18.10.2020, 13:16
Hallo Zusammen,
ich hab mal eine Frage an die Richter und Staatsanwälte unter euch.
Wie und was motiviert euch zur Arbeit?
Ich bin Richter auf Probe und finde es bereits nach einem halben Jahr äußert schwer mich zur Arbeit zu motivieren.
Weil:
Ich bekomme kein (positives) Feedback für meine Arbeit. Von "Vorgesetzten" nicht, da es die wohl nicht interessiert, von "Kunden" nicht, da man halt nicht viel mit denen zu tun hat.
Karriere machen kann ich nicht wirklich. Klar perspektivisch R2, aber das ist gefühlt in frühestens 5-10 Jahren und sind halt nur ein paar 100 € mehr.
Bei der Arbeit komme ich mir vor wie ein kleiner Sachbearbeiter. Kleines 15qm Büro ohne Klima. Dafür mit PVC Boden. Homeoffice ist halt so möglich, dass ich ne Akte, n Stift und Papier.mit nach Hause nehme... Kontakt zu Mitmenschen oder Kollegen ist im Ergebnis Freizeit, da halt nicht produktiv.
Im Ergebnis ist aktuell meine einzige Motivation, meine Arbeit möglichst schnell durchzuziehen, da ich so schnell aus der ungemütlichen Atmossphäre fliehen kann und halt durch möglichst wenig Stunden zu gleichem Gehalt meine "Alternativ-Karriere" machen kann.
Dazu muss man sagen, hab zwei VB, sonst aber nichts und konnte wegen Corona nicht in meiner Wunsch Kanzlei anfangen. Plan jetzt ist halt Corona in der Justiz auszusitzen und dann zu wechseln...
ich hab mal eine Frage an die Richter und Staatsanwälte unter euch.
Wie und was motiviert euch zur Arbeit?
Ich bin Richter auf Probe und finde es bereits nach einem halben Jahr äußert schwer mich zur Arbeit zu motivieren.
Weil:
Ich bekomme kein (positives) Feedback für meine Arbeit. Von "Vorgesetzten" nicht, da es die wohl nicht interessiert, von "Kunden" nicht, da man halt nicht viel mit denen zu tun hat.
Karriere machen kann ich nicht wirklich. Klar perspektivisch R2, aber das ist gefühlt in frühestens 5-10 Jahren und sind halt nur ein paar 100 € mehr.
Bei der Arbeit komme ich mir vor wie ein kleiner Sachbearbeiter. Kleines 15qm Büro ohne Klima. Dafür mit PVC Boden. Homeoffice ist halt so möglich, dass ich ne Akte, n Stift und Papier.mit nach Hause nehme... Kontakt zu Mitmenschen oder Kollegen ist im Ergebnis Freizeit, da halt nicht produktiv.
Im Ergebnis ist aktuell meine einzige Motivation, meine Arbeit möglichst schnell durchzuziehen, da ich so schnell aus der ungemütlichen Atmossphäre fliehen kann und halt durch möglichst wenig Stunden zu gleichem Gehalt meine "Alternativ-Karriere" machen kann.
Dazu muss man sagen, hab zwei VB, sonst aber nichts und konnte wegen Corona nicht in meiner Wunsch Kanzlei anfangen. Plan jetzt ist halt Corona in der Justiz auszusitzen und dann zu wechseln...
Wer Richter auf Probe bzw. Staatsanwalt werden möchte, sollte sich mit dem Karriere-Dossier über die Einstellungschancen und Bewerbungsvoraussetzungen informieren. Das Karriere-Dossier ist als Print-Buch sowie als E-Book für alle 16 Bundesländer erhältlich:
https://www.juristenkoffer.de/richter/karriere-dossier-richter-staatsanwalt-werden.php
Und zur Vorbereitung auf das alles entscheidende Vorstellungsgespräch sollte man auf die vielen hunderten Erfahrungsberichte anderer Juristen zugreifen, die bereits das Bewerbungsverfahren erfolgreich absolviert haben.
https://www.juristenkoffer.de/richter/karriere-dossier-richter-staatsanwalt-werden.php
Und zur Vorbereitung auf das alles entscheidende Vorstellungsgespräch sollte man auf die vielen hunderten Erfahrungsberichte anderer Juristen zugreifen, die bereits das Bewerbungsverfahren erfolgreich absolviert haben.
18.10.2020, 13:30
und deshalb sollte man Richter echt nur werden wenn man
1) Eigenmotivation mitbringt ( Idealist, wobei das im Ziv doch etwas schwer ist)
2) man einfach nur eine ruhige Kugel schieben will
3) man Kinder in die Welt setzen will und Beruf + Familie gut vereinbaren will
Ansonsten: Wenn die Probe rum ist, kannst du ja mit Nebentätigkeiten anfangen.
1) Eigenmotivation mitbringt ( Idealist, wobei das im Ziv doch etwas schwer ist)
2) man einfach nur eine ruhige Kugel schieben will
3) man Kinder in die Welt setzen will und Beruf + Familie gut vereinbaren will
Ansonsten: Wenn die Probe rum ist, kannst du ja mit Nebentätigkeiten anfangen.
18.10.2020, 14:05
Du machst das noch 40 Jahre!
Such dir was, was dich erfüllt. Ich bin auch nach einem Jahr abgesprungen, weil es das einfach nicht war. In meiner jetzigen Kanzlei hat das einer der Partner ironischerweise ebenso gemacht.
Du hast ja noch nichts verloren (was sind schon die paar Monate), wirst dich aber vielleicht später ärgern, nicht gewechselt zu haben.
Such dir was, was dich erfüllt. Ich bin auch nach einem Jahr abgesprungen, weil es das einfach nicht war. In meiner jetzigen Kanzlei hat das einer der Partner ironischerweise ebenso gemacht.
Du hast ja noch nichts verloren (was sind schon die paar Monate), wirst dich aber vielleicht später ärgern, nicht gewechselt zu haben.
18.10.2020, 14:09
(18.10.2020, 13:16)Gast82 schrieb: Kontakt zu Mitmenschen oder Kollegen ist im Ergebnis Freizeit, da halt nicht produktiv.
Meinst du in der GK sind die Kafferunden billable? Ich denke du bist zu früh in die Justiz. Nach paar Jahren freier Wirtschaft sehnst du dich nach dem von dir beschriebenen Szenario. Eigentlich ein Traum. Du machst in Ruhe deine Fälle und keiner nervt dich.
18.10.2020, 14:11
;) ich mache die Arbeit fachlich gerne, erhalte sehr wohl in den mündlichen Verhandlungen regelmäßiges Feedback von Parteien und Anwälten ("vielen Dank, wir hatten wirklich das Gefühl, dass Sie den Sachverhalt durchdrungen haben. Können Sie einen weiträumigrn Verkündungstermin anberaumen? Wir wollen uns nachterminlich noch einmal zusammensetzen") ... ich bin sicher auch Idealist, aber deine Beschreibung klingt klischeehaft. Manche GKs (und ja, ich war in ref und nach dem Examen in solchen tätig) schaffen Einzelbüros für Associates ab, flex desk ist im Kommen. Wo ist da die Wertschätzung über Sachbearbeiter hinaus?!
18.10.2020, 14:28
Naja evtl kommt die Wertschätzung wenn ich mal Einzelrichter sein sollte...
Aber nur kurz zur GK. Habe nie überlegt in eine GK zu gehen. Wollte in eine mittelständische Kanzlei, bei der ich mein Ref verbracht habe. Die haben nur offen gesagt, dass sie halt wirtschaftlich denken müssen und die aktuelle Entwicklung abwarten, ohne neu-Einstellungen vorzunehmen. Ganz abgesehen davon, dass man eine Neueinstellung den Angestellten NonLegals die zum Großteil in Kurzarbeit sind wohl nur schwer verkaufen könnte...
Ansonsten, ja klingt klischeehaft. Ich hatte diese Vorurteile über die Justiz und letztendlich haben diese sich stand jetzt bewahrheitet. Entweder man ist Idealist und arbeitet für das gleiche Geld doppelt so viel wie manche Kollegen oder man guckt halt früh rauszukommen...
Natürlich dachte ich nicht, dass Pausen in der GK oder sonst wo bezahlt werden. Wollte damit nur auf den Punkt hinaus, dass die Tätigkeit als Richter/StA außerhalb der Sitzungen, die halt nur einen kleinen Teil der Arbeit darstellen, maximal unsozial ist.
Aber nur kurz zur GK. Habe nie überlegt in eine GK zu gehen. Wollte in eine mittelständische Kanzlei, bei der ich mein Ref verbracht habe. Die haben nur offen gesagt, dass sie halt wirtschaftlich denken müssen und die aktuelle Entwicklung abwarten, ohne neu-Einstellungen vorzunehmen. Ganz abgesehen davon, dass man eine Neueinstellung den Angestellten NonLegals die zum Großteil in Kurzarbeit sind wohl nur schwer verkaufen könnte...
Ansonsten, ja klingt klischeehaft. Ich hatte diese Vorurteile über die Justiz und letztendlich haben diese sich stand jetzt bewahrheitet. Entweder man ist Idealist und arbeitet für das gleiche Geld doppelt so viel wie manche Kollegen oder man guckt halt früh rauszukommen...
Natürlich dachte ich nicht, dass Pausen in der GK oder sonst wo bezahlt werden. Wollte damit nur auf den Punkt hinaus, dass die Tätigkeit als Richter/StA außerhalb der Sitzungen, die halt nur einen kleinen Teil der Arbeit darstellen, maximal unsozial ist.
18.10.2020, 15:06
als Anwalt klingelt bei dir halt alle 10 Minuten das Telefon. Hat alles Vor- und Nachteile.
18.10.2020, 15:17
Du bist da in einen Job hereingeraten, dem du offenbar von Anfang an skeptisch gegenüber standest, der dich nicht erfüllt und dessen Arbeitsbedingungen nicht zu dir passen. Da bringt's jetzt auch irgendwie wenig, wenn dir andere erklären, dass sie persönlich die Arbeitsumstände gut fänden. Nach deinen Schilderungen ist es einfach nichts für dich, was ja, wenn du mal ehrlich bist, wohl auch zu erwarten war.
Also entweder du ziehst das jetzt durch, bis deine Wunschkanzlei dich einstellen kann, und nimmst bis dahin in Kauf, dass dir die Arbeit keinen Spaß machst. Oder du wechselst jetzt und verbuchst die Justizzeit als nützliche Erfahrung.
Also entweder du ziehst das jetzt durch, bis deine Wunschkanzlei dich einstellen kann, und nimmst bis dahin in Kauf, dass dir die Arbeit keinen Spaß machst. Oder du wechselst jetzt und verbuchst die Justizzeit als nützliche Erfahrung.
18.10.2020, 15:20
Ich kann nur immer wieder sagen, man sollte sich einen Beruf suchen, der nicht selbst irgendwelchen hehren Idealen genügen muss, sondern einem den nötigen Freiraum lässt, sich anderweitig der Verwirklichung seiner Ideale in Nebentätigkeit, Ehrenamt, Kunst etc. widmen zu können. Die juristische Ausbildung wie Tätigkeit lebt nicht von Leidenschaft und daher sollte man von ihr Entsprechendes auch nicht erwarten.
Das gelingt mE nach wie vor am Besten als (Einzel-)Richter.
Das gelingt mE nach wie vor am Besten als (Einzel-)Richter.
18.10.2020, 16:34
(18.10.2020, 13:30)GK GAST schrieb: und deshalb sollte man Richter echt nur werden wenn man
1) Eigenmotivation mitbringt ( Idealist, wobei das im Ziv doch etwas schwer ist)
2) man einfach nur eine ruhige Kugel schieben will
3) man Kinder in die Welt setzen will und Beruf + Familie gut vereinbaren will
Ansonsten: Wenn die Probe rum ist, kannst du ja mit Nebentätigkeiten anfangen.
2. Und 3. aber nur, wenn man nichts für andere Menschen übrig hat und nur an sich und seine eigene Familie denkt ohne ein Gewissen zu besitzen