15.09.2021, 16:26
(15.09.2021, 13:33)Gast schrieb:(14.09.2021, 22:09)Gast schrieb: Wir gendern. Sind aber auch eine Berliner Boutique-Kanzlei, die viel Wert darauf legt, „dem Zeitgeist“ zu entsprechen. Gezwungen wirkt es auch unter den älteren Kollegen keinesfalls. Ich habe allerdings das Gefühl, dass das Gendern noch nicht überall gleichermaßen angekommen ist.
Ich denke, in spätestens 10-15 Jahren wird das Gendern (jedenfalls in den größeren Städten und unter den jüngeren Juristen) zur absoluten Norm gehören. Wenn ich mir die FFF-Abiturienten im Fernsehen so anhöre, kündigt sich das jedenfalls so an
Das Gendern ist fehlerbehaftet. Die Formulierung "liebe Anwält:innen" zum Beispiel beinhaltet weder den Anwalt noch die Anwälte. Es steht im Widerspruch zu grundlegenden grammatikalischen Regeln. Diese Tatsache sowie die Umfragewerte, wie man innerhalb der Bevölkerung zum Gendern stehe, lassen mich ganz erheblich an deiner Prognose zweifeln. Sprachlicher Wandel dauert. Man muss hier in Generationen denken. Der Gesellschaft in 10-15 Jahren einen derartigen Wandel zuzutrauen ist abenteuerlich, insbesondere wenn die derzeit gebotene Form des Genderns unausgereift ist und stellenweise zu schlicht falschen Ergebnissen führt.
Dass das Gendern top in den Sprachfluss oder in unser grammatikalisches Grundgefüge passt, habe ich nicht gesagt. Das galt es also auch nicht zu widerlegen Ich habe auch nicht gesagt, dass „weite Teile der Bevölkerung“ dem Gendern nicht negativ gegenüberstehen. Vielmehr habe ich bewusst von jüngeren Jurist*innen (HA, da war es!) in Großstädten, also gewissermaßen in Blasen, gesprochen. Ich teile vielmehr sogar die Meinung der Kritiker, die behaupten, dass es sich hier um eine linksgrün angehauchte Randerscheinung von besonders Privilegierten handelt, die sich hierdurch „nach unten hin abschottet“, teilweise sogar ohne es zu merken oder gar kritisch zu hinterfragen. Aber das hat man wohl davon, wenn man sich nicht nur auf die Mitteilung reiner Fakten (ja, wir gendern) beschränkt, sondern es tatsächlich wagt, zu einem solch brisanten Thema eine eigene Meinung zu bilden und diese auch kundzutun
Aber wenn wir nun schon mal dabei sind: man findet durchaus Sprachwissenschaftler, die zahlreiche Beispiele dafür anführen, wie schnell sich Sprache entwickeln kann. Man denke zB nur an die immer stärker ausgeprägte Nutzung des Englischen („das ist ja voll insane“, oder „ich bin da mit meinem SUP rumgecruised“). Die Vermutung, dass sich das Gendern in absehbarer Zeit nicht in vergleichbarer Weise durchsetzen könnte, halte ich für durchaus berechtigt. Ich zB bin jetzt 31 und habe vier jüngere Geschwister, jeweils mit ähnlichem Bildungs- und Sozialisierungshintergrund. Zwischen meiner und deren Jugendsprache jedenfalls liegen Welten und ja, in den auf dem Abiball 2021 gehaltenen Reden des Goethe-Gymnasiums in Kleinstadt X genderten tatsächlich alle….woaaaah, mind****.
Ich leg mich jetzt aber wieder an den Strand. Der Regen hat aufgehört, die Sonne lacht vom Hinmel und ich will meine arbeits- (und genderfreie) Zeit noch etwas genießen
15.09.2021, 18:13
(15.09.2021, 16:26)DerabenteuerlicheGast schrieb:(15.09.2021, 13:33)Gast schrieb:(14.09.2021, 22:09)Gast schrieb: Wir gendern. Sind aber auch eine Berliner Boutique-Kanzlei, die viel Wert darauf legt, „dem Zeitgeist“ zu entsprechen. Gezwungen wirkt es auch unter den älteren Kollegen keinesfalls. Ich habe allerdings das Gefühl, dass das Gendern noch nicht überall gleichermaßen angekommen ist.
Ich denke, in spätestens 10-15 Jahren wird das Gendern (jedenfalls in den größeren Städten und unter den jüngeren Juristen) zur absoluten Norm gehören. Wenn ich mir die FFF-Abiturienten im Fernsehen so anhöre, kündigt sich das jedenfalls so an
Das Gendern ist fehlerbehaftet. Die Formulierung "liebe Anwält:innen" zum Beispiel beinhaltet weder den Anwalt noch die Anwälte. Es steht im Widerspruch zu grundlegenden grammatikalischen Regeln. Diese Tatsache sowie die Umfragewerte, wie man innerhalb der Bevölkerung zum Gendern stehe, lassen mich ganz erheblich an deiner Prognose zweifeln. Sprachlicher Wandel dauert. Man muss hier in Generationen denken. Der Gesellschaft in 10-15 Jahren einen derartigen Wandel zuzutrauen ist abenteuerlich, insbesondere wenn die derzeit gebotene Form des Genderns unausgereift ist und stellenweise zu schlicht falschen Ergebnissen führt.
Dass das Gendern top in den Sprachfluss oder in unser grammatikalisches Grundgefüge passt, habe ich nicht gesagt. Das galt es also auch nicht zu widerlegen Ich habe auch nicht gesagt, dass „weite Teile der Bevölkerung“ dem Gendern nicht negativ gegenüberstehen. Vielmehr habe ich bewusst von jüngeren Jurist*innen (HA, da war es!) in Großstädten, also gewissermaßen in Blasen, gesprochen. Ich teile vielmehr sogar die Meinung der Kritiker, die behaupten, dass es sich hier um eine linksgrün angehauchte Randerscheinung von besonders Privilegierten handelt, die sich hierdurch „nach unten hin abschottet“, teilweise sogar ohne es zu merken oder gar kritisch zu hinterfragen. Aber das hat man wohl davon, wenn man sich nicht nur auf die Mitteilung reiner Fakten (ja, wir gendern) beschränkt, sondern es tatsächlich wagt, zu einem solch brisanten Thema eine eigene Meinung zu bilden und diese auch kundzutun
Aber wenn wir nun schon mal dabei sind: man findet durchaus Sprachwissenschaftler, die zahlreiche Beispiele dafür anführen, wie schnell sich Sprache entwickeln kann. Man denke zB nur an die immer stärker ausgeprägte Nutzung des Englischen („das ist ja voll insane“, oder „ich bin da mit meinem SUP rumgecruised“). Die Vermutung, dass sich das Gendern in absehbarer Zeit nicht in vergleichbarer Weise durchsetzen könnte, halte ich für durchaus berechtigt. Ich zB bin jetzt 31 und habe vier jüngere Geschwister, jeweils mit ähnlichem Bildungs- und Sozialisierungshintergrund. Zwischen meiner und deren Jugendsprache jedenfalls liegen Welten und ja, in den auf dem Abiball 2021 gehaltenen Reden des Goethe-Gymnasiums in Kleinstadt X genderten tatsächlich alle….woaaaah, mind****.
Ich leg mich jetzt aber wieder an den Strand. Der Regen hat aufgehört, die Sonne lacht vom Hinmel und ich will meine arbeits- (und genderfreie) Zeit noch etwas genießen
Dass sprachlicher Wandel stattfindet, und dies unter Umständen ziemlich flott, bestreitet niemand (außer paar Ewiggestrige, die sprachlichen Wandel mit kultureller Zersetzung gleichsetzen). Aber der Vergleich zu Wörtern wie "rumcruisen" hinkt. Warum? Die Verwendung solcher Formulierungen findet durch Trends Einzug in die deutsche Sprache. Kurzum: Man tut es freiwillig. Es gibt keinen politischen Faktor, der es "forcieren" will oder sich auf die Agenda schreibt. Beim Gendern ist genau das das große Problem. Sprachlicher Wandel, und hierüber werden sich wohl alle Sprachwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler einig sein, kann nicht erzwungen werden. Denn Sprache lebt durch ihre Sprecher. Und wenn jemand sich gewisser sprachlicher Elemente (nicht) bedienen will, dann kann man ihn nicht zum Gegenteil zwingen. Ausnahme: Man erfüllt dadurch Straftatbestände, zB durch Verwendung des "N-Wortes". Sowas lässt sich mit Zwang verhindern, und das ist auch gut so. Das Gendern wird von manchen politischen Kräften aber aus ideologischen Gesichtspunkten vorangetrieben, und wer nicht mitzieht, wird als reaktionär und sexistisch verklärt. Und da haben wir schon die Abwehrhaltung der Mehrheit innerhalb der Gesellschaft.
15.09.2021, 18:13
wer gendert hat die Kontrolle über sein Leben verloren.
15.09.2021, 18:45
Ganz genau, der Vergleich hinkt. Tonio Walter („Jura-Sprachpabst“) nennt zB als Voraussetzungen, dass neue/ausländische Worte in die Sprache übernommen werden, mindestens einen der folgenden Punkte: das Wort muss (mindestens eine Silbe) kürzer sein, das Wort muss präziser sein oder das Wort muss schöner klingen. Keiner der drei Punkte trifft auf die Gendersprache zu, und deshalb wird sie auch nicht einfach wie zB „chillen“ statt „entspannen“ in die Sprache von ganz alleine einsickern, sondern muss allenfalls erzwungen werden.
15.09.2021, 18:56
So ist halt Deutschland im Jahre 2021. Die Leute kümmert es nicht, dass sie zum Restaurantbesuch eine Impfung oder eine Gesundheitsbescheinigung brauchen oder der Staat willkürlich bestimmt, wer wann wohin gehen darf, aber es ist äußerst wichtig, die Sprache auf das Bedürfnis der 0,1% Transsexuellen in der Bevölkerung auszurichten.
15.09.2021, 19:05
(15.09.2021, 18:56)der_david schrieb: So ist halt Deutschland im Jahre 2021. Die Leute kümmert es nicht, dass sie zum Restaurantbesuch eine Impfung oder eine Gesundheitsbescheinigung brauchen oder der Staat willkürlich bestimmt, wer wann wohin gehen darf, aber es ist äußerst wichtig, die Sprache auf das Bedürfnis der 0,1% Transsexuellen in der Bevölkerung auszurichten.
Kannst ja sehen, nach 2 1/2 Jahren haben 394 Menschen ihren Geschlechtseintrag auf "divers" ändern lassen und 19 Neugeborene wurden als "divers" registriert.
Wenn ich mich nicht verrechnet habe, tragen also 99,999995% der Menschen in Deutschland ein w oder m in ihrem Perso. Insofern achte ich bei meiner Anrede darauf, dass ich die absolute Mehrheit korrekt adressiere und lasse mich für die übrigen 0,000005% dann korrigieren, sollte es mal passieren.
15.09.2021, 22:10
17.09.2021, 16:53
Was versteht man genau unter gendern? Was mich nervt, ist, wenn im Fernsehen die Nachrichtensprecher
manchmal mit Schluckauf Sprache sprechen.
Wäre es auch korrekt gegendert, wenn man immer nur die weibliche Form verwendet? Statt Rechtsanwälte
schreibt man einfach Rechtsanwältinnen, auch wenn hauptsächlich Männer gemeint sind.
manchmal mit Schluckauf Sprache sprechen.
Wäre es auch korrekt gegendert, wenn man immer nur die weibliche Form verwendet? Statt Rechtsanwälte
schreibt man einfach Rechtsanwältinnen, auch wenn hauptsächlich Männer gemeint sind.
17.09.2021, 18:35
Ich denke jeder weiß, was "gendern" bedeutet. Wenn du es wirklich nicht weißt, dann hilft die Google bestimmt weiter.
19.09.2021, 13:39
(17.09.2021, 16:53)Gast schrieb: Was versteht man genau unter gendern? Was mich nervt, ist, wenn im Fernsehen die Nachrichtensprecher
manchmal mit Schluckauf Sprache sprechen.
Wäre es auch korrekt gegendert, wenn man immer nur die weibliche Form verwendet? Statt Rechtsanwälte
schreibt man einfach Rechtsanwältinnen, auch wenn hauptsächlich Männer gemeint sind.
wäre es nicht, weil generisches Maskulinum. Alles bleibt wie es ist