01.04.2020, 18:20
Dabei verstellen sie sich dann einen Tag lang nach dem Motto wer was will muss freundlich sein und zeigen ihr wahres Gesicht im Beruf...
02.04.2020, 18:02
(01.04.2020, 14:50)EinEindruck schrieb:(01.04.2020, 14:19)Gast schrieb:(01.04.2020, 13:21)EinEindruck schrieb:Natürlich nicht, die Motivation spricht den Leuten ja auch niemand ab. Hier ist nur verschiedentlich die Erfahrung gemacht worden, dass gerade die Menschen, die mit ehrenwerten Motiven in den Justizdienst starten, häufig den stärksten "Realitätsschock" erleben und realisieren, dass sie ihren eigenen Ansprüche in dem aktuellen System nicht gerecht werden können. Ich jedenfalls habe in meiner Ausbildung mehrere solcher Exemplare kennen gelernt und bin diesen Menschen sehr dankbar, dass sie ehrlich mit mir waren und mich gewarnt haben.(01.04.2020, 12:51)Exit BW schrieb:(01.04.2020, 12:44)EinEindruck schrieb: Ich stehe derzeit am Ende meines Referendariats und warte darauf, zur Prüfung antreten zu dürfen. Die "gewonnene Zeit" möchte ich gerne nutzen, hier meine Erfahrungen zu schildern:
Ich habe iRm Referendariats (freiwillig) sehr viel Zeit bei Gerichten und Behörden verbracht. Bei wirklich jeder einzelnen Station bin ich auf Leute getroffen, die viel gearbeitet haben (sich also nicht auf ihrer Beamtenposition ausgeruht haben), respektvoll mit den Verfahrensbeteiligten umgegangen sind und emotionalen Situationen (bspw. in Betreuungssachen, Familiensachen, Strafsachen) bei Wahrung der erforderlichen Distanz nicht teilnahmslos gegenüberstanden. Natürlich gibt es überall negative Ausnahmen, aber ich möchte behaupten, dass man idR mit seinen Anliegen bei der Justiz und den Behörden trotz der dortigen mangelhaften Ressourcen (zu wenig Stellen, alte Gesetze, Kommentare, IT-Infrastruktur, Fortbildungsmöglichkeiten) gut aufgehoben ist. Da es ein "Geschmäckle" hat, wenn man dies derart lobend vor seinen Ausbildern und Ausbilderinnen mitteilt, nutze ich hier mal die Gelegenheit und sage : Danke für Eure /Ihre gute Arbeit! :-)
By the way: auch ich war nach dem ref noch oder gerade deshalb überzeugt, dass die Justiz für mich das richtige ist. Im ref befindet man sich allerdings auf einer Insel der Glückseligen im Vergleich zum späteren Alltag. Einen richtigen Einblick hinter die Kulissen bekommst du mE dort nur bedingt
Den vollumfänglichen Eindruck bekommt man im Ref sicherlich nicht und es gibt sicher auch noch einmal wesentliche Unterschiede in den unterschiedlichen Gerichtsbezirken und Bundesländern.
Der "Schlag Mensch", den ich in den Stationen kennengelernt habe, hat mich dennoch sehr positiv überrascht.
Anders gesagt: Wem es nur ums "Geld" geht und darum, sich etwas dadurch zu beweisen, im Maßanzug im Glaseckbüro zu sitzen, der wird wohl nicht in die Justiz oder den öffentlichen Dienst gehen.
Ich habe aufgrund der Rahmenbedingungen in der Justiz eine Tätigkeit dort mittlerweile gedanklich mehr oder minder ausgeschlossen. Dies hat insbesondere mit meinem Schwerpunkt/juristischen Interessenbereich (Familienrecht) zu tun. Ich denke nicht, dass man eine richterliche Tätigkeit im Bereich des Familienrechts dauerhaft gut ausführen kann, wenn Fortbildungsmöglichkeiten und Möglichkeiten der Supervision und psychologischen Begleitung für Richter/innen nicht/nicht ausreichend zur Verfügung stehen. Die Politik muss das dringend verstehen. Daran möchte ich gerne (beruflich) mitwirken. Und wenn das nicht funktioniert: Aufgeben und ne Strandbar eröffnen, kann ich auch noch später ;-)
Woher kommen nur immer die Vorurteile, es gäbe keine Fortbildungsmöglichkeiten oder Möglichkeiten der Supervision? Es gibt ein umfangreiches Programm, die Realität ist eher, dass sehr viele Richter das nicht wahrnehmen.
02.04.2020, 22:52
(02.04.2020, 18:02)RiHH schrieb:Weil man halt in vielen Bezirken die Wochenenden braucht um mit seinen Akten hinterher zu kommen und das auf Fortbildungen immer blöd aussieht wenn man das da nebenbei macht.(01.04.2020, 14:50)EinEindruck schrieb:(01.04.2020, 14:19)Gast schrieb:(01.04.2020, 13:21)EinEindruck schrieb:Natürlich nicht, die Motivation spricht den Leuten ja auch niemand ab. Hier ist nur verschiedentlich die Erfahrung gemacht worden, dass gerade die Menschen, die mit ehrenwerten Motiven in den Justizdienst starten, häufig den stärksten "Realitätsschock" erleben und realisieren, dass sie ihren eigenen Ansprüche in dem aktuellen System nicht gerecht werden können. Ich jedenfalls habe in meiner Ausbildung mehrere solcher Exemplare kennen gelernt und bin diesen Menschen sehr dankbar, dass sie ehrlich mit mir waren und mich gewarnt haben.(01.04.2020, 12:51)Exit BW schrieb: By the way: auch ich war nach dem ref noch oder gerade deshalb überzeugt, dass die Justiz für mich das richtige ist. Im ref befindet man sich allerdings auf einer Insel der Glückseligen im Vergleich zum späteren Alltag. Einen richtigen Einblick hinter die Kulissen bekommst du mE dort nur bedingt
Den vollumfänglichen Eindruck bekommt man im Ref sicherlich nicht und es gibt sicher auch noch einmal wesentliche Unterschiede in den unterschiedlichen Gerichtsbezirken und Bundesländern.
Der "Schlag Mensch", den ich in den Stationen kennengelernt habe, hat mich dennoch sehr positiv überrascht.
Anders gesagt: Wem es nur ums "Geld" geht und darum, sich etwas dadurch zu beweisen, im Maßanzug im Glaseckbüro zu sitzen, der wird wohl nicht in die Justiz oder den öffentlichen Dienst gehen.
Ich habe aufgrund der Rahmenbedingungen in der Justiz eine Tätigkeit dort mittlerweile gedanklich mehr oder minder ausgeschlossen. Dies hat insbesondere mit meinem Schwerpunkt/juristischen Interessenbereich (Familienrecht) zu tun. Ich denke nicht, dass man eine richterliche Tätigkeit im Bereich des Familienrechts dauerhaft gut ausführen kann, wenn Fortbildungsmöglichkeiten und Möglichkeiten der Supervision und psychologischen Begleitung für Richter/innen nicht/nicht ausreichend zur Verfügung stehen. Die Politik muss das dringend verstehen. Daran möchte ich gerne (beruflich) mitwirken. Und wenn das nicht funktioniert: Aufgeben und ne Strandbar eröffnen, kann ich auch noch später ;-)
Woher kommen nur immer die Vorurteile, es gäbe keine Fortbildungsmöglichkeiten oder Möglichkeiten der Supervision? Es gibt ein umfangreiches Programm, die Realität ist eher, dass sehr viele Richter das nicht wahrnehmen.
04.04.2020, 17:50
(02.04.2020, 22:52)Gast schrieb:(02.04.2020, 18:02)RiHH schrieb:Weil man halt in vielen Bezirken die Wochenenden braucht um mit seinen Akten hinterher zu kommen und das auf Fortbildungen immer blöd aussieht wenn man das da nebenbei macht.(01.04.2020, 14:50)EinEindruck schrieb:(01.04.2020, 14:19)Gast schrieb:(01.04.2020, 13:21)EinEindruck schrieb: Den vollumfänglichen Eindruck bekommt man im Ref sicherlich nicht und es gibt sicher auch noch einmal wesentliche Unterschiede in den unterschiedlichen Gerichtsbezirken und Bundesländern.Natürlich nicht, die Motivation spricht den Leuten ja auch niemand ab. Hier ist nur verschiedentlich die Erfahrung gemacht worden, dass gerade die Menschen, die mit ehrenwerten Motiven in den Justizdienst starten, häufig den stärksten "Realitätsschock" erleben und realisieren, dass sie ihren eigenen Ansprüche in dem aktuellen System nicht gerecht werden können. Ich jedenfalls habe in meiner Ausbildung mehrere solcher Exemplare kennen gelernt und bin diesen Menschen sehr dankbar, dass sie ehrlich mit mir waren und mich gewarnt haben.
Der "Schlag Mensch", den ich in den Stationen kennengelernt habe, hat mich dennoch sehr positiv überrascht.
Anders gesagt: Wem es nur ums "Geld" geht und darum, sich etwas dadurch zu beweisen, im Maßanzug im Glaseckbüro zu sitzen, der wird wohl nicht in die Justiz oder den öffentlichen Dienst gehen.
Ich habe aufgrund der Rahmenbedingungen in der Justiz eine Tätigkeit dort mittlerweile gedanklich mehr oder minder ausgeschlossen. Dies hat insbesondere mit meinem Schwerpunkt/juristischen Interessenbereich (Familienrecht) zu tun. Ich denke nicht, dass man eine richterliche Tätigkeit im Bereich des Familienrechts dauerhaft gut ausführen kann, wenn Fortbildungsmöglichkeiten und Möglichkeiten der Supervision und psychologischen Begleitung für Richter/innen nicht/nicht ausreichend zur Verfügung stehen. Die Politik muss das dringend verstehen. Daran möchte ich gerne (beruflich) mitwirken. Und wenn das nicht funktioniert: Aufgeben und ne Strandbar eröffnen, kann ich auch noch später ;-)
Woher kommen nur immer die Vorurteile, es gäbe keine Fortbildungsmöglichkeiten oder Möglichkeiten der Supervision? Es gibt ein umfangreiches Programm, die Realität ist eher, dass sehr viele Richter das nicht wahrnehmen.
Wo sehen denn die Verfechter die Vorzüge des Richterjobs in der heutigen Zeit?
04.04.2020, 17:55
(04.04.2020, 17:50)Gast schrieb:(02.04.2020, 22:52)Gast schrieb:(02.04.2020, 18:02)RiHH schrieb:Weil man halt in vielen Bezirken die Wochenenden braucht um mit seinen Akten hinterher zu kommen und das auf Fortbildungen immer blöd aussieht wenn man das da nebenbei macht.(01.04.2020, 14:50)EinEindruck schrieb:(01.04.2020, 14:19)Gast schrieb: Natürlich nicht, die Motivation spricht den Leuten ja auch niemand ab. Hier ist nur verschiedentlich die Erfahrung gemacht worden, dass gerade die Menschen, die mit ehrenwerten Motiven in den Justizdienst starten, häufig den stärksten "Realitätsschock" erleben und realisieren, dass sie ihren eigenen Ansprüche in dem aktuellen System nicht gerecht werden können. Ich jedenfalls habe in meiner Ausbildung mehrere solcher Exemplare kennen gelernt und bin diesen Menschen sehr dankbar, dass sie ehrlich mit mir waren und mich gewarnt haben.
Ich habe aufgrund der Rahmenbedingungen in der Justiz eine Tätigkeit dort mittlerweile gedanklich mehr oder minder ausgeschlossen. Dies hat insbesondere mit meinem Schwerpunkt/juristischen Interessenbereich (Familienrecht) zu tun. Ich denke nicht, dass man eine richterliche Tätigkeit im Bereich des Familienrechts dauerhaft gut ausführen kann, wenn Fortbildungsmöglichkeiten und Möglichkeiten der Supervision und psychologischen Begleitung für Richter/innen nicht/nicht ausreichend zur Verfügung stehen. Die Politik muss das dringend verstehen. Daran möchte ich gerne (beruflich) mitwirken. Und wenn das nicht funktioniert: Aufgeben und ne Strandbar eröffnen, kann ich auch noch später ;-)
Woher kommen nur immer die Vorurteile, es gäbe keine Fortbildungsmöglichkeiten oder Möglichkeiten der Supervision? Es gibt ein umfangreiches Programm, die Realität ist eher, dass sehr viele Richter das nicht wahrnehmen.
Wo sehen denn die Verfechter die Vorzüge des Richterjobs in der heutigen Zeit?
...wenn es jedenfalls nicht die Arbeit für die Gerechtigkeit ist?
04.04.2020, 18:41
Würde mich auf mal interessieren, ob es auch mal was Positives zu berichten gäbe;-)
04.04.2020, 19:26
04.04.2020, 19:29
(04.04.2020, 18:41)12345 schrieb: Würde mich auf mal interessieren, ob es auch mal was Positives zu berichten gäbe;-)
Hier vorhanden. Ich habe im Januar im Bezirk des OLG Düsseldorf angefangen und habe sowohl nette Kollegen als auch keine Akten am Wochenende. Was aber auch daran liegt, dass bei uns die Voten für die Kammer Freitagmittag fertig sein sollen und ich Montags Sitzungen habe. Um also noch Kollegen fragen zu können, müssen die Akten auch schon vorher vorbereitet sein.
Mir macht es auf jeden Fall Freude und ich fühle mich jetzt auch nicht überarbeitet. Klar aktuell nochmal eine besondere Situation, weil die Sitzungen ausfallen und auch seitens der Anwälte nicht so viel geschrieben wird wie normal. Aber auch vorher fand ich es vollkommen in Ordnung. Ich habe als Wimi in der Großkanzlei mehr gearbeitet, wenn auch nicht viel mehr. Für mich ist es aber ein klarer Vorteil kommen und gehen zu können, wann ich es möchte und das zu entscheiden, was ich für richtig erachte (ggf nach Rücksprache mit den Kollegen) und nicht nach Vorgaben meines Chefs oder Gefälligkeitsgutachten zu schreiben. Aber jeder mag es eben anders und deshalb ist es ja so super, dass das Berufsfeld als Jurist so vielfältig ist!
04.04.2020, 19:31
Anspruchsvolle Aufgaben, keine Langeweile, frei Arbeitseinteilung, kein Chef, keine Mandanten, angenehme Arbeitszeiten, super Kollegen, gutes Geld, etc. Bester Beruf ;)
04.04.2020, 21:22
(04.04.2020, 19:31)Gast123 schrieb: Anspruchsvolle Aufgaben, keine Langeweile, frei Arbeitseinteilung, kein Chef, keine Mandanten, angenehme Arbeitszeiten, super Kollegen, gutes Geld, etc. Bester Beruf ;)
um noch zu ergänzen: inhaltliche Abwechslung (d.h. unterschiedliche Verwendungen im ZivilR, StrafR, Behörde etc.), immer wenn es langweilig wird kann man was neues ausprobieren; rechtliche Fragestellungen so entscheiden wie man es selbst für richtig hält; aber über allem steht wirklich die totale Freiheit in jeglicher Hinsicht die teilweise schon unheimlich ist...