08.02.2022, 23:45
Ich bin ein wenig verwundert über die zahlreichen Beiträge, die unterstellen, dass der Einstieg im Strafrecht mit Problemen belastet sei. Letztlich eignet sich das "Kernstrafrecht" kaum für eine Tätigkeit in Anstellung, es sei denn, man hat eine der - freilich zahlenmäßig überschaubaren - strafrechtlichen Boutiquen im Blick.
Tatsächlich habe ich den Einstieg im Strafrecht als besonders leicht empfunden. Gerade weil die Mandanten anspruchslos sind / häufig nicht unbedingt clever, habe ich die Tätigkeit selbst immer als eher taktisch geprägt empfunden. Echte Sattelfestigkeit im materiellen Strafrecht ist i.d.R. nicht erforderlich - aus der Hüfte sollte man nur prozessuale Aspekte beherrschen, sonst wird es ekelhaft.
Auch die Akquise von Mandanten bereitet keine größeren Schwierigkeiten: Ich lerne meine Jungs überwiegend in Fitnessstudios und bei McDonalds auf dem Parkplatz kennen (das ist kein Scherz!). Da muss man halt der Typ für sein: Wenn da einschlägig aussehende Typen vor ihrem (geleasten) AMG stehen: drauf zugehen, Visitenkarte aus der Sakkotasche ziehen und lächelnd sagen: "Du siehst aus, als könntest du mal meine Hilfe gebrauchen. Ruf jederzeit gerne an." In 60% der Fälle ergibt sich ein Gespräch, bei dem das eine oder andere laufende Verfahren offenbart wird. Dann heißt es: zuschlagen.
Im Übrigen kenne ich ein paar Richter aus Ref-Zeiten, die mich mit Pflichtverteidigermandaten durchfüttern.
Strafrecht betreibe ich dabei nur nebenbei - im Hauptberuf bin ich Syndikus. Wenn ich wirklich alles annehmen würde, wären pro Monat sicher 10-15 neue Sachen drin. Und das ohne Kostenquote: Ein Büro oder Angestellte sind eigentlich nicht erforderlich. Und das schönste am Strafrecht: Wenig schriftsatzintensiv. Standardschreiben (Anträge auf AE, Einstellung etc., ggf. mal eine Verteidigererklärung oder eine Einlassung). Der Rest: Schön in der Hauptverhandlung. Und nicht traurig sein, wenn es in dem einen Termin nicht klappt die Sache durchzuziehen. Terminsgebühren im Strafrecht gibt es ja nicht nur ein Mal pro Verfahren. ;)
Tatsächlich habe ich den Einstieg im Strafrecht als besonders leicht empfunden. Gerade weil die Mandanten anspruchslos sind / häufig nicht unbedingt clever, habe ich die Tätigkeit selbst immer als eher taktisch geprägt empfunden. Echte Sattelfestigkeit im materiellen Strafrecht ist i.d.R. nicht erforderlich - aus der Hüfte sollte man nur prozessuale Aspekte beherrschen, sonst wird es ekelhaft.
Auch die Akquise von Mandanten bereitet keine größeren Schwierigkeiten: Ich lerne meine Jungs überwiegend in Fitnessstudios und bei McDonalds auf dem Parkplatz kennen (das ist kein Scherz!). Da muss man halt der Typ für sein: Wenn da einschlägig aussehende Typen vor ihrem (geleasten) AMG stehen: drauf zugehen, Visitenkarte aus der Sakkotasche ziehen und lächelnd sagen: "Du siehst aus, als könntest du mal meine Hilfe gebrauchen. Ruf jederzeit gerne an." In 60% der Fälle ergibt sich ein Gespräch, bei dem das eine oder andere laufende Verfahren offenbart wird. Dann heißt es: zuschlagen.
Im Übrigen kenne ich ein paar Richter aus Ref-Zeiten, die mich mit Pflichtverteidigermandaten durchfüttern.
Strafrecht betreibe ich dabei nur nebenbei - im Hauptberuf bin ich Syndikus. Wenn ich wirklich alles annehmen würde, wären pro Monat sicher 10-15 neue Sachen drin. Und das ohne Kostenquote: Ein Büro oder Angestellte sind eigentlich nicht erforderlich. Und das schönste am Strafrecht: Wenig schriftsatzintensiv. Standardschreiben (Anträge auf AE, Einstellung etc., ggf. mal eine Verteidigererklärung oder eine Einlassung). Der Rest: Schön in der Hauptverhandlung. Und nicht traurig sein, wenn es in dem einen Termin nicht klappt die Sache durchzuziehen. Terminsgebühren im Strafrecht gibt es ja nicht nur ein Mal pro Verfahren. ;)
09.02.2022, 11:24
Respekt
09.02.2022, 11:33
Der creepy Typ, der im Anzug auf dem McDonald‘s Parkplatz lauert und Leute anspricht
09.02.2022, 11:40
Wirklich Respekt
Und ein wirklich sehr interessanter Bericht. Was denkst du, wie lukrativ es sein könnte, wenn du es in Vollzeit machen würdest? Als was würde am Ende für dich als "Gehalt" bleiben? Und kann man den Leuten eine Honorarvereinbarung vorlegen oder alles nach gesetzlichen Sätzen? Sind die ausreichend?
Und ein wirklich sehr interessanter Bericht. Was denkst du, wie lukrativ es sein könnte, wenn du es in Vollzeit machen würdest? Als was würde am Ende für dich als "Gehalt" bleiben? Und kann man den Leuten eine Honorarvereinbarung vorlegen oder alles nach gesetzlichen Sätzen? Sind die ausreichend?
11.02.2022, 17:56
Also ich bin verwundert, dass es Leute gibt, die sagen, der Einstieg sei besonders einfach. Das kann ich nicht bestätigen. Ich bin ebenfalls auf der Suche und kann die Erfahrungen von Gast18 fast 1:1 bestätigen. Leider reichen aufgrund meiner Prüfungsangst die Noten nicht für den Staatsdienst. Das würde die Sache zumindest für den Anfang deutlich einfacher machen.
11.02.2022, 18:00
(11.02.2022, 17:56)Gast schrieb: Also ich bin verwundert, dass es Leute gibt, die sagen, der Einstieg sei besonders einfach. Das kann ich nicht bestätigen. Ich bin ebenfalls auf der Suche und kann die Erfahrungen von Gast18 fast 1:1 bestätigen. Leider reichen aufgrund meiner Prüfungsangst die Noten nicht für den Staatsdienst. Das würde die Sache zumindest für den Anfang deutlich einfacher machen.
Man sollte es so sagen: "Der Einstieg ist einfach, nur halt kacke bezahlt."
12.02.2022, 11:17
Also ich finde hier keine Anzeige in der Umgebung fürs Strafrecht. Wenn, muss man sich initiativ bewerben. Das kostet Zeit und Nerven. Von daher, würde ich auch nicht sagen, es sei einfach.
Und sich als Berufsanfänger selbstständig zu machen ist meiner Meinung nach in den meisten Fällen Harakiri...
Und sich als Berufsanfänger selbstständig zu machen ist meiner Meinung nach in den meisten Fällen Harakiri...