05.04.2021, 16:32
Super Begründung. Denke auch, dass GK nicht allein seligmachend ist. In der GK wird man im Zweifel nie Partner, am Ende landet man dann doch in der MK oder sonstwo.
05.04.2021, 17:23
(05.04.2021, 16:13)Gast schrieb:(05.04.2021, 14:57)Gast schrieb: Wenn man die Noten für Richter oder GK hat, sollte man das auch machen.
Dann probier eine andere GK aus, gibt ja genug und als Richter solltest du dich auch in verschiedenen BL bewerben.
Als Zivilrichter am AG bekommst du auch die ganzen kleinen Fälle, die du so vermisst. Und nach der Verbreitung auf Lebenszeit kannst du eh so viel arbeiten wie du willst. R1 geht um 1.
Kleine oder mittlere Kanzlei wäre verkaufen unter Wert und da wärst du immer unzufrieden mit dem Gehalt, von dem du auch fürs Alter zurücklegen musst.
"Unter Wert verkaufen" ist doch auch etwas zu kurz gedacht. Es geht ja nicht nur um das Einstiegsgehalt. Gerade in MK, in denen man mit 55 - 65 k einsteigt, hat man nach ca. 5 - 10 Jahren auch in der Regel seine 100 k und daneben sonstige Vorteile wie Gewerbeleasing etc. Das verdient man dann seine nächsten 30 - 25 Jahre. Genug Geld fürs Alter, zumal das Versorgungswerk dann auch nicht allzu schlecht ist.
Nachteil ist natürlich, dass alles von seiner Performance abhängig ist. Da habe ich aber den Eindruck gemacht (nach ca. 3 Jahren in MK), dass vieles ganz von alleine kommt und nur "halb so wild ist", wie man sich das am Anfang vorstellt.
Puh ich will hier wirklich niemandem auf den Schlips treten. Aber finde es nicht so wahnsinnig beeindruckend, dass ich deiner Berechnung nach "nach 5-10 Jahren" in der Regel meine 100k habe. Rechne mal aus was du bei Steuerklasse I da raus bekommst. So ca. 4,5 k netto. Da komme ich in einigen Bundesländern nach 10 Jahren Richteramt auch fast ran. Dazu noch eine wesentlich bessere Altersversorgung...
Und da hängt es dann auch nicht von der Performance ab und ich muss mir meine Mandanten nicht bei der Stange halten.
Auch glaube ich nicht dass der von dir beschriebene Weg mit wesentlich weniger Arbeit verbunden ist..
Mal abgesehen davon dass es viele größere Kanzleien gibt die auch 100k schon zum Einstieg zahlen und von den Arbeitszeiten her im Vergleich zu T1 Großkanzleien relativ moderat sind. Kenne auch einige, die nach 2-3 Jahren GK in ein Unternehmen gewechselt haben (Gehalt dann zwischen 100- 140k). Wäre jetzt nicht unbedingt meins, aber wie gesagt, bei dem von dir beschriebenen Weg komme ich mir daher schon etwas unter Wert verkauft vor.. angesichts der sonstigen Möglichkeiten mit 2 recht guten Staatsexamen.
(Aber das auch nur ganz abstrakt gesehen. Mag durchaus sein, dass für viele das trotzdem in Ordnung ist, falls man eine bestimmte Kanzlei gefunden hat, wo einfach sehr vieles von der Arbeitsatmosphäre her passt.)
05.04.2021, 17:25
(05.04.2021, 17:23)GKknecht schrieb:(05.04.2021, 16:13)Gast schrieb:(05.04.2021, 14:57)Gast schrieb: Wenn man die Noten für Richter oder GK hat, sollte man das auch machen.
Dann probier eine andere GK aus, gibt ja genug und als Richter solltest du dich auch in verschiedenen BL bewerben.
Als Zivilrichter am AG bekommst du auch die ganzen kleinen Fälle, die du so vermisst. Und nach der Verbreitung auf Lebenszeit kannst du eh so viel arbeiten wie du willst. R1 geht um 1.
Kleine oder mittlere Kanzlei wäre verkaufen unter Wert und da wärst du immer unzufrieden mit dem Gehalt, von dem du auch fürs Alter zurücklegen musst.
"Unter Wert verkaufen" ist doch auch etwas zu kurz gedacht. Es geht ja nicht nur um das Einstiegsgehalt. Gerade in MK, in denen man mit 55 - 65 k einsteigt, hat man nach ca. 5 - 10 Jahren auch in der Regel seine 100 k und daneben sonstige Vorteile wie Gewerbeleasing etc. Das verdient man dann seine nächsten 30 - 25 Jahre. Genug Geld fürs Alter, zumal das Versorgungswerk dann auch nicht allzu schlecht ist.
Nachteil ist natürlich, dass alles von seiner Performance abhängig ist. Da habe ich aber den Eindruck gemacht (nach ca. 3 Jahren in MK), dass vieles ganz von alleine kommt und nur "halb so wild ist", wie man sich das am Anfang vorstellt.
Puh ich will hier wirklich niemandem auf den Schlips treten. Aber finde es nicht so wahnsinnig beeindruckend, dass ich deiner Berechnung nach "nach 5-10 Jahren" in der Regel meine 100k habe. Rechne mal aus was du bei Steuerklasse I da raus bekommst. So ca. 4,5 k netto. Da komme ich in einigen Bundesländern nach 10 Jahren Richteramt auch fast ran. Dazu noch eine wesentlich bessere Altersversorgung...
Und da hängt es dann auch nicht von der Performance ab und ich muss mir meine Mandanten nicht bei der Stange halten.
Auch glaube ich nicht dass der von dir beschriebene Weg mit wesentlich weniger Arbeit verbunden ist..
Mal abgesehen davon dass es viele größere Kanzleien gibt die auch 100k schon zum Einstieg zahlen und von den Arbeitszeiten her im Vergleich zu T1 Großkanzleien relativ moderat sind. Kenne auch einige, die nach 2-3 Jahren GK in ein Unternehmen gewechselt haben (Gehalt dann zwischen 100- 140k). Wäre jetzt nicht unbedingt meins, aber wie gesagt, bei dem von dir beschriebenen Weg komme ich mir daher schon etwas unter Wert verkauft vor.. angesichts der sonstigen Möglichkeiten mit 2 recht guten Staatsexamen.
(Aber das auch nur ganz abstrakt gesehen. Mag durchaus sein, dass für viele das trotzdem in Ordnung ist, falls man eine bestimmte Kanzlei gefunden hat, wo einfach sehr vieles von der Arbeitsatmosphäre her passt.)
Na ja, wie die Kollegen oben schon zutreffend angemerkt haben: es ist schon Schwachsinn..
05.04.2021, 20:15
(05.04.2021, 14:57)Gast schrieb: Wenn man die Noten für Richter oder GK hat, sollte man das auch machen.
Dann probier eine andere GK aus, gibt ja genug und als Richter solltest du dich auch in verschiedenen BL bewerben.
Als Zivilrichter am AG bekommst du auch die ganzen kleinen Fälle, die du so vermisst. Und nach der Verbreitung auf Lebenszeit kannst du eh so viel arbeiten wie du willst. R1 geht um 1.
Kleine oder mittlere Kanzlei wäre verkaufen unter Wert und da wärst du immer unzufrieden mit dem Gehalt, von dem du auch fürs Alter zurücklegen musst.
Was für ein Blödsinn. Auf 100k+ Entnahme kommt man wohl in jeder gut laufenden KK nach wenigen Jahren.
GK mag von der Arbeitsweise nicht jeder, Unternehmen ist auch eine andere Welt, Richter sowieso. Geld ist nicht alles, gute Arbeitszeiten bringen mir auch nicht viel, wenn ich den Job nicht gern mache.
Kleinere Kanzleien können (!) ein Paket bieten, das von vielen hier massiv unterschätzt wird.
05.04.2021, 20:26
Ich, 2x 8 Punkte, Berufsanfänger, hatte ein Angebot von einer 3-Partner Kanzlei in Hamburg. Einstieg wäre 85.000 € plus kleiner Umsatzbeteiligung gewesen. Kannten mich aus der Anwaltsstation. Mir passte allerdings das Rechtsgebiet nicht. Bin letztendlich in einer Tier-hinten Kanzlei gelandet und auch sehr glücklich.
Was ich aber mitgenommen habe: es müssen weder die Azur-Top20 noch mindestens 50 Berufsträger sein, um gutes Geld zu verdienen.
Was ich aber mitgenommen habe: es müssen weder die Azur-Top20 noch mindestens 50 Berufsträger sein, um gutes Geld zu verdienen.
05.04.2021, 23:15
Lass dich von Neidern und Hatern nicht runter ziehen. Oft ist es denen nicht mal bewusst, aber sie würden auch gerne gechillt an einer Doktorarbeit sitzen. Dazu kommen noch die Zukunftsängste, wenn du ein mal fertig bist. Wenn ein promovierter Anwalt mit Berufserfahrung im Haus und aus anderen Kanzleien die zukünftige Konkurrenz sein wird, sieht es für das eigene Aufstiegspotenzial halt schlechter aus. Ich hatte in meiner WissMit Zeit super Kollegen, allerdings gab es 2-3 Leute, die unabhängig von einander plötzlich unerträglich wurden und sich um 180 Grad gedreht haben. Im Nachhinein wurden sie dann gegangen, weshalb ich mir den Umschwung damit erklärt habe, dass ihnen eben nahegelegt wurde zu gehen und sie mangels "Eiern" ihre Frustration eben auf den da unten statt auf die da oben projiziert haben. Mach dir wirklich nichts draus, es gibt sehr viele gute Teams in GKs und wenn man einmal eins erwischt, dann kann man da auch bleiben. Als Berufsanfänger kommst du sowieso wahrscheinlicher in die Teams, die gerade entweder personell oder geschäftlich nicht so richtig laufen, weil sich gut laufende Teams lieber Berufserfahrene anwerben oder gar nicht aktiv einstellen.
05.04.2021, 23:21
Und wegen dem Thema Justiz: die Kanzlei / das Team kannst du jederzeit wechseln. In der Justiz ist das denke ich schwieriger, sich versetzen zu lassen oder im Notfall das Bundesland zu wechseln. Du wirst den Rest seines Lebens den gleichen Arbeitgeber haben, mit dem du wenig individuell vereinbaren kannst und wahrscheinlich wirst du auch längere Zeit mit denselben Kollegen auskommen müssen (die allerdings überwiegend weniger frustriert und freundlicher sein dürften).
05.04.2021, 23:41
Man ist aber unabhängig. Der Chef hat nicht viel zu sagen.
06.04.2021, 06:33
(05.04.2021, 15:32)GKknecht schrieb: Vielen Dank für Eure Antworten! Vor allem von denen aus der Justiz.
In Bezug auf die Kanzleien werde ich keine Namen nennen, weil ich auch damit abgeschlossen habe/es eh egal ist.
Soweit ich hier raus höre ist es in der Justiz auch ziemlich mit Glückssache verbunden wo man letztendlich hinkommt und wie dementsprechend dann auch die Arbeitsbelastung ist.
Ich kann aber insgesamt nur zustimmen, dass es natürlich auch von einem selbst ein bisschen abhängig ist. Sehe ich ja auch in den Kanzleien. Da gibt es auch so Leute die zu einem Thema stundenlang recherchieren (wo es aber zb kaum Rspr. gibt). Der eine recherchiert eben ne halbe Stunde und sagt dem Mandanten dass es keine einheitliche Rspr. dazu gibt, der andere wiederum kommt nach 4 Stunden Abend Recherche zu demselben Ergebnis
Und am Anfang ist klar, dass man länger braucht für viele Dinge. Aber das ist in den Kanzleien nicht anders. Jeder Berufsanfänger muss sich erst einarbeiten.
Und ja, ich sehe es eben auch so, dass ich mich nicht unter Wert verkaufen möchte. Da habe ich schon oft das Gefühl bei kleineren Kanzleien.
Würde daher glaube ich einfach mal ausprobieren und bei der Justiz anfangen. Wenn es mir garnicht gefallen würde steht mir der Weg in eine kleine Kanzlei ja immernoch offen...
Wie ist das denn am Anfang in der Justiz? Ist man denn da auch schon recht frei mit der Arbeitszeitgestaltung (auch mit home office)? Oder wird man da auch schief angeschaut wenn man mal um 18 Uhr schon geht?
Man ist auch am Anfang frei in der Arbeitszeit in der Justiz. Ich habe am Anfang regelmäßig freitags früh Schluss gemacht (man fängt bei der StA in NRW ja mit 30 Endziffern an, dann 40 usw...in gewissem Maße gibt es also bei der StA sehr wohl eine Einarbeitung), wozu mich meine Gegenzeichnerin auch ermutigt hat (natürlich nur, wenn es von der Arbeitsbelastung gepasst hat).
Home office ist eher schlecht, weil es die E-Akte ja nicht gibt und die Justiz jedenfalls in NRW auch allgemein eher schlecht ausgerüstet ist. Also eigentlich ist es jedenfalls für Anfänger auf einem normalen Dezernat nicht möglich.
Arbeitsbelastung schwankt. Es gibt in seltenen Fällen 50 Stunden Wochen, aber sehr viel öfter 40 Stunden oder weniger Wochen. Aber auch das hängt natürlich vom Dezernat, Abteilung, Größe der StA etc ab.
06.04.2021, 08:59
(05.04.2021, 11:47)GKknecht schrieb:(05.04.2021, 11:38)Gast schrieb:(05.04.2021, 11:15)GKknecht schrieb:(05.04.2021, 11:05)Graf von Rüdesheim schrieb:(05.04.2021, 10:55)GKknecht schrieb: Hallo liebe Kollegen!
Ich habe jetzt einiges hier mitgelesen und wollte mal hören, was ihr in meiner Situation machen würdet:
Ich habe nach dem 2. Examen promoviert und war in dieser Zeit nebenher (als wiss. Mit. bereits zugelassen als Anwalt) in 3 verschiedenen Großkanzleien tätig. Dazu noch eine weitere in der Anwaltstation im Ref. In lediglich einer dieser Kanzleien fand ich die Arbeitsbedingungen "ok".
Bin wirklich ziemlich frustriert, da ich sehr oft in Teams war, wo die Stimmung schon insgesamt recht schlecht war. (Beispiel: Anwälte verstehen sich untereinander nicht, Kleinkrieg/Zickenkrieg unter den Anwält(innen) oder auch gerne mal ein extrem cholerischer Partner...)
Oft wurde der Ärger und die Überforderung mit der Arbeitsbelastung an mich weitergegeben. Wurde auch oft ziemlich respektlos behandelt (angeschrien, teilweise sogar beleidigt und mir wurde oft mehr oder weniger gesagt ich könne ja garnichts und könnte nicht helfen immer wenn etwas nicht direkt zur vollsten Zufriedenheit bearbeitet wurde). Dazu kommt dass ich eigentlich keine meiner Aufgaben so wirklich spannend fand (teils "typische wissMit Tätigkeiten" wie Blog Beiträge oder Reports schreiben/bearbeiten; teils auch kleinere Mandanten Anfragen, Schriftsatzteile oder Teile von DD Reports).
Am meisten stört mich auch, dass man sowohl als wiss. Mit. und auch als junger Anwalt eigentlich nur im back office sitzt und generell die oft schlechte Stimmung und auch die immense Arbeitsbelastung.
Eigentlich habe ich mich früher immer in der Anwaltschaft gesehen, aber inzwischen vergeht mir mehr und mehr die Lust. Auch von Kollegen in etwas kleineren Kanzleien höre ich ähnliche Bedingungen, wenn auch eventuell etwas humanere Arbeitszeiten aber entsprechend auch weniger Gehalt...
Ich überlege daher tatsächlich nun in die Justiz zu gehen. Allerdings hab ich schon seit Jahren nichts mehr in die Richtung "klassisches Jura" gemacht. Auch habe ich hier im Forum Horror Geschichten von Proberichtern gelesen (va. bezüglich Arbeitsbelastung).
Ich wollte hier nochmal fragen, ob ihr aufgrund des von mir Geschilderten denkt, dass die Justiz eine Verbesserung für mich sein könnte?
Auch würde ich mich freuen, wenn Proberichter oder Staatsanwälte mir noch ein paar Fragen beantworten könnten:
Wie schnell kann man sich einarbeiten, auch wenn das Ref und entspr. Stoff nicht mehr so präsent ist? Wird man in irgendeiner Weise eingearbeitet? Kann man sich tatsächlich die Arbeitszeit recht frei einteilen (insb. home office machen)? Wie lange arbeitet ihr so an einem "normalen" Arbeitstag und seid ihr insgesamt halbwegs zufrieden bzw. wo seht ihr die Vorzüge eurer Arbeit?
Vielen Dank
Moin, Du scheinst Pech gehabt zu haben bei der Wahl deines Arbeitgebers. Du scheinst zudem zu unterschätzen, dass der wissenschaftliche Mitarbeiter immer nur für die Arbeit herangezogen wird, die trotz großem Zeitaufwand nicht abgerechnet werden kann und/oder den Anwälten keinen Spaß macht.
1) ich arbeite in einer Großkanzlei in einem 8 Berufsträger starken Team und bekomme aus den benachbarten Teams auch einiges mit. Hier kann man Glück oder Pech haben. In unserem Team ist das Klima sehr gut, es wird sich nicht angeschrieen und wenn jemand mal Scheiße baut, dann versucht man es gemeinsam geradezu rücken. man ist sich gemeinsam bewusst, dass sowas jedem passieren kann, auch dem Partner. In den benachbarten Teams weiß ich, dass es anders läuft beziehungsweise laufen kann und das Klima dann so ist, wie du es beschreibst.
2) Mach dir unbedingt bewusst, dass WissMits wirklich immer mit den langweiligen/ätzenden/anstrengenden Jobs belastet werden. Verwechsel diese Position nicht mit derjenigen des Associates.
Natürlich bin ich mir dem bewusst, dass man dem Wiss.Mit. gerne alles gibt was man selbst nicht machen möchte. Habe aber auch mehr als genug gesehen was die Anwälte so für Aufgaben haben bzw. auch dabei geholfen... Fand ich wie gesagt auch wenig spannend und die kommen eigentlich auch wirklich selten mal "raus" also zB vor Gericht oder zu tatsächlich viel Mandantenkontakt...
Aufgrund der Arbeitszeiten und des Tätigkeitsspektrums kommt für mich GK einfach nicht mehr in Frage. Würde auch ehrlich gesagt gerne mehr auf Deutsch arbeiten und wieder mehr "klassisch juristisch". Ich hatte früher auch die naive Vorstellung dass diese ganzen tollen und großen Transaktionen in der GK tatsächlich so super spannend sind, wie auf diversen Kanzlei Events dargestellt. Dass es eigentlich nur 1000 Stunden Dokumente checken im back office bedeutet, habe ich erst später realisiert...
Inzwischen würden mir auch so richtig "einfache" kleine Streitigkeiten gefallen. Nichts aufwändiges, kompliziertes sondern einfach nur ein paar unkomplizierte kleinere Fällchen. Gerne auch Wald und Wiese, Nachbarkeitsstreit o.Ä.
Ggf. könntest du mal einen Blick auf Mittelstandskanzleien werfen bzw. in ein anderes Rechtsgebiet. Wenn du nur bei den ganz großen Namen schaust, deren hohe Stundensätze auch nur die ganz großen Mandanten für Transaktionen zahlen, dann gehen damit die von dir angebrachten Unannehmlichkeiten (kein Mandantenkontakt, "langweilige" DDs + lange Arbeitszeiten) fast zwangsläufig einher.
Wenn du das Tagesgeschäft von Mittelständlern betreust, sieht es anders aus. Die rufen auch mal an, weil sie kleinere rechtliche Probleme haben, bei denen du auch als junger Anwalt helfen kannst (und sollst). Gehalt ist etwas niediger bei den ganz großen Namen, aber trotzdem in vielen Fällen höher als bei einem Richter. Arbeitsbelastung ist meist keine 40 h Woche, aber es ist auch nicht so, dass dich unter 60 h keiner nach Hause lässt.
Wie gesagt - kenne einige Kollegen in Mittelständlern... Muss aber ehrlich sagen, dass ich da oft das Gefühl habe, dass der Unterschied nicht wirklich groß ist zur GK. Nur, dass die Leute die da arbeiten eher mittelmäßige Noten haben (die meisten also es gerade so nicht in ne GK geschafft haben). Habe mich auch schon mal bei kleineren/mittelständischen Kanzleien beworben. Oft hatte ich schon das Gefühl mich unter Wert zu verkaufen (OTon eines Partners dort "Aber mit Ihren Noten könnten Sie doch auch in eine Großkanzlei und da mehr verdienen...")
Der Unterschied (also was bei Steuerklasse I netto rauskommt) ist wirklich marginal im Vergleich zu R1 (wobei natürlich hier auch noch in Form von Pension wesentlich mehr später dazukommt, wenn man das miteinkalkuliert)..
Daher eben meine Überlegung zum Staat zu gehen. (Und Selbstständigkeit traue ich mich einfach nicht)
Vielleicht habe missverstehen wir uns da - ich meine keine kleine Kanzlei, sondern einfach eine Kanzlei, die Mittelständler berät. Gehalt als Anwalt 90-100 k zum Einstieg. Ich weiß nicht exakt, was netto bei R1 rauskommt, hatte aber mal überschlagen, dass das eher so einem 65-70k-Gehalt in der freien Wirtschaft entspricht.
Dass man auch in so einer Kanzlei nicht ganz wenig arbeitet, ist richtig. Trotzdem begegnet man nicht derselben Anspruchshaltung wie in GKs, die ausschließlich Großkonzerne betreuen. Die Tätigkeit ist abwechslungsreicher und interessanter, Mandantenkontakt ist gewünscht, von Anfang an.
Aber da der Thread hier jetzt weiter vorangeschritten ist - du hast dich wohl schon für die Justiz entschieden und natürlich Recht damit, dass das sicher 1.) ein guter Deal ist und 2.) du natürlich noch "zurück" in eine der von mir beschriebenen Kanzleien kannst. Allerdings gebe ich zu bedenken: Wenn du von der Justiz in die freie Wirtschaft zurückkehrst, bist du für die Justiz verbrannt. Ich habe Freunde, die deshalb ein bisschen bereut haben, sich in der freien Wirtschaft nicht mehr ausprobiert zu haben - die hängen dann nämlich in der Justiz, sind nicht richtig zufrieden, wissen aber auch nicht, ob es als Anwalt eher besser oder eher schlechter wird. Aber sie wissen, dass es keinen Weg wieder zurück in die Justiz gibt, wenn sie einmal gehen.