03.05.2022, 11:31
Der Arbeitsmarkt ist auch für Inhouse-Counsel sehr bewerberfreundlich. Mit einem Gehalt von unter 100k für einen Kandidaten, der 2-3 Jahre in einer Großkanzlei war, müssen Unternehmen mittlerweile sehr lange suchen: in strukturstarken Ballungszentren weil die Nachfrage nach Juristen so hoch ist, in strukturschwachen Regionen, weil es kaum Bewerber gibt. In einer GK lernt man halt juristisches Handwerkszeug, Rechtsenglisch und eine gewisse Arbeitsmoral. Ob der Bewerber dann einen Dr. hat oder ll.m. aus Yale oder ein Doppelprädikat hat, ist den meisten Unternehmen wohl egal. Beste Rechtsgebiete sind wohl IT, Commercial, Arbeitsrecht. M
03.05.2022, 12:23
(03.05.2022, 08:15)Gast von eben schrieb:(02.05.2022, 22:44)Gast schrieb: Ich war 1,5 Jahre in einer GK und bin dann zu einem Automobilhersteller gewechselt. Ich hab mich Gehaltstechnisch tatsächlich verbessert (allerdings nur, weil der Bonus dieses Jahr sehr gut war). Ich würde sagen, es lohnt sich, vorher in eine GK zu gehen. Man hat gleich ein anderes Standing und steigt auch höher ein.
Gehaltsaussagen ohne Angabe des Gehalts bringen wenig nach 1,5 Jahren konnte man in einer GK bis vor kurzem noch 100k verdienen oder inzwischen auch 160-170k. Insofern würde man sich bei dem einen Fall mit 105k im Konzern leicht verbessern, im anderen Fall hingegen über 1/3 Rückschritt machen.
Aber natürlich dennoch Glückwunsch. Wechsel zu Automobilhersteller ist neben Pharma und vielleicht noch Chemie wohl das beste, was man in Deutschland machen kann.
Was macht Automobilhersteller so attraktiv, dass sie in einem Atemzug mit Chemie und Pharma zu nennen sind? Hatte ich so gar nicht auf dem Schirm.
Bzgl Pharma: habe letztes Jahr mal aufgeschnappt, dass Biontech absurde Gehälter gezahlt hat. Von deutlich sechsstellig war die Rede - ohne Berufserfahrung. Konnte ich einerseits kaum glauben, andererseits natürlich hoher Bedarf und massig Kohle.
Ich selbst bin ohne Erfahrung (sowohl in GK als auch anderswo) direkt ins Unternehmen (Chemie). Bekomme ein aus meiner Sicht hohes Gehalt (etwa 92k). Wobei die Entscheidung vor der jüngsten Erhöhungsrunde in den GKen fiel. Dadurch ist der Abstand natürlich von den ehemals eingepreisten 10-15k netto Differenz zur GK auf eher 20-25k angewachsen, was schon ein Brett ist.
Ich glaube dennoch, dass ich mega Glück hatte, da die Frage ja weniger ist, wie viel GK man als Türöffner buckeln muss. Sondern, ob die Tür überhaupt mal aufgeht. Lese/las hier auch immer wieder, dass es auch nach 3 Jahren GK kein Selbstläufer ist, ins Unternehmen zu gehen.
À propos Gehälter Chemie/Pharma:
Weiß sonst jemand was (in)offizielles? Abseits der üblichen Verdächtigen gibt es ja echt wenige Insights.
03.05.2022, 13:17
(03.05.2022, 12:23)Gast schrieb:(03.05.2022, 08:15)Gast von eben schrieb:(02.05.2022, 22:44)Gast schrieb: Ich war 1,5 Jahre in einer GK und bin dann zu einem Automobilhersteller gewechselt. Ich hab mich Gehaltstechnisch tatsächlich verbessert (allerdings nur, weil der Bonus dieses Jahr sehr gut war). Ich würde sagen, es lohnt sich, vorher in eine GK zu gehen. Man hat gleich ein anderes Standing und steigt auch höher ein.
Gehaltsaussagen ohne Angabe des Gehalts bringen wenig nach 1,5 Jahren konnte man in einer GK bis vor kurzem noch 100k verdienen oder inzwischen auch 160-170k. Insofern würde man sich bei dem einen Fall mit 105k im Konzern leicht verbessern, im anderen Fall hingegen über 1/3 Rückschritt machen.
Aber natürlich dennoch Glückwunsch. Wechsel zu Automobilhersteller ist neben Pharma und vielleicht noch Chemie wohl das beste, was man in Deutschland machen kann.
Was macht Automobilhersteller so attraktiv, dass sie in einem Atemzug mit Chemie und Pharma zu nennen sind? Hatte ich so gar nicht auf dem Schirm.
Bzgl Pharma: habe letztes Jahr mal aufgeschnappt, dass Biontech absurde Gehälter gezahlt hat. Von deutlich sechsstellig war die Rede - ohne Berufserfahrung. Konnte ich einerseits kaum glauben, andererseits natürlich hoher Bedarf und massig Kohle.
Ich selbst bin ohne Erfahrung (sowohl in GK als auch anderswo) direkt ins Unternehmen (Chemie). Bekomme ein aus meiner Sicht hohes Gehalt (etwa 92k). Wobei die Entscheidung vor der jüngsten Erhöhungsrunde in den GKen fiel. Dadurch ist der Abstand natürlich von den ehemals eingepreisten 10-15k netto Differenz zur GK auf eher 20-25k angewachsen, was schon ein Brett ist.
Ich glaube dennoch, dass ich mega Glück hatte, da die Frage ja weniger ist, wie viel GK man als Türöffner buckeln muss. Sondern, ob die Tür überhaupt mal aufgeht. Lese/las hier auch immer wieder, dass es auch nach 3 Jahren GK kein Selbstläufer ist, ins Unternehmen zu gehen.
À propos Gehälter Chemie/Pharma:
Weiß sonst jemand was (in)offizielles? Abseits der üblichen Verdächtigen gibt es ja echt wenige Insights.
Ich bin zu einem Automobilhersteller gegangen, weil die Stelle thematisch (Dispute Resolution, Digitalisierung) gepasst hat, das Gehalt gut ist und es noch Aufstiegsmöglichkeiten gibt (ist ja auch oft ein Problem im Unternehmen).
Hatte auch Angebote von einem Automobilzulieferer und einem Pharma-Unternehmen, die bei meinen knapp 1,5 Jahren BE damals alle so bei 90-100K + Bonus lagen.
Ich bin im Moment echt happy mit meiner Stelle. Riesige Sprünge kann ich auf meiner jetzigen Position allerdings erstmal nicht erwarten.
Über Pharma und Chemie hab ich auch echt nur Gutes gehört. Sollte man im Auge behalten :-)
03.05.2022, 13:20
(03.05.2022, 12:23)Gast schrieb: Was macht Automobilhersteller so attraktiv, dass sie in einem Atemzug mit Chemie und Pharma zu nennen sind? Hatte ich so gar nicht auf dem Schirm.
Bzgl Pharma: habe letztes Jahr mal aufgeschnappt, dass Biontech absurde Gehälter gezahlt hat. Von deutlich sechsstellig war die Rede - ohne Berufserfahrung. Konnte ich einerseits kaum glauben, andererseits natürlich hoher Bedarf und massig Kohle.
Ich selbst bin ohne Erfahrung (sowohl in GK als auch anderswo) direkt ins Unternehmen (Chemie). Bekomme ein aus meiner Sicht hohes Gehalt (etwa 92k). Wobei die Entscheidung vor der jüngsten Erhöhungsrunde in den GKen fiel. Dadurch ist der Abstand natürlich von den ehemals eingepreisten 10-15k netto Differenz zur GK auf eher 20-25k angewachsen, was schon ein Brett ist.
Ich glaube dennoch, dass ich mega Glück hatte, da die Frage ja weniger ist, wie viel GK man als Türöffner buckeln muss. Sondern, ob die Tür überhaupt mal aufgeht. Lese/las hier auch immer wieder, dass es auch nach 3 Jahren GK kein Selbstläufer ist, ins Unternehmen zu gehen.
À propos Gehälter Chemie/Pharma:
Weiß sonst jemand was (in)offizielles? Abseits der üblichen Verdächtigen gibt es ja echt wenige Insights.
Im Automotive geht es nach wie vor um viel Geld bei hohen Haftungsrisiken (deutlich höher als etwa im IT), es gibt einen eigenen Branchenusus, es wird mit ziemlich harten Bandagen gespielt und die Branche hat angesichts der derzeitigen Umbrüche einen hohen Beratungsbedarf. Das sorgt dafür, dass die Gehälter vergleichsweise hoch sind.
Deine Zahlen bestätigen meinen Eindruck. Wenn man auch mit Nichtjuristen reden und pragmatisch beraten kann, sollte ein Wechsel aus der GK in die Industrie derzeit kein Problem sein, auch wenn das nicht immer von heute auf morgen geht. Initiativbewerbungen machen sicher wenig Sinn.
Ne ehemalige Kollegin war vor 5 Jahren nach nicht einmal einem Jahr GK für über 100k in ein Pharmaunternehmen gewechselt.
03.05.2022, 13:20
Automobilhersteller, speziell in BW und BY, macht so attraktiv, dass es sehr gute IGM-Tarifverträge gibt, die für sich genommen schon 6-stellige Gehälter ermöglichen und darüber hinaus, m.W. im Gegensatz zu IGBCE, ein Abstandsgebot für AT-Kräfte von 10% in BW und 30% in BY zum höchsten tariflichen Grundentgelt beinhalten. Das ist einerseits vergleichsweise sehr rentierlich, erschwert andererseits aber den Sprung in den AT-Bereich. Ist für Senior Counsel >5 J BE dennoch durchaus drin. Das nämliche AT-Band geht dann zB von 105-135k all in, zzgl. bAv und ggf. Dienstwagen, den es in anderen Branchen auf der Ebene TL/SC zumeist noch nicht gibt.
Ergänzung der Vollständigkeit halber: Um über den Midpoint im genannten Band zu kommen, musst du schon sehr Senior oder sehr gefragt sein.
Ergänzung der Vollständigkeit halber: Um über den Midpoint im genannten Band zu kommen, musst du schon sehr Senior oder sehr gefragt sein.
03.05.2022, 13:26
Wow, vielen Dank für die Ausführungen.
Interessant zu hören.
Interessant zu hören.
03.05.2022, 13:36
Die hier angegebenen Gehaltsbereiche hören sich alle sehr realistisch an.
An die stillen Mitleser: Immer daran denken, dass wir bei IGM, IGBCE und Big Pharma/Biotech über die Spitzenzahler in Deutschland reden.
An die stillen Mitleser: Immer daran denken, dass wir bei IGM, IGBCE und Big Pharma/Biotech über die Spitzenzahler in Deutschland reden.
03.05.2022, 16:20
(03.05.2022, 13:36)Gast von eben schrieb: Die hier angegebenen Gehaltsbereiche hören sich alle sehr realistisch an.
An die stillen Mitleser: Immer daran denken, dass wir bei IGM, IGBCE und Big Pharma/Biotech über die Spitzenzahler in Deutschland reden.
Absolut. Und ich fürchte, um auf die Ausgangsfrage nach dem Arbeitsmarkt zurück zu kommen, dass die wenigen IGM- und IGBCE-Konzerne auch regelmäßig nicht so richtig viele Stellen offen haben, um die Hundertschaften, die sich jedes Jahr aus GKen verabschieden, aufzunehmen.
03.05.2022, 17:47
(03.05.2022, 08:39)Gast von eben schrieb:(03.05.2022, 08:34)Gast schrieb: Was sind eurer Meinung/Erfahrung nach die besten Rechtsgebiete für die Exitmöglichkeiten?
Ich höre immer wieder Corporate/M&A, aber wieviele Unternehmen brauchen schon mehrere Inhouse-Anwälte in dem Gebiet?
Arbeitsrecht, Compliance, Tax, Vertragsrecht und dann die jeweiligen Spezialgebiete. Bei EON ist mit Windkraft und Co Energierecht und öffentliches (Bau-)Recht super wichtig. Bei VW mit ihren 30.000 Zuliefern, brauchst du immer Leute für (Lizenz-)Verträge oder auch mal eine Litigation-Steuerung. Bei Pharma-Buden spielt das ganze rechtliche Gedöns um Marktzulassungen und die Prügel mit der Konkurrenz (Originatoren gegen Generika) eine große Rolle.
Arbeitsrecht, Compliance und Vertragsrecht machen für mich ja noch Sinn, sowas braucht jedes Unternehmen. Aber Tax? Wenn mal was anfällt geht man doch meistens eher zu Kanzleien oder den Big4 legal? Kann mich nicht vorstellen, dass viele Unternehmen inhouse Steueranwälte haben, außer vlt Banken oder so.
03.05.2022, 21:36
(03.05.2022, 17:47)Gast schrieb:(03.05.2022, 08:39)Gast von eben schrieb:(03.05.2022, 08:34)Gast schrieb: Was sind eurer Meinung/Erfahrung nach die besten Rechtsgebiete für die Exitmöglichkeiten?
Ich höre immer wieder Corporate/M&A, aber wieviele Unternehmen brauchen schon mehrere Inhouse-Anwälte in dem Gebiet?
Arbeitsrecht, Compliance, Tax, Vertragsrecht und dann die jeweiligen Spezialgebiete. Bei EON ist mit Windkraft und Co Energierecht und öffentliches (Bau-)Recht super wichtig. Bei VW mit ihren 30.000 Zuliefern, brauchst du immer Leute für (Lizenz-)Verträge oder auch mal eine Litigation-Steuerung. Bei Pharma-Buden spielt das ganze rechtliche Gedöns um Marktzulassungen und die Prügel mit der Konkurrenz (Originatoren gegen Generika) eine große Rolle.
Arbeitsrecht, Compliance und Vertragsrecht machen für mich ja noch Sinn, sowas braucht jedes Unternehmen. Aber Tax? Wenn mal was anfällt geht man doch meistens eher zu Kanzleien oder den Big4 legal? Kann mich nicht vorstellen, dass viele Unternehmen inhouse Steueranwälte haben, außer vlt Banken oder so.
Ich sag‘ nur interne Verrechnungspreise. 30-50% des ganzen Finance Gedöns machst du ja nur aus steuerlichen Gründen.