23.05.2021, 17:58
Habe 2 VB und würde das Studium trotzdem nicht weiterempfehlen
23.05.2021, 18:37
27.05.2021, 01:00
27.05.2021, 10:34
(27.05.2021, 01:00)Gastgg schrieb:(23.05.2021, 18:37)Gast schrieb:Würde mich auch interessieren(23.05.2021, 17:58)Gast schrieb: Habe 2 VB und würde das Studium trotzdem nicht weiterempfehlenWäre gut, wenn man auch den Grund nennen würde.
Bin nicht der zitierte, aber hab 1x VB, 1xgut plus promotion und sehe es ähnlich.
Warum?
1) Die Ausbildung ist im Vergleich erstmal einfach lang. Ohne Zusatzqualifikationen ist man in der Regel bei ca. 6/7 Jahren. Das ist ein enormes Investment.
2) Die Ausbildung ist insgesamt einfach sehr stressig, auch wenn sich dies in erster Linie auf die Examensvorbereitung kanalisiert.
Das System ist dabei das Problem an sich. Was meine ich damit? Man muss für zwei Prüfungsereignisse das Wissen von mehreren Jahren / im großen Umfang einfach parat haben und wenn nicht, ist man halt kein "guter" Jurist auf dem Arbeitsmarkt.
Dabei hängt es im Detail von vielen Zufälligkeiten ab, die man mit ausreichend lernen zwar reduzieren, aber nie sicher ausschließen kann. Breit lernen kann genauso bestraft werden, wie auf Lücke lernen und pauschal kann davon nichts wirklich bevorzugt werden.
Schlechten Tag in der mündlichen / strenge Prüfer? Leider keinen Notensprung für dich.
Mein gut im zweiten lag daran, dass ich zwei der Urteile kannte und 2x 16 abgeräumt hat. Pures Glück meinerseits.
Generell decken sich lernaufwand und Erfolg selten.
Besser wären insofern einfach mehr Klausuren und insgesamt weniger Exoten, sodass die Leistung im breiten Wissen liegt und man nicht abtäumt, weil man Glück hatte. Vielleicht auch sinnvoll, nicht immer vereinzelte Rechtsprechungsthematiken abzufragen bzw bei den Korrektoren das Verständnis dafür zu schaffen, dass nicht der genaue urteilswortlaut verlangt wird.
Ein 18 Punkte Bewertungssystem das in der Theorie schon nicht ausgereizt wird und auch in Praxis deutlich weiter unten bei vielen Korrektoren endet, tun sein übrigens. Nichtjuristen kann man das kaum erklären.
Im Ref tritt dazu dann noch die Dissonanz zwischen den AGs und den Ljpas, sodass die Erwartungen bis zum Examen nicht klar werden und eine von Geschmäckern geprägte Ausbildung wonach man es keinem Recht machen kann.
3) Fehlende konkrete Maßstäbe, die sich in entsprechend schlechten Korrekturen über die gesamte ausbildungszeit widerspiegeln. Habe nebenbei noch vwl studiert bzw ein angebotenes zusatzstudium dazu ausgebaut und war überrascht, wie klar und nachvollziehbar die dortigen Klausuren / Korrekturen waren, was wegen der Nachvollziehbarkeit viel Druck rausnahm.
Erspart einem viel Frust.
4) Auch berufstechnisch nicht das a und o. Finanziell gibt es bessere Wege. Work-life Balance geht besser. Auch wenn man eine sinnstiftende tätigkeit will, geht es besser.
Ich bin insgesamt jetzt zwar zufrieden, würde aber in Anbetracht des Weges das nicht nochmal machen.
Schon mal sorry für kleinere Fehler. Bin gerade unterwegs am Handy, bevor sich wer beschwert.
30.05.2021, 13:29
Ich glaube wir sollten mal alle nicht vergessen wovon wir hier sprechen. Es ist doch einfach kein Geheimnis, dass der Studiengang mit zu den anspruchsvollsten gehört, die man in Deutschland überhaupt machen kann. Was erwartet man dann? Dass man anfängt und wie durch ein Wunder alles am Schnürchen läuft? Dementsprechend finde ich es auch nicht überraschend, dass so viel negatives erzählt wird. Es ist halt einfach echt viel. Du studierst nicht soziale Arbeit....
Das heißt aber nicht - und das finde ich echt wichtig - das es nicht zu schaffen ist. Wenn dich die Materie interessiert, dann zieh den Stiefel durch und dir werden viele Türen offen stehen und du wirst daran wachsen.
Auch ich habe mehr als einfach gesagt „ich weiß nicht ob ich mir das nochmal antun würde“. Da hat mir aber einfach der nötige Abstand gefehlt. Und teilweise, nach fast einem Jahr im Beruf, fehlt der mir auch heute noch. Aber wenn man es schafft, das ganze mal etwas distanziert zu betrachten, sieht man eines ganz klar: diese Bildung wirst du auf keinem anderen Wege erhalten. Das ist kein gemütlicher Spaziergang, sondern harte Arbeit.
Natürlich gibt es einige die am ende frustirert sind, weil sie trotz dieser Arbeit „nur“ zwei ausreichend geschafft haben oder es gar nicht geschafft haben. Dann ist doch aber die frage wie man damit umgeht. Wäre doch auch viel zu schön, wenn man mit 18 schon wüsste, welcher der richtige Weg zum ewigen Glück ist. Das Leben ist lang und besteht aus aufs und abs. Egal ob man Jura studiert oder nicht. Das Phänomen gibt es doch überall. Und am Ende des Tages muss jeder diesen Weg für sich alleine gehen. Auch wenn man es nicht oder nicht gut schafft,... etwas fürs Leben mitgenommen hat man doch jedenfalls.
Das heißt aber nicht - und das finde ich echt wichtig - das es nicht zu schaffen ist. Wenn dich die Materie interessiert, dann zieh den Stiefel durch und dir werden viele Türen offen stehen und du wirst daran wachsen.
Auch ich habe mehr als einfach gesagt „ich weiß nicht ob ich mir das nochmal antun würde“. Da hat mir aber einfach der nötige Abstand gefehlt. Und teilweise, nach fast einem Jahr im Beruf, fehlt der mir auch heute noch. Aber wenn man es schafft, das ganze mal etwas distanziert zu betrachten, sieht man eines ganz klar: diese Bildung wirst du auf keinem anderen Wege erhalten. Das ist kein gemütlicher Spaziergang, sondern harte Arbeit.
Natürlich gibt es einige die am ende frustirert sind, weil sie trotz dieser Arbeit „nur“ zwei ausreichend geschafft haben oder es gar nicht geschafft haben. Dann ist doch aber die frage wie man damit umgeht. Wäre doch auch viel zu schön, wenn man mit 18 schon wüsste, welcher der richtige Weg zum ewigen Glück ist. Das Leben ist lang und besteht aus aufs und abs. Egal ob man Jura studiert oder nicht. Das Phänomen gibt es doch überall. Und am Ende des Tages muss jeder diesen Weg für sich alleine gehen. Auch wenn man es nicht oder nicht gut schafft,... etwas fürs Leben mitgenommen hat man doch jedenfalls.
30.05.2021, 15:10
Keine Frage. Das Jurastudium bildet einen ordentlich aus. Dumm kommt man nachdem Studium nicht raus. Allerdings verändert sich aktuell der Bedarf in der Wirtschaft. Gesucht werden Spezis und Macher, weniger Supervisor, Generalisten und Co.
Das Jurastudium bereitet uns nicht auf die "neue" Welt vor. Da sind andere Studiengänge viel weiter. Auch mal Studiengänge über die wir uns sehr gerne lustig machen. Und angesichts der Anstrengungen in der Relation zum Aufwand und dem künftigen Bedarf, wird sich das Studium für die meisten nunmal nicht auszahlen.
Mein Vorschlag: Externe Inhalte müssen Teil des Studiums werden, spätestens im Ref. Sachverhalte anpassen, neue Inhalte und Fragen aufwerfen, statt Formulare auswendig lernen und Sachverhaltsschilderungen üben. Juristen leben zu sehr in ihrer eigenen Bubble, teilweise erschreckend wie schlecht die meisten im Rahmen der Digitalisierung gebildet sind. Damit meine ich nicht das Thema Legal Tech, sondern die allgemeine Bildung und Übersetzung ins Recht, gelingt teilweise bei vielen Richterinnen nicht.
Alles in allem überwiegen aktuell die Nachteile. Vor 30-20 Jahren wäre das Studium zu empfehlen gewesen. Jüngere Leute haben das längst erkannt.
Das Jurastudium bereitet uns nicht auf die "neue" Welt vor. Da sind andere Studiengänge viel weiter. Auch mal Studiengänge über die wir uns sehr gerne lustig machen. Und angesichts der Anstrengungen in der Relation zum Aufwand und dem künftigen Bedarf, wird sich das Studium für die meisten nunmal nicht auszahlen.
Mein Vorschlag: Externe Inhalte müssen Teil des Studiums werden, spätestens im Ref. Sachverhalte anpassen, neue Inhalte und Fragen aufwerfen, statt Formulare auswendig lernen und Sachverhaltsschilderungen üben. Juristen leben zu sehr in ihrer eigenen Bubble, teilweise erschreckend wie schlecht die meisten im Rahmen der Digitalisierung gebildet sind. Damit meine ich nicht das Thema Legal Tech, sondern die allgemeine Bildung und Übersetzung ins Recht, gelingt teilweise bei vielen Richterinnen nicht.
Alles in allem überwiegen aktuell die Nachteile. Vor 30-20 Jahren wäre das Studium zu empfehlen gewesen. Jüngere Leute haben das längst erkannt.
05.06.2021, 11:17
Ich würde Dir davon abraten. Ich selbst würde es nicht nochmal studieren (trotz VB im ersten; 2. steht noch aus).
Der Aufwand steht mE in keinem Verhältnis zum Nutzen, selbst mit VB. Die Ausbildung dauert mind. 7 Jahre (eher mehr, auch mit Wartezeiten etc.), der überwiegende Teil gibt sehr viel Geld für Rep, Lehrbücher, Crashkurse, Klausurenkurse etc. aus, die psychische Belastung ist groß (selbst für Leute, die damit sonst keine großen Probleme haben). Man sitzt in seinen besten Jahren nur am Schreibstisch, während andere ihr Studentenleben genießen (ja, bis zur Examsvorbereitung kann man feiern, aber die Examensvorbereitung ist lang)
Mal abgesehen davon habe ich persönlich auch gar keinen Bock (mehr) auf die klassischen juristischen Berufe. Nach dem Ref. noch weniger. Personalmangel an allen Ecken und Enden in der Justiz + vergleichsweise wenig Gehalt.
Aber es mag natürlich auch Leute geben, die ihre Erfüllung im Lesen und Auslegen von Gesetzen gefunden haben (oder alternativ im Kopieren und Zusammenfügen von BGH-Entscheidungen).
Der Aufwand steht mE in keinem Verhältnis zum Nutzen, selbst mit VB. Die Ausbildung dauert mind. 7 Jahre (eher mehr, auch mit Wartezeiten etc.), der überwiegende Teil gibt sehr viel Geld für Rep, Lehrbücher, Crashkurse, Klausurenkurse etc. aus, die psychische Belastung ist groß (selbst für Leute, die damit sonst keine großen Probleme haben). Man sitzt in seinen besten Jahren nur am Schreibstisch, während andere ihr Studentenleben genießen (ja, bis zur Examsvorbereitung kann man feiern, aber die Examensvorbereitung ist lang)
Mal abgesehen davon habe ich persönlich auch gar keinen Bock (mehr) auf die klassischen juristischen Berufe. Nach dem Ref. noch weniger. Personalmangel an allen Ecken und Enden in der Justiz + vergleichsweise wenig Gehalt.
Aber es mag natürlich auch Leute geben, die ihre Erfüllung im Lesen und Auslegen von Gesetzen gefunden haben (oder alternativ im Kopieren und Zusammenfügen von BGH-Entscheidungen).
05.06.2021, 12:05
(27.05.2021, 10:34)Gast schrieb: Mein gut im zweiten lag daran, dass ich zwei der Urteile kannte und 2x 16 abgeräumt hat. Pures Glück meinerseits.
Generell decken sich lernaufwand und Erfolg selten.
Ehrenmann So viel Ehrlichkeit sieht man selten.
(30.05.2021, 13:29)Gast schrieb: Ich glaube wir sollten mal alle nicht vergessen wovon wir hier sprechen. Es ist doch einfach kein Geheimnis, dass der Studiengang mit zu den anspruchsvollsten gehört, die man in Deutschland überhaupt machen kann. Was erwartet man dann? Dass man anfängt und wie durch ein Wunder alles am Schnürchen läuft? Dementsprechend finde ich es auch nicht überraschend, dass so viel negatives erzählt wird. Es ist halt einfach echt viel. Du studierst nicht soziale Arbeit....
ss jeder diesen Weg für sich alleine gehen. Auch wenn man es nicht oder nicht gut schafft,... etwas fürs Leben mitgenommen hat man doch jedenfalls.
Es beschwert sich auch keiner über die Härte, sondern den Ertrag. Der Ertrag ist mies. BWLer kriegen mehr Geld trotz Billigstudium.
Informatiker chillen ihre 35h Woche mit 100k. Wirtschaftsjuristen steigen mit 35h und 70k ein.
Vergleicht das mit den Volljuristen. In der Kleinkanzlei 48k bei 60h Woche
05.06.2021, 12:44
(05.06.2021, 12:05)guga schrieb:(27.05.2021, 10:34)Gast schrieb: Mein gut im zweiten lag daran, dass ich zwei der Urteile kannte und 2x 16 abgeräumt hat. Pures Glück meinerseits.
Generell decken sich lernaufwand und Erfolg selten.
Ehrenmann So viel Ehrlichkeit sieht man selten.
(30.05.2021, 13:29)Gast schrieb: Ich glaube wir sollten mal alle nicht vergessen wovon wir hier sprechen. Es ist doch einfach kein Geheimnis, dass der Studiengang mit zu den anspruchsvollsten gehört, die man in Deutschland überhaupt machen kann. Was erwartet man dann? Dass man anfängt und wie durch ein Wunder alles am Schnürchen läuft? Dementsprechend finde ich es auch nicht überraschend, dass so viel negatives erzählt wird. Es ist halt einfach echt viel. Du studierst nicht soziale Arbeit....
ss jeder diesen Weg für sich alleine gehen. Auch wenn man es nicht oder nicht gut schafft,... etwas fürs Leben mitgenommen hat man doch jedenfalls.
Es beschwert sich auch keiner über die Härte, sondern den Ertrag. Der Ertrag ist mies. BWLer kriegen mehr Geld trotz Billigstudium.
Informatiker chillen ihre 35h Woche mit 100k. Wirtschaftsjuristen steigen mit 35h und 70k ein.
Vergleicht das mit den Volljuristen. In der Kleinkanzlei 48k bei 60h Woche
Zu behaupten, jeder Informatik-Absolvent stiege mit 100k ein ist so, wie zu sagen, jeder mit 2. Examen bekäme 120k. Schlicht falsch.
Klar besteht mit beiden Ausbildungen die Möglichkeit, direkt zu Beginn so ein Gehalt zu bekommen, der Normalfall ist es aber nicht.
05.06.2021, 12:54
(05.06.2021, 12:44)Gast schrieb: Zu behaupten, jeder Informatik-Absolvent stiege mit 100k ein ist so, wie zu sagen, jeder mit 2. Examen bekäme 120k. Schlicht falsch.
Klar besteht mit beiden Ausbildungen die Möglichkeit, direkt zu Beginn so ein Gehalt zu bekommen, der Normalfall ist es aber nicht.
Hat ja auch keiner behauptet. Direkt zu Beginn ist auch nicht der Vergleichszeitpunkt. Der Bachelor ist nach 3 Jahren durch. Der Volljurist braucht 7-8 Jahre.