02.05.2021, 17:18
Bei den Pflichthausarbeiten im Studium hat mein Auge immer gezuckt, vor allem weil man da immer durch gefallen ist und dann pro Ferien 4 Hausarbeiten schreiben und den ganzen Tag auf den Computer starren musste. Dann noch die nervigen Pflichtpraktika. Für zwei auf dem Land musste ich wieder bei meiner Mutter einziehen, weil es beim AG bzw. der Verwaltung in der Nähe keine freien Plätze gab. War noch mal so ein Deja vu an die Schulzeit mit Dorfpendeln.
02.05.2021, 17:31
(02.05.2021, 16:47)Gast schrieb:(02.05.2021, 16:41)FFM schrieb: Habe gut im ersten und VB im zweiten. Werde im Juli mit 140.000 € einsteigen in ner US Bude. Ob es sich gelohnt hat. Nein. Die letzten 4 Jahre waren hart, deprimierend und haben an meinen Nerven gefressen. Viel zu viel Zeit habe ich mit dem Lernen belangloser Dinge beschäftigt, statt mit meinen Freunden was zu unternehmen. Zu oft hat das schlechte Gewissen gesiegt.
Nach all den Jahren kann ich sagen: Ich liebe die Materie, ich hasse dieses Ausbildungssystem. Letzteres überwiegt leider
Aber das hätte man ja auch anderes handhaben können. Mit Disziplin und einem guten Zeitmanagement kann man auch die Privatleben (Hobbies, Freunde...) führen
Na klar kann man das. Ich musste aber aus finanziellen Gründen immer arbeiten gehen, und hatte oft nur abends Zeit zum lernen. Musste mich oft zwischen Party machen/Champions League gucken/in die Kneipe gehen und Lernen entscheiden.
Ich musste halt auch viel lernen um gute Noten zu schreiben. Ein gutes Examen hatte Priorität für mich. Jetzt, wo ich seit ein paar Monaten aus diesem Hamsterrad Examen raus bin, realisieren ich erst, in was für einem Tunnel man die ganze Zeit war und v.a. was man alles in der ganzen Zeit verpasst hat.
Ich frage mich in letzter Zeit sehr oft, ob's das alles wert war. Man lebt nur 1 mal und das Leben ist eigentlich zu kurz um sich über einen so langen Zeitraum psychisch einem solch unnötigen Druck auszusetzen.
Mag auch sein, dass ich zu soft bin, aber rückblickend kommen mir all die Tage/Nächste am Schreibtisch so sinnlos vor.
02.05.2021, 17:54
Ich kann jetzt nur von Leuten sprechen, die ich kenne und da sind sowohl einige dabei, die vb und besser haben als auch einige, die gerade mal so bestanden haben. Und so ziemlich alle hatten ähnliche Argumente: (fast) die ganzen 20er wurden geopfert für die juristische Ausbildung. Dieses nie abschalten können, selbst wenn man nicht gerade lernt, dauernd gestresst zu sein und das Gefühl nie genug getan zu haben oder fertig zu sein, das hat psychisch extrem belastet. Einige von denen hatten während der Examensvorbereitung Haarausfall, extrem zugenommen, sich gehen lassen usw. Die Frage am Ende ist dann immer: hat sich das alles gelohnt? War es das Wert? Das muss jeder für sich wissen. Viele reden immer dann über die Gehälter als würde Geld alles kompensieren, sei es Gesundheit, Zeit mit Familie und Freunden etc.
Sicherlich ist diese Darstellung sehr einseitig und es gibt bestimmt auch genug, die sehr zufrieden zurückblicken. Einer hat zB schon im Studium quasi von morgens bis abends gelernt, gute Noten gehabt, arbeitet mittlerweile seit einigen Jahren auch den ganzen Tag, verdient viel, hat sogar Familie und Kinder gegründet, die er halt zwar wenig sieht wegen der Arbeit (keine Wertung) und er scheint zufrieden zu sein. Es gibt auch solche Menschen.
Sicherlich ist diese Darstellung sehr einseitig und es gibt bestimmt auch genug, die sehr zufrieden zurückblicken. Einer hat zB schon im Studium quasi von morgens bis abends gelernt, gute Noten gehabt, arbeitet mittlerweile seit einigen Jahren auch den ganzen Tag, verdient viel, hat sogar Familie und Kinder gegründet, die er halt zwar wenig sieht wegen der Arbeit (keine Wertung) und er scheint zufrieden zu sein. Es gibt auch solche Menschen.
02.05.2021, 18:02
Ich habe vor dem Studium in einer Stadt gewohnt, wo ich zu Fuß in die Disco/ Bars/ Clubs/ Cafe/Innenstadt gehen konnte. Bin jede Woche 1-2 x ausgegangen.
Dann zog ich zum Studium in diese Stadt, weit weg von der Uni, aber 2 km zum Landgericht (was im Ref erst wieder von Vorteil war). Im Studium hatte ich das Gefühl alles zu verpassen, bin gar nicht mehr ausgegangen. Hatte auch keinen Bock mehr jeden Tag in die Stadt zu gehen wie früher. So ein richtiges langweiliges Rentnerleben schon in den 30ern. Es ist wichtig in der richtigen Stadt zu wohnen. Und das ist die Unistadt meistens nicht.
Dann zog ich zum Studium in diese Stadt, weit weg von der Uni, aber 2 km zum Landgericht (was im Ref erst wieder von Vorteil war). Im Studium hatte ich das Gefühl alles zu verpassen, bin gar nicht mehr ausgegangen. Hatte auch keinen Bock mehr jeden Tag in die Stadt zu gehen wie früher. So ein richtiges langweiliges Rentnerleben schon in den 30ern. Es ist wichtig in der richtigen Stadt zu wohnen. Und das ist die Unistadt meistens nicht.
02.05.2021, 18:11
(02.05.2021, 16:12)Gast schrieb: Lasst euch nicht von den „niedrigen“ Einstiegsgehältern verunsichern.Das will ich gar nicht in Abrede stellen, aber die Frage ist, ob das mit anderen Berufswegen nicht auch entspannter und schneller geht.
Wenn man als Einsteiger keine guten Noten hat und sich deswegen mit 40k zufriedengeben muss, sagt nichts darüber aus, wo man in 10-20 Jahren stehen kann.
Kenne einige Leute, die sich auch mit schlechten Noten etwas eigenes aufgebaut haben und jetzt über GK-Associates und deren Gehälter nur müde lächeln können.
Wichtig ist, ein Rechtsgebiet zu finden, was einem liegt und wirtschaftlich nicht absolut unattraktiv ist sowie den Mut zu unternehmerischem Handeln zu haben.
02.05.2021, 18:20
muss allerdings mal nen Vorteil einwerfen: sein Studium vollständig selbst gestalten zu können (hab nicht mal ein repititorium besucht) war geil.
Pflichtvorlesungen sind ein no go und ein bekannter hat in seinem physik(?)-studium wöchentlich "Hausaufgabenzettelchen" abgeben müssen.
Pflichtvorlesungen sind ein no go und ein bekannter hat in seinem physik(?)-studium wöchentlich "Hausaufgabenzettelchen" abgeben müssen.
02.05.2021, 18:20
(02.05.2021, 17:31)FFM schrieb:(02.05.2021, 16:47)Gast schrieb:(02.05.2021, 16:41)FFM schrieb: Habe gut im ersten und VB im zweiten. Werde im Juli mit 140.000 € einsteigen in ner US Bude. Ob es sich gelohnt hat. Nein. Die letzten 4 Jahre waren hart, deprimierend und haben an meinen Nerven gefressen. Viel zu viel Zeit habe ich mit dem Lernen belangloser Dinge beschäftigt, statt mit meinen Freunden was zu unternehmen. Zu oft hat das schlechte Gewissen gesiegt.
Nach all den Jahren kann ich sagen: Ich liebe die Materie, ich hasse dieses Ausbildungssystem. Letzteres überwiegt leider
Aber das hätte man ja auch anderes handhaben können. Mit Disziplin und einem guten Zeitmanagement kann man auch die Privatleben (Hobbies, Freunde...) führen
Na klar kann man das. Ich musste aber aus finanziellen Gründen immer arbeiten gehen, und hatte oft nur abends Zeit zum lernen. Musste mich oft zwischen Party machen/Champions League gucken/in die Kneipe gehen und Lernen entscheiden.
Ich musste halt auch viel lernen um gute Noten zu schreiben. Ein gutes Examen hatte Priorität für mich. Jetzt, wo ich seit ein paar Monaten aus diesem Hamsterrad Examen raus bin, realisieren ich erst, in was für einem Tunnel man die ganze Zeit war und v.a. was man alles in der ganzen Zeit verpasst hat.
Ich frage mich in letzter Zeit sehr oft, ob's das alles wert war. Man lebt nur 1 mal und das Leben ist eigentlich zu kurz um sich über einen so langen Zeitraum psychisch einem solch unnötigen Druck auszusetzen.
Mag auch sein, dass ich zu soft bin, aber rückblickend kommen mir all die Tage/Nächste am Schreibtisch so sinnlos vor.
Ich bin gerade in der Examensvorbereitung und kann nur sagen, dass ich dich bewundere, ernsthaft. Dein Geschriebenes inspiriert mich, macht mir aber gleichzeitig auch ein extrem schlechtes Gewissen, weil ich die Disziplin und Ausdaue mitbringe bzw. viel zu nachlässig und faul bin. Aber das motiviert. Übrigens nicht wegen deinen Noten, sondern eher die Tatsache, wie du das alles gemeistert hast trotz deiner Umstände.
02.05.2021, 18:29
(02.05.2021, 17:54)Gast schrieb: Ich kann jetzt nur von Leuten sprechen, die ich kenne und da sind sowohl einige dabei, die vb und besser haben als auch einige, die gerade mal so bestanden haben. Und so ziemlich alle hatten ähnliche Argumente: (fast) die ganzen 20er wurden geopfert für die juristische Ausbildung. Dieses nie abschalten können, selbst wenn man nicht gerade lernt, dauernd gestresst zu sein und das Gefühl nie genug getan zu haben oder fertig zu sein, das hat psychisch extrem belastet. Einige von denen hatten während der Examensvorbereitung Haarausfall, extrem zugenommen, sich gehen lassen usw. Die Frage am Ende ist dann immer: hat sich das alles gelohnt? War es das Wert? Das muss jeder für sich wissen. Viele reden immer dann über die Gehälter als würde Geld alles kompensieren, sei es Gesundheit, Zeit mit Familie und Freunden etc.
Sicherlich ist diese Darstellung sehr einseitig und es gibt bestimmt auch genug, die sehr zufrieden zurückblicken. Einer hat zB schon im Studium quasi von morgens bis abends gelernt, gute Noten gehabt, arbeitet mittlerweile seit einigen Jahren auch den ganzen Tag, verdient viel, hat sogar Familie und Kinder gegründet, die er halt zwar wenig sieht wegen der Arbeit (keine Wertung) und er scheint zufrieden zu sein. Es gibt auch solche Menschen.
Keine Ahnung... ich fand das Studium in den ersten Jahren super entspannt. Eigentlich war es nur eine Mischung aus Party und Fitness, dazu ein wenig in Vorlesungen gehen aber da die Noten eh nicht gezählt haben, war es nun auch nicht so stressig. Vorlesungen halt nach Interesse und Uhrzeit ausgesucht und Hausarbeiten immer zusammen mit paar Kollegen geschrieben. Schwerpunkt war dann so punktuell nervig, weil man da richtig für lernen musste, weil die Noten gezählt haben. Aber das waren auch immer nur ein paar Wochen mit viel Arbeit.
Rep war dann schon stressiger aber am Anfang war es auch noch eher lustig, dann so 8 Monate echt hartes reinklotzen. Sport war immer noch viel aber Party nur noch 1-2 mal die Woche. Examen selbst und unmittelbar davor war echt zum Kotzen und unnötig aber dafür war die Zeit danach Sommer und einfach nur hartes Chillen am See. Ref war eigentlich lustig. Diese Anwesenheiten haben genervt aber am Anfang war alles wieder locker und kein Stress, Ausbilder waren nett bis ok und die Gruppe lustig. Vorm Examen dann wieder 5 Monate hart gelernt und eben Examen selbst auch zum Kotzen der Monat. Danach geil ins Ausland und dort richtig viel Spaß gehabt. Examen lief auch wieder gut, hat mir doch einer damals 100k zum Start gezahlt. Jetzt nach ein paar Jahren verdiene ich solide sechsstellig und vermisse ein wenig die Studi Zeit, wo ich noch ständig Party machen konnte aber dafür verdiene ich jetzt eben sehr gut und kann was sparen, ist auch gut.
02.05.2021, 19:03
Kein Plan, was ihr so veranstaltet habt, aber ich fand sowohl das Studium als auch das Ref echt entspannt und hab immer nebenbei gearbeitet und genug Zeit für Freunde/Familie /Feiern gehabt. Klar sind dabei nicht die Bomben-Noten rausgesprungen, aber mit zwei mal 8,5 kann ich nicht klagen für echt wenig Aufwand und ein gutes Leben während des Studiums und Refs. Und ich denke, mit den Noten steht trotzdem alles offen,man muss eben nur nen überzeugenden Eindruck machen.
Aber dass sich hier so viele kaputt machen oder gemacht haben für Jura, finde ich einigermaßen schockierend.
Aber dass sich hier so viele kaputt machen oder gemacht haben für Jura, finde ich einigermaßen schockierend.
02.05.2021, 19:16
(02.05.2021, 18:29)Gast Gast schrieb:(02.05.2021, 17:54)Gast schrieb: Ich kann jetzt nur von Leuten sprechen, die ich kenne und da sind sowohl einige dabei, die vb und besser haben als auch einige, die gerade mal so bestanden haben. Und so ziemlich alle hatten ähnliche Argumente: (fast) die ganzen 20er wurden geopfert für die juristische Ausbildung. Dieses nie abschalten können, selbst wenn man nicht gerade lernt, dauernd gestresst zu sein und das Gefühl nie genug getan zu haben oder fertig zu sein, das hat psychisch extrem belastet. Einige von denen hatten während der Examensvorbereitung Haarausfall, extrem zugenommen, sich gehen lassen usw. Die Frage am Ende ist dann immer: hat sich das alles gelohnt? War es das Wert? Das muss jeder für sich wissen. Viele reden immer dann über die Gehälter als würde Geld alles kompensieren, sei es Gesundheit, Zeit mit Familie und Freunden etc.
Sicherlich ist diese Darstellung sehr einseitig und es gibt bestimmt auch genug, die sehr zufrieden zurückblicken. Einer hat zB schon im Studium quasi von morgens bis abends gelernt, gute Noten gehabt, arbeitet mittlerweile seit einigen Jahren auch den ganzen Tag, verdient viel, hat sogar Familie und Kinder gegründet, die er halt zwar wenig sieht wegen der Arbeit (keine Wertung) und er scheint zufrieden zu sein. Es gibt auch solche Menschen.
Keine Ahnung... ich fand das Studium in den ersten Jahren super entspannt. Eigentlich war es nur eine Mischung aus Party und Fitness, dazu ein wenig in Vorlesungen gehen aber da die Noten eh nicht gezählt haben, war es nun auch nicht so stressig. Vorlesungen halt nach Interesse und Uhrzeit ausgesucht und Hausarbeiten immer zusammen mit paar Kollegen geschrieben. Schwerpunkt war dann so punktuell nervig, weil man da richtig für lernen musste, weil die Noten gezählt haben. Aber das waren auch immer nur ein paar Wochen mit viel Arbeit.
Rep war dann schon stressiger aber am Anfang war es auch noch eher lustig, dann so 8 Monate echt hartes reinklotzen. Sport war immer noch viel aber Party nur noch 1-2 mal die Woche. Examen selbst und unmittelbar davor war echt zum Kotzen und unnötig aber dafür war die Zeit danach Sommer und einfach nur hartes Chillen am See. Ref war eigentlich lustig. Diese Anwesenheiten haben genervt aber am Anfang war alles wieder locker und kein Stress, Ausbilder waren nett bis ok und die Gruppe lustig. Vorm Examen dann wieder 5 Monate hart gelernt und eben Examen selbst auch zum Kotzen der Monat. Danach geil ins Ausland und dort richtig viel Spaß gehabt. Examen lief auch wieder gut, hat mir doch einer damals 100k zum Start gezahlt. Jetzt nach ein paar Jahren verdiene ich solide sechsstellig und vermisse ein wenig die Studi Zeit, wo ich noch ständig Party machen konnte aber dafür verdiene ich jetzt eben sehr gut und kann was sparen, ist auch gut.
+1
Hört sich exakt nach meiner Studi-Zeit an. In Erinnerung bleiben mit sich noch die monatelangen Semesterferien. Hatte sonst keiner meiner (Nicht-Jura)Freunde.
Letztendlich war nur die unmittelbare Examenszeit nervig, aber das hat sich für mich sehr gelohnt.