16.02.2022, 18:25
Keine Angst, mir geht es nicht darum, ob zwischen 8,5 und 9,0 Punkten in Sachen Qualifikation ein signifikanter Unterschied besteht.
Ich frage mich viel eher
1. inwieweit potenzielle Arbeitgeber wirklich auf die Examensnoten achten, immerhin liegen diese - gerade im Fall des ersten Examens - viele Jahre zurück.
Ist das für die Arbeitgeber eher ein Zeichen von allgemeinem juristischen Talent und Leidensfähigkeit?
Das Allermeiste ist bis zum Berufseinstieg ja immerhin vergessen.
2. ab wann gerade Top-Arbeitgeber wirklich anfangen, sich um einen Kandidaten zu bemühen.
Muss jetzt nicht unbedingt die Examensnote sein, sondern auch etwa Lebenslauf etc.
Ich frage mich viel eher
1. inwieweit potenzielle Arbeitgeber wirklich auf die Examensnoten achten, immerhin liegen diese - gerade im Fall des ersten Examens - viele Jahre zurück.
Ist das für die Arbeitgeber eher ein Zeichen von allgemeinem juristischen Talent und Leidensfähigkeit?
Das Allermeiste ist bis zum Berufseinstieg ja immerhin vergessen.
2. ab wann gerade Top-Arbeitgeber wirklich anfangen, sich um einen Kandidaten zu bemühen.
Muss jetzt nicht unbedingt die Examensnote sein, sondern auch etwa Lebenslauf etc.
16.02.2022, 18:42
Nun: Die Examensnoten sind erst einmal der objektivste Anhaltspunkt, den der Arbeitgeber von einem Bewerber bekommt. Früher, als es genügend Bewerber gab, konnte man unter einer bestimmten Notengrenze einfach aussortieren und manche namhafte Kanzlei kann das vielleicht auch heute noch.
Neben den Noten ist aber der berühmte "rote Faden" im Lebenslauf wichtig. Sieht man daraus, dass sich ein Kandidat tatsächlich stringent auf ein Rechtsgebiet ausgerichtet hat (IP; Arbeitsrecht, Steuerrecht), dann hat dieser Kandidat sicher bessere Karten als ein 08/15 Kandidat mit 0,5 Punkten mehr im Examen.
Je mehr Berufserfahrung man dann hat, desto weniger werden die Noten natürlich. Aber ganz verschwinden tun sie eigentlich nie. Es sei denn Du bist der Rainmaker der > EUR 1 Mio. portablen Umsatz mitbringt. Dann nehmen sie dich auch mit 2 mal 4,0 P
Neben den Noten ist aber der berühmte "rote Faden" im Lebenslauf wichtig. Sieht man daraus, dass sich ein Kandidat tatsächlich stringent auf ein Rechtsgebiet ausgerichtet hat (IP; Arbeitsrecht, Steuerrecht), dann hat dieser Kandidat sicher bessere Karten als ein 08/15 Kandidat mit 0,5 Punkten mehr im Examen.
Je mehr Berufserfahrung man dann hat, desto weniger werden die Noten natürlich. Aber ganz verschwinden tun sie eigentlich nie. Es sei denn Du bist der Rainmaker der > EUR 1 Mio. portablen Umsatz mitbringt. Dann nehmen sie dich auch mit 2 mal 4,0 P
16.02.2022, 18:53
Die Noten sind nicht alle, aber oft haben Bewerber nichts außer diesen Noten. Daneben ist es oftmals auch so, dass gute Noten andere positive Dinge im Lebenslauf beeinflussen (gute Praktika, Ausland, Promotion usw.).
Und wie mein Vorredner schon richtig meinte, die Noten sind erstmal der unmittelbarste Eindruck der juristischen "Fähigkeiten". Wer in zwei Examen 9 Punkte geschafft hat, sollte mit hoher Wahrscheinlichkeit kein juristischer Vollpfosten sein. Dann kann er auch unser Rechtsgebiet lernen und darin gut arbeiten.
Wenn ein Bewerber anhand von anderen Sachen in seinem Lebenslauf zeigt, dass er auch ein guter Bewerber ist, können die Examensnoten auch weniger wichtig werden. Nur leider sind viele Lebensläufe geprägt von Pflichtpraktika bei Gericht und Tauchstationen im Ref. Wenn sich so ein Bewerber mit mittelmäßigen Noten dann auf den Standpunkt stellt, dass Examen doch sowieso nur Glück sei, ist das kein überzeugendes Argument für ihn.
Und wie mein Vorredner schon richtig meinte, die Noten sind erstmal der unmittelbarste Eindruck der juristischen "Fähigkeiten". Wer in zwei Examen 9 Punkte geschafft hat, sollte mit hoher Wahrscheinlichkeit kein juristischer Vollpfosten sein. Dann kann er auch unser Rechtsgebiet lernen und darin gut arbeiten.
Wenn ein Bewerber anhand von anderen Sachen in seinem Lebenslauf zeigt, dass er auch ein guter Bewerber ist, können die Examensnoten auch weniger wichtig werden. Nur leider sind viele Lebensläufe geprägt von Pflichtpraktika bei Gericht und Tauchstationen im Ref. Wenn sich so ein Bewerber mit mittelmäßigen Noten dann auf den Standpunkt stellt, dass Examen doch sowieso nur Glück sei, ist das kein überzeugendes Argument für ihn.
16.02.2022, 23:51
Ich muss auch ausdrücklich widersprechen, dass das meiste wieder vergessen sei. Das ist nach meinem empfinden nicht richtig, die meisten Kollegen hier (und alle sind im Bereich mind. 1 vb) haben schlicht immer noch in allen Rechtsgebieten genug Erinnerung, die genau zusammen mit sonstigen Fähigkeiten ermöglicht, Probleme ganz früh zu erkennen und dann heranzuarbeiten
17.02.2022, 12:28
Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass die Examensnote nicht zwingend die ausschlaggebende Rolle spielen muss. Das ist möglicherweise nur in den seltensten Fällen so.
Ich habe meinen vorgesetzten in der Rechtsabteilung irgendwann mal gefragt, ob ihn meine eher schlechteren Examensnoten nicht abgeschreckt haben. Er meinte, dass er nie primär auf diese Noten schaut.
Ich habe meinen vorgesetzten in der Rechtsabteilung irgendwann mal gefragt, ob ihn meine eher schlechteren Examensnoten nicht abgeschreckt haben. Er meinte, dass er nie primär auf diese Noten schaut.
17.02.2022, 14:14
Finde auch nicht, dass man so viel vergisst. Alle Grundlagen und die Fähigkeit, Probleme zu erkennen und in eine beliebige Richtung lösen zu können, sind so tief im Gehirn verankert, dass man sie nicht vergisst. Das, was vergessen wird, ist auch einfach unnötiges Wissen, das im Examen gar nicht geprüft werden sollte. Aber das ist ein anderes Thema. Nach welcher vierten Untermeinung die gestörte Gesamtschuld aufzulösen ist, braucht niemand mehr. Die Examina zählen also schon viel, aber sind eben auch nicht alles. Man kann sagen, mit jedem Jahr Berufserfahrung werden die Noten unwichtiger.
17.02.2022, 14:37
(17.02.2022, 14:14)Gast schrieb: Finde auch nicht, dass man so viel vergisst. Alle Grundlagen und die Fähigkeit, Probleme zu erkennen und in eine beliebige Richtung lösen zu können, sind so tief im Gehirn verankert, dass man sie nicht vergisst. Das, was vergessen wird, ist auch einfach unnötiges Wissen, das im Examen gar nicht geprüft werden sollte. Aber das ist ein anderes Thema. Nach welcher vierten Untermeinung die gestörte Gesamtschuld aufzulösen ist, braucht niemand mehr. Die Examina zählen also schon viel, aber sind eben auch nicht alles. Man kann sagen, mit jedem Jahr Berufserfahrung werden die Noten unwichtiger.
So ist es. Deshalb machen in der Regel auch nicht die Leute ein gutes Examen, die möglichst viele Fälle auswendig lernen (und später wieder vergessen) sondern diejenigen mit Systemverständnis
19.02.2022, 23:04
(16.02.2022, 18:53)Gast Gast schrieb: Die Noten sind nicht alle, aber oft haben Bewerber nichts außer diesen Noten. Daneben ist es oftmals auch so, dass gute Noten andere positive Dinge im Lebenslauf beeinflussen (gute Praktika, Ausland, Promotion usw.).
Und wie mein Vorredner schon richtig meinte, die Noten sind erstmal der unmittelbarste Eindruck der juristischen "Fähigkeiten". Wer in zwei Examen 9 Punkte geschafft hat, sollte mit hoher Wahrscheinlichkeit kein juristischer Vollpfosten sein. Dann kann er auch unser Rechtsgebiet lernen und darin gut arbeiten.
Wenn ein Bewerber anhand von anderen Sachen in seinem Lebenslauf zeigt, dass er auch ein guter Bewerber ist, können die Examensnoten auch weniger wichtig werden. Nur leider sind viele Lebensläufe geprägt von Pflichtpraktika bei Gericht und Tauchstationen im Ref. Wenn sich so ein Bewerber mit mittelmäßigen Noten dann auf den Standpunkt stellt, dass Examen doch sowieso nur Glück sei, ist das kein überzeugendes Argument für ihn.
Inwiefern kannst du denn anhand eines Lebenslaufs erkennen, ob es sich um eine Tauchstation gehandelt hat?