14.10.2021, 00:23
Anders als GKs, manche MKs und einzelne Boutiquen schweigen die Boutiquen Wirtschaftsstrafrecht sich zu Einstiegsgehalt und Einkommensentwicklung aus.
Zum Einstiegsgehalt wurde hier im Forum selbst für die renommiertesten Boutiquen (Frankfurt, Berlin, Köln, Düsseldorf) ein Bereich von 65k bis 80k genannt. Kannt das ein "Insider" bestätigen? Eher 65k oder eher 80k?
Zu der Entwicklung des Einkommens gibt es hier einen Thread, in dem behauptet wird, dass das Einkommen nach dem Einstieg rasant ansteigen würde und man mittelfristig mehr verdienen könnte als ein (Senior) Associate in einer "Tier 1"-GK. Ist das realistisch oder sogar üblich? Dann ist es aber wohl nicht das Fixum, das steigt, sondern ein Bonus, der anders als in manchen GKs hinzukommt oder der deutlich größer als in den GKs ausfällt. Oder?
Über eine Beurteilung von jemandem, der sich auskennt, würde ich mich freuen. Die mögliche Partnerwerdung würde ich ausblenden wollen.
Zum Einstiegsgehalt wurde hier im Forum selbst für die renommiertesten Boutiquen (Frankfurt, Berlin, Köln, Düsseldorf) ein Bereich von 65k bis 80k genannt. Kannt das ein "Insider" bestätigen? Eher 65k oder eher 80k?
Zu der Entwicklung des Einkommens gibt es hier einen Thread, in dem behauptet wird, dass das Einkommen nach dem Einstieg rasant ansteigen würde und man mittelfristig mehr verdienen könnte als ein (Senior) Associate in einer "Tier 1"-GK. Ist das realistisch oder sogar üblich? Dann ist es aber wohl nicht das Fixum, das steigt, sondern ein Bonus, der anders als in manchen GKs hinzukommt oder der deutlich größer als in den GKs ausfällt. Oder?
Über eine Beurteilung von jemandem, der sich auskennt, würde ich mich freuen. Die mögliche Partnerwerdung würde ich ausblenden wollen.
14.10.2021, 07:56
(14.10.2021, 00:23)Gast schrieb: Anders als GKs, manche MKs und einzelne Boutiquen schweigen die Boutiquen Wirtschaftsstrafrecht sich zu Einstiegsgehalt und Einkommensentwicklung aus.
Zum Einstiegsgehalt wurde hier im Forum selbst für die renommiertesten Boutiquen (Frankfurt, Berlin, Köln, Düsseldorf) ein Bereich von 65k bis 80k genannt. Kannt das ein "Insider" bestätigen? Eher 65k oder eher 80k?
Zu der Entwicklung des Einkommens gibt es hier einen Thread, in dem behauptet wird, dass das Einkommen nach dem Einstieg rasant ansteigen würde und man mittelfristig mehr verdienen könnte als ein (Senior) Associate in einer "Tier 1"-GK. Ist das realistisch oder sogar üblich? Dann ist es aber wohl nicht das Fixum, das steigt, sondern ein Bonus, der anders als in manchen GKs hinzukommt oder der deutlich größer als in den GKs ausfällt. Oder?
Über eine Beurteilung von jemandem, der sich auskennt, würde ich mich freuen. Die mögliche Partnerwerdung würde ich ausblenden wollen.
Eher 65k. Dass das Gehalt rasant steigt, kann ich nicht bestätigen. Vor allem wenn du die Partnerschaft ausklammerst. Als Associate verdienst du deutlich weniger als in der GK.
14.10.2021, 08:51
So ist es.
Nimm mal an du steigst mit 70k ein. Wie schnell soll das Gehalt steigen, dass du einen Tier 1 Associate, der mit aktuell 145k einsteigt und dessen Gehalt sich ebenfalls entwickelt, einholen könntest.
Also das sind einfach andere Sphären.
Als realistische Sprünge kann man so 5-10k pro Jahr rechnen.
Nichtsdestotrotz kann man auch dort gutes Geld verdienen und bleibt nicht lange bei seinem Einstiegsgehalt. Man arbeitet auch deutlich weniger als in einer GK, aber natürlich trotzdem noch mehr als der Normalmensch.
Und: Die Argumente für eine Erhöhung muss man sich halt erarbeiten. Automatisch läuft nichts.
Nimm mal an du steigst mit 70k ein. Wie schnell soll das Gehalt steigen, dass du einen Tier 1 Associate, der mit aktuell 145k einsteigt und dessen Gehalt sich ebenfalls entwickelt, einholen könntest.
Also das sind einfach andere Sphären.
Als realistische Sprünge kann man so 5-10k pro Jahr rechnen.
Nichtsdestotrotz kann man auch dort gutes Geld verdienen und bleibt nicht lange bei seinem Einstiegsgehalt. Man arbeitet auch deutlich weniger als in einer GK, aber natürlich trotzdem noch mehr als der Normalmensch.
Und: Die Argumente für eine Erhöhung muss man sich halt erarbeiten. Automatisch läuft nichts.
14.10.2021, 08:54
(14.10.2021, 08:51)Gast1410 schrieb: So ist es.
Nimm mal an du steigst mit 70k ein. Wie schnell soll das Gehalt steigen, dass du einen Tier 1 Associate, der mit aktuell 145k einsteigt und dessen Gehalt sich ebenfalls entwickelt, einholen könntest.
Also das sind einfach andere Sphären.
Als realistische Sprünge kann man so 5-10k pro Jahr rechnen.
Nichtsdestotrotz kann man auch dort gutes Geld verdienen und bleibt nicht lange bei seinem Einstiegsgehalt. Man arbeitet auch deutlich weniger als in einer GK, aber natürlich trotzdem noch mehr als der Normalmensch.
Und: Die Argumente für eine Erhöhung muss man sich halt erarbeiten. Automatisch läuft nichts.
Noch als Ergänzung, ich bin mir sehr sicher, dass man in Sphären >120 k +- ein bisschen nur als Partner kommt.
14.10.2021, 09:25
Ich kann nun nicht für das Wirtschaftsrecht sprechen aber für Boutiquen in anderen Rechtsbereichen. Man sollte davon Abstand nehmen, ausschließlich die Gehälter miteinander zu vergleichen im Sinne von "Was verdiene ich im 4. Jahr hier und dort?". Denn bei Boutiquen ist die Gehaltsentwicklung deutlich flexibler, so dass es hier eine große Spanne gibt. Außerdem - und das muss man auch anerkennen - zahlen inzwischen einige GKs einfach so viel, dass keine kleinere Kanzlei da mit halten kann, außer man dreht seine Angestellten genauso durch die Mangel.
Aber, und das muss man auch sehen, dauert so ein Arbeitsleben etwas länger. Und was bringt es einem mit 33 im einem Job 160k zu verdienen, wenn man dafür mit 40 auf einer Richterstelle oder im Unternehmen hockt und dauerhaft nicht wirklich über 100-120k hinaus kommt. Während ein anderer mit 33 zwar "nur" 120k verdient hat, dafür aber mit 40 als Partner seine >200k entnimmt für die nächsten zwanzig Jahre. Gerade weil der Bereich Wirtschaftsstrafrecht kein originäres GK-Arbeitsfeld ist. Es gibt zwar einige Partner inzwischen in diesem Bereich aber die mögliche Leverage und der Umsatz dort sind nach meinem Wissen nicht auf dem üblichen GK-Niveau; d.h. das ist kein großer Wachstumsmarkt für junge Kollegen (anders als etwa Compliance und Internal Investigations).
Zum Thema Gehaltssprünge und Gehaltskomponenten: Wie hier schon gesagt wurde, spielt der Bonus eine große Rolle. So habe ich zB in einem Jahr einen Sprung von 30k gemacht und liege definitiv auf einem GK-kompetitiven Niveau.
Aber, und das muss man auch sehen, dauert so ein Arbeitsleben etwas länger. Und was bringt es einem mit 33 im einem Job 160k zu verdienen, wenn man dafür mit 40 auf einer Richterstelle oder im Unternehmen hockt und dauerhaft nicht wirklich über 100-120k hinaus kommt. Während ein anderer mit 33 zwar "nur" 120k verdient hat, dafür aber mit 40 als Partner seine >200k entnimmt für die nächsten zwanzig Jahre. Gerade weil der Bereich Wirtschaftsstrafrecht kein originäres GK-Arbeitsfeld ist. Es gibt zwar einige Partner inzwischen in diesem Bereich aber die mögliche Leverage und der Umsatz dort sind nach meinem Wissen nicht auf dem üblichen GK-Niveau; d.h. das ist kein großer Wachstumsmarkt für junge Kollegen (anders als etwa Compliance und Internal Investigations).
Zum Thema Gehaltssprünge und Gehaltskomponenten: Wie hier schon gesagt wurde, spielt der Bonus eine große Rolle. So habe ich zB in einem Jahr einen Sprung von 30k gemacht und liege definitiv auf einem GK-kompetitiven Niveau.
14.10.2021, 10:11
Also Deine Vorstellungen sind leider fernab der Realität.
Bei uns (GK aber eher T3) verdienen die Partner weniger als die Seniors bei Ami-Kanzleien.
Das Gehalt bei T1-Kanzeien ist schon wirklich enorm. Aber vergleich doch einfach mal die Stundensätze, das dürfte einen ersten Anhaltspunkt geben. Bringst Du zudem in Erfahrung, welche Arbeitsbelastung erwartet wird, solltest Du Dein Gehalt der nächsten Jahre abschätzen können.
Bei uns (GK aber eher T3) verdienen die Partner weniger als die Seniors bei Ami-Kanzleien.
Das Gehalt bei T1-Kanzeien ist schon wirklich enorm. Aber vergleich doch einfach mal die Stundensätze, das dürfte einen ersten Anhaltspunkt geben. Bringst Du zudem in Erfahrung, welche Arbeitsbelastung erwartet wird, solltest Du Dein Gehalt der nächsten Jahre abschätzen können.
14.10.2021, 10:57
Also, ich glaube, hier wird vieles durcheinandergeworfen/es bestehen ein paar Missverständnisse:
Das Einstiegsgehalt in GKen ist (u.a.) deshalb so gut, weil der 1st-Year zumindest in erheblichem Umfang quasi ab Tag 1 mit entsprechenden Stundensätzen abgerechnet werden kann, weil es genug Arbeit dafür gibt. Selbst wenn der 1st-Year also im ersten Jahr nur 1.000 billables produziert, hat er damit schon einen Netto-Umsatz von (min.) EUR 300T produziert. Das geht die folgenden Jahre so weiter bzw. steigert sich (erheblich). Für die Kanzlei ist das also nie ein Verlustgeschäft, und die weitere Entwicklung ist ihr dann meist relativ egal. Um die Akquise muss er sich selbst kümmern oder eben so gute Arbeit leisten, dass Partner/Mandanten auf ihn aufmerksam werden.
In Strafrechtsboutiquen gibt es zwar (anders als beim normalen Strafverteidiger) auch zunehmend Backoffice-Arbeiten (Akten auswerten, Stellungnahmen/Revisionen schreiben usw.). Das Hauptziel bei der Anstellung eines Anwalts ist es hier aber, dass dieser möglichst bald auch eigenständig (Gerichts-)Termine wahrnehmen, Mandante bearbeiten kann usw., für die der Senior keine Zeit hat. Das geht aber nicht von Tag 1, denn dafür benötigt man Kenntnisse, die man im Examen nicht lernt, Erfahrung, Auftreten, Vertrauen der Mandanten usw. Das bedeutet, dass der 1st-Year erstmal "mitlaufen" muss. Folglich "kostet" die Boutiqe die Ausbildung am Anfang erheblich mehr netto als die GK, und es ist nicht gesagt, dass derjenige dann auch was "wird", was viel gravierender ist, als wenn einer von 10 Associates in der GK mal ein Griff ins Klo war. Das dürfte mit ein Grund sein für die geringeren Einstiegsgehälter. Hinzu kommt natürlich die große Auswahl der Strafrechtsboutiquen.
Das heißt aber nicht
- dass man weniger arbeitet als in GK (ggf. sogar mehr)
- man langfristig weniger verdient, denn
für die Spitzenverteidiger in Wirtschaftsstrafverfahren werden Höchstsätze gezahlt, teilw. 400/500 €/h oder bei Gerichtsverhandlungen auch mittlere vierstellige Tagessätze pauschal. Selbst Spezial-Strafrechtsschutzversicherungen übernehmen in solchen Angelegenheiten Stundenhonorare. Das ist vielleicht nicht so viel wie der M&A-Partner in der Ami-GK verlangt, aber dafür hat man i.d.R. auch eine geringere Kostenquote. Ich halte es also nicht für unrealistisch, dass man bei guter Entwicklung in ein paar Jahren gut sechsstellig verdienen kann, und als Partner sowieso besonders auskömmlich und zumindest in Regionen von T3-Partnern o.ä. Jeweils natürlich vorausgesetzt, man hat die entsprechende Reputation am Markt erworben (aber ohne wird man auch kein Partner in einer GK).
Das Einstiegsgehalt in GKen ist (u.a.) deshalb so gut, weil der 1st-Year zumindest in erheblichem Umfang quasi ab Tag 1 mit entsprechenden Stundensätzen abgerechnet werden kann, weil es genug Arbeit dafür gibt. Selbst wenn der 1st-Year also im ersten Jahr nur 1.000 billables produziert, hat er damit schon einen Netto-Umsatz von (min.) EUR 300T produziert. Das geht die folgenden Jahre so weiter bzw. steigert sich (erheblich). Für die Kanzlei ist das also nie ein Verlustgeschäft, und die weitere Entwicklung ist ihr dann meist relativ egal. Um die Akquise muss er sich selbst kümmern oder eben so gute Arbeit leisten, dass Partner/Mandanten auf ihn aufmerksam werden.
In Strafrechtsboutiquen gibt es zwar (anders als beim normalen Strafverteidiger) auch zunehmend Backoffice-Arbeiten (Akten auswerten, Stellungnahmen/Revisionen schreiben usw.). Das Hauptziel bei der Anstellung eines Anwalts ist es hier aber, dass dieser möglichst bald auch eigenständig (Gerichts-)Termine wahrnehmen, Mandante bearbeiten kann usw., für die der Senior keine Zeit hat. Das geht aber nicht von Tag 1, denn dafür benötigt man Kenntnisse, die man im Examen nicht lernt, Erfahrung, Auftreten, Vertrauen der Mandanten usw. Das bedeutet, dass der 1st-Year erstmal "mitlaufen" muss. Folglich "kostet" die Boutiqe die Ausbildung am Anfang erheblich mehr netto als die GK, und es ist nicht gesagt, dass derjenige dann auch was "wird", was viel gravierender ist, als wenn einer von 10 Associates in der GK mal ein Griff ins Klo war. Das dürfte mit ein Grund sein für die geringeren Einstiegsgehälter. Hinzu kommt natürlich die große Auswahl der Strafrechtsboutiquen.
Das heißt aber nicht
- dass man weniger arbeitet als in GK (ggf. sogar mehr)
- man langfristig weniger verdient, denn
für die Spitzenverteidiger in Wirtschaftsstrafverfahren werden Höchstsätze gezahlt, teilw. 400/500 €/h oder bei Gerichtsverhandlungen auch mittlere vierstellige Tagessätze pauschal. Selbst Spezial-Strafrechtsschutzversicherungen übernehmen in solchen Angelegenheiten Stundenhonorare. Das ist vielleicht nicht so viel wie der M&A-Partner in der Ami-GK verlangt, aber dafür hat man i.d.R. auch eine geringere Kostenquote. Ich halte es also nicht für unrealistisch, dass man bei guter Entwicklung in ein paar Jahren gut sechsstellig verdienen kann, und als Partner sowieso besonders auskömmlich und zumindest in Regionen von T3-Partnern o.ä. Jeweils natürlich vorausgesetzt, man hat die entsprechende Reputation am Markt erworben (aber ohne wird man auch kein Partner in einer GK).
15.10.2021, 10:07
Die Leute, die hier was von 5-10k Gehaltserhöhung pro Jahr in der Boutique schreiben, haben vermutlich noch nie eine von innen gesehen.
Ja, die Gehaltserhöhung von 5-10k gibt es im zweiten und dritten Jahr. Danach kommt aber die ersehnte Umsatzbeteiligung. Die Gehaltsentwicklung hängt dann primär von einem selbst und der Großwetterlage ab.
Je nachdem, was man aushandelt und wie tüchtig man ist, kann man dann 30-50k jährlich durch die Umsatzbeteiligung einnehmen. Habe schon von Leuten gehört, die ihr Fixum von 80k durch die Umsatzbeteiligung verdoppeln konnten.
Das geht so lange weiter, bis man Partner wird. Und glaubt mir, ein Partner bei Feigen Graf, TDWE oder Dierlamm kann am Ende des Tages auch mit einem T1-GK-Partner mithalten. Die Umsätze sind zwar geringer, die Kostenquote dafür auch um einiges niedriger.
Ja, die Gehaltserhöhung von 5-10k gibt es im zweiten und dritten Jahr. Danach kommt aber die ersehnte Umsatzbeteiligung. Die Gehaltsentwicklung hängt dann primär von einem selbst und der Großwetterlage ab.
Je nachdem, was man aushandelt und wie tüchtig man ist, kann man dann 30-50k jährlich durch die Umsatzbeteiligung einnehmen. Habe schon von Leuten gehört, die ihr Fixum von 80k durch die Umsatzbeteiligung verdoppeln konnten.
Das geht so lange weiter, bis man Partner wird. Und glaubt mir, ein Partner bei Feigen Graf, TDWE oder Dierlamm kann am Ende des Tages auch mit einem T1-GK-Partner mithalten. Die Umsätze sind zwar geringer, die Kostenquote dafür auch um einiges niedriger.