18.01.2020, 21:06
Liebe Forengemeinschaft,
nachdem ich glücklicherweise das 2. Staatsexamen mit einem Prädikat hinter mich bringen konnte und ich bereits seit Studienbeginn den Berufswunsch hege, in der Justiz tätig zu werden, stellt sich mir nun die Frage, in welches Bundesland es hingehen soll. Eigentlich möchte ich unbedingt aus meiner Heimatstadt Berlin weg und am liebsten nach BaWü oder Bayern ziehen. Nun ist es ja so, dass besagte Bundesländer Flächenländer sind und ich mich gerne in einem Gerichtsbezirk in oder unmittelbar um eine größere Stadt (z.B. München) einsetzen lassen wollen würde. Wie sind eurer Erfahrungen nach die Chancen, auch dort eingesetzt zu werden? Wenn sich beispielsweise extrem viele Bewerber für München interessieren bzw. die Stellen dort rar sind, wird dann auf die Abschlussnote im Staatsexamen geschaut? Wie sieht es aus mit Versetzungen in Flächenländern - insbesondere in BaWü und Bayern? Wird hier oft davon Gebrauch gemacht und wenn ja, wie weit wird man i.d.R. maximal versetzt?
Außerdem frage ich mich, ob man sich nach Absolvierung der drei/vier Probejahre auf eine Stelle bspw. in München bewerben kann, sofern eine frei ist und ob hier bei Konkurrenz ebenfalls wieder nach der Examensnote gegangen wird oder schlicht nach dem Motto: "Wer zuerst kommt, mahlt zuerst"? Ist es auch im Rahmen dessen möglich, sich explizit für eine Gerichtsbarkeit zu bewerben? Ich würde gerne, wenn ich zuvor einige Zeit im Rahmen des Wechseldienstes als StA tätig war, dann auch gerne als Strafrichter tätig werden.
Weiterhin interessieren mich eure Erfahrungen zur Arbeitsbelastung in den verschiedenen Bundesländern. Man hört ja, dass gerade die Justiz im Norden total überlastet sein soll. Würdet ihr sagen, dass es hier im Süden besser aussieht und man als frischer Proberichter nicht sofort absäuft? Welche Vor- und Nachteile seht ihr generell in den verschiedenen Bundesländern, was Besoldung, Karrieremöglichkeiten, Urlaub und Sonstiges anbelangt?
Unverständlich ist für mich, wieso für viele z.B. die Justiz in Berlin so interessant ist und sich hier scheinbar wirklich gute Examenskandidaten bewerben. Liegt das daran, dass hier sofort eine Einstellung als Richter ohne Wechseldienst möglich ist und/oder eine Versetzung im Stadtstaat nicht gefürchtet wird?
Danke für eure Erfahrungen und Beiträge im Allgemeinen!
nachdem ich glücklicherweise das 2. Staatsexamen mit einem Prädikat hinter mich bringen konnte und ich bereits seit Studienbeginn den Berufswunsch hege, in der Justiz tätig zu werden, stellt sich mir nun die Frage, in welches Bundesland es hingehen soll. Eigentlich möchte ich unbedingt aus meiner Heimatstadt Berlin weg und am liebsten nach BaWü oder Bayern ziehen. Nun ist es ja so, dass besagte Bundesländer Flächenländer sind und ich mich gerne in einem Gerichtsbezirk in oder unmittelbar um eine größere Stadt (z.B. München) einsetzen lassen wollen würde. Wie sind eurer Erfahrungen nach die Chancen, auch dort eingesetzt zu werden? Wenn sich beispielsweise extrem viele Bewerber für München interessieren bzw. die Stellen dort rar sind, wird dann auf die Abschlussnote im Staatsexamen geschaut? Wie sieht es aus mit Versetzungen in Flächenländern - insbesondere in BaWü und Bayern? Wird hier oft davon Gebrauch gemacht und wenn ja, wie weit wird man i.d.R. maximal versetzt?
Außerdem frage ich mich, ob man sich nach Absolvierung der drei/vier Probejahre auf eine Stelle bspw. in München bewerben kann, sofern eine frei ist und ob hier bei Konkurrenz ebenfalls wieder nach der Examensnote gegangen wird oder schlicht nach dem Motto: "Wer zuerst kommt, mahlt zuerst"? Ist es auch im Rahmen dessen möglich, sich explizit für eine Gerichtsbarkeit zu bewerben? Ich würde gerne, wenn ich zuvor einige Zeit im Rahmen des Wechseldienstes als StA tätig war, dann auch gerne als Strafrichter tätig werden.
Weiterhin interessieren mich eure Erfahrungen zur Arbeitsbelastung in den verschiedenen Bundesländern. Man hört ja, dass gerade die Justiz im Norden total überlastet sein soll. Würdet ihr sagen, dass es hier im Süden besser aussieht und man als frischer Proberichter nicht sofort absäuft? Welche Vor- und Nachteile seht ihr generell in den verschiedenen Bundesländern, was Besoldung, Karrieremöglichkeiten, Urlaub und Sonstiges anbelangt?
Unverständlich ist für mich, wieso für viele z.B. die Justiz in Berlin so interessant ist und sich hier scheinbar wirklich gute Examenskandidaten bewerben. Liegt das daran, dass hier sofort eine Einstellung als Richter ohne Wechseldienst möglich ist und/oder eine Versetzung im Stadtstaat nicht gefürchtet wird?
Danke für eure Erfahrungen und Beiträge im Allgemeinen!
Wer Richter auf Probe bzw. Staatsanwalt werden möchte, sollte sich mit dem Karriere-Dossier über die Einstellungschancen und Bewerbungsvoraussetzungen informieren. Das Karriere-Dossier ist als Print-Buch sowie als E-Book für alle 16 Bundesländer erhältlich:
https://www.juristenkoffer.de/richter/karriere-dossier-richter-staatsanwalt-werden.php
Und zur Vorbereitung auf das alles entscheidende Vorstellungsgespräch sollte man auf die vielen hunderten Erfahrungsberichte anderer Juristen zugreifen, die bereits das Bewerbungsverfahren erfolgreich absolviert haben.
https://www.juristenkoffer.de/richter/karriere-dossier-richter-staatsanwalt-werden.php
Und zur Vorbereitung auf das alles entscheidende Vorstellungsgespräch sollte man auf die vielen hunderten Erfahrungsberichte anderer Juristen zugreifen, die bereits das Bewerbungsverfahren erfolgreich absolviert haben.
18.01.2020, 23:03
(18.01.2020, 21:06)Bolle schrieb: Liebe Forengemeinschaft,
nachdem ich glücklicherweise das 2. Staatsexamen mit einem Prädikat hinter mich bringen konnte und ich bereits seit Studienbeginn den Berufswunsch hege, in der Justiz tätig zu werden, stellt sich mir nun die Frage, in welches Bundesland es hingehen soll. Eigentlich möchte ich unbedingt aus meiner Heimatstadt Berlin weg und am liebsten nach BaWü oder Bayern ziehen. Nun ist es ja so, dass besagte Bundesländer Flächenländer sind und ich mich gerne in einem Gerichtsbezirk in oder unmittelbar um eine größere Stadt (z.B. München) einsetzen lassen wollen würde. Wie sind eurer Erfahrungen nach die Chancen, auch dort eingesetzt zu werden? Wenn sich beispielsweise extrem viele Bewerber für München interessieren bzw. die Stellen dort rar sind, wird dann auf die Abschlussnote im Staatsexamen geschaut? Wie sieht es aus mit Versetzungen in Flächenländern - insbesondere in BaWü und Bayern? Wird hier oft davon Gebrauch gemacht und wenn ja, wie weit wird man i.d.R. maximal versetzt?
Außerdem frage ich mich, ob man sich nach Absolvierung der drei/vier Probejahre auf eine Stelle bspw. in München bewerben kann, sofern eine frei ist und ob hier bei Konkurrenz ebenfalls wieder nach der Examensnote gegangen wird oder schlicht nach dem Motto: "Wer zuerst kommt, mahlt zuerst"? Ist es auch im Rahmen dessen möglich, sich explizit für eine Gerichtsbarkeit zu bewerben? Ich würde gerne, wenn ich zuvor einige Zeit im Rahmen des Wechseldienstes als StA tätig war, dann auch gerne als Strafrichter tätig werden.
Weiterhin interessieren mich eure Erfahrungen zur Arbeitsbelastung in den verschiedenen Bundesländern. Man hört ja, dass gerade die Justiz im Norden total überlastet sein soll. Würdet ihr sagen, dass es hier im Süden besser aussieht und man als frischer Proberichter nicht sofort absäuft? Welche Vor- und Nachteile seht ihr generell in den verschiedenen Bundesländern, was Besoldung, Karrieremöglichkeiten, Urlaub und Sonstiges anbelangt?
Unverständlich ist für mich, wieso für viele z.B. die Justiz in Berlin so interessant ist und sich hier scheinbar wirklich gute Examenskandidaten bewerben. Liegt das daran, dass hier sofort eine Einstellung als Richter ohne Wechseldienst möglich ist und/oder eine Versetzung im Stadtstaat nicht gefürchtet wird?
Danke für eure Erfahrungen und Beiträge im Allgemeinen!
Im Süden auch völlig überlastet
18.01.2020, 23:11
Herzlichen Glückwunsch zum respektablen Ergebnis!
Ich kann nur für NRW sprechen. Hier bewirbt man sich ja für eine konkrete Laufbahn, einen regelmäßigen Wechsel StA/Gericht gibt es nicht (aber die Möglichkeit dazu). Wie vermutlich überall sind LG-Bezirke in/bei großen Städten auch hier beliebt. Mir ist nicht zu Ohren gekommen, dass dies im OLG-Bezirk Düsseldorf nach der Note entschieden würde. Mehr kommt es wohl darauf an, welche Gründe wofür sprechen. Wenn jemand die ganze Familie in einer Stadt hat, setzt man ihn auch selten in die gegenüberliegende Ecke. Versetzungen gibt es bei der StA kaum, diese Möglichkeit ist hier eher theoretisch. Einen Versetzungsantrag kann/soll man erst nach 5 Jahren stellen.
Besoldung müsste man mal vergleichen. Im Saarland sind meines Wissens die geringsten Besoldungssätze, in BaWü die höchsten.
Ich kann nur für NRW sprechen. Hier bewirbt man sich ja für eine konkrete Laufbahn, einen regelmäßigen Wechsel StA/Gericht gibt es nicht (aber die Möglichkeit dazu). Wie vermutlich überall sind LG-Bezirke in/bei großen Städten auch hier beliebt. Mir ist nicht zu Ohren gekommen, dass dies im OLG-Bezirk Düsseldorf nach der Note entschieden würde. Mehr kommt es wohl darauf an, welche Gründe wofür sprechen. Wenn jemand die ganze Familie in einer Stadt hat, setzt man ihn auch selten in die gegenüberliegende Ecke. Versetzungen gibt es bei der StA kaum, diese Möglichkeit ist hier eher theoretisch. Einen Versetzungsantrag kann/soll man erst nach 5 Jahren stellen.
Besoldung müsste man mal vergleichen. Im Saarland sind meines Wissens die geringsten Besoldungssätze, in BaWü die höchsten.
19.01.2020, 17:27
(18.01.2020, 21:06)Bolle schrieb: Liebe Forengemeinschaft,
nachdem ich glücklicherweise das 2. Staatsexamen mit einem Prädikat hinter mich bringen konnte und ich bereits seit Studienbeginn den Berufswunsch hege, in der Justiz tätig zu werden, stellt sich mir nun die Frage, in welches Bundesland es hingehen soll. Eigentlich möchte ich unbedingt aus meiner Heimatstadt Berlin weg und am liebsten nach BaWü oder Bayern ziehen.
Weiterhin interessieren mich eure Erfahrungen zur Arbeitsbelastung in den verschiedenen Bundesländern. Man hört ja, dass gerade die Justiz im Norden total überlastet sein soll. Würdet ihr sagen, dass es hier im Süden besser aussieht und man als frischer Proberichter nicht sofort absäuft? Welche Vor- und Nachteile seht ihr generell in den verschiedenen Bundesländern, was Besoldung, Karrieremöglichkeiten, Urlaub und Sonstiges anbelangt?
Unverständlich ist für mich, wieso für viele z.B. die Justiz in Berlin so interessant ist und sich hier scheinbar wirklich gute Examenskandidaten bewerben. Liegt das daran, dass hier sofort eine Einstellung als Richter ohne Wechseldienst möglich ist und/oder eine Versetzung im Stadtstaat nicht gefürchtet wird?
Danke für eure Erfahrungen und Beiträge im Allgemeinen!
Erst einmal herzlichen Glückwunsch zum Prädikat im Zweiten.
Die Vorteile von Berlin sind mE:
- begrenzter räumlicher Einsatzbereich
- vielfältige fachliche Einsatzmöglichkeiten und vergleichsweise gute Möglichkeiten zur Spezialisierung
- Ernennung auf Lebenszeit regelmäßig nach drei Jahren (momentan vermehrt im Strafrecht - Bedarf besteht aber auf absehbare Zeit an fast allen Gerichtsbarkeiten und bei der StA sowieso)
- gute Vereinbarkeit von (Justiz-)Karriere und Familie da z.B. Abordnungen an Landesbehörden und Bundesministerien ohne Umzug möglich sind
- sehr viele junge Kollegen durch die vermehrten Einstellungen seit 2015/16
Die Nachteile von Berlin sind mE:
- vergleichsweise schlechte Ausstattung der Dienststellen (vom Büroraum bis zur IT gibt es sicher deutliche Luft nach oben)
- hoher Aktendruck
- insbesondere gemessen an den Lebenshaltungskosten vergleichsweise geringer Verdienst
19.01.2020, 20:14
Ich denke die meisten bleiben in ihrem Bundesland, weil Familie und Freunde. Nicht viele möchten mit Ende 20 noch irgendwo einen Neuanfang wagen. Das gilt dann auch für Berlin.
03.01.2022, 00:03
Baden Württemberg hat eine gute Gerichtsbarkeit laut Justizministerium.
Thüringen und Sachsen-Anhalt haben strengere Einstellungsvoraussetzungen z.b. 16 und 16,5 Punkte in Examen.
Die Berliner Justiz hat die niedrigeren Voraussetzungen, nämlich 7,0.
Thüringen und Sachsen-Anhalt haben strengere Einstellungsvoraussetzungen z.b. 16 und 16,5 Punkte in Examen.
Die Berliner Justiz hat die niedrigeren Voraussetzungen, nämlich 7,0.
03.01.2022, 00:04
03.01.2022, 00:05
(19.01.2020, 17:27)Auch Bln schrieb:(18.01.2020, 21:06)Bolle schrieb: Liebe Forengemeinschaft,
nachdem ich glücklicherweise das 2. Staatsexamen mit einem Prädikat hinter mich bringen konnte und ich bereits seit Studienbeginn den Berufswunsch hege, in der Justiz tätig zu werden, stellt sich mir nun die Frage, in welches Bundesland es hingehen soll. Eigentlich möchte ich unbedingt aus meiner Heimatstadt Berlin weg und am liebsten nach BaWü oder Bayern ziehen.
Weiterhin interessieren mich eure Erfahrungen zur Arbeitsbelastung in den verschiedenen Bundesländern. Man hört ja, dass gerade die Justiz im Norden total überlastet sein soll. Würdet ihr sagen, dass es hier im Süden besser aussieht und man als frischer Proberichter nicht sofort absäuft? Welche Vor- und Nachteile seht ihr generell in den verschiedenen Bundesländern, was Besoldung, Karrieremöglichkeiten, Urlaub und Sonstiges anbelangt?
Unverständlich ist für mich, wieso für viele z.B. die Justiz in Berlin so interessant ist und sich hier scheinbar wirklich gute Examenskandidaten bewerben. Liegt das daran, dass hier sofort eine Einstellung als Richter ohne Wechseldienst möglich ist und/oder eine Versetzung im Stadtstaat nicht gefürchtet wird?
Danke für eure Erfahrungen und Beiträge im Allgemeinen!
Erst einmal herzlichen Glückwunsch zum Prädikat im Zweiten.
Die Vorteile von Berlin sind mE:
- begrenzter räumlicher Einsatzbereich
- vielfältige fachliche Einsatzmöglichkeiten und vergleichsweise gute Möglichkeiten zur Spezialisierung
- Ernennung auf Lebenszeit regelmäßig nach drei Jahren (momentan vermehrt im Strafrecht - Bedarf besteht aber auf absehbare Zeit an fast allen Gerichtsbarkeiten und bei der StA sowieso)
- gute Vereinbarkeit von (Justiz-)Karriere und Familie da z.B. Abordnungen an Landesbehörden und Bundesministerien ohne Umzug möglich sind
- sehr viele junge Kollegen durch die vermehrten Einstellungen seit 2015/16
Die Nachteile von Berlin sind mE:Glaubt man den Berichten von Kollegen auf Fortbildungen soll Hamburg der bessere Deal sein. Ich fühle mich in Berlin aber wohl und wegen des Geldes bin ich auch nicht in die Justiz gegangen...
- vergleichsweise schlechte Ausstattung der Dienststellen (vom Büroraum bis zur IT gibt es sicher deutliche Luft nach oben)
- hoher Aktendruck
- insbesondere gemessen an den Lebenshaltungskosten vergleichsweise geringer Verdienst
Und die einstimmen Voraussetzungen sind von einem Bundesländern dort am niedrigsten.
03.01.2022, 18:39
Die technische und räumliche Ausstattung der baden-württembergischen Justiz ist leider streckenweise äußerst dürftig. Gerade manche Staatsanwaltschaften hausen in richtiggehenden Bruchbuden. Nett ist es in manchen Amtsgerichten auf dem Lande, die in teilweise hübsch renovierten, historischen Gebäuden stehen. Aber da ist man dann halt weit weg vom Schuss.