24.02.2020, 11:52
(24.02.2020, 08:57)Gast schrieb: Ich habe zwar immer irgendwie gejobbt, aber nicht starre Vollzeit, also 9-5 Anwesenheitspflicht.
Berufseinstieg steht mir noch bevor, ich hab ähnliche Zweifel, vor allem, ob ich der Mensch für diese Zeiten bin.
Aber: Ich bin der Mensch, der abends um 19 Uhr noch mal aus Spaß Rechtsfragen recherchiert und morgens um 7 beim Kaffee bereits Emails beantwortet.
Heißt: Die Leistungsfähigkeit als solche ist definitiv da, es sind bei mir mehr starre Zeiten, die stören.
Wie ist das bei dir?
Hast du denn die starren Zeiten?
Kannst du keine Akten mit nach Hause nehmen? Rechtsfragen zu Hause recherchieren, Rufumleitung nach Hause?
Das wäre doch schon ref-iger.
Wenn Home-Office nicht geht, könntest du dir auch überlegen, ob du wie hier bereits vorgeschlagen mal Teilzeit probierst. Du könntest dabei - sofern das möglich ist - ja auch etwas Kommunikatives machen: Rechtskunde an Schulen. Vorträge. Aus- und Fortbildung von Juristen/ anderen.
Ganz vielleicht ist es auch ein eher „ideologisches“ Problem, eines, wo du dich fragst, ob dein Job Sinn macht.
Ganz ehrlich: Ich würde mich freuen, wenn es mehr hochreflektierende Leute an den Gerichten gäbe. Wer sich selbst mit einer derartigen Distanz betrachten und diese Emotionen erkennen kann, ist vermutlich jemand, der auch seine eigene Objektivität bei Entscheidungen kritisch betrachtet.
Aus meiner Sicht jemand, den die Justiz braucht, der einen Sinn und einen Mehrwert für die Gesellschaft bringt.
Wie siehst du das?
Absolut richtig, in der Justiz sind solche Typen jedoch nicht gewollt.
24.02.2020, 12:09
Ich glaube eher, dass die TE gemerkt hat, dass ihr das ganze um die mündlichen Verhandlungen, also die Tätigkeit an sich, nicht gefällt, weil ihr auch keine Tätigkeit als Anwältin vor Gericht zusagt.
Vielleicht wäre ein Job mit weniger täglichen Verhandlungen, also die reine Bürotätigkeit, eher etwas, also z.B. die Arbeit in einer Großkanzlei ohne Auftritte vor Gericht.
Durch die richtigen Noten kommt man eher in so etwas rein als jemand, der in einer kleinen Kanzlei arbeitet und öfter vor Gericht muss.
Vielleicht wäre auch ein Behördenjob ohne Gerichtstätigkeit etwas. Entweder abordnen lassen oder neu bewerben.
Vielleicht liegt die Unzufriedenheit mit dem Job aber auch an der mangelnden Fähigkeit während der Vollzeitarbeit ein gutes Privatleben zu gestalten, was erst noch gelernt werden muss. Hier wäre vermehrt auf einen Ausgleich in der Freizeit zu achten.
Vielleicht wäre ein Job mit weniger täglichen Verhandlungen, also die reine Bürotätigkeit, eher etwas, also z.B. die Arbeit in einer Großkanzlei ohne Auftritte vor Gericht.
Durch die richtigen Noten kommt man eher in so etwas rein als jemand, der in einer kleinen Kanzlei arbeitet und öfter vor Gericht muss.
Vielleicht wäre auch ein Behördenjob ohne Gerichtstätigkeit etwas. Entweder abordnen lassen oder neu bewerben.
Vielleicht liegt die Unzufriedenheit mit dem Job aber auch an der mangelnden Fähigkeit während der Vollzeitarbeit ein gutes Privatleben zu gestalten, was erst noch gelernt werden muss. Hier wäre vermehrt auf einen Ausgleich in der Freizeit zu achten.
24.02.2020, 12:15
(23.02.2020, 20:23)Zweifelnde schrieb: Hallo,
ich arbeite seit einiger Zeit als Richterin. Im Studium und Ref war dies immer mein Traumberuf. Nun ist es aber so, dass ich eigentlich keine Freude an der Tätigkeit empfinde. Teilweise bringt es mir zwar Spaß, aber das ist nur sehr kurzweilig und bringt keine langanhaltende Freude im Sinne von glücklicher Zufriedenheit. Im Kern bleibt es für mich einfach Arbeit. Montags muss ich mich sehr hinquälen. Ab Mittwoch geht es dann besser, weil das Wochenende naht. Ich bin eigentlich ein positiver Mensch, aber irgendwie fällt es mir in diesem Punkt sehr schwer, positiv zu sein.
Ich habe in meiner gesamten Ausbildungszeit nicht gejobbt und vermute, dass ich mich deswegen nie richtig an das Arbeitsleben gewöhnen konnte. Ich war auch immer sehr zufrieden im Studium und Ref, weil man seine Zeit selbst frei einteilen konnte und alles nur für sich gemacht hat. Dadurch habe ich das Gefühl, dass es bei mir ein viel grundlegenderes Problem ist...
Meine Frage an euch: Habt ihr ähnliches erlebt und wurde es bei euch irgendwann besser bzw. ihr konntet euch daran gewöhnen? Oder soll ich mich beruflich neu orientieren?
Es drängt sich dann natürlich die Frage auf, in welchem Job es besser sein könnte. RAin ist gar nichts für mich. Das denke ich jedes Mal, wenn ich die Anwälte im Gericht sehe. Vielleicht ist auch Jura nicht optimal für mich. Das wäre dann eine sehr späte Erkenntnis...
Das halte ich für weitgehend normal? Jura ist nunmal Jura ist nunmal ein Job. Es mag ein paar verrückte Freaks geben, die diesen Kram wirklich "lieben" und sogar ohne Bezahlung (etwa im Fall eines Lottogewinns) arbeiten würde, aber weder ich, noch Menschen die ich kenne, gehören dazu. Würde ich tun, was ich liebe, würde ich professionell Bücher lesen oder Netflixserien gucken oder Beachvolleyball in der Karibik spielen müssen. Arbeit ist einfach scheisse, da machste nix. Wer also wirklich den Anspruch hat, dass ihn der Beruf "erfüllt" oder so, den halte ich erst mal bis zum Beweis des Gegenteils für echt komisch. Insofern braucht man auch nicht danach suchen, sondern einfach nach einem Job, in dem das Verhältnis von Zwang und Entschädigung für einen persönlich passt.
24.02.2020, 12:45
Ich liebe meine Arbeit und müsste ihr tatsächlich nicht in diesem Umfang nachgehen, um meine Rechnungen zu bezahlen. Dass Arbeit nicht erfüllend sein sollte, sehe ich in unserem Bereich - hochqualifiziert, gut vergütet, angesehen, selbstbestimmt und zu guten Bedingungen - anders.
Und ja, ich habe schon einige Berufsjahre - auch als Anwalt - gesammelt und glaube daher, mir eine Meinung bilden zu können.
Und ja, ich habe schon einige Berufsjahre - auch als Anwalt - gesammelt und glaube daher, mir eine Meinung bilden zu können.
24.02.2020, 12:47
Für mich ist mein Beruf, als Richter, auch zugleich Hobby - keine Sorge, ich mache auch etwas anderes. Aber Rechtsfragen finde ich wirklich spannend und schreibe auch gerne Urteile. Geht vielen meiner Kollegen auch so...
24.02.2020, 13:26
(24.02.2020, 12:45)Auch Bln schrieb: Ich liebe meine Arbeit und müsste ihr tatsächlich nicht in diesem Umfang nachgehen, um meine Rechnungen zu bezahlen. Dass Arbeit nicht erfüllend sein sollte, sehe ich in unserem Bereich - hochqualifiziert, gut vergütet, angesehen, selbstbestimmt und zu guten Bedingungen - anders.
Und ja, ich habe schon einige Berufsjahre - auch als Anwalt - gesammelt und glaube daher, mir eine Meinung bilden zu können.
Kann ja jeder halten wie er will, ich wäre auch nicht in der GK, wenn ich nicht an komplexen Rechtsfragen interessiert wäre. Aber ich würde eben nur so ca. einen Tag die Woche arbeiten, wenn ich mein Gehalt auch so bekommen würde. Das würde mein Interesse völlig befriedigen und ich wüsste mehr als genug andere Dinge zum Zeitvertreib (die sich aber eben leider nicht monetisieren lassen - daher ist ja Jura das geringste Übel).
24.02.2020, 13:27
Welches Dezernat ist es denn? Strafrecht, Zivilrecht, Sozialrecht, Verwaltungsrecht, Arbeitsrecht? Es kann ja sein, dass nur das Fach vor Gericht keinen Spaß macht, was ich mir z.B. bei Strafrecht vorstellen kann. Vielleicht könnte man erst einmal da wechseln oder geht das nicht, weil man vllt noch Proberichter ist? Es könnte aber nach der Probezeit besser werden.
24.02.2020, 15:08
(24.02.2020, 12:15)Anwalt schrieb:(23.02.2020, 20:23)Zweifelnde schrieb: Hallo,
ich arbeite seit einiger Zeit als Richterin. Im Studium und Ref war dies immer mein Traumberuf. Nun ist es aber so, dass ich eigentlich keine Freude an der Tätigkeit empfinde. Teilweise bringt es mir zwar Spaß, aber das ist nur sehr kurzweilig und bringt keine langanhaltende Freude im Sinne von glücklicher Zufriedenheit. Im Kern bleibt es für mich einfach Arbeit. Montags muss ich mich sehr hinquälen. Ab Mittwoch geht es dann besser, weil das Wochenende naht. Ich bin eigentlich ein positiver Mensch, aber irgendwie fällt es mir in diesem Punkt sehr schwer, positiv zu sein.
Ich habe in meiner gesamten Ausbildungszeit nicht gejobbt und vermute, dass ich mich deswegen nie richtig an das Arbeitsleben gewöhnen konnte. Ich war auch immer sehr zufrieden im Studium und Ref, weil man seine Zeit selbst frei einteilen konnte und alles nur für sich gemacht hat. Dadurch habe ich das Gefühl, dass es bei mir ein viel grundlegenderes Problem ist...
Meine Frage an euch: Habt ihr ähnliches erlebt und wurde es bei euch irgendwann besser bzw. ihr konntet euch daran gewöhnen? Oder soll ich mich beruflich neu orientieren?
Es drängt sich dann natürlich die Frage auf, in welchem Job es besser sein könnte. RAin ist gar nichts für mich. Das denke ich jedes Mal, wenn ich die Anwälte im Gericht sehe. Vielleicht ist auch Jura nicht optimal für mich. Das wäre dann eine sehr späte Erkenntnis...
Das halte ich für weitgehend normal? Jura ist nunmal Jura ist nunmal ein Job. Es mag ein paar verrückte Freaks geben, die diesen Kram wirklich "lieben" und sogar ohne Bezahlung (etwa im Fall eines Lottogewinns) arbeiten würde, aber weder ich, noch Menschen die ich kenne, gehören dazu. Würde ich tun, was ich liebe, würde ich professionell Bücher lesen oder Netflixserien gucken oder Beachvolleyball in der Karibik spielen müssen. Arbeit ist einfach scheisse, da machste nix. Wer also wirklich den Anspruch hat, dass ihn der Beruf "erfüllt" oder so, den halte ich erst mal bis zum Beweis des Gegenteils für echt komisch. Insofern braucht man auch nicht danach suchen, sondern einfach nach einem Job, in dem das Verhältnis von Zwang und Entschädigung für einen persönlich passt.
Ganz merkwürdig und befremdlich als Anwalt so etwas zu schreiben. Es ist wohl mit die längste Ausbildung, die man absolvieren muss, um in die Praxis zu kommen. Wenn Arbeit also grundsätzlich scheiße ist, hättest du etwas anderes wählen sollen.
Ich mag meinen Job auch sehr gerne. Natürlich gibt es Tage, da würde ich lieber zu Hause bleiben. Und es wäre auch mein Traum 4 Tage die Woche zu arbeiten. Aber nur von Freaks zu sprechen, die wirklich ihren Job mögen, finde ich echt frech.
Dass du auch keinen einzigen Menschen kennst, der trotz Lottogewinn noch der Juristerei nachgehen würde, sagt eigentlich alles. Trotzdem dir viel Erfolg beim Durchalten bis zur Rente.
24.02.2020, 15:28
4 Tage die Woche arbeiten geht mit einer Teilzeitstelle.
24.02.2020, 15:30
Nachtrag:
Vor einigen Wochen einen pensionierten Kollegen getroffen, der doch seine Tätigkeit bei Gericht sehr vermisst...
Vor einigen Wochen einen pensionierten Kollegen getroffen, der doch seine Tätigkeit bei Gericht sehr vermisst...