeitlich Stress mit der Familienplanung ... Auf der anderen Seite macht die Promotion auch viel Spaß, sie ist zumindest karriereförderlich, ein Buch geschrieben zu haben kann sehr erfüllend sein und man hat nochmal eine schöne Zeit vor einem sehr, sehr langen "richtigen" Arbeitsleben. Das muss man halt für sich abwägen.
Ich hoffe, das hilft Dir etwas weiter :-)
15.03.2025, 12:10
(06.03.2025, 23:23)killer in persona schrieb: Ich würde meinen Vorrednern bzgl. der intrinsischen Motivation teilweise widersprechen. Fast jeder, den ich kenne, hat primär eine Promotion geschrieben aus berufstechnischen Gründen. Dass man nur wegen des Ziels, lediglich den Dr. Titel zu erlangen, eine Promotion direkt sein lassen soll, ist Blödsinn. Die aller wenigsten (idR die, die in die Wissenschaft wollen) machen es primär aus dem Interesse heraus, vertieft wissenschaftlich zu arbeiten (obwohl es viele immer so nach außen darstellen). Hier muss man sich nix vor machen. Heißt jetzt wiederum nicht, dass man sich total quälen sollte, wenn man auf so häusliche Arbeiten gar keine Lust hat.
Man sollte es auch mMn auch nicht so darstellen, als wäre die Promotion das anspruchsvollste auf der Welt. Jeder der ein VB gepackt hat, hat die Disziplin, die Promotion locker wegzuhauen.
Klar ist es keine feste Voraussetzung, aber man sieht klar, dass in gewissen Positionen oftmals eine „volle Kriegsbemalung“ vorliegt. Eine gewissen Wert in der Außenpräsentation im deutschsprachigen Raum besitzt die Promotion auf jeden Fall.
Erfrischend
19.03.2025, 08:11
(15.03.2025, 12:10)Neuer-Schatten schrieb:+1 mit der Einschränkung, dass die Promotionsphase selbst – auch wenn man schon zwei Examen überstanden hat — psychisch und auch fina(06.03.2025, 23:23)killer in persona schrieb: Ich würde meinen Vorrednern bzgl. der intrinsischen Motivation teilweise widersprechen. Fast jeder, den ich kenne, hat primär eine Promotion geschrieben aus berufstechnischen Gründen. Dass man nur wegen des Ziels, lediglich den Dr. Titel zu erlangen, eine Promotion direkt sein lassen soll, ist Blödsinn. Die aller wenigsten (idR die, die in die Wissenschaft wollen) machen es primär aus dem Interesse heraus, vertieft wissenschaftlich zu arbeiten (obwohl es viele immer so nach außen darstellen). Hier muss man sich nix vor machen. Heißt jetzt wiederum nicht, dass man sich total quälen sollte, wenn man auf so häusliche Arbeiten gar keine Lust hat.
Man sollte es auch mMn auch nicht so darstellen, als wäre die Promotion das anspruchsvollste auf der Welt. Jeder der ein VB gepackt hat, hat die Disziplin, die Promotion locker wegzuhauen.
Klar ist es keine feste Voraussetzung, aber man sieht klar, dass in gewissen Positionen oftmals eine „volle Kriegsbemalung“ vorliegt. Eine gewissen Wert in der Außenpräsentation im deutschsprachigen Raum besitzt die Promotion auf jeden Fall.
Erfrischend