25.10.2021, 10:24
Liebe Community,
ich überlege mir, in den Staatsdienst zu gehen. Zu den üblichen Themen kann man hier schon sehr viel lesen. Zum Thema "Sicherheit" allerdings nicht so viel.
Deshalb interessiert es mich, wie oft es denn vorkommt, dass die Prozessbeteiligten ggü. dem Richter oder dem Staatsanwalt Drohungen aussprechen oder sogar tätlich werden? Laut diesem Bericht des Niedersächsischen Richterbunds (https://www.nrb-info.de/fileadmin/docume...fel_v2.pdf) sind solche Vorfälle gar nicht so selten.
An die Staatsanwälte und Richter: Wie geht Ihr damit um, wenn z.B. jemand Euch oder Eure Familie bedroht o.Ä.? Trifft Ihr dann Sicherheitsvorkehrungen zu Hause? Ist das wirklich ein Problem oder sind es eher Einzelfälle von psychisch labilen Menschen? Wie gehen die Gerichte damit um? Es würden mich vor allem Erfahrungsberichte für Bayern interessieren, gerne aber auch für andere Länder.
Danke und Grüße
ich überlege mir, in den Staatsdienst zu gehen. Zu den üblichen Themen kann man hier schon sehr viel lesen. Zum Thema "Sicherheit" allerdings nicht so viel.
Deshalb interessiert es mich, wie oft es denn vorkommt, dass die Prozessbeteiligten ggü. dem Richter oder dem Staatsanwalt Drohungen aussprechen oder sogar tätlich werden? Laut diesem Bericht des Niedersächsischen Richterbunds (https://www.nrb-info.de/fileadmin/docume...fel_v2.pdf) sind solche Vorfälle gar nicht so selten.
An die Staatsanwälte und Richter: Wie geht Ihr damit um, wenn z.B. jemand Euch oder Eure Familie bedroht o.Ä.? Trifft Ihr dann Sicherheitsvorkehrungen zu Hause? Ist das wirklich ein Problem oder sind es eher Einzelfälle von psychisch labilen Menschen? Wie gehen die Gerichte damit um? Es würden mich vor allem Erfahrungsberichte für Bayern interessieren, gerne aber auch für andere Länder.
Danke und Grüße
Wer Richter auf Probe bzw. Staatsanwalt werden möchte, sollte sich mit dem Karriere-Dossier über die Einstellungschancen und Bewerbungsvoraussetzungen informieren. Das Karriere-Dossier ist als Print-Buch sowie als E-Book für alle 16 Bundesländer erhältlich:
https://www.juristenkoffer.de/richter/karriere-dossier-richter-staatsanwalt-werden.php
Und zur Vorbereitung auf das alles entscheidende Vorstellungsgespräch sollte man auf die vielen hunderten Erfahrungsberichte anderer Juristen zugreifen, die bereits das Bewerbungsverfahren erfolgreich absolviert haben.
https://www.juristenkoffer.de/richter/karriere-dossier-richter-staatsanwalt-werden.php
Und zur Vorbereitung auf das alles entscheidende Vorstellungsgespräch sollte man auf die vielen hunderten Erfahrungsberichte anderer Juristen zugreifen, die bereits das Bewerbungsverfahren erfolgreich absolviert haben.
25.10.2021, 10:45
Hey, interessantes Thema, das mich auch wirklich interessiert!
Ich selber kann nicht aus erster Hand berichten, weil ich noch Referendar bin, habe aber tatsächlich alle meine Ausbilder danach befragt:
Meine Ausbilderin in der Zivilstation, die auch Familienrecht machte, meine tatsächlich, dass Drohungen gegenüber Richtern die Familienrecht machen am häufigsten seien (keine Ahnung, ob das irgendwie belegbar ist). Sie meine - was ich nachvollziehbar finde - dass die meisten im Strafverfahren schon begreifen, dass sie etwas falsch gemacht haben, Familienprozesse aber unfassbar emotional sind und dort seitens der Beteiligten häufiger ein Gefühl der "Ungerechtigkeit" herrscht, das oft auf den Richter geschoben wird.
Bei der StA sagt man mir, es herrsche generell viel Respekt gegenüber Menschen in Robe. Dazu kommt, dass die meisten einen außerhalb des Gerichtes garnicht wiedererkennen, weil sie nur die Person in Robe kennen. Mein Ausbilder ist auch noch nie bedroht worden, obwohl er fast ausschließlich mit Clans zu tun hatte.
Zum Thema Clans/Banden/Rocker sagte mir ein Strafrichter, dass dort die Justiz gewissermaßen ein rotes Tuch ist, also die Gruppen nie einen Richter angreifen würden, weil sie sich nicht mit der Justiz angelegen möchten und etwa "Racheakte" nur unter Gleichgesinnten eine Rolle spielen. Insofern ist die Justiz hier im Vergleich zu Drogenkartellen in Mexiko und der Mafia doch ganz gut dran! :D
Bin gespannt, ob hier jemand von eigenen Erfahrungen berichten kann!
Ich selber kann nicht aus erster Hand berichten, weil ich noch Referendar bin, habe aber tatsächlich alle meine Ausbilder danach befragt:
Meine Ausbilderin in der Zivilstation, die auch Familienrecht machte, meine tatsächlich, dass Drohungen gegenüber Richtern die Familienrecht machen am häufigsten seien (keine Ahnung, ob das irgendwie belegbar ist). Sie meine - was ich nachvollziehbar finde - dass die meisten im Strafverfahren schon begreifen, dass sie etwas falsch gemacht haben, Familienprozesse aber unfassbar emotional sind und dort seitens der Beteiligten häufiger ein Gefühl der "Ungerechtigkeit" herrscht, das oft auf den Richter geschoben wird.
Bei der StA sagt man mir, es herrsche generell viel Respekt gegenüber Menschen in Robe. Dazu kommt, dass die meisten einen außerhalb des Gerichtes garnicht wiedererkennen, weil sie nur die Person in Robe kennen. Mein Ausbilder ist auch noch nie bedroht worden, obwohl er fast ausschließlich mit Clans zu tun hatte.
Zum Thema Clans/Banden/Rocker sagte mir ein Strafrichter, dass dort die Justiz gewissermaßen ein rotes Tuch ist, also die Gruppen nie einen Richter angreifen würden, weil sie sich nicht mit der Justiz angelegen möchten und etwa "Racheakte" nur unter Gleichgesinnten eine Rolle spielen. Insofern ist die Justiz hier im Vergleich zu Drogenkartellen in Mexiko und der Mafia doch ganz gut dran! :D
Bin gespannt, ob hier jemand von eigenen Erfahrungen berichten kann!
25.10.2021, 12:56
Wirkliche Risiken gibt es mitunter im OK-Bereich, da kümmert sich aber in Grenzen auch der Dienstherr. Generell ist es tatsächlich so, dass vergleichsweise viel Respekt herrscht und gerade erfahrene Beschuldigte sehr genau wissen, dass jeder nur seinen Beruf macht. Das Problem sind Verfahren, wo es objektiv um nichts geht, aber die Emotionen so hoch kochen, dass es unvorhersehbar zu Gewalt kommt. Da gehören letztlich auch die Familiensachen dazu, die für den Richter Routine sind, für den Betroffenen aber als existenziell erlebt werden kann. Da kann man sich dann schwer schützen.
Ich habe selbst weder bei der StA noch bei Gericht jemals etwas erlebt, was über Querulanten hinausgegangen wäre, die wirre Vorwürfe im Internet posten.
Ich habe selbst weder bei der StA noch bei Gericht jemals etwas erlebt, was über Querulanten hinausgegangen wäre, die wirre Vorwürfe im Internet posten.
25.10.2021, 13:43
Ich lese gerade das Buch "Die Macht der Clans" und habe dadurch noch weniger Lust, in die Justiz zu gehen. Polizisten, Staatsanwälte und Richter werden systematisch verfolgt und eingeschüchtert. Dazu noch das Schulterzucken der Politik und ein vergleichsweise mickriges Gehalt - das wäre es mir nicht wert.
25.10.2021, 14:03
SpiegelTV ist jetzt nicht unbedingt die Quelle, auf die man sein Berufsleben aufbauen sollte.. und bei Interessenverbänden sollte man auch immer darauf schauen, ob die Aussagen nicht ggf. aus gewissen Interessen getätigt werden ;)
25.10.2021, 14:19
(25.10.2021, 14:03)HerrKules schrieb: SpiegelTV ist jetzt nicht unbedingt die Quelle, auf die man sein Berufsleben aufbauen sollte.. und bei Interessenverbänden sollte man auch immer darauf schauen, ob die Aussagen nicht ggf. aus gewissen Interessen getätigt werden ;)
Diese Doku(s) von SpiegelTV über die Clans in Europa ist in meinen Augen ein absolutes journalistisches Meisterstück. Eine der besten Recherchen der letzten Jahre.
25.10.2021, 16:17
(25.10.2021, 14:19)Gast schrieb:(25.10.2021, 14:03)HerrKules schrieb: SpiegelTV ist jetzt nicht unbedingt die Quelle, auf die man sein Berufsleben aufbauen sollte.. und bei Interessenverbänden sollte man auch immer darauf schauen, ob die Aussagen nicht ggf. aus gewissen Interessen getätigt werden ;)
Diese Doku(s) von SpiegelTV über die Clans in Europa ist in meinen Augen ein absolutes journalistisches Meisterstück. Eine der besten Recherchen der letzten Jahre.



25.10.2021, 21:13
Dass die Justiz von irgendwem systematisch eingeschüchtert würde, wäre mir neu..
26.10.2021, 08:25
Pflichte den Vorrednern bei. In Deutschland ist die Hemmschwelle der OK in Richtung Unbeteiligter (also außerhalb der Organisation/verfeindeten Organisationen) merklich. Die Bedrohungen im Strafbereich sind, soweit ich es von KollegInnen höre, selten ernstzunehmen.
Im Familienrecht sieht's tatsächlich anders aus, die Verfahren sind extrem aufgeladen und die Leute stehen vor dem für sich empfundenen Abgrund.
Es dürfte auch in allen Bundesländern die Möglichkeit geben, sog. Abdeckungsmaßnahmen vorzunehmen, um konkret gefährdete Personen zu schützen. Problematisch empfinde ich in diesem Zusammenhang allerdings, dass es beispielsweise für eine Auskunftssperre bei den Meldebehörden tatsächlich einer vom Dienstherren dargelegten, einzelfallbezogenen Gefährdungsbegründung bedarf.
Im Familienrecht sieht's tatsächlich anders aus, die Verfahren sind extrem aufgeladen und die Leute stehen vor dem für sich empfundenen Abgrund.
Es dürfte auch in allen Bundesländern die Möglichkeit geben, sog. Abdeckungsmaßnahmen vorzunehmen, um konkret gefährdete Personen zu schützen. Problematisch empfinde ich in diesem Zusammenhang allerdings, dass es beispielsweise für eine Auskunftssperre bei den Meldebehörden tatsächlich einer vom Dienstherren dargelegten, einzelfallbezogenen Gefährdungsbegründung bedarf.
26.10.2021, 08:42
(25.10.2021, 14:19)Gast schrieb:(25.10.2021, 14:03)HerrKules schrieb: SpiegelTV ist jetzt nicht unbedingt die Quelle, auf die man sein Berufsleben aufbauen sollte.. und bei Interessenverbänden sollte man auch immer darauf schauen, ob die Aussagen nicht ggf. aus gewissen Interessen getätigt werden ;)
Diese Doku(s) von SpiegelTV über die Clans in Europa ist in meinen Augen ein absolutes journalistisches Meisterstück. Eine der besten Recherchen der letzten Jahre.
Ist schon cool, wenn man zufällig vor einer großen Durchsuchung eine Adresse erhält

Unterhaltsam sind diese Reportagen allemal und der Hass zwischen Spiegel und den Clans beruht auf jeden Fall auf Gegenseitigkeit.
Wenn da mal irgendwas passiert, dann tendenziell da würde ich sagen. Klar wäre das ein weiterer Tabubruch, aber das "organisiert" in OK ist bei den Clans halt nicht deren Stärke, eher liegt deren Fokus beim "K". Da gibt's genug Hitzköpfe.