12.01.2021, 17:09
wieder ein Artikel in der FAZ der beklagt dass der Staat bald Nachwuchssorgen hat. Was sagt ihr dazu? Aktuell wird nur ab doppel VB eingestellt und dann kommt so ein Artikel
12.01.2021, 17:35
Was soll man schon sagen? Ähnliches hatten sie kürzlich in der heute-show, aber da hat man im Zweifel alte Kamellen rausgeholt und
in der Pandemie noch für Abwechslung zu sorgen bzw. die, die die Artikel schreiben, haben auch gar keine Ahnung von der Juristenwelt.
Abgehen davon, dass ich kein Problem sehe, auch 8 Punkte-Juristen anzustellen, haben wir letztes Jahr insgesamt 10 neue Richter an unser Gericht bekommen. Einer hatte Platzziffer 2 seines Durchgangs und zumindest von 6 anderen weiß ich, dass die auch VB hatten, der Großteil auch promoviert. Auch hier schreiben sehr viele, die sich bewerben wollen oder beworben haben und ein VB im 2. oder beiden haben (oder es behaupten). Ich glaube, dass ist einfach Alarmismus wie in anderen Bereichen des ÖD. Da beschwert man sich, es gäbe keine oder nicht genug Bewerber, aber im AC werden sie alle rausgesiebt. Ist auch eine gute Rechtfertigung für die Politik, wenn sie immer einen Bewerbermangel behauptet, denn dafür wird sie nicht so leicht verantwortlich gemacht (außer Thema Besoldung) wie für Sachen, die sie selbst verbockt oder die ihr zugerechnet werden.
in der Pandemie noch für Abwechslung zu sorgen bzw. die, die die Artikel schreiben, haben auch gar keine Ahnung von der Juristenwelt.
Abgehen davon, dass ich kein Problem sehe, auch 8 Punkte-Juristen anzustellen, haben wir letztes Jahr insgesamt 10 neue Richter an unser Gericht bekommen. Einer hatte Platzziffer 2 seines Durchgangs und zumindest von 6 anderen weiß ich, dass die auch VB hatten, der Großteil auch promoviert. Auch hier schreiben sehr viele, die sich bewerben wollen oder beworben haben und ein VB im 2. oder beiden haben (oder es behaupten). Ich glaube, dass ist einfach Alarmismus wie in anderen Bereichen des ÖD. Da beschwert man sich, es gäbe keine oder nicht genug Bewerber, aber im AC werden sie alle rausgesiebt. Ist auch eine gute Rechtfertigung für die Politik, wenn sie immer einen Bewerbermangel behauptet, denn dafür wird sie nicht so leicht verantwortlich gemacht (außer Thema Besoldung) wie für Sachen, die sie selbst verbockt oder die ihr zugerechnet werden.
12.01.2021, 17:40
Das typische Gejammer der richterlichen Interessenverbände, die es nicht verwinden können, dass nicht mehr jeder Prädikatsjurist Bock hat, sein Leben lang Aktenberge abzuarbeiten und sich dabei am Duft des frisch gebohnerten Linoleums erfreuen zu dürfen. Wenn jetzt auch noch die Anforderungen abgesenkt werden, dann droht natürlich die Selbstwahrnehmung als geistige Elite der Staatsdienerschaft einen erheblichen Knacks zu nehmen. Das will man nicht und stellt absurde Forderungen auf. Das ich als Richter weniger als als wirtschaftsanwalt in einer Großstadt verdiene, liegt in der Natur der Sache.
Dann muss ich mir halt einen anderen Beruf suchen. Als Philosoph beschwere ich mich ja auch nicht, dass ein Ingenieur mehr verdient.
Dann muss ich mir halt einen anderen Beruf suchen. Als Philosoph beschwere ich mich ja auch nicht, dass ein Ingenieur mehr verdient.
12.01.2021, 18:37
(12.01.2021, 17:40)Gast schrieb: Das typische Gejammer der richterlichen Interessenverbände, die es nicht verwinden können, dass nicht mehr jeder Prädikatsjurist Bock hat, sein Leben lang Aktenberge abzuarbeiten und sich dabei am Duft des frisch gebohnerten Linoleums erfreuen zu dürfen. Wenn jetzt auch noch die Anforderungen abgesenkt werden, dann droht natürlich die Selbstwahrnehmung als geistige Elite der Staatsdienerschaft einen erheblichen Knacks zu nehmen. Das will man nicht und stellt absurde Forderungen auf. Das ich als Richter weniger als als wirtschaftsanwalt in einer Großstadt verdiene, liegt in der Natur der Sache.
Dann muss ich mir halt einen anderen Beruf suchen. Als Philosoph beschwere ich mich ja auch nicht, dass ein Ingenieur mehr verdient.
Du hast den Duft von Filterkaffee vergessen zu erwähnen.
12.01.2021, 19:20
Und dann dieses Gequatsche von "Pensionswelle".
Natürlich scheiden relativ viele Richter und Staatsanwälte in diesem Jahrzehnt aus (bis zu 10.000, also 40%).
Aber in diesem Jahrzehnt soll es - Gerüchten zufolge - auch neue Volljuristen geben. Geht man einfach mal von den BfJ-Zahlen von 2018 aus wären es rund 80.000 neue Volljuristen.
Von diesen haben rund 17.000 am Ende ein VB im 2. StEx.
Der Staat könnte also - vorausgesetzt, die Assessoren wollten das auch - locker die frei werdenden Stellen mit VB-Kandidaten besetzen, auch wenn die genannten Zahlen in den kommenden Jahren erheblich ungünstiger ausfallen würden.
Jetzt muss man sich überlegen:
Wenn es selbst bei der VB-Grenze genug potentielle Richter bzw. Staatsanwälte gibt, wieso schafft man es nicht, die für den Staat zu begeistern?
Und wenn so viele VB-Kandidaten lieber Geld verdienen oder neben der Arbeit noch ein Leben wollen (beides bekanntlich nicht die Stärken der überlasteten Justizberufe und möglicherweise auch die Antwort auf eben aufgeworfene Frage), ist es so ein brutales Problem, an die rund 36.000 befriedigenden Absolventen der Prüfung, die die "Befähigung zum Richteramt" (!!!!) vollendet, zu denken? Und muss der Staatsanwalt eine zivilrechtliche Anwaltsklausur aus Beklagtensicht aus dem Bereich des privaten Baurechts unbedingt in fünf Stunden als einer der Besten 12% lösen können?
Fragen über Fragen...
Natürlich scheiden relativ viele Richter und Staatsanwälte in diesem Jahrzehnt aus (bis zu 10.000, also 40%).
Aber in diesem Jahrzehnt soll es - Gerüchten zufolge - auch neue Volljuristen geben. Geht man einfach mal von den BfJ-Zahlen von 2018 aus wären es rund 80.000 neue Volljuristen.
Von diesen haben rund 17.000 am Ende ein VB im 2. StEx.
Der Staat könnte also - vorausgesetzt, die Assessoren wollten das auch - locker die frei werdenden Stellen mit VB-Kandidaten besetzen, auch wenn die genannten Zahlen in den kommenden Jahren erheblich ungünstiger ausfallen würden.
Jetzt muss man sich überlegen:
Wenn es selbst bei der VB-Grenze genug potentielle Richter bzw. Staatsanwälte gibt, wieso schafft man es nicht, die für den Staat zu begeistern?
Und wenn so viele VB-Kandidaten lieber Geld verdienen oder neben der Arbeit noch ein Leben wollen (beides bekanntlich nicht die Stärken der überlasteten Justizberufe und möglicherweise auch die Antwort auf eben aufgeworfene Frage), ist es so ein brutales Problem, an die rund 36.000 befriedigenden Absolventen der Prüfung, die die "Befähigung zum Richteramt" (!!!!) vollendet, zu denken? Und muss der Staatsanwalt eine zivilrechtliche Anwaltsklausur aus Beklagtensicht aus dem Bereich des privaten Baurechts unbedingt in fünf Stunden als einer der Besten 12% lösen können?
Fragen über Fragen...
12.01.2021, 19:31
(12.01.2021, 17:35)Gast schrieb: Abgehen davon, dass ich kein Problem sehe, auch 8 Punkte-Juristen anzustellen, haben wir letztes Jahr insgesamt 10 neue Richter an unser Gericht bekommen.
Diese komischen 8-Punkte-Juristen. Die sehen auch ganz anders auch als VBler. Und 7,xx-Punkte-Juristen erst. Die haben so eine komische Kopfform.
12.01.2021, 20:07
(12.01.2021, 19:31)Gast schrieb:(12.01.2021, 17:35)Gast schrieb: Abgehen davon, dass ich kein Problem sehe, auch 8 Punkte-Juristen anzustellen, haben wir letztes Jahr insgesamt 10 neue Richter an unser Gericht bekommen.
Diese komischen 8-Punkte-Juristen. Die sehen auch ganz anders auch als VBler. Und 7,xx-Punkte-Juristen erst. Die haben so eine komische Kopfform.
Bei der Kaffeerunde ziehen die 7,x Kollegen doch die Stimmung merklich runter. Die können bei den Gesprächen einfach nicht mithalten. Man hat immer das Gefühl, man sei in der Finanzverwaltung. So ambitionslos....
12.01.2021, 20:11
(12.01.2021, 19:20)Gast schrieb: Und dann dieses Gequatsche von "Pensionswelle".
Natürlich scheiden relativ viele Richter und Staatsanwälte in diesem Jahrzehnt aus (bis zu 10.000, also 40%).
Aber in diesem Jahrzehnt soll es - Gerüchten zufolge - auch neue Volljuristen geben. Geht man einfach mal von den BfJ-Zahlen von 2018 aus wären es rund 80.000 neue Volljuristen.
Von diesen haben rund 17.000 am Ende ein VB im 2. StEx.
Der Staat könnte also - vorausgesetzt, die Assessoren wollten das auch - locker die frei werdenden Stellen mit VB-Kandidaten besetzen, auch wenn die genannten Zahlen in den kommenden Jahren erheblich ungünstiger ausfallen würden.
Jetzt muss man sich überlegen:
Wenn es selbst bei der VB-Grenze genug potentielle Richter bzw. Staatsanwälte gibt, wieso schafft man es nicht, die für den Staat zu begeistern?
Und wenn so viele VB-Kandidaten lieber Geld verdienen oder neben der Arbeit noch ein Leben wollen (beides bekanntlich nicht die Stärken der überlasteten Justizberufe und möglicherweise auch die Antwort auf eben aufgeworfene Frage), ist es so ein brutales Problem, an die rund 36.000 befriedigenden Absolventen der Prüfung, die die "Befähigung zum Richteramt" (!!!!) vollendet, zu denken? Und muss der Staatsanwalt eine zivilrechtliche Anwaltsklausur aus Beklagtensicht aus dem Bereich des privaten Baurechts unbedingt in fünf Stunden als einer der Besten 12% lösen können?
Fragen über Fragen...
Ich finde den “Alarmismus” gerechtfertigt. Du musst bedenken: nicht jeder, der die erforderlichen Mindestnoten mitbringt (ob nun 8 oder 9) ist zugleich geeignet für das Richteramt! Ihr tut so, als könnte jeder genommen werden, sobald er die erforderlichen Noten hat. Aber das ist nur Eintrittskarte für die Teilnahme am Auswahlgespräch ! Und dort zeigt sich eben doch sehr oft, dass keine Eignung vorliegt.
Und die aufgrund der Pensionierungswelle (und auch Digitalisierung) benötigte Menge an Nachwuchsrichtern ist gewaltig in diesem Jahrzehnt! Die einfach nachzubesetzen wird nicht einfach, zumal ja auch ein Wissenstransfer gewährleistet werden soll! Es ist also nicht damit getan, einfach nur irgendeine Stelle nachzubesetzen.
12.01.2021, 20:13
Bei manchen Richtern fragt man sich auch, wie die das AC bestanden haben.
12.01.2021, 20:19
(12.01.2021, 17:09)Gast schrieb: wieder ein Artikel in der FAZ der beklagt dass der Staat bald Nachwuchssorgen hat. Was sagt ihr dazu? Aktuell wird nur ab doppel VB eingestellt und dann kommt so ein Artikel
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