25.11.2023, 13:24
Liebes Forum,
im Hinblick auf das erhaltene Vertragsangebot einer stark gebeutelten Landesbank hinsichtlich einer für mich grundsätzlich interessanten Tätigkeit stellt sich mir eine wesentliche Frage. Verliert man Arbeitserfahrung aufgrund einer Tätigkeit in einem vollkommen anderen Tätigkeitsbereich?
Ich habe neben Rechtswissenschaften auch Wirtschaftswissenschaften studiert und bin gegenwärtig in der Steuerberatung einer GK für Mandate aus der Finanzindustrie tätig, genauer im Bereich Verrechnungspreise. Die Tätigkeit bei der Landesbank würde meine Karrieremöglichkeiten ausweiten und den Weg in die Finanzindustrie bereiten. Gleichzeitig habe ich außerhalb der Beratung Angebote von sehr angesehenen Arbeitgebern zu meiner gegenwärtigen Tätigkeit. Wie würde sich ein Weg zurück gestalten?
Danke für eure Antworten.
im Hinblick auf das erhaltene Vertragsangebot einer stark gebeutelten Landesbank hinsichtlich einer für mich grundsätzlich interessanten Tätigkeit stellt sich mir eine wesentliche Frage. Verliert man Arbeitserfahrung aufgrund einer Tätigkeit in einem vollkommen anderen Tätigkeitsbereich?
Ich habe neben Rechtswissenschaften auch Wirtschaftswissenschaften studiert und bin gegenwärtig in der Steuerberatung einer GK für Mandate aus der Finanzindustrie tätig, genauer im Bereich Verrechnungspreise. Die Tätigkeit bei der Landesbank würde meine Karrieremöglichkeiten ausweiten und den Weg in die Finanzindustrie bereiten. Gleichzeitig habe ich außerhalb der Beratung Angebote von sehr angesehenen Arbeitgebern zu meiner gegenwärtigen Tätigkeit. Wie würde sich ein Weg zurück gestalten?
Danke für eure Antworten.
27.11.2023, 01:35
da fällt eine Antwort schwer. Es hängt sehr stark von dem Arbeitgeber ab, wie er das einschätzt
29.11.2023, 21:20
(27.11.2023, 01:35)Freidenkender schrieb: da fällt eine Antwort schwer. Es hängt sehr stark von dem Arbeitgeber ab, wie er das einschätzt
Danke für deine Antwort.
Vielleicht könnte noch der ein oder andere seine Meinung hierzu kundtun? Außerhalb der GK finden sich in diesem Themenfeld auch viele Quereinsteiger. Vielleicht kann man auch eine Analogie dahingehend ziehen, einen Wechsel des Fachbereichs in der Rechtsberatung zwischenzeitlich zu wechseln.
29.11.2023, 23:05
Wie so immer kommt es darauf an.
Wenn du nach deinem Examen 10 Jahre Tauchlehrer warst, ist es was anderes als wenn du 10 Jahre im Investmentbanking unterwegs warst und dann im Kapitalmarktrecht in FFM durchstarten willst. Es kommt also darauf an.
In der ganz groben Tendenz kann man aber natürlich sagen, dass es den eigenen juristischen Berufschancen umso abträglicher ist, je länger und ferner man fachfremd gearbeitet hat
Wenn du nach deinem Examen 10 Jahre Tauchlehrer warst, ist es was anderes als wenn du 10 Jahre im Investmentbanking unterwegs warst und dann im Kapitalmarktrecht in FFM durchstarten willst. Es kommt also darauf an.
In der ganz groben Tendenz kann man aber natürlich sagen, dass es den eigenen juristischen Berufschancen umso abträglicher ist, je länger und ferner man fachfremd gearbeitet hat
29.11.2023, 23:22
Naja, du merkst doch sicherlich selbst, wie du Wissen aus dem Studium vergisst. Ich mache z.B. schon lange kein Strafrecht mehr und halte mich daher in entsprechenden Threads hier zurück, weil ich nicht viel sinnvolles beizutragen habe. Ähnlich ist es mit anderem juristischen Wissen, wenn du nicht mehr juristisch tätig bist.
Wenn du allerdings in einem ähnlichen Fachbereich unterwegs bist, verlernst du nicht ganz so viel und der Weg zurück wäre leichter. Ein ehemaliger Kollege von mir ist RA und StB und ist vor einigen Jahren in eine reine StB-Kanzlei gewechselt. Ich vermute, ihm wurde damals die Partnerschaft versprochen, die er bei unserem früheren Arbeitgeber nicht erreichen konnte. Mittlerweile ist er seit einigen Jahren dort Partner, aber er darf halt keine Rechtsberatung durchführen, wenn er für die StB-Kanzlei tätig ist. Ein zurück bzw. eine Erweiterung der StB-Kanzlei auf Rechtsberatung wäre jedoch sicherlich problemlos möglich, da die Steuerberatung viele Schnittpunkte mit der steuerlichen Rechtsberatung hat und es eine reine Formalie ist, dies für die Gesellschaft bei den Kammern anzumelden.
Das Basiswissen und die strukturierte Denkweise von uns Juristen wirst du nicht so schnell verlieren. Daher wird eine Rückkehr sicherlich möglich sein, wobei du aber auch mit Skepsis seitens der Kanzleien rechnen musst.
Ich frage mich allerdings, ob du wirklich zurückkehren oder dir nur ein Sicherheitstürchen erhalten willst. Eine Karriere in der Finanzbranche ist doch nicht schlecht und jedenfalls da wirst du (fast) immer wieder juristisch arbeiten können. Volljuristen, die wirtschaftliche Kenntnisse haben, sind bei Arbeitgebern, die in dieser Schnittmenge tätig sind, sehr begehrt. Ohne dich zu kennen, kann ich mir bei dir daher eine Karriere in der Finanzbranche sehr gut vorstellen.
Bei uns im Unternehmen haben wir Juristen in verschiedenen Bereichen und einen Wechsel hin und zurück hat es durchaus schon gegeben. Auch für Mitarbeiter anderer Studienrichtungen ist ein Wechsel bei uns nicht unüblich. Was entscheidend ist: es ist ein Wechsel im Unternehmen oder Konzern, also innerhalb der gleichen Branche. Die Vorkenntnisse, die man für unsere Branche braucht, sind also schon vorhanden und müssen nicht erst erlernt werden.
Jetzt kommt deine gewünschte Analogie
: auch in der Finanzbranche funktioniert es sicherlich ähnlich.
Wenn du allerdings in einem ähnlichen Fachbereich unterwegs bist, verlernst du nicht ganz so viel und der Weg zurück wäre leichter. Ein ehemaliger Kollege von mir ist RA und StB und ist vor einigen Jahren in eine reine StB-Kanzlei gewechselt. Ich vermute, ihm wurde damals die Partnerschaft versprochen, die er bei unserem früheren Arbeitgeber nicht erreichen konnte. Mittlerweile ist er seit einigen Jahren dort Partner, aber er darf halt keine Rechtsberatung durchführen, wenn er für die StB-Kanzlei tätig ist. Ein zurück bzw. eine Erweiterung der StB-Kanzlei auf Rechtsberatung wäre jedoch sicherlich problemlos möglich, da die Steuerberatung viele Schnittpunkte mit der steuerlichen Rechtsberatung hat und es eine reine Formalie ist, dies für die Gesellschaft bei den Kammern anzumelden.
Das Basiswissen und die strukturierte Denkweise von uns Juristen wirst du nicht so schnell verlieren. Daher wird eine Rückkehr sicherlich möglich sein, wobei du aber auch mit Skepsis seitens der Kanzleien rechnen musst.
Ich frage mich allerdings, ob du wirklich zurückkehren oder dir nur ein Sicherheitstürchen erhalten willst. Eine Karriere in der Finanzbranche ist doch nicht schlecht und jedenfalls da wirst du (fast) immer wieder juristisch arbeiten können. Volljuristen, die wirtschaftliche Kenntnisse haben, sind bei Arbeitgebern, die in dieser Schnittmenge tätig sind, sehr begehrt. Ohne dich zu kennen, kann ich mir bei dir daher eine Karriere in der Finanzbranche sehr gut vorstellen.
Bei uns im Unternehmen haben wir Juristen in verschiedenen Bereichen und einen Wechsel hin und zurück hat es durchaus schon gegeben. Auch für Mitarbeiter anderer Studienrichtungen ist ein Wechsel bei uns nicht unüblich. Was entscheidend ist: es ist ein Wechsel im Unternehmen oder Konzern, also innerhalb der gleichen Branche. Die Vorkenntnisse, die man für unsere Branche braucht, sind also schon vorhanden und müssen nicht erst erlernt werden.
Jetzt kommt deine gewünschte Analogie

30.11.2023, 00:30
Großen Dank auch an euch für eure Antworten. Ihr habt mir damit schon einmal weitergeholfen.
Im Wesentlichen treibt mich tatsächlich die Angst, eine falsche Entscheidung zu treffen, um im Zweifel dann die bisherige Tätigkeit wieder aufnehmen zu können. Die fragliche Anstellung würde mir jedenfalls eine gute Möglichkeit bieten, mir neues Wissen anzueignen, was am Anfang aber mit einer gewissen Einbuße bei der Vergütung verbunden wäre. Mittelfristig soll ich nach Angaben der Bank aber in die Vergütungssphäre von GK gelangen bei geringerer Arbeitsbelastung und besseren Aufstiegschancen.
Außerhalb der GK bringen mir meine akademischen Leistungen und Arbeitszeugnisse für meine jetzige Tätigkeit im Bereich Verrechnungspreise aber praktisch nichts. Diese schrecken vielmehr ab und wirken sich nach den gemachten Erfahrungen gar nicht auf die Vergütung aus.
Im Wesentlichen treibt mich tatsächlich die Angst, eine falsche Entscheidung zu treffen, um im Zweifel dann die bisherige Tätigkeit wieder aufnehmen zu können. Die fragliche Anstellung würde mir jedenfalls eine gute Möglichkeit bieten, mir neues Wissen anzueignen, was am Anfang aber mit einer gewissen Einbuße bei der Vergütung verbunden wäre. Mittelfristig soll ich nach Angaben der Bank aber in die Vergütungssphäre von GK gelangen bei geringerer Arbeitsbelastung und besseren Aufstiegschancen.
Außerhalb der GK bringen mir meine akademischen Leistungen und Arbeitszeugnisse für meine jetzige Tätigkeit im Bereich Verrechnungspreise aber praktisch nichts. Diese schrecken vielmehr ab und wirken sich nach den gemachten Erfahrungen gar nicht auf die Vergütung aus.
30.11.2023, 12:11
Ja, das ist eine riesige Gefahr. Mir ist zuletzt ein ganzes Jahr Berufserfahrung verloren gegangen. Ich vermute, sie ist mir aus der Tasche gefallen, während ich auf den Bus gewartet habe. Ärgerlich, sie war nämlich noch fast neu. So schnell bekomme ich die jetzt nirgendwo mehr her für meine nächste Bewerbung. *Ironiemodus aus
Sorry, aber bei manchen Fragen hier von Leuten mit 2 StEx muss ich mir wirklich an den Kopf fassen….
Freidenker hat schon alles dazu gesagt.
Sorry, aber bei manchen Fragen hier von Leuten mit 2 StEx muss ich mir wirklich an den Kopf fassen….
Freidenker hat schon alles dazu gesagt.
30.11.2023, 12:25
Wieso sollte man Erfahrungen verlieren? Erfahrungen sind ja kein abrufbares Wissen, sondern eben Dinge, die uns passieren und uns prägen. So wie ich mit 4 die Erfahrung gemacht habe, dass eine Herdplatte heiß ist oder dass man besser doch keine Stricknadeln in die Steckdose stecken sollte. Oder dass nach einem beruflichen Scheitern das Leben weitergeht. Oder dass nicht jede Beförderung zwangläufig gut ist. Oder Kollegialität manchmal wichtiger ist, als die eigene Karriere. Das prägt eben jeden sehr individuell mit Blick auf die eigene Persönlichkeit, die sich eben dadurch weiter formt.
Ich finden den Spruch ganz passend: Erfahrung ist nicht das, was Dir passiert, sondern ist das, was du daraus machst, was Dir passiert.
Von daher tu doch einfach das, wohin es dich zieht. Ob es gut oder schlecht war, wirst Du schon merken. Und dabei weitere Erfahrungen sammeln.
Ich finden den Spruch ganz passend: Erfahrung ist nicht das, was Dir passiert, sondern ist das, was du daraus machst, was Dir passiert.
Von daher tu doch einfach das, wohin es dich zieht. Ob es gut oder schlecht war, wirst Du schon merken. Und dabei weitere Erfahrungen sammeln.
30.11.2023, 14:51
(30.11.2023, 12:25)MrJudgeBW schrieb: Wieso sollte man Erfahrungen verlieren? Erfahrungen sind ja kein abrufbares Wissen, sondern eben Dinge, die uns passieren und uns prägen. So wie ich mit 4 die Erfahrung gemacht habe, dass eine Herdplatte heiß ist oder dass man besser doch keine Stricknadeln in die Steckdose stecken sollte. Oder dass nach einem beruflichen Scheitern das Leben weitergeht. Oder dass nicht jede Beförderung zwangläufig gut ist. Oder Kollegialität manchmal wichtiger ist, als die eigene Karriere. Das prägt eben jeden sehr individuell mit Blick auf die eigene Persönlichkeit, die sich eben dadurch weiter formt.
Ich finden den Spruch ganz passend: Erfahrung ist nicht das, was Dir passiert, sondern ist das, was du daraus machst, was Dir passiert.
Von daher tu doch einfach das, wohin es dich zieht. Ob es gut oder schlecht war, wirst Du schon merken. Und dabei weitere Erfahrungen sammeln.
Da hast du natürlich Recht. Ich denke jedoch nicht, dass der TE meint, er würde Geschehnisse und die Lehren daraus vergessen, sondern Berufserfahrung in seiner Wortwahl eben doch mit erlerntem Wissen gleichsetzt.
@TE: solltest du eine falsche Entscheidung treffen, korrigierst du sie hinterher eben. So dramatisch ist das nicht. Vor einiger Zeit schrieb hier jemand im Forum, der seit 10 Jahren nichts juristisches mehr gemacht hatte und jetzt ein Problem hatte, einen juristischen Arbeitgeber zu finden. Also vielleicht solltest du dir keine 10 Jahre Zeit lassen um herauszufinden, wohin deine berufliche Reise gehen soll.
Wenn du aber 2-3 Jahre woanders reinschnupperst, feststellst, die Arbeit liegt dir nicht und dann wieder zurückkehrst, wirst du keine wesentlichen Nachteile dadurch erlitten haben.