04.12.2024, 20:15
Liebes Forum,
ich bin etwas verärgert und möchte eure Meinung zu einer Situation einholen. Ich bin im höheren Semester und arbeite seit kurzem als SHK an einem Lehrstuhl. Bei einer lehrstuhlübergreifenden Feier kam ich mit einem WiMi eines anderen Lehrstuhls ins Gespräch. Während des Gesprächs habe ich erfahren, dass er auch für die Auswahl der Moot-Court-Teilnehmer verantwortlich ist. Ich hatte mich für eben diesen Moot Court beworben, wurde aber nicht angenommen. Das hat mich gewundert, da ich im Vergleich zu denjenigen, die letztlich genommen wurden, ein ähnliches oder stärkeres Profil hatte (höheres Semester, FFA, Sprachkenntnisse sowie Auslandserfahrung). Also hab ich ihn mal darauf angesprochen. Während unserer Unterhaltung meinte er schließlich, dass er sich zwar alle Bewerbungen durchliest, die Plätze jedoch bevorzugt an bekannte Kommilitonen vergibt. Das hat mich überrascht, und ich habe ihm daraufhin gesagt, dass ich diese Praxis fragwürdig finde. Er entgegnete daraufhin salopp, dass dies auch bei der Vergabe von SHK-Stellen der Fall sei, und fügte hinzu: „Das macht doch jeder.“ Persönlich finde ich sowas unmöglich, da es meinem Gerechtigkeitssinn widerspricht. Solche Praktiken (verdeckte Form der Vetternwirtschaft) benachteiligen doch insbesondere Personen, die ohnehin schon größere Hürden zu überwinden haben
=> Erstakademiker, Studierende mit Migrationshintergrund oder aus sozio-ökonomisch schwächeren Elternhaus.
Nun zu meinen Fragen:
1. Findet ihr, dass ich überreagiere, oder ist meine Reaktion angemessen? Was sind eure Gedanken dazu?
2. Würdet ihr den Lehrstuhlinhaber auf diese Praxis hinweisen?
Vielen Dank schonmal für eueren Input :)
ich bin etwas verärgert und möchte eure Meinung zu einer Situation einholen. Ich bin im höheren Semester und arbeite seit kurzem als SHK an einem Lehrstuhl. Bei einer lehrstuhlübergreifenden Feier kam ich mit einem WiMi eines anderen Lehrstuhls ins Gespräch. Während des Gesprächs habe ich erfahren, dass er auch für die Auswahl der Moot-Court-Teilnehmer verantwortlich ist. Ich hatte mich für eben diesen Moot Court beworben, wurde aber nicht angenommen. Das hat mich gewundert, da ich im Vergleich zu denjenigen, die letztlich genommen wurden, ein ähnliches oder stärkeres Profil hatte (höheres Semester, FFA, Sprachkenntnisse sowie Auslandserfahrung). Also hab ich ihn mal darauf angesprochen. Während unserer Unterhaltung meinte er schließlich, dass er sich zwar alle Bewerbungen durchliest, die Plätze jedoch bevorzugt an bekannte Kommilitonen vergibt. Das hat mich überrascht, und ich habe ihm daraufhin gesagt, dass ich diese Praxis fragwürdig finde. Er entgegnete daraufhin salopp, dass dies auch bei der Vergabe von SHK-Stellen der Fall sei, und fügte hinzu: „Das macht doch jeder.“ Persönlich finde ich sowas unmöglich, da es meinem Gerechtigkeitssinn widerspricht. Solche Praktiken (verdeckte Form der Vetternwirtschaft) benachteiligen doch insbesondere Personen, die ohnehin schon größere Hürden zu überwinden haben
=> Erstakademiker, Studierende mit Migrationshintergrund oder aus sozio-ökonomisch schwächeren Elternhaus.
Nun zu meinen Fragen:
1. Findet ihr, dass ich überreagiere, oder ist meine Reaktion angemessen? Was sind eure Gedanken dazu?
2. Würdet ihr den Lehrstuhlinhaber auf diese Praxis hinweisen?
Vielen Dank schonmal für eueren Input :)
04.12.2024, 20:27
Ich kann diese Praxis leider bestätigen. Häufig wird so etwas an studentische Hilfskräfte ausgelagert, die dies dann ausnutzen. Ich verstehe auch nicht, warum nicht stärker gegen dieses System angekämpft wird, zum Beispiel durch anonyme Bewerbungen

09.12.2024, 17:55
(04.12.2024, 20:15)Hidden schrieb: Liebes Forum,
ich bin etwas verärgert und möchte eure Meinung zu einer Situation einholen. Ich bin im höheren Semester und arbeite seit kurzem als SHK an einem Lehrstuhl. Bei einer lehrstuhlübergreifenden Feier kam ich mit einem WiMi eines anderen Lehrstuhls ins Gespräch. Während des Gesprächs habe ich erfahren, dass er auch für die Auswahl der Moot-Court-Teilnehmer verantwortlich ist. Ich hatte mich für eben diesen Moot Court beworben, wurde aber nicht angenommen. Das hat mich gewundert, da ich im Vergleich zu denjenigen, die letztlich genommen wurden, ein ähnliches oder stärkeres Profil hatte (höheres Semester, FFA, Sprachkenntnisse sowie Auslandserfahrung). Also hab ich ihn mal darauf angesprochen. Während unserer Unterhaltung meinte er schließlich, dass er sich zwar alle Bewerbungen durchliest, die Plätze jedoch bevorzugt an bekannte Kommilitonen vergibt. Das hat mich überrascht, und ich habe ihm daraufhin gesagt, dass ich diese Praxis fragwürdig finde. Er entgegnete daraufhin salopp, dass dies auch bei der Vergabe von SHK-Stellen der Fall sei, und fügte hinzu: „Das macht doch jeder.“ Persönlich finde ich sowas unmöglich, da es meinem Gerechtigkeitssinn widerspricht. Solche Praktiken (verdeckte Form der Vetternwirtschaft) benachteiligen doch insbesondere Personen, die ohnehin schon größere Hürden zu überwinden haben
=> Erstakademiker, Studierende mit Migrationshintergrund oder aus sozio-ökonomisch schwächeren Elternhaus.
Nun zu meinen Fragen:
1. Findet ihr, dass ich überreagiere, oder ist meine Reaktion angemessen? Was sind eure Gedanken dazu?
2. Würdet ihr den Lehrstuhlinhaber auf diese Praxis hinweisen?
Vielen Dank schonmal für eueren Input :)
Vetternwirtschaft gibt es überall und ist auch meistens der normale Prozess. Natürlich bevorzugt man Personen die man kennt und mit denen man etwas "anfangen kann". Das das nicht immer gerecht ist, liegt auf der Hand, aber was ist heutzutage schon "gerecht"? Das die Welt nicht fair ist, muss ich glaube ich nicht erwähnen.
Ich würde einen Haken dran machen und die Sache vergessen. Geht ja auch "nur" um Moot.
12.12.2024, 02:58
Genau diese Klüngelei ist der Grund dafür, dass sich spätestens nach dem zweiten Examen niemand mehr dafür interessiert, ob man mal Hiwi am Lehrstuhl war oder an einem Moot Court teilgenommen hat. Die Gruppe der besonders gut vernetzten Studis, die sämtliche extracurriculare Aktivitäten unter sich aufteilen, überschneidet sich auch nur zu einem geringen Teil mit denen, die wirklich gute Examina ablegen und später die Top-Jobs bekommen.
12.12.2024, 03:45
(04.12.2024, 20:15)Hidden schrieb: Liebes Forum,Höheres Fachsemester, FFA und Auslandserfahrung halte ich jetzt nicht für entscheidende Kriterien für die bessere Eignung für die Teilnahme an einem Moot Court. Sich in der Sprache des Moot Courts schriftlich und mündlich hinreichend ausdrücken zu können (wahrscheinlich englisch?) ist natürlich essenziell. Ansonsten kommt es mE doch eher auf ein belastbares einschlägiges fachliches Interesse an den Inhalten des Moot Court an. Das kann man durchaus auch im unteren Fachsemester ohne Auslandsaufenthalt überzeugend darlegen.
ich bin etwas verärgert und möchte eure Meinung zu einer Situation einholen. Ich bin im höheren Semester und arbeite seit kurzem als SHK an einem Lehrstuhl. Bei einer lehrstuhlübergreifenden Feier kam ich mit einem WiMi eines anderen Lehrstuhls ins Gespräch. Während des Gesprächs habe ich erfahren, dass er auch für die Auswahl der Moot-Court-Teilnehmer verantwortlich ist. Ich hatte mich für eben diesen Moot Court beworben, wurde aber nicht angenommen. Das hat mich gewundert, da ich im Vergleich zu denjenigen, die letztlich genommen wurden, ein ähnliches oder stärkeres Profil hatte (höheres Semester, FFA, Sprachkenntnisse sowie Auslandserfahrung). Also hab ich ihn mal darauf angesprochen. Während unserer Unterhaltung meinte er schließlich, dass er sich zwar alle Bewerbungen durchliest, die Plätze jedoch bevorzugt an bekannte Kommilitonen vergibt. Das hat mich überrascht, und ich habe ihm daraufhin gesagt, dass ich diese Praxis fragwürdig finde. Er entgegnete daraufhin salopp, dass dies auch bei der Vergabe von SHK-Stellen der Fall sei, und fügte hinzu: „Das macht doch jeder.“ Persönlich finde ich sowas unmöglich, da es meinem Gerechtigkeitssinn widerspricht. Solche Praktiken (verdeckte Form der Vetternwirtschaft) benachteiligen doch insbesondere Personen, die ohnehin schon größere Hürden zu überwinden haben
=> Erstakademiker, Studierende mit Migrationshintergrund oder aus sozio-ökonomisch schwächeren Elternhaus.
Nun zu meinen Fragen:
1. Findet ihr, dass ich überreagiere, oder ist meine Reaktion angemessen? Was sind eure Gedanken dazu?
2. Würdet ihr den Lehrstuhlinhaber auf diese Praxis hinweisen?
Vielen Dank schonmal für eueren Input :)
Wenn dann allerdings irgendwelche Freunde oder Kommilitonen(?) des WiMi ins Team geholt werden, die wirklich ungeeignet sind, geht das natürlich nicht. Nachvollziehbar ist diese "Vetternwirtschaft" allerdings, wenn die erfolgreichen Bewerber einfach schon bekannt und bewährt waren. Für SHK Stellen ist es etwa nicht unüblich, dass Bewerber genommen werden, die in den Lehrveranstaltungen positiv aufgefallen sind. Sei es in den Vorlesungen des Chefs oder in den Arbeitsgemeinschaften der WiMis. Das mag zwar nicht lege artis der Bestenauslese sein, aber finde ich schon nachvollziehbar.
Ich sehe auch nicht ganz, wieso die beschriebene Praktik Erstakademiker, Studierende mit Migrationshintergrund oder Studierende aus sozio-ökonomisch schwächeren Elternhäusern benachteiligen soll. Möchte man der These folgen, dass diese Personen tendenziell eher schlechtere Lebensläufe und Noten haben als Studierende aus Akademikerfamilien, kommt diese Praktik den Betroffenen doch eher zu gute.
Also 1. Ich denke, Du musst es einfach sportlich sehen und ggf. einfach von Angeboten an "deinem" Lehrstuhl profitieren, wo Du ja wahrscheinlich einen guten Draht zu den WiMis hast.
2. Den Lehrstuhlinhaber wird es vermutlich überhaupt nicht interessieren und zu gewinnen gibt es für dich auch nichts mehr. Ich würde ihn darauf also nicht hinweisen.
29.03.2025, 16:16
Vetternwirtschaft an Lehrstühlen. Dazu fällt mir auch eine amüsante Anekdote ein.
Als ich vor einigen Jahren meine Seminararbeit schrieb, wurde uns keine Seitenzahl für die Bearbeitung mitgeteilt. So fragte ich den Prof per mail, wieviele Seiten ich mir denn erlauben dürfe. "Gute Arbeiten liegen regelmäßig zwischen 30 und 35 Seiten", so seine Antwort. Ich beschloss also, mich auf rund 35 Seiten zu begrenzen und war bisweilen auch damit beschäftigt, meine Arbeit ordentlich zu kürzen und auf das wichtigste zu reduzieren, um diese Anforderung zu erfüllen.
Als uns sodann in Vorbereitung des anstehenden Seminars die Arbeiten der Kollegen zugesandt wurden, um uns mit den Themen vertraut zu machen, musste ich feststellen, dass ich mit meinen rund 35 Seiten die zweitwenigsten hatte. Der Durchschnitt lag etwa bei 50 bis 60 Seiten.
Warum erzähle ich das? Beste Bearbeitung war die Arbeit einer Kollegin, die ganze knapp 300 Seiten bei rund 800 Fußnoten eingereicht hat. Was wie eine Doktorarbeit aussah, war ihre Seminararbeit. Es stellte sich dann heraus, dass diese Kollegin, die am Ende mit 17 Punkten aus dem Seminar herausging, seit langem an diesem Lehrstuhl als Studi-Hilfskraft arbeitete, an dem sie auch die Arbeit schrieb. Insofern erklärt sich dann auch, wie sie diese Arbeit in den rund "6 Wochen" zu Papier bringen konnte.
Als ich vor einigen Jahren meine Seminararbeit schrieb, wurde uns keine Seitenzahl für die Bearbeitung mitgeteilt. So fragte ich den Prof per mail, wieviele Seiten ich mir denn erlauben dürfe. "Gute Arbeiten liegen regelmäßig zwischen 30 und 35 Seiten", so seine Antwort. Ich beschloss also, mich auf rund 35 Seiten zu begrenzen und war bisweilen auch damit beschäftigt, meine Arbeit ordentlich zu kürzen und auf das wichtigste zu reduzieren, um diese Anforderung zu erfüllen.
Als uns sodann in Vorbereitung des anstehenden Seminars die Arbeiten der Kollegen zugesandt wurden, um uns mit den Themen vertraut zu machen, musste ich feststellen, dass ich mit meinen rund 35 Seiten die zweitwenigsten hatte. Der Durchschnitt lag etwa bei 50 bis 60 Seiten.
Warum erzähle ich das? Beste Bearbeitung war die Arbeit einer Kollegin, die ganze knapp 300 Seiten bei rund 800 Fußnoten eingereicht hat. Was wie eine Doktorarbeit aussah, war ihre Seminararbeit. Es stellte sich dann heraus, dass diese Kollegin, die am Ende mit 17 Punkten aus dem Seminar herausging, seit langem an diesem Lehrstuhl als Studi-Hilfskraft arbeitete, an dem sie auch die Arbeit schrieb. Insofern erklärt sich dann auch, wie sie diese Arbeit in den rund "6 Wochen" zu Papier bringen konnte.
30.03.2025, 14:39
Ja der Anteil an "Luftpumpen" (der unter Jura-Studenten und Referendaren ohnehin sehr verbreitet ist) dürfte unter LS-Mitarbeitern (insbesondere SHKs) ziemlich hoch sein. Schon so viel Schrott von solchen Leuten gehört.
Das schöne ist, dass jedenfalls im staatlichen Teil des Examens alle gleich sind. Ich muss aber meinem Vorredner zustimmen, im Schwerpunkt Bereich sind manche gleicher.
Ps.: ich darf das sagen, weil ich auch lange Zeit LS Mitarbeiter war.
Das schöne ist, dass jedenfalls im staatlichen Teil des Examens alle gleich sind. Ich muss aber meinem Vorredner zustimmen, im Schwerpunkt Bereich sind manche gleicher.
Ps.: ich darf das sagen, weil ich auch lange Zeit LS Mitarbeiter war.
30.03.2025, 18:40
(29.03.2025, 16:16)Negatives Tatbestandsmerkmal schrieb: Vetternwirtschaft an Lehrstühlen. Dazu fällt mir auch eine amüsante Anekdote ein.
Als ich vor einigen Jahren meine Seminararbeit schrieb, wurde uns keine Seitenzahl für die Bearbeitung mitgeteilt. So fragte ich den Prof per mail, wieviele Seiten ich mir denn erlauben dürfe. "Gute Arbeiten liegen regelmäßig zwischen 30 und 35 Seiten", so seine Antwort. Ich beschloss also, mich auf rund 35 Seiten zu begrenzen und war bisweilen auch damit beschäftigt, meine Arbeit ordentlich zu kürzen und auf das wichtigste zu reduzieren, um diese Anforderung zu erfüllen.
Als uns sodann in Vorbereitung des anstehenden Seminars die Arbeiten der Kollegen zugesandt wurden, um uns mit den Themen vertraut zu machen, musste ich feststellen, dass ich mit meinen rund 35 Seiten die zweitwenigsten hatte. Der Durchschnitt lag etwa bei 50 bis 60 Seiten.
Warum erzähle ich das? Beste Bearbeitung war die Arbeit einer Kollegin, die ganze knapp 300 Seiten bei rund 800 Fußnoten eingereicht hat. Was wie eine Doktorarbeit aussah, war ihre Seminararbeit. Es stellte sich dann heraus, dass diese Kollegin, die am Ende mit 17 Punkten aus dem Seminar herausging, seit langem an diesem Lehrstuhl als Studi-Hilfskraft arbeitete, an dem sie auch die Arbeit schrieb. Insofern erklärt sich dann auch, wie sie diese Arbeit in den rund "6 Wochen" zu Papier bringen konnte.
Hmm ich könnte falsch liegen aber ich wäre dezent pissed, wenn ich 300 Seiten Arbeit nur als Seminararbeit einreichen könnte und nicht als Diss

