08.03.2021, 11:34
Ich habe die Wahl, mich einer Zivilkammer oder stattdessen einer Kammer für Handelssachen zuteilen zu lassen. Bei den Zivilkammern sind einige dabei mir sehr unangenehm klingenden Sonderzuständigkeiten (Insolvenzrecht usw.)., aber natürlich auch welche für "einfache Zivilsachen". Bei den Kammern für Handelssachen gibt es wiederum welche mit Sonderzuständigkeit (zB Kartellrecht) und welche für "allgemeine Handelssachen".
Ich überlege, mich einer Kammer für "allgemeine Handelssachen" zuweisen zu lassen. Was könnten Vor- oder Nachteile gegenüber der Zivilkammer sein? Der konkrete Ausbilder könnte dann ja nur der Vorsitzende sein, zwangsläufig also ein etwas erfahrenerer/älterer Richter. Ist das gut oder schlecht?
Kann man vielleicht darauf hoffen, dass man es hier mit "sinnvolleren" Klagen und vor allem Schriftsätzen zu tun hat, da die klagenden Parteien anwaltlich besser beraten sind?
Wäre mit mehr oder weniger zu berarbeitenden Akten zu rechnen?
Oder entscheidet sich so eine Handelssache eigentlich kaum von einer sonstigen Zivilsache?
Hat jemand Erfahreungen mit der Kammer für Handelssachen gemacht?
Ich überlege, mich einer Kammer für "allgemeine Handelssachen" zuweisen zu lassen. Was könnten Vor- oder Nachteile gegenüber der Zivilkammer sein? Der konkrete Ausbilder könnte dann ja nur der Vorsitzende sein, zwangsläufig also ein etwas erfahrenerer/älterer Richter. Ist das gut oder schlecht?
Kann man vielleicht darauf hoffen, dass man es hier mit "sinnvolleren" Klagen und vor allem Schriftsätzen zu tun hat, da die klagenden Parteien anwaltlich besser beraten sind?
Wäre mit mehr oder weniger zu berarbeitenden Akten zu rechnen?
Oder entscheidet sich so eine Handelssache eigentlich kaum von einer sonstigen Zivilsache?
Hat jemand Erfahreungen mit der Kammer für Handelssachen gemacht?
12.03.2021, 09:57
Ja, ich war kürzlich in einer Handelskammer (hatte mir eigentlich ein kleines AG gewünscht) und der Richter war Vorsitzender für allgemeine Handelssachen und Kartellsachen. Der Richter war älter, sehr erfahren, sehr nett und sehr engagiert und ich hatte das Gefühl in ihm eine Art Vaterfigur zu haben - leider hatte er allerdings auch sehr hohe Anforderungen Erwartungen an seine (in der Handelskammer sehr seltenen) Referendare. Und so erhielt ich regelmäßig “Gürteltiere“ (Akten, die so dick waren, dass sie aus mehreren Akten bestanden und mit einem Aktengürtel zusammen gehalten werden mussten), die sowohl inhaltlich sehr anspruchsvoll waren, komplett unbekannte Rechtsmaterie enthielten (und zwar auch immer etwas anderes, gewerblicher Rechtsschutz, Glücksspielgesetze, Heilmittelgesetze... ich müsste mich mit jeder Akte in ein neues Themengebiet komplett neu einarbeiten) und mich auch regelmäßig bis tief in die Nacht beschäftigen.
Fürs Examen war vieles natürlich weniger relevant (bzw gar nicht) aber es war spannend und durch die entsprechenden Streitwerte haben sich die Anwälte auch sichtlich mehr Mühe gegeben als für irgendwelche 200€ Sachen.
Wenn man vor allem für das Examen vorbereitet werden will ist ein AG (am Besten ein kleines auswärtiges) sicherlich die bessere Wahl, für die allgemeine rechtliche Bildung, den Blick “über den Tellerrand“ und wenn man den Justizdienst für die Zukunft in Betracht zieht, ist es allerdings eine wunderbare Chance und von der Materie und den Aufgaben auch nur zu empfehlen - es war für mich aber auch die arbeitsintensivste Station.
Fürs Examen war vieles natürlich weniger relevant (bzw gar nicht) aber es war spannend und durch die entsprechenden Streitwerte haben sich die Anwälte auch sichtlich mehr Mühe gegeben als für irgendwelche 200€ Sachen.
Wenn man vor allem für das Examen vorbereitet werden will ist ein AG (am Besten ein kleines auswärtiges) sicherlich die bessere Wahl, für die allgemeine rechtliche Bildung, den Blick “über den Tellerrand“ und wenn man den Justizdienst für die Zukunft in Betracht zieht, ist es allerdings eine wunderbare Chance und von der Materie und den Aufgaben auch nur zu empfehlen - es war für mich aber auch die arbeitsintensivste Station.