19.06.2024, 12:43
(16.06.2024, 17:53)advocatus diaboli schrieb: Also statistisch gesehen sind 65k Einstiegsgehalt in einem Unternehmen als Jurist lediglich Durchschnitt. Mit Berufserfahrung ist man da problemlos in Bereichen von >80k grundsätzlich eher drüber.
Was für eine Aussage Natürlich ist mehr Gehalt mit Berufserfahrung drin...
22.06.2024, 11:25
(17.06.2024, 19:20)advocatus diaboli schrieb: Also ich würde behaupten, dass ein Großteil der Absolventen mit Einstiegsgehälter von >60k aufwärts starten. Derartige Angebote habe ich selbst für ostdeutsche Großstädte bekommen und sogar für kleine Städten in Süddeutschland. Dabei habe ich nur zwei hohe befriedigende Examina. Einstiegsgehälter von 45k sind definitiv nicht normal und das bekommt die überwiegende Mehrheit an Volljuristen nicht angeboten, wenn man sich ernsthaft auf die Suche begibt.
Ich habe gestern nochmal ein paar Erfahrungsberichte von Ref-Kollegen und anderen Bekannten kurz vorm Berufseinstieg eingeholt. Ein Einstieg zu ca. 45k als Anwalt ist das, was von diesen besagten Kollegen in meiner Region erwartet wird und, soweit schon geschehen, auch eingetreten ist. Inzwischen habe ich von ca. 6-7 solcher Einzelbeispiele und von keinem einzigen "Gegenbeispiel" erfahren. Und, nochmal: Nicht Ostdeutschland, kein armes Bundesland, keine Kleinstadt. Also das nur nochmal zum Thema Großteil der Absolventen usw. Die Ausnahmen, die hier gemacht wurden (Ostdeutschland, kleinere Städte, wirtschaftlich schwache Regionen) sind allesamt nicht erfüllt, dennoch ist das hier zu erwartende Einstiegsgehalt 15k unterhalb dessen, was hier behauptet wird. Ich plädiere für mehr Realismus in der Diskussion. Man muss/kann das nicht gutheißen oder seine Verhandlungsposition an die Realität anpassen, denn dann ändert sich ja nie was, aber die Realität leugnen und behaupten, es gäbe sie nicht, finde ich auch verfehlt.
22.06.2024, 12:55
(22.06.2024, 11:25)Desperate1749 schrieb:(17.06.2024, 19:20)advocatus diaboli schrieb: Also ich würde behaupten, dass ein Großteil der Absolventen mit Einstiegsgehälter von >60k aufwärts starten. Derartige Angebote habe ich selbst für ostdeutsche Großstädte bekommen und sogar für kleine Städten in Süddeutschland. Dabei habe ich nur zwei hohe befriedigende Examina. Einstiegsgehälter von 45k sind definitiv nicht normal und das bekommt die überwiegende Mehrheit an Volljuristen nicht angeboten, wenn man sich ernsthaft auf die Suche begibt.
Ich habe gestern nochmal ein paar Erfahrungsberichte von Ref-Kollegen und anderen Bekannten kurz vorm Berufseinstieg eingeholt. Ein Einstieg zu ca. 45k als Anwalt ist das, was von diesen besagten Kollegen in meiner Region erwartet wird und, soweit schon geschehen, auch eingetreten ist. Inzwischen habe ich von ca. 6-7 solcher Einzelbeispiele und von keinem einzigen "Gegenbeispiel" erfahren. Und, nochmal: Nicht Ostdeutschland, kein armes Bundesland, keine Kleinstadt. Also das nur nochmal zum Thema Großteil der Absolventen usw. Die Ausnahmen, die hier gemacht wurden (Ostdeutschland, kleinere Städte, wirtschaftlich schwache Regionen) sind allesamt nicht erfüllt, dennoch ist das hier zu erwartende Einstiegsgehalt 15k unterhalb dessen, was hier behauptet wird. Ich plädiere für mehr Realismus in der Diskussion. Man muss/kann das nicht gutheißen oder seine Verhandlungsposition an die Realität anpassen, denn dann ändert sich ja nie was, aber die Realität leugnen und behaupten, es gäbe sie nicht, finde ich auch verfehlt.
Das ist etwas, was ich schon länger sage und was außerhalb dieses Forums auch bekannt ist. Dieses Forum ist für Referendare sicherlich hilfreich für Referendarthemen, aber die hier oft genannten Gehälter verzerren die Realität. Ich kann es mir nur so erklären, dass Leute wie du und deine Refkollegen sich gar nicht erst trauen, ihr Gehalt hier zu nennen, weil ihnen sofort unterstellt wird, sie hätten sich unter Wert verkauft.
Man kann als Jurist sehr gut verdienen im Vergleich zum Rest der Gesellschaft, aber nicht jeder Jurist und auch nicht die große Mehrheit verdient tatsächlich weit über dem Gesellschaftsdurchschnitt. Es ist eine große Bandbreite an Gehältern und die exorbitant hohen Einstiegsgehälter der GKen (wieder im Vergleich zur Normalbevölkerung) heben den Schnitt nach oben.
22.06.2024, 14:24
Es ist in mehrfacher Hinsicht zu unterscheiden: kleine, mittelständische oder Großkanzlei; abgesehen von GK und hochspezialisierten Kanzleien (Boutique) wiederum zwischen „Wirtschaftsrecht“ und Strafrecht, Asylrecht Familienrecht etc um mal paar Beispiele zu nennen. Dann natürlich auch die Lage in Deutschland, nord-ost-West oder süddeutschland? Und dort wiederum Stadt oder eher ländlich? Auch die grösse der Kanzlei macht einen unterschied; ebenso ob nur rvg oder nur stundenbasis abgerechnet wird? Mandanten nur unternehmen? Oder (auch) Verbraucher? Es gibt so viele Faktoren. Um mal Beispiele zu machen ich kenne zwei, die mit ähnlichen Noten (a/niedriges b) gestartet sind, der eine im Norden in einer kleinen Kanzlei mit etwas über 43k fast nur Strafrecht und owi Sachen, der andere im Süden mit 54k und fast nur Verkehrsrecht. Beide arbeiten in großen Städten daher ist das in diesen beispielsfällen kein unterscheidungskriterium; auch Noten ähnlich; lediglich Rechtsgebiete und Lage innerhalb Deutschlands unterscheiden sich
23.06.2024, 10:52
Das es Einstiegsgehälter iHv 45k gibt, bestreitet niemand und das je nach Region und Arbeitgeber nicht mehr gezahlt wird, lässt sich wohl auch nicht bestreiten. Allerdings bewegt man sich mit so einem Gehalt statistisch betrachtet einfach in einem unterdurchschnittlichen Rahmen im Gesamtvergleich zu anderen Volljuristen. Ein genereller Vergleich ist natürlich aufgrund der unterschiedlichen Standorte und deren wirtschaftlicher Situation nur schwerlich möglich. Zumal 45k je nach Region auch schon ein überdurchschnittliches Gehalt darstellen. Demgegenüber würde wahrscheinlich niemand aus meiner ehemaligen AG zu einem derartigen Gehalt anfangen. In meiner Region verdienen teilweise Bachelor zum Berufseinstieg mehr. Dafür sind die Lebenserhaltungskosten vermutlich auch spürbar höher.
23.06.2024, 14:14
(23.06.2024, 10:52)advocatus diaboli schrieb: Das es Einstiegsgehälter iHv 45k gibt, bestreitet niemand und das je nach Region und Arbeitgeber nicht mehr gezahlt wird, lässt sich wohl auch nicht bestreiten. Allerdings bewegt man sich mit so einem Gehalt statistisch betrachtet einfach in einem unterdurchschnittlichen Rahmen im Gesamtvergleich zu anderen Volljuristen. Ein genereller Vergleich ist natürlich aufgrund der unterschiedlichen Standorte und deren wirtschaftlicher Situation nur schwerlich möglich. Zumal 45k je nach Region auch schon ein überdurchschnittliches Gehalt darstellen. Demgegenüber würde wahrscheinlich niemand aus meiner ehemaligen AG zu einem derartigen Gehalt anfangen. In meiner Region verdienen teilweise Bachelor zum Berufseinstieg mehr. Dafür sind die Lebenserhaltungskosten vermutlich auch spürbar höher.
Man darf einen Fehler nicht machen: das Einstiegsgehalt als einzige wirtschaftliche Messgröße. Ich kenne nur die Auswertung von Stepstone von 2021, da haben Jurist:innen zum Einstieg durchschnittlich 52k verdient. Da wurden abertausende Datensätze ausgewertet. Wahrscheinlich dürften das mit Inflation inzwischen eher 55 - 60k sein. Da sehen 45k natürlich schlecht aus.
Jetzt muss man aber festhalten, wenn man ne durchschnittliche Papierform hat, dass das erwartbare Gehalt nicht vom Durchschnitt, sondern vom Median abhängt. Wenn Du zB 3000 Leute hast und davon gehen 200, 300 oder 500 in die GK mit 120+k, dann ist der Median sicherlich nur noch irgendwo im Bereich 45k und drunter.
Dann muss man weiter berücksichtigen, dass 45k zum Einstieg mit fetter Umsatzbeteiligung ab x Umsatz und Partnerchancen schon nach 3-4 Jahren 100+ k bedeuten können, während Kolleg:innen mit höherem Einstieg, zB 70k, evtl auch noch nach 5 Jahren bei 75 oder 80k sind, wenn die in festgefahrenen Strukturen arbeiten.
Da ich selber den Weg gegangen bin über sehr niedrigen Einstieg, hohes Risiko, aber mittlerweile teilweise das Doppelte von vielen Kolleg:innen, will ich diese Sichtweise nur nochmal betonen.
Gerade in der Anwaltschaft knallt die Peitsche hinten. Unter Umständen fährt man mit einer etwas langfristigeren Betrachtung wesentlich besser, auch wenn der AMG dann eben 5 Jahre warten muss...
Jetzt dürfen mich die, die niemals für unter 100k einsteigen würden, gerne zerreissen. Aber zB im Strafrecht sind die Angestelltendeals oft viel schlechter mittelfristig als eine (echte) freie Mitarbeit mit Partneroption.
P.S. man merkt die kurzfristige Denke mancher Einsteiger hier oft schon an den absurden Umsatzvorstellungen. Dass es ja kein Problem sei, 200k oder 300k und mehr Umsatz zu machen. Oder dass es ok sei, 1/3 vom Umsatz als Gehalt. Das mag bei GL oder CMS etc so sein. Aber wer in ner 10 Mann Bude sitzt, 270k Umsatz reisst und sich mit 90k abspeisen lässt, macht ganz sicher was falsch.