02.05.2022, 19:09
Hallo zusammen, mich würden mal eure Erfahrungen oder zumindest euer Input zum Thema Exit aus GK in Richtung Konzern/ Unternehmen interessieren. Konkret frage ich mich, wie der Arbeitsmarkt für einen 3rd-year Associate auf dem Absprung aussehen würde. Kommt man grundsätzlich, ggf. auf Initiativbewerbungen hin, eher unproblematisch in DAX30-Konzerne oder zumindest gute Großunternehmen rein, oder sucht man sich 'nen Wolf und "muss" dann doch in die Justiz oder zu einer MK? Und wie sehen die Konditionen in diesen Fällen aus? Wenn ich mir die Einstiegsgehälter bei Unternehmen laut azur so ansehe, dann sieht die Perspektive, mit 3 Jahren Erfahrung zumindest 6-stellig einzusteigen, offenbar nicht so rosig aus. In vielen Fällen stehen hier für Direkteinsteiger Beträge zwischen 60 und 75k in Rede, d.h. Hausgewächse dürften in diesen Konzernen, wenn es gut läuft, nach 3 Jahren bei max. 85k stehen. Muss man sich als GK-Aussteiger in diese Gehaltsgefüge einordnen, oder bekommt man hier eine "Extrawurst" im Sinne eines AT-Vertrages, der den Rückschritt im Gehalt einigermaßen erträglich macht?
02.05.2022, 19:19
top 1: Es kommt drauf an, was du machst. Wenn du der drölfzenste Arbeitsrechtler bist, der jetzt auch AT bei Siemens oder Mercedes werden will. Schwierig. Wenn du bisher Private Equity M&A gemacht hast, auch gar nicht so einfach (so viele Posten gibt's dafür nicht). Wenn du aber etwas machst, was bei den Unternehmen gesucht ist oder du eben einen direkten Need bei einer Mandantin füllst, ist das schon sehr gut beim Wechsel.
top 2: Früher war der Rückschritt kleiner, die jüngsten Gehaltsrunden haben den Abstand natürlich vergrößert. Aber auch hier, es gibt keine schematische Lösung da die Spanne sehr groß ist. Dax40 ist einiges und Vonovia oder Telekom sind anders aufgestellt beim Salär als Merck oder Siemens.
top 2: Früher war der Rückschritt kleiner, die jüngsten Gehaltsrunden haben den Abstand natürlich vergrößert. Aber auch hier, es gibt keine schematische Lösung da die Spanne sehr groß ist. Dax40 ist einiges und Vonovia oder Telekom sind anders aufgestellt beim Salär als Merck oder Siemens.
02.05.2022, 19:31
Natürlich gibt es keine wirkliche "Extrawurst"
Komisch, dass die GK Verweigerer immer meinen, dass die Unternehmen nur auf sie warten würden? Woher kommt dieser Glaubenssatz eigentlich?
Weil ein paar General Counsel vorher Mal in GKs waren? Ja, aber nicht jeder Hans Joachim wird nur weil er Mal 2 Jahre im Magic circle geknechtet hat gleich mit Kusshand genommen
Komisch, dass die GK Verweigerer immer meinen, dass die Unternehmen nur auf sie warten würden? Woher kommt dieser Glaubenssatz eigentlich?
Weil ein paar General Counsel vorher Mal in GKs waren? Ja, aber nicht jeder Hans Joachim wird nur weil er Mal 2 Jahre im Magic circle geknechtet hat gleich mit Kusshand genommen
02.05.2022, 19:44
Gibt es hier konkrete empirische Nahbereichserfahrungen zu berichten? Wieviele (von 10) aus eurem Umfeld haben den Sprung GK-> Konzern geschafft? Und weiß man da konkrete Zahlen zum Gehalt?
02.05.2022, 19:49
(02.05.2022, 19:31)Gast schrieb: Natürlich gibt es keine wirkliche "Extrawurst"
Es gibt insofern eine Extrawurst, dass externe Wechsler oft besser gestellt werden als interne Beförderungen. Das gilt aber genauso für Wechsler zwischen Unternehmen.
Am wichtigsten ist insofern die Eingruppierung und das hängt wieder davon ab, auf was für eine Stelle man sich bewirbt und wie man sich verkauft/was man in der GK gemacht hat.
Hier muss man eben auch sehen, dass 3rd year Associate alles und nichts heißen kann. Das kann jemand sein, der zwei befriedigend hat, jetzt 29 ist und nie wirklich in den Projekten drin war. Das kann aber auch der doppel Prädikat, Dr., LLM (Yale) sein, der jetzt 33 ist und schon mal Co-Associate Lead beim Deal machen durfte oder aber sehr eigenständig Mandanten beraten hat.
02.05.2022, 19:53
(02.05.2022, 19:44)Gast schrieb: Gibt es hier konkrete empirische Nahbereichserfahrungen zu berichten? Wieviele (von 10) aus eurem Umfeld haben den Sprung GK-> Konzern geschafft? Und weiß man da konkrete Zahlen zum Gehalt?
Viele haben den Sprung in den Konzern geschafft. Die Kohle sagen aber die wenigsten. Da gibt's in der Regel nur das ominöse "schon ein Rückschritt aber ok" Gelabber ich weiß von einem Kollegen, der hatte einen Rückschritt von 10% gemacht... aber das zu einer Zeit, als du im 2nd year auch nur 110k bekommen hast und keine 150-170k.
Denkt es euch so, die Range 70-90k gibt's im Konzern recht unproblematisch intern. 90-110k heißt schon Führung oder gefragter Spezialist. Über 110k gehen die größeren Team und kleinen Abteilungsleiter los und ab 150k bist du schon eher mittleres Management.
Und als normaler Legal Counsel bist du nicht mittleres Management.
02.05.2022, 20:32
Jetzt mal abgesehen von den intrinsisch motivierten GK-Kollegen, die es einfach geil finden an großen Deals zu arbeiten und sich auf jeden Fall als zukünftigen Partner sehen, frage ich mich, lohnt sich das ganze Geknechte dann überhaupt, wenn man nach 3 Jahren, vorausgesetzt der Exit klappt, auf 90k zzrück geht? Das ist netto ja nicht so viel besser als ein Staatsgehalt, zumindest wenn man die Pensionsansprüche in freiwillige Beiträge zum Versorgungswerk umrechnet...?
02.05.2022, 21:16
(02.05.2022, 19:49)Gast von eben schrieb:(02.05.2022, 19:31)Gast schrieb: Natürlich gibt es keine wirkliche "Extrawurst"
Es gibt insofern eine Extrawurst, dass
Hier muss man eben auch sehen, dass 3rd year Associate alles und nichts heißen kann. Das kann jemand sein, der zwei befriedigend hat, jetzt 29 ist und nie wirklich in den Projekten drin war. Das kann aber auch der doppel Prädikat, Dr., LLM (Yale) sein, der jetzt 33 ist und schon mal Co-Associate Lead beim Deal machen durfte oder aber sehr eigenständig Mandanten beraten hat.
Absolut richtig, wobei der 2xB-Kandidat es im Zweifel sogar einfacher haben wird, in bestehende Gefüge und Eingruppierungen eingepasst zu werden, als der Kollege aus Yale.
02.05.2022, 21:25
(02.05.2022, 20:32)Gast schrieb: Jetzt mal abgesehen von den intrinsisch motivierten GK-Kollegen, die es einfach geil finden an großen Deals zu arbeiten und sich auf jeden Fall als zukünftigen Partner sehen, frage ich mich, lohnt sich das ganze Geknechte dann überhaupt, wenn man nach 3 Jahren, vorausgesetzt der Exit klappt, auf 90k zzrück geht? Das ist netto ja nicht so viel besser als ein Staatsgehalt, zumindest wenn man die Pensionsansprüche in freiwillige Beiträge zum Versorgungswerk umrechnet...?
Top 1: Durch die drei Jahre in der GK kannst du trotzdem 100k mehr auf der hohen Kante haben. Die 100k mehr, die fürs Eigenheim entscheidend sind.
Top 2: Es ist halt von einigen (vielen?) nicht der Lebenstraum, in irgendeinem 50iger Jahrebau als AG Richter zu hocken, um Verkehrsunfälle Tag ein Tag aus zu bearbeiten (ja, ist überspitzt gesprochen aber du weißt vielleicht worauf ich hinaus will; der Deal beim Staat ist nicht schlecht, daher nehmen ihn ja viele die gut sind).
Top 3: Die Hoffnung ist natürlich auch, nicht mit 90k auf ewig im Konzern festzuhängen, sondern weiter hoch zu gehen. Abgesehen davon haben die großen Konzerne noch baV und Aktienprogramme, die die Lücke zur Pension noch etwas verringern können.
02.05.2022, 22:08
Mit 2-3 Jahren Erfahrung in einer internationalen Kanzlei, hat man definitiv ein sehr attraktives Plus im cv. Ich kenne von Arbeitsrecht über Compliance bis Tax 3 Leute, die allesamt mit 120 und aufwärts im Unternehmen untergekommen sind.