02.05.2021, 14:17
Hallo zusammen,
ich bin jetzt seit wenigen Wochen Volljuristin und ein Gedanke begleitet mich schon seit der Examensvorbereitung: Lohnt sich das Ganze hier?
Jahrelanges Pauken, viel Lebenszeit, Nerven und Geduld kosten die Examina. Wenn ich mich hier im Forum umsehe, muss ich mich in meinem Notenbereich mit 35-40k zufrieden geben. Aber mal abgesehen vom Finanziellen, muss ich im Berufsleben jeden Tag sehr viel Stress bewältigen und hochkonzentriert sein, damit ich nichts falsch mache und in die Haftung komme.
Irgendwie habe ich etwas die Motivation verloren, obwohl der Anwaltsberuf immer mein Traum war. Ich hab einfach das Gefühl, dass es sich nicht gelohnt hat.
Bin ich desillusioniert? Mache ich mir zu viele Sorgen?
Was denkt ihr mittlerweile über eure Entscheidung, Jura studiert zu haben?
ich bin jetzt seit wenigen Wochen Volljuristin und ein Gedanke begleitet mich schon seit der Examensvorbereitung: Lohnt sich das Ganze hier?
Jahrelanges Pauken, viel Lebenszeit, Nerven und Geduld kosten die Examina. Wenn ich mich hier im Forum umsehe, muss ich mich in meinem Notenbereich mit 35-40k zufrieden geben. Aber mal abgesehen vom Finanziellen, muss ich im Berufsleben jeden Tag sehr viel Stress bewältigen und hochkonzentriert sein, damit ich nichts falsch mache und in die Haftung komme.
Irgendwie habe ich etwas die Motivation verloren, obwohl der Anwaltsberuf immer mein Traum war. Ich hab einfach das Gefühl, dass es sich nicht gelohnt hat.
Bin ich desillusioniert? Mache ich mir zu viele Sorgen?
Was denkt ihr mittlerweile über eure Entscheidung, Jura studiert zu haben?
02.05.2021, 14:26
Absolut nein. Hätte Informatik studieren sollen. Mehr Geld für weniger Arbeit und viel früher im Job.
02.05.2021, 14:26
Bei mir hat es sich absolut gelohnt.
Keine Ahnung, wie du auf 35-40k kommst. Ich kenne Durchfaller (!), die nur mit dem ersten StEx mit 50k in Unternehmen eingestiegen sind.
Unter 50 würde ich nicht einsteigen, außer du willst unbedingt in Chemnitz arbeiten oder Sozialrecht machen.
Jetzt kommt halt die Wirklichkeit. Wenn du Geschäftssinn hast, kannst du (sehr) gut verdienen. In meinem Freundeskreis verdient kein Angestellter in meinem Alter mehr. Nur selbständige Unternehmer haben nochmal ein anderes Einkommen (und Risiko).
Keine Ahnung, wie du auf 35-40k kommst. Ich kenne Durchfaller (!), die nur mit dem ersten StEx mit 50k in Unternehmen eingestiegen sind.
Unter 50 würde ich nicht einsteigen, außer du willst unbedingt in Chemnitz arbeiten oder Sozialrecht machen.
Jetzt kommt halt die Wirklichkeit. Wenn du Geschäftssinn hast, kannst du (sehr) gut verdienen. In meinem Freundeskreis verdient kein Angestellter in meinem Alter mehr. Nur selbständige Unternehmer haben nochmal ein anderes Einkommen (und Risiko).
02.05.2021, 14:38
Natürlich hat es sich nicht gelohnt, und das sage ich aus der GK. Geld kann die Freude an einer Tätigkeit leider nicht aufwiegen. Für sehr viele, einschließlich mich, ist Jura halt aus der Not der schlechten Mathenoten entstanden, um es überspitzt zu formulieren. Plattitüden wie "irgendwas mit Medien" klingt ja immer ganz lustig, aber ich bin sehr sehr neidisch auf die Menschen, die wirklich Spaß haben an dem was sie machen. In der GK fallen mir da auf Anhieb nur wenige ein.
Ich hoffe wirklich sehr, diese Entscheidung im Alter nicht zu sehr zu bereuen.
Ich hoffe wirklich sehr, diese Entscheidung im Alter nicht zu sehr zu bereuen.
02.05.2021, 14:41
(02.05.2021, 14:38)Gast schrieb: Natürlich hat es sich nicht gelohnt, und das sage ich aus der GK. Geld kann die Freude an einer Tätigkeit leider nicht aufwiegen. Für sehr viele, einschließlich mich, ist Jura halt aus der Not der schlechten Mathenoten entstanden, um es überspitzt zu formulieren. Plattitüden wie "irgendwas mit Medien" klingt ja immer ganz lustig, aber ich bin sehr sehr neidisch auf die Menschen, die wirklich Spaß haben an dem was sie machen. In der GK fallen mir da auf Anhieb nur wenige ein.
Ich hoffe wirklich sehr, diese Entscheidung im Alter nicht zu sehr zu bereuen.
Andere würden sich freuen deinen Job zu haben. Dann musst du dir halt einen Ausgleich in der Freizeit suchen (Reisen, Sport).
02.05.2021, 14:43
Nein, finanziell hat es sich nicht gelohnt. Bin schon länger arbeitslos.
Der einzige Vorteil ist, dass man sich gegen Behörden besser wehren kann als vor dem Studium + Ref.
Ich habe das Ref auch für 3 Auslandsstationen genutzt vor Corona und dabei ausländische Sprachen verbessert. Das hat sich für mich persönlich gelohnt.
Der einzige Vorteil ist, dass man sich gegen Behörden besser wehren kann als vor dem Studium + Ref.
Ich habe das Ref auch für 3 Auslandsstationen genutzt vor Corona und dabei ausländische Sprachen verbessert. Das hat sich für mich persönlich gelohnt.
02.05.2021, 14:46
Mit Lehramt wären wir jetzt alle A13.
02.05.2021, 14:46
(02.05.2021, 14:38)Gast schrieb: Natürlich hat es sich nicht gelohnt, und das sage ich aus der GK. Geld kann die Freude an einer Tätigkeit leider nicht aufwiegen. Für sehr viele, einschließlich mich, ist Jura halt aus der Not der schlechten Mathenoten entstanden, um es überspitzt zu formulieren. Plattitüden wie "irgendwas mit Medien" klingt ja immer ganz lustig, aber ich bin sehr sehr neidisch auf die Menschen, die wirklich Spaß haben an dem was sie machen. In der GK fallen mir da auf Anhieb nur wenige ein.
Ich hoffe wirklich sehr, diese Entscheidung im Alter nicht zu sehr zu bereuen.
Geht mir ähnlich.
Für Geld gibt's bessere Möglichkeiten. Für gute work-life Balance ebenso.
Auch um was "sinnvolles" zu tun (auch wenn das viele Richter wahrscheinlich anders sehen werden).
Am Ende des Tages ist das Zeitinvestment generell (6-8 Jahre) und je nach Ziel der lernaufwand sehr hoch. Selbst wenn man am Ende mit guten Noten da steht, ist es durchaus fraglich ob Aufwand und Ertrag im Rahmen sind.
Dazu kommt, dass nach einer langen Generalistenausbildung immer noch eine nicht unerhebliche Einarbeitungszeit (sei es als Anwaltsanfänger, Proberichter, Referent etc.) folgt.
Nebenbei noch der Stress den sich jeder Jurist antun muss. Sowohl in der Ausbildung und stellenweise auch im Beruf (letzteres ist aber zum Teil natürlich beeinflussbar).
02.05.2021, 14:54
Ja, vllt gibt es bessere Möglichkeiten für Geld. Aber wer von uns kann denn Informatik studieren? Iudex non calculat.
02.05.2021, 15:01
Mir persönlich hat das Studium eigentlich schon Spaß gemacht. Ist bei mir aber tatsächlich auch eher aus der Not entstanden dass ich weder in Naturwissenschaften noch in Mathe oder sonst was wirklich gut war.
Schon im ref habe ich aber wirklich gezweifelt. Danach war ich erst in paar Großkanzleien (meiner Meinung nach sowohl von der tätigkeit her als auch Arbeitszeiten absoluter Horror).
Bin jetzt beim Staat und arbeite zwar weniger als in der Großkanzlei. Dafür darf ich jeden Tag fast 2 Stunden hin und her pendeln und arbeite trotzdem recht viel. Früher hab ich ja Freunde die Lehramt studieren eher belächelt. Inzwischen komm ich mir wirklich dumm vor, dass ich für das selbe Gehalt ca. 3-4 mal so viel arbeite... Dazu fühlt man sich immer gestresst und hat Angst es nicht alles hinzubekommen, weil einfach zu wenig Leute eingestellt werden und die Gerichte nunmal hoffnungslos überlastet sind. Gleichzeitig will man nicht schlecht dastehen und muss auch eine gewisse Anzahl an Erledigungen liefern.
Insgesamt lohnt sich diese lange Ausbildung finanziell gesehen nicht. Ausser dir ist Freizeit und Gesundheit egal und du hast Freude dran in einer Ami Großkanzlei rundum die Uhr 7 Tage die Woche zu arbeiten und wirst nach 10-15 Jahren dort Partner. Dann mag es sich finanziell gelohnt haben. Das nehmen aber eben nur die wenigsten in Kauf. Zumal du ja eh nix von dem Geld hast, weil du nur arbeitest.
Und das sage ich, wo ich auch noch mit recht guten Noten dastehe...
Auch in meinem juristischen Bekanntenkreis kenn ich kaum wen, der so wirklich zufrieden mit seinem Job ist.
Schon im ref habe ich aber wirklich gezweifelt. Danach war ich erst in paar Großkanzleien (meiner Meinung nach sowohl von der tätigkeit her als auch Arbeitszeiten absoluter Horror).
Bin jetzt beim Staat und arbeite zwar weniger als in der Großkanzlei. Dafür darf ich jeden Tag fast 2 Stunden hin und her pendeln und arbeite trotzdem recht viel. Früher hab ich ja Freunde die Lehramt studieren eher belächelt. Inzwischen komm ich mir wirklich dumm vor, dass ich für das selbe Gehalt ca. 3-4 mal so viel arbeite... Dazu fühlt man sich immer gestresst und hat Angst es nicht alles hinzubekommen, weil einfach zu wenig Leute eingestellt werden und die Gerichte nunmal hoffnungslos überlastet sind. Gleichzeitig will man nicht schlecht dastehen und muss auch eine gewisse Anzahl an Erledigungen liefern.
Insgesamt lohnt sich diese lange Ausbildung finanziell gesehen nicht. Ausser dir ist Freizeit und Gesundheit egal und du hast Freude dran in einer Ami Großkanzlei rundum die Uhr 7 Tage die Woche zu arbeiten und wirst nach 10-15 Jahren dort Partner. Dann mag es sich finanziell gelohnt haben. Das nehmen aber eben nur die wenigsten in Kauf. Zumal du ja eh nix von dem Geld hast, weil du nur arbeitest.
Und das sage ich, wo ich auch noch mit recht guten Noten dastehe...
Auch in meinem juristischen Bekanntenkreis kenn ich kaum wen, der so wirklich zufrieden mit seinem Job ist.