05.08.2022, 10:31
Also ich finde solche Schilderungen unfassbar interessant. Als GKler rede ich mir manchmal ein, die Justiz sei mein Zufluchtsort, an dem ich endlich selbstbestimmt und ohne einen hetzenden Chef im Nacken meine Zeit frei einteilen und eigenständig arbeiten kann.
Ich interessiere mich deshalb sehr für Richteranekdoten aus dem Alltag, warum die Justiz so grauenhaft sein soll.
Ich interessiere mich deshalb sehr für Richteranekdoten aus dem Alltag, warum die Justiz so grauenhaft sein soll.
05.08.2022, 10:59
(05.08.2022, 09:44)Gast schrieb:(05.08.2022, 08:59)Gast schrieb:(05.08.2022, 08:28)Gast schrieb:Tatsächlich kenne ich viele ältere Richter, die ihre Abiturnote sagen, weil es damals bei deren Einstellung halt noch relevant war und die finden es tatsächlich komisch, dass man heute kein Abiturzeugnis mehr bei vielen Bewerbungen einreichen muss usw..(04.08.2022, 22:52)Gast NEU schrieb: Hallo in die Runde,
ich bin seit etwa 12 Jahren in der Justiz.
Ich war bei verschiedenen Stationen, derzeit bin ich bei einem mittelgroßen Landgericht als Vorsitzender Richter.
Die Arbeitsbedingungen sind eine Katastrophe, wir haben als Einzelrichter zwischen 160 - 180 Verfahren. Wenn wir abbauen, bekommen wir
wieder dazu. Das geht schon seit Jahren, ständig neue Proberichter, die wir einarbeiten, auch gern, nach 1 Jahr sind diese weg, dann geht es wieder von vorn los. Die Arbeit ist nicht zu schaffen, Familienleben gibt es nicht. Arbeit von Montag bis Sonntag.
Die Personalführung an diesem Gericht katastrophal. Engagierte Leute werden bewusst kleingehalten, über die viele Arbeit darf man sich nicht beschweren, macht man es doch, wird man zur Person non grata.
Die Justiz verbrennt ihre Kinder. Mir fällt keine andere Bewertung hierzu ein.
Ich habe Abitur 1,0, dazu 2 x vollbefriedigend, sehr gute Beurteilungen, bin aber nicht glücklich.
Ich hätte in meinem Leben etwas anderes machen sollen. Manchmal fragt man sich, ob jetzt entlassen lassen sinnvoll wäre.
Ich bin aber nun schon 45 Jahre und habe vor einem Neuanfang dann noch Respekt. Letztlich wäre es aber konsequent.
So manche Tage überlege ich ernsthaft, unseren Justizminister die Zustände mal in einem Brief zu schildern. Was man täglich erlebt, glaubt einem kein Mensch....
Soviel dazu.... Ich würde den Weg nicht nochmals gehen. Man ist einfach von zu vielen Menschen, die keine Ahnung haben und sozial unverträglich sind, abhängig. Ist man gut, macht man sich unbeliebt und versaut die Quote. Dies ist nicht erwünscht. Schon komisch....
Also ganz ehrlich. Jemand der hier als VRiLG seine Abiturnote (die keinen interessiert) postet, um seine fachliche Kompetenz zu untermauern, klingt ein bisschen nach Troll.
Also ich hatte 3,x im Abi und die Note war sicher NICHT relevant bei der Einstellung
Und du bist ein älterer Richter?
05.08.2022, 11:16
Naja, genauso alt wie der Kollege, der oben zitiert wurde.
05.08.2022, 16:22
Warum sollte man als Richter sieben Tage durcharbeiten? Wenn es länger dauert, dauert es halt länger. Irgemdwie passt es doch auch nicht zusammen, von einer enorm hohen Arbeitsbelastung zu erzählen und gleichzeitig zu sagen, dass wer zu viel leiste, sich unbeliebt mache.
05.08.2022, 19:11
(04.08.2022, 22:52)Gast NEU schrieb: Hallo in die Runde,
ich bin seit etwa 12 Jahren in der Justiz.
Ich war bei verschiedenen Stationen, derzeit bin ich bei einem mittelgroßen Landgericht als Vorsitzender Richter.
Die Arbeitsbedingungen sind eine Katastrophe, wir haben als Einzelrichter zwischen 160 - 180 Verfahren. Wenn wir abbauen, bekommen wir
wieder dazu. Das geht schon seit Jahren, ständig neue Proberichter, die wir einarbeiten, auch gern, nach 1 Jahr sind diese weg, dann geht es wieder von vorn los. Die Arbeit ist nicht zu schaffen, Familienleben gibt es nicht. Arbeit von Montag bis Sonntag.
Die Personalführung an diesem Gericht katastrophal. Engagierte Leute werden bewusst kleingehalten, über die viele Arbeit darf man sich nicht beschweren, macht man es doch, wird man zur Person non grata.
Die Justiz verbrennt ihre Kinder. Mir fällt keine andere Bewertung hierzu ein.
Ich habe Abitur 1,0, dazu 2 x vollbefriedigend, sehr gute Beurteilungen, bin aber nicht glücklich.
Ich hätte in meinem Leben etwas anderes machen sollen. Manchmal fragt man sich, ob jetzt entlassen lassen sinnvoll wäre.
Ich bin aber nun schon 45 Jahre und habe vor einem Neuanfang dann noch Respekt. Letztlich wäre es aber konsequent.
So manche Tage überlege ich ernsthaft, unseren Justizminister die Zustände mal in einem Brief zu schildern. Was man täglich erlebt, glaubt einem kein Mensch....
Soviel dazu.... Ich würde den Weg nicht nochmals gehen. Man ist einfach von zu vielen Menschen, die keine Ahnung haben und sozial unverträglich sind, abhängig. Ist man gut, macht man sich unbeliebt und versaut die Quote. Dies ist nicht erwünscht. Schon komisch....
Wer 160 bis 180 laufende Verfahren (das ist doch egal, es kommt auf die Eingänge an, und dann vor allem, was da kommt [und da bekommt man in der Großstadt wegen ansässigen Firmen defintiv häufiger komplizierte Sachen]) nicht in 40 Std Woche schafft man grundlegend etwas falsch. Das klingt noch im Rahmen dessen, wie ein LG Zivilrichterdezernat zugeschnitten sein kann.
05.08.2022, 22:05
Seid ihr eigentlich alle deppert? Nehmt den Vorsitzenden mal ernst!
08.08.2022, 17:02
(05.08.2022, 22:05)Gast schrieb: Seid ihr eigentlich alle deppert? Nehmt den Vorsitzenden mal ernst!
Das ist ein anonymes Internetforum. Hier kann jeder Abiturient behaupten, er sei VRiLG. Wieso sollte man dem Post eines x-beliebigen, namenlosen Foristen sofort zu 100 Prozent Glauben schenken? Zumal wie bereits von anderen mehrfach angedeutet wurde, die Aussagen höchst zweifelhaft sind.
Eine 7-Tage-Woche nach mehr als 10 Jahren im Richterdienst? Come on... Es mag sein, dass man als junger Assessor verheizt wird. Habe diesbezüglich auch mehrere Kollegen, die in der Tat 7 Tage in der Woche arbeiten (müssen). Aber spätestens nach der Verplanung hat man größere Freiheiten. Wer da noch 7 Tage in der Woche schuftet, der will es nicht anders.
08.08.2022, 17:19
Was sagst du dazu, Vorsitzender?
12.08.2022, 11:32
Meine Abiturnote und meine Examensnoten habe ich lediglich zur Info meinem Post hinzugefügt. Ich finde, dass dies zur
Profilabrundung dazugehört. Als ich eingestellt worden bin, zählte die Abinote zwar tatsächlich nicht, allein die Noten der
beiden Staatsexamen. Ich bin in einem kleinen Bundesland tätig, ohne 2 x vb (und dies mit 2 x 10, ... oder mehr) gab es vor Jahren keine Einstellung.
Ich sah mich veranlasst, die Arbeitsbelastung, mit der ich täglich konfrontiert bin, zu schildern. Vielleicht hilft das dem ein
oder anderen interessierten Juristenkollegen. Ich bin flott bei der Aktenbearbeitung, habe eine gute Auffassungsgabe, vergleiche viel
Weg. Trotz alledem ist es ein täglicher Kampf. Besserung nicht in Sicht. Sobald wir abgebaut haben, kriegen wir wieder drauf. Die sind
so fleißig, die schaffen das, heißt es im Präsidium.
Ich habe durchweg sehr gute Beurteilungen, gelte als Leistungsträger an meinem Gericht. Mir stehen die Türen offen.
Ich stoße mich aber täglich an den Arbeitsbedingungen, die bei uns wirklich unterirdisch sind. Ich habe in meiner Kammer
junge Kollegen um die 30 Jahre. Die haben schlichtweg keine Zeit für ihr Privatleben. Die jungen Proberichter könnten locker
in eine Großkanzlei gehen, dort verdienten sie mehr Geld und hätten in jedem Fall mehr Freizeit.
Es sollte heutzutage gut überlegt werden, in den öD einzutreten. Die Arbeitsbelastung und die Arbeitsbedingungen variieren sicher
in den einzelnen Bundesländern. Man sollte es schon wirklich wollen und sich im Vorfeld gut erkundigen, möglichst nicht in einem Forum.
Übrigens, es ist auch nicht alles schlecht. Ich könnte mich natürlich gepflegt zurücklehnen und nach 8 h Feierabend machen. Leider bin ich nicht
der Typ hierfür. Ich fühle mich den Parteien und Anwälten in gewisser Weise verpflichtet.
Profilabrundung dazugehört. Als ich eingestellt worden bin, zählte die Abinote zwar tatsächlich nicht, allein die Noten der
beiden Staatsexamen. Ich bin in einem kleinen Bundesland tätig, ohne 2 x vb (und dies mit 2 x 10, ... oder mehr) gab es vor Jahren keine Einstellung.
Ich sah mich veranlasst, die Arbeitsbelastung, mit der ich täglich konfrontiert bin, zu schildern. Vielleicht hilft das dem ein
oder anderen interessierten Juristenkollegen. Ich bin flott bei der Aktenbearbeitung, habe eine gute Auffassungsgabe, vergleiche viel
Weg. Trotz alledem ist es ein täglicher Kampf. Besserung nicht in Sicht. Sobald wir abgebaut haben, kriegen wir wieder drauf. Die sind
so fleißig, die schaffen das, heißt es im Präsidium.
Ich habe durchweg sehr gute Beurteilungen, gelte als Leistungsträger an meinem Gericht. Mir stehen die Türen offen.
Ich stoße mich aber täglich an den Arbeitsbedingungen, die bei uns wirklich unterirdisch sind. Ich habe in meiner Kammer
junge Kollegen um die 30 Jahre. Die haben schlichtweg keine Zeit für ihr Privatleben. Die jungen Proberichter könnten locker
in eine Großkanzlei gehen, dort verdienten sie mehr Geld und hätten in jedem Fall mehr Freizeit.
Es sollte heutzutage gut überlegt werden, in den öD einzutreten. Die Arbeitsbelastung und die Arbeitsbedingungen variieren sicher
in den einzelnen Bundesländern. Man sollte es schon wirklich wollen und sich im Vorfeld gut erkundigen, möglichst nicht in einem Forum.
Übrigens, es ist auch nicht alles schlecht. Ich könnte mich natürlich gepflegt zurücklehnen und nach 8 h Feierabend machen. Leider bin ich nicht
der Typ hierfür. Ich fühle mich den Parteien und Anwälten in gewisser Weise verpflichtet.
12.08.2022, 12:04
(12.08.2022, 11:32)Gast NEU schrieb: Meine Abiturnote und meine Examensnoten habe ich lediglich zur Info meinem Post hinzugefügt. Ich finde, dass dies zur
Profilabrundung dazugehört. Als ich eingestellt worden bin, zählte die Abinote zwar tatsächlich nicht, allein die Noten der
beiden Staatsexamen. Ich bin in einem kleinen Bundesland tätig, ohne 2 x vb (und dies mit 2 x 10, ... oder mehr) gab es vor Jahren keine Einstellung.
Ich sah mich veranlasst, die Arbeitsbelastung, mit der ich täglich konfrontiert bin, zu schildern. Vielleicht hilft das dem ein
oder anderen interessierten Juristenkollegen. Ich bin flott bei der Aktenbearbeitung, habe eine gute Auffassungsgabe, vergleiche viel
Weg. Trotz alledem ist es ein täglicher Kampf. Besserung nicht in Sicht. Sobald wir abgebaut haben, kriegen wir wieder drauf. Die sind
so fleißig, die schaffen das, heißt es im Präsidium.
Ich habe durchweg sehr gute Beurteilungen, gelte als Leistungsträger an meinem Gericht. Mir stehen die Türen offen.
Ich stoße mich aber täglich an den Arbeitsbedingungen, die bei uns wirklich unterirdisch sind. Ich habe in meiner Kammer
junge Kollegen um die 30 Jahre. Die haben schlichtweg keine Zeit für ihr Privatleben. Die jungen Proberichter könnten locker
in eine Großkanzlei gehen, dort verdienten sie mehr Geld und hätten in jedem Fall mehr Freizeit.
Es sollte heutzutage gut überlegt werden, in den öD einzutreten. Die Arbeitsbelastung und die Arbeitsbedingungen variieren sicher
in den einzelnen Bundesländern. Man sollte es schon wirklich wollen und sich im Vorfeld gut erkundigen, möglichst nicht in einem Forum.
Übrigens, es ist auch nicht alles schlecht. Ich könnte mich natürlich gepflegt zurücklehnen und nach 8 h Feierabend machen. Leider bin ich nicht
der Typ hierfür. Ich fühle mich den Parteien und Anwälten in gewisser Weise verpflichtet.
Das trifft übrigens auch die Arbeitsbedingungen in anderen Bereichen des ÖD. Habe den Eindruck, hier hängt der Betrieb auch an ein paar wenigen sehr motivierten und fähigen Leuten, die sich der Sache verpflichtet fühlen. Habe aber den Eindruck, dass diese immer weniger werden, da viele der motivierten den AG wechseln und dort dann auch was von ihrer Leistung haben. Es bleiben weniger motivierte, die natürlich eine gewisse Ausstrahlung auf andere haben.
I.E hat man meiner Meinung nach damit im ÖD die Wahl: Erfülltes Berufsleben kostet auch im ÖD Zeit und Ehrgeiz (wird dazu nicht finanziell kompensiert) oder man schiebt einfach zu Lasten der Qualität ne ruhige Kugel, wie die meisten. Was das auf lange Sicht für den ÖD heißt kann sicher jeder ausrechnen...