29.05.2023, 10:40
Gibt es eig die Möglichkeit in einer Großkanzlei eine 4-Tage Woche zu vereinbaren zu prozentual entsprechend weniger Gehalt? Bspw dass man Mittwochs immer frei hat
29.05.2023, 10:48
Es gibt immer mehr, die das anbieten, und hab persönlich schon mehrere Beispiele gesehen, bei denen es auch ohne Probleme geklappt hat. Ob man damit aber Partner werden kann, ist natürlich eine andere Frage.
29.05.2023, 11:23
(29.05.2023, 10:48)Westfale schrieb: Es gibt immer mehr, die das anbieten, und hab persönlich schon mehrere Beispiele gesehen, bei denen es auch ohne Probleme geklappt hat. Ob man damit aber Partner werden kann, ist natürlich eine andere Frage.
Also die Partnerchancen sehe ich damit als sehr gering bis nicht existent an (sie sind ja schon bei Vollzeit nicht gerade hoch). Einzige Ausnahme wäre, wenn man ein "Quoten-Highlight" ist (nenne ich mal böse so). Sprich, man ist der Teilzeit-Anwalt (m/w) mit zwei bis drei kleinen Kindern, der offiziell 80% arbeitet, inoffiziell natürlich trotzdem 100% macht, und wird dann der erste offizielle Teilzeit-Partner, damit die Kanzlei sich bei Azur und Co damit schmücken kann. Oder man hat irgendein arbeitsbezogenes "Hobby", macht Legal Tech nebenher, und wird dadurch gepusht.
Abgesehen von der Karriereperspektive geht es inzwischen in einigen Einheiten aber gut. Ich kenne Praxisgruppen, da sind inzwischen sehr viele der jungen Anwälte auf Teilzeit, wobei das idR 80% ist mit einem freien Tag in der Woche (Mi oder Fr).
29.05.2023, 11:23
Ja, ich habe das auch schon öfter gesehen. Es soll sogar Teilzeit-Partner geben.
Man muss sich natürlich klar machen, dass sich ein bestimmter freier Tag nicht immer garantieren lässt. Wenn in deinem Beispiel am Mittwoch ein wichtiger Call liegt, würde man vermutlich erwarten, dass du ihn wahrnimmst. Letztlich entspricht das ein wenig der Wochenendarbeit, die die anderen ja auch mehr oder weniger oft leisten.
Taktisch klug ist deshalb wohl eher der Freitag als freier Tag. Mittwoch "zerreißt" so ein wenig die Woche und es ist schwerer zu koordinieren, wenn jemand zwischendurch abtaucht.
Daneben kenne ich auch Modelle, bei denen manche täglich früher Feierabend machen. Ob das so klappt, sei mal dahingestellt. Alleine weil sich schon kaum bemessen lässt, was z.B. 80 % eines normalen Arbeitstages sind, und das Modell "um Punkt 18 Uhr lege ich den Stift hin" mit dem Arbeitsumfeld einer GK nur schwer zu vereinbaren ist.
Man muss sich natürlich klar machen, dass sich ein bestimmter freier Tag nicht immer garantieren lässt. Wenn in deinem Beispiel am Mittwoch ein wichtiger Call liegt, würde man vermutlich erwarten, dass du ihn wahrnimmst. Letztlich entspricht das ein wenig der Wochenendarbeit, die die anderen ja auch mehr oder weniger oft leisten.
Taktisch klug ist deshalb wohl eher der Freitag als freier Tag. Mittwoch "zerreißt" so ein wenig die Woche und es ist schwerer zu koordinieren, wenn jemand zwischendurch abtaucht.
Daneben kenne ich auch Modelle, bei denen manche täglich früher Feierabend machen. Ob das so klappt, sei mal dahingestellt. Alleine weil sich schon kaum bemessen lässt, was z.B. 80 % eines normalen Arbeitstages sind, und das Modell "um Punkt 18 Uhr lege ich den Stift hin" mit dem Arbeitsumfeld einer GK nur schwer zu vereinbaren ist.
29.05.2023, 11:31
Zum Thema Partnerchancen: Ich vermute, dass sich das in den nächsten Jahren mehr und mehr etablieren wird, sodass dann, wenn eines Tages einmal deine Partnerwahl anstehen sollte, die Nachteile dadurch (hoffentlich) nicht mehr so groß sein sollten. Vermutlich werden mehr andere Aspekte deiner Arbeit den Ausschlag geben.
Und es ist ja auch eine Frage des Einzelfalls. Wenn du in den ersten ein/zwei Jahren in Teilzeit gestartet bist, ist das Jahre später bei der Partnerernennung vermutlich nicht mehr so relevant. Auch bei guten Gründen für die Teilzeit (Erkrankung, Kinderbetreuung, Pflege von Angehörigen) wird dir wohl keiner einen Strick draus drehen. Bei jahrelanger Teilzeit ohne besonderen Grund und geringer Flexibilität bzw. Bereitschaft zur Mehrarbeit wird kritischer geschaut, denke ich.
Und es ist ja auch eine Frage des Einzelfalls. Wenn du in den ersten ein/zwei Jahren in Teilzeit gestartet bist, ist das Jahre später bei der Partnerernennung vermutlich nicht mehr so relevant. Auch bei guten Gründen für die Teilzeit (Erkrankung, Kinderbetreuung, Pflege von Angehörigen) wird dir wohl keiner einen Strick draus drehen. Bei jahrelanger Teilzeit ohne besonderen Grund und geringer Flexibilität bzw. Bereitschaft zur Mehrarbeit wird kritischer geschaut, denke ich.
30.05.2023, 08:15
Kenne ich auch so von ein paar Kollegen - die meisten, weil sie Kinder haben, kenne aber auch ein paar Single-Männer, die einfach einen zusätzlichen Tag frei möchten. Das ist absolut möglich, mach Dich aber auf dumme Fragen gefasst - wenn man nichts "sinnvolles" an diesem Tag macht (z.B. eine zusätzliche Sprache lernen) oder Familienverpflichtungen (kranke Angehörige, Kinder), wird man in der GK von vielen, insb. auf Partnerebene als eher "faul" betrachtet (dafür ist der Neid der Kollegen unterhalb der Partnerebene sicher).
30.05.2023, 11:01
(29.05.2023, 11:23)KWesk schrieb: [...] Man muss sich natürlich klar machen, dass sich ein bestimmter freier Tag nicht immer garantieren lässt. Wenn in deinem Beispiel am Mittwoch ein wichtiger Call liegt, würde man vermutlich erwarten, dass du ihn wahrnimmst. [...]
Das ist genau der springende Punkt. Entweder der Teilzeitarbeiter ist auch außerhalb seiner reduzierten Arbeitszeiten (egal, nach welchem Modell) verfügbar, oder er kommt halt gar nicht erst auf das Projekt, das voraussichtlich Einsatz außerhalb seiner Arbeitszeiten erfordern wird (lies: praktisch jedes komplexe Großmandat, erst recht wenn aus den USA und erst recht, wenn Transaktionsgeschäft). Das ist - mehr als subjektive Einstellungen der Partner zur Teilzeit als solcher (die wandelt sich) - das eigentliche Karrierehemmnis. Es fehlt einem eben der Zugang zu den dicken sowie intern/extern visiblen Mandaten und damit der Track Record.
30.05.2023, 11:15
(30.05.2023, 11:01)Bre schrieb:(29.05.2023, 11:23)KWesk schrieb: [...] Man muss sich natürlich klar machen, dass sich ein bestimmter freier Tag nicht immer garantieren lässt. Wenn in deinem Beispiel am Mittwoch ein wichtiger Call liegt, würde man vermutlich erwarten, dass du ihn wahrnimmst. [...]
Das ist genau der springende Punkt. Entweder der Teilzeitarbeiter ist auch außerhalb seiner reduzierten Arbeitszeiten (egal, nach welchem Modell) verfügbar, oder er kommt halt gar nicht erst auf das Projekt, das voraussichtlich Einsatz außerhalb seiner Arbeitszeiten erfordern wird (lies: praktisch jedes komplexe Großmandat, erst recht wenn aus den USA und erst recht, wenn Transaktionsgeschäft). Das ist - mehr als subjektive Einstellungen der Partner zur Teilzeit als solcher (die wandelt sich) - das eigentliche Karrierehemmnis. Es fehlt einem eben der Zugang zu den dicken sowie intern/extern visiblen Mandaten und damit der Track Record.
+1 - ausnahmslos alle, die zumindest ich kenne, die in GKen (verschiedene) Teilzeit machen (wie auch immer geartet), müssen entweder (i) sehr flexibel sein und eben die Mandatsarbeit trotzdem wuppen, wenn sie anfällt und es dringend/wichtig ist oder (ii) damit rechnen, nicht die großen Mandate zu kriegen.
Das ist aber eben auch genau einer der Gründe, warum nach oben hin immer weniger Frauen in GKen zu finden sind (früher war Teilzeit in der GK außerhalb von Elternschaft völlig abwegig), nur dass jetzt Männer inzwischen auch mehr zeitliche Flexibilität möchten, sei es wegen Kindern oder einfach so (hier auch Frauen, die nicht nur wegen Kindern ihre Arbeitszeit reduzieren wollen). Der Karrierekiller "Teilzeit" in der GK erstreckt sich also nunmehr auch auf Männer (wie gesagt, das überhaupt Teilzeit in der GK vermehrt angefragt wird und dann auch noch Geschlechterübergreifend ist ein relativ neues Phänomen), womit mE die GKen generell seit einigen Jahren mehr umdenken müssen. Ob Teilzeit auch weiterhin einem den Partnertrack/Aufstiegschancen in der GK versperrt, werden wir sehen.