28.01.2023, 09:50
Ich bin Richter auf Probe und zur Zeit in einer Zivilkammer am LG. Wenn du anfangs nicht viel arbeiten willst und einen geregelten Tag/ WOchenende haben möchtest, kann ich dir nur davon abraten. Man knüppelt schon so seine 55-60h Std die Woche und dann eben auch am Wochenende. Das ist am Anfang aber, so sagen alle, völlig normal. Völlig normal finde ich es aber nicht, wenn man mal in die anderen Berufe blickt, aber naja.
28.01.2023, 11:03
(28.01.2023, 09:50)RicheraPro schrieb: Ich bin Richter auf Probe und zur Zeit in einer Zivilkammer am LG. Wenn du anfangs nicht viel arbeiten willst und einen geregelten Tag/ WOchenende haben möchtest, kann ich dir nur davon abraten. Man knüppelt schon so seine 55-60h Std die Woche und dann eben auch am Wochenende. Das ist am Anfang aber, so sagen alle, völlig normal. Völlig normal finde ich es aber nicht, wenn man mal in die anderen Berufe blickt, aber naja.
Das ist echt ein Skandal. Gute Leute werden vergrault mit miserablen Arbeitsbedingungen und miesem Gehalt. Wann wacht die Justizverwaltung endlich auf? Ein weiter so kann es nicht mehr geben, zumal viele in Pension gehen in den nächsten Jahren.
28.01.2023, 11:37
Die können es sich halt erlauben. Jeder 2. Post hier ist doch "Was isch letzte Notengrenze in Land X?". Solange sich noch immer genug Leute bewerben, so lange muss sich nichts ändern.
28.01.2023, 21:13
29.01.2023, 10:19
(28.01.2023, 09:50)RicheraPro schrieb: Ich bin Richter auf Probe und zur Zeit in einer Zivilkammer am LG. Wenn du anfangs nicht viel arbeiten willst und einen geregelten Tag/ WOchenende haben möchtest, kann ich dir nur davon abraten. Man knüppelt schon so seine 55-60h Std die Woche und dann eben auch am Wochenende. Das ist am Anfang aber, so sagen alle, völlig normal. Völlig normal finde ich es aber nicht, wenn man mal in die anderen Berufe blickt, aber naja.
Kann ich bestätigen, hinzu kommt, dass du nach jeder Versetzung erneut erstmal 50 Std knüppelst bis du dich eingearbeitest und aufgeräumt hast
29.01.2023, 10:35
(28.01.2023, 21:13)Fritzle schrieb:(28.01.2023, 11:37)guga schrieb: Die können es sich halt erlauben. Jeder 2. Post hier ist doch "Was isch letzte Notengrenze in Land X?". Solange sich noch immer genug Leute bewerben, so lange muss sich nichts ändern.
Ja klar, die Frage ist nur wir lange noch.
Bevor sich an den Bedingungen etwas ändert, wird die Notengrenze auf 6,5 verschoben. Und dann finden sich auch erstmal wieder genug Bewerber. Die Qualität der Rechtssprechung ist kein politisches Entscheidungskriterium.
30.01.2023, 05:44
Das Problem ist halt wie so oft : Angebot und Nachfrage.
Das Angebot wird sich niemals verbessern, wenn man noch genügend Leute findet. Das hat mehrere Gründe, man will tatsächlich ok die Justiz, man will nicht in GK oder man „kann“ nicht in GK und man möchte nicht in kleine oder MK und einen „sicheren“ Job.
Dem sind sie sich auch bewusst.
Arbeitsvolumen und Arbeitstempo wird sich zukünftig verfielfachen, wieso: a) bald kommen viele Pensionen, b) immer weniger Juristen bzw. Juristen in der Justiz c) fehlende Vereinfachung wie Digitalisierung, d) jetzt schon kommt man allem nicht mehr hinterher.
Trotzdem werden die tatsächlich mit den scheinheiligen Argumenten versuchen den Nachwuchs zu erreichen, a) sicherer Job, b) unabhängig bei Richter, c ) gute WLB. Über diese kann man sich auch sicherlich streiten.
Ich kenne in meinem Umfeld und auch von meinen ehemaligen Kommilitonen sehr viele in der Justiz, überwiegend Richter, alle mittlerweile zwischen dem 3.-10. jahr. Es gibt nur einen am Sozialgericht in einem Dorf i wo in Thüringen, der es wirklich gut hat, wenig Arbeit, ca 30-40 h/ Woche, plus gutes Gehalt plus gute Lebensqualität in dem Dorf (da kommt er her). Ich denke die Regel aber, also ca 90%, word wahrscheinlich in einer „größeren Stadt“, ca ab 50.000 sein, und da sind wir wieder dabei wo man konkret ist etc. Aber da sind sich alle in meinem Umfeld einig. Die ersten 1-5 Jahre sind die schlimmsten, dann kommt es auf die jeweilige Planstelle an, und ob du zum OLG darfst. Wenn du i wann mal ein Vorsitz hast, evtl und deine Planstelle lange genug machst und dort bleibst, dann wird das i wann ab dem 8.-10 Jahr entspannter. Bis dahin sagen alle faktisch ca 50-60 h (inklusive Vorbereitung am WE).
D h es bleibt wirklich nur Noten nach unten, mehr Geld wird es vermutlich nicht geben in den nächsten Jahren, nach bisherigem Stand.
Lösung wäre eigentlich einfach: jeder macht 6 Monate - 1 Jahr eine WissMit plus erst mal in die Anwaltschaft, sodass sofort die Anzahl der Neueinstellungen sinkt und die Diskussion eröffnet werden muss.
Oder es passieren noch ein paar Justizskandale, sodass die Medien sich darauf stürzen, aber auch da haben wir gesehen, das wirkt relativ wenig. Ich persönlich sehe da in den nächsten 10-20 Jahren relativ schwarz.
Das Angebot wird sich niemals verbessern, wenn man noch genügend Leute findet. Das hat mehrere Gründe, man will tatsächlich ok die Justiz, man will nicht in GK oder man „kann“ nicht in GK und man möchte nicht in kleine oder MK und einen „sicheren“ Job.
Dem sind sie sich auch bewusst.
Arbeitsvolumen und Arbeitstempo wird sich zukünftig verfielfachen, wieso: a) bald kommen viele Pensionen, b) immer weniger Juristen bzw. Juristen in der Justiz c) fehlende Vereinfachung wie Digitalisierung, d) jetzt schon kommt man allem nicht mehr hinterher.
Trotzdem werden die tatsächlich mit den scheinheiligen Argumenten versuchen den Nachwuchs zu erreichen, a) sicherer Job, b) unabhängig bei Richter, c ) gute WLB. Über diese kann man sich auch sicherlich streiten.
Ich kenne in meinem Umfeld und auch von meinen ehemaligen Kommilitonen sehr viele in der Justiz, überwiegend Richter, alle mittlerweile zwischen dem 3.-10. jahr. Es gibt nur einen am Sozialgericht in einem Dorf i wo in Thüringen, der es wirklich gut hat, wenig Arbeit, ca 30-40 h/ Woche, plus gutes Gehalt plus gute Lebensqualität in dem Dorf (da kommt er her). Ich denke die Regel aber, also ca 90%, word wahrscheinlich in einer „größeren Stadt“, ca ab 50.000 sein, und da sind wir wieder dabei wo man konkret ist etc. Aber da sind sich alle in meinem Umfeld einig. Die ersten 1-5 Jahre sind die schlimmsten, dann kommt es auf die jeweilige Planstelle an, und ob du zum OLG darfst. Wenn du i wann mal ein Vorsitz hast, evtl und deine Planstelle lange genug machst und dort bleibst, dann wird das i wann ab dem 8.-10 Jahr entspannter. Bis dahin sagen alle faktisch ca 50-60 h (inklusive Vorbereitung am WE).
D h es bleibt wirklich nur Noten nach unten, mehr Geld wird es vermutlich nicht geben in den nächsten Jahren, nach bisherigem Stand.
Lösung wäre eigentlich einfach: jeder macht 6 Monate - 1 Jahr eine WissMit plus erst mal in die Anwaltschaft, sodass sofort die Anzahl der Neueinstellungen sinkt und die Diskussion eröffnet werden muss.
Oder es passieren noch ein paar Justizskandale, sodass die Medien sich darauf stürzen, aber auch da haben wir gesehen, das wirkt relativ wenig. Ich persönlich sehe da in den nächsten 10-20 Jahren relativ schwarz.
30.01.2023, 16:19
(28.01.2023, 09:50)RicheraPro schrieb: Ich bin Richter auf Probe und zur Zeit in einer Zivilkammer am LG. Wenn du anfangs nicht viel arbeiten willst und einen geregelten Tag/ WOchenende haben möchtest, kann ich dir nur davon abraten. Man knüppelt schon so seine 55-60h Std die Woche und dann eben auch am Wochenende. Das ist am Anfang aber, so sagen alle, völlig normal. Völlig normal finde ich es aber nicht, wenn man mal in die anderen Berufe blickt, aber naja.
Ernsthaft 60 Stunden? Das würde ja bedeuten, dass man unter der Woche von 8 Uhr morgens bis 19:30 Uhr abends arbeitet (mit 30 Minuten Mittagspause) und jedes Wochenende nochmal 5 Stunden. Solche Arbeitszeiten habe ich eigentlich bei keinem befreundeten Richterkollegen erlebt.
Viele hatten bei ihrem Beginn natürlich volle Schreibtische und haben mehr wie 40 Wochenstunden gearbeitet aber über 50 Wochenstunden kam da kaum einer und wenn auch nur mal punktuell. Jetzt, mit ein paar Jahren Berufserfahrung, arbeiten die allermeisten in sehr geregelten Bahnen. Das kann man mE auch gut sehen, wenn man bei Gericht ist. So gegen 16-17 Uhr wird es dort schon deutlich ruhiger. Entweder müsste die Mehrheit dann schon um 6 Uhr morgens anfangen zu arbeiten oder sie machen doch nur die üblichen 40 Wochenstunden.
30.01.2023, 16:46
Ja, ich habe einen Zutrag von ca. 30 Akten pro Tag. Natürlich, es gibt einige Verfügungen, die gehen recht leicht von der Hand. Aber hinzukommen halt VT, Voten , PKH/Beweisbeschlüsse und Terminsvorbereitungen. Das kriege ich niemals in 40h hin. Das ist auch gar nicht so sehr das Problem. Was mich viel mehr stört ist, dass ich keine Akte annähernd so bearbeiten kann, wie ich es möchte. Alles nur oberflächlich, in keinen Fall "darf" ich tief einsteigen, weil mir ansonsten das Dezernat absäuft. Das kann doch nicht der Sinn der Sache sein.
30.01.2023, 17:05
(30.01.2023, 16:46)RicheraPro schrieb: Ja, ich habe einen Zutrag von ca. 30 Akten pro Tag. Natürlich, es gibt einige Verfügungen, die gehen recht leicht von der Hand. Aber hinzukommen halt VT, Voten , PKH/Beweisbeschlüsse und Terminsvorbereitungen. Das kriege ich niemals in 40h hin. Das ist auch gar nicht so sehr das Problem. Was mich viel mehr stört ist, dass ich keine Akte annähernd so bearbeiten kann, wie ich es möchte. Alles nur oberflächlich, in keinen Fall "darf" ich tief einsteigen, weil mir ansonsten das Dezernat absäuft. Das kann doch nicht der Sinn der Sache sein.
Da bin ich bei dir, das macht wenig Spaß. Etliche Dinge am Amtsgericht (vermute ich mal) lassen sich aber auch wirtschaftlich kaum sinnvoll bearbeiten bzw. die Streitwerte stehen in keinem Verhältnis zum Aufwand, der damit verbunden wäre.