09.12.2020, 10:58
(07.12.2020, 23:01)Gast schrieb:(07.12.2020, 22:43)Gast schrieb: Stichwort: Nachversicherung und Verlust von Pensionsansprüchen
Die Justiz ist noch nicht in der Realität angekommen, was das angeht. Wer will heut denn nich 4 Jahre lang bis zur Rente immer das Gleiche machen..
4 Jahre bis zur Rente? Da würde ich alles tun.
09.12.2020, 11:01
In welchem BL warst du am Anfang direkt in einer Strafkammer?
09.12.2020, 15:29
Ich würde dir raten, nicht zu voreilig die rote Karte zu ziehen. Ich verstehe deinen Frust, den auch in kenne. Dennoch kann es hilfreich sein, sich zunächst noch andere Bereiche in der Justiz anzuschauen und gleichzeitig auch mittelfristige Perspektiven nicht außer Betracht zu lassen: die Justiz wird sich in den nächsten zehn Jahren stark wandeln (Generationenwechsel/Pensionierungswellen, Digitalisierung). Das eröffnet neue Möglichkeiten und die Chancen auf R2 und höher wachsen. Du wirst Raum haben, etwas zu bewegen, wenn du das wirklich willst, aber du musst ein wenig geduldig sein. Wenn du wirklich aussteigen willst, mache nicht deine derzeitige Situation zur Vergleichs- und Ausgangslage, sondern frage dich, wie dein Leben in der Justiz in 5-10 Jahren aussieht und wie es im Vergleich dazu in einer Kanzlei aussähe.
Auch du wirst dich noch entwickeln und verändern; das solltest du nicht unterschätzen. Und die Justiz ist - auch wenn es dir momentan nicht so vorkommt - vielfältig und du hast die Chance, die derzeitigen Probleme als Herausforderungen - nicht nur als Belastungen - wahrzunehmen, die du mit angehst und wo du was bewirken kannst! Mach dir Probezeit zu Ende und dann: engagier dich! Trag dazu bei, ggf auch berufspolitisch, dass die Justiz in Zukunft wieder ordentlich funktioniert! Du bist Teil der neuen Generation, welche die Justizlandschaft in zehn bis 15 Jahren prägen wird. Begreife das einfach als Auftrag!
Auch du wirst dich noch entwickeln und verändern; das solltest du nicht unterschätzen. Und die Justiz ist - auch wenn es dir momentan nicht so vorkommt - vielfältig und du hast die Chance, die derzeitigen Probleme als Herausforderungen - nicht nur als Belastungen - wahrzunehmen, die du mit angehst und wo du was bewirken kannst! Mach dir Probezeit zu Ende und dann: engagier dich! Trag dazu bei, ggf auch berufspolitisch, dass die Justiz in Zukunft wieder ordentlich funktioniert! Du bist Teil der neuen Generation, welche die Justizlandschaft in zehn bis 15 Jahren prägen wird. Begreife das einfach als Auftrag!
09.12.2020, 15:46
Manche haben keine Lust ihr Leben damit zu verbringen, dumme Strukturen zu ändern, die nur dumm sind, weil sie so ohne Grund gemacht wurden und nun niemand ändern will. Da geht man lieber in eine Kanzlei und erfreut sich am Leben.
09.12.2020, 18:05
(09.12.2020, 15:46)Gast schrieb: Manche haben keine Lust ihr Leben damit zu verbringen, dumme Strukturen zu ändern, die nur dumm sind, weil sie so ohne Grund gemacht wurden und nun niemand ändern will. Da geht man lieber in eine Kanzlei und erfreut sich am Leben.
Da sind die Leute auch lockerer als im Staatsdienst mit der verstaubten Schulatmosphäre.
09.12.2020, 20:45
(09.12.2020, 00:12)Gast schrieb:I feel you.(08.12.2020, 22:07)Gast schrieb: Warum willst du aussteigen?
Ich bin ursprünglich in die Justiz gegangen, weil ich der Meinung war, dort etwas Sinnvolles tun zu können. Zudem sprach mich auch die freie Zeiteinteilung/Flexibilität an. Nachdem ich zunächst in einer großen Strafkammer tätig war, kam ich mit der Arbeitszeit auch sehr gut hin, auch wenn es durchaus Monate gab, an dem wir fast jeden Arbeitstag Sitzung hatten und damit wenig Zeit für die übrige Arbeit verblieb. Jedenfalls hatte ich dort tatsächlich das Gefühl, etwas Sinnvolles zu tun - obwohl ich nach dem 2. Examen froh war, kein Strafrecht mehr machen zu müssen und das eigentlich auch nie wieder vor hatte. Ich bin letztlich einfach kein Strafrechtler. Dann hat es mich trotz begonnener Spezialisierung in der (...)
Ich glaube auch, dass es nach ein paar Jahren besser wird, vorausgesetzt, man hat keine großen Ansprüche an die Verfahren mehr.
Entgegen des anderen Kommentars, dass wir in der Lage sind, die Justiz in paar Jahren zu prägen, glaube ich das nicht. Man müsste deutlich mehr Leute (auf allen Ebenen!) einstellen, was die Gebäudekapazitäten nicht hergeben, die Besoldung erhöhen, was der Haushalt nicht hergibt. Corona wird da wohl auf Dauer n gutes Argument sein...
Sofern man nach (beruflicher) Selbstverwirklichung strebt, bleibt wohl nichts anderes als in der Justiz 60h + die Woche zu arbeiten oder es woanders zu versuchen.
Man kann aber nach der Lebenszeitverbeamtung aber auch einfach drauf scheisen und früh gehen, sich keine fremden Probleme machen und seine Selbstverwirklichung im privaten Bereich anstreben..
09.12.2020, 23:35
(09.12.2020, 20:45)Gast23 schrieb:(09.12.2020, 00:12)Gast schrieb:I feel you.(08.12.2020, 22:07)Gast schrieb: Warum willst du aussteigen?
Ich bin ursprünglich in die Justiz gegangen, weil ich der Meinung war, dort etwas Sinnvolles tun zu können. Zudem sprach mich auch die freie Zeiteinteilung/Flexibilität an. Nachdem ich zunächst in einer großen Strafkammer tätig war, kam ich mit der Arbeitszeit auch sehr gut hin, auch wenn es durchaus Monate gab, an dem wir fast jeden Arbeitstag Sitzung hatten und damit wenig Zeit für die übrige Arbeit verblieb. Jedenfalls hatte ich dort tatsächlich das Gefühl, etwas Sinnvolles zu tun - obwohl ich nach dem 2. Examen froh war, kein Strafrecht mehr machen zu müssen und das eigentlich auch nie wieder vor hatte. Ich bin letztlich einfach kein Strafrechtler. Dann hat es mich trotz begonnener Spezialisierung in der (...)
Ich glaube auch, dass es nach ein paar Jahren besser wird, vorausgesetzt, man hat keine großen Ansprüche an die Verfahren mehr.
Entgegen des anderen Kommentars, dass wir in der Lage sind, die Justiz in paar Jahren zu prägen, glaube ich das nicht. Man müsste deutlich mehr Leute (auf allen Ebenen!) einstellen, was die Gebäudekapazitäten nicht hergeben, die Besoldung erhöhen, was der Haushalt nicht hergibt. Corona wird da wohl auf Dauer n gutes Argument sein...
Sofern man nach (beruflicher) Selbstverwirklichung strebt, bleibt wohl nichts anderes als in der Justiz 60h + die Woche zu arbeiten oder es woanders zu versuchen.
Man kann aber nach der Lebenszeitverbeamtung aber auch einfach drauf scheisen und früh gehen, sich keine fremden Probleme machen und seine Selbstverwirklichung im privaten Bereich anstreben..
Wo kann man denn diese Selbstverwirklichung betreiben? In der GK, wo man für den Partner knechtet, der wiederum Dienstleister irgendwelcher großer Firmen ist? In einer kleinen Kanzlei, in der man den Mandaten herlaufen muss, um an sein Geld zu kommen und auch nur so gerade so um die Runden kommt? In einem großem Unternehmen, indem die Rechtsabteilung eine Abteilung zweiter Klasse ist (bei BMW zum Beispiel sitzt die in einem kleinen hässlichen Nebengebäude) und wenn es wirklich wichtig ist, eh auswärtige Anwälte beauftragten werden?
Dann bleibe ich doch lieber Richter und gestalte die Verfahren so, wie ich es für richtig halte. Am Ende treffe ich die Entscheidung und ich muss für keinen verbiegen. Ich mache dann Feierabend, wenn ich will. Ich mache dann Homeoffice, wenn ich will. Diese Freiheiten gebe ich nicht auf, zumal die Situation im hiesigen Bundesland auch nicht so schlecht ist, wie in diesem Forum hier die Justiz beschrieben wird.
Dir, lieber Threadersteller, wünsche ich ganz viel Erfolg für deinen weiteren beruflichen Weg. Egal, ob als Richter, als Anwalt oder oder oder... Höre auf dein Gefühl, dann triffst du die für dich richtige Entscheidung!
09.12.2020, 23:53
(09.12.2020, 23:35)Gast schrieb:Das. Ich glaube auch, dass einem das Gefühl da schon den richtigen Weg zeigt. Jeder Beruf hat (hier schon x mal diskutierte) Vor- und Nachteile. Man muss das für sich selber entscheiden und vielleicht auch mal erleben um zu wissen, was für einen selber das richtige ist. Für den Kollegen ist es die Justiz wegen der damit verbundenen Freiheit im Arbeitsablauf, für mich ist es die Anwaltschaft mit der damit verbundenen Freiheit in der weiteren Lebensgestaltung und der gefühlt größeren Herausforderungen, die auf dem Weg warten. Das ist das schöne an Jura...es gibt hinterher so viele Bereiche, dass für jeden das Richtige dabei ist. Man muss es nur für sich finden.(09.12.2020, 20:45)Gast23 schrieb:(09.12.2020, 00:12)Gast schrieb:I feel you.(08.12.2020, 22:07)Gast schrieb: Warum willst du aussteigen?
Ich bin ursprünglich in die Justiz gegangen, weil ich der Meinung war, dort etwas Sinnvolles tun zu können. Zudem sprach mich auch die freie Zeiteinteilung/Flexibilität an. Nachdem ich zunächst in einer großen Strafkammer tätig war, kam ich mit der Arbeitszeit auch sehr gut hin, auch wenn es durchaus Monate gab, an dem wir fast jeden Arbeitstag Sitzung hatten und damit wenig Zeit für die übrige Arbeit verblieb. Jedenfalls hatte ich dort tatsächlich das Gefühl, etwas Sinnvolles zu tun - obwohl ich nach dem 2. Examen froh war, kein Strafrecht mehr machen zu müssen und das eigentlich auch nie wieder vor hatte. Ich bin letztlich einfach kein Strafrechtler. Dann hat es mich trotz begonnener Spezialisierung in der (...)
Ich glaube auch, dass es nach ein paar Jahren besser wird, vorausgesetzt, man hat keine großen Ansprüche an die Verfahren mehr.
Entgegen des anderen Kommentars, dass wir in der Lage sind, die Justiz in paar Jahren zu prägen, glaube ich das nicht. Man müsste deutlich mehr Leute (auf allen Ebenen!) einstellen, was die Gebäudekapazitäten nicht hergeben, die Besoldung erhöhen, was der Haushalt nicht hergibt. Corona wird da wohl auf Dauer n gutes Argument sein...
Sofern man nach (beruflicher) Selbstverwirklichung strebt, bleibt wohl nichts anderes als in der Justiz 60h + die Woche zu arbeiten oder es woanders zu versuchen.
Man kann aber nach der Lebenszeitverbeamtung aber auch einfach drauf scheisen und früh gehen, sich keine fremden Probleme machen und seine Selbstverwirklichung im privaten Bereich anstreben..
Wo kann man denn diese Selbstverwirklichung betreiben? In der GK, wo man für den Partner knechtet, der wiederum Dienstleister irgendwelcher großer Firmen ist? In einer kleinen Kanzlei, in der man den Mandaten herlaufen muss, um an sein Geld zu kommen und auch nur so gerade so um die Runden kommt? In einem großem Unternehmen, indem die Rechtsabteilung eine Abteilung zweiter Klasse ist (bei BMW zum Beispiel sitzt die in einem kleinen hässlichen Nebengebäude) und wenn es wirklich wichtig ist, eh auswärtige Anwälte beauftragten werden?
Dann bleibe ich doch lieber Richter und gestalte die Verfahren so, wie ich es für richtig halte. Am Ende treffe ich die Entscheidung und ich muss für keinen verbiegen. Ich mache dann Feierabend, wenn ich will. Ich mache dann Homeoffice, wenn ich will. Diese Freiheiten gebe ich nicht auf, zumal die Situation im hiesigen Bundesland auch nicht so schlecht ist, wie in diesem Forum hier die Justiz beschrieben wird.
Dir, lieber Threadersteller, wünsche ich ganz viel Erfolg für deinen weiteren beruflichen Weg. Egal, ob als Richter, als Anwalt oder oder oder... Höre auf dein Gefühl, dann triffst du die für dich richtige Entscheidung!
10.12.2020, 22:47
Die Selbstverwirklichung kann man nach meinen Erfahrungen nur betreiben, wenn man auch bereit ist, Verantwortung zu übernehmen... Wie sieht es denn mit einem Einstieg in eine etablierte Kanzlei mit späterer Übernahme aus??
15.12.2020, 20:26
(09.12.2020, 15:29)Gast schrieb: [...] Wenn du wirklich aussteigen willst, mache nicht deine derzeitige Situation zur Vergleichs- und Ausgangslage, sondern frage dich, wie dein Leben in der Justiz in 5-10 Jahren aussieht und wie es im Vergleich dazu in einer Kanzlei aussähe.
Auch du wirst dich noch entwickeln und verändern; das solltest du nicht unterschätzen. Und die Justiz ist - auch wenn es dir momentan nicht so vorkommt - vielfältig und du hast die Chance, die derzeitigen Probleme als Herausforderungen - nicht nur als Belastungen - wahrzunehmen, die du mit angehst und wo du was bewirken kannst! [...]
Das ist so eines der wesentlichen Probleme: Im Zweifel sehe ich mich in irgendeinem Rechtsgebiet, das ich nie machen wollte und dem ich dann auch nicht so ohnes weiteres entfliehen kan - gerade auch in Anbetracht der derzeit geringen Planstellen. Und ein Wechsel der Planstelle scheint nun auch nicht gerade problemlos zu funktionieren.