31.07.2018, 12:14
Hallo zusammen,
ich fange bald mit dem Ref an und überlege immer mehr, ob und wie ich als Jurist am Besten - und überhaupt - in den Medien arbeiten kann.
Ich weiß, dass der WDR eine Wahlstation anbietet, aber abseits davon habe ich noch nicht so viele Möglichkeiten gesehen. Neben meinem Studium war es mir nicht wirklich möglich unbezahlte Praktika bei Radios etc zu machen. Ich könnte allerdings noch ein kurzes Praktikum absolvieren bis das Ref los geht.
Habt ihr da Erfahrungen? Hat jemand neben dem Ref noch in den Medien (Zeitung, Radio, TV, etc.) gearbeitet? Oder seine Wahlstation in dem Bereich gemacht?
ich fange bald mit dem Ref an und überlege immer mehr, ob und wie ich als Jurist am Besten - und überhaupt - in den Medien arbeiten kann.
Ich weiß, dass der WDR eine Wahlstation anbietet, aber abseits davon habe ich noch nicht so viele Möglichkeiten gesehen. Neben meinem Studium war es mir nicht wirklich möglich unbezahlte Praktika bei Radios etc zu machen. Ich könnte allerdings noch ein kurzes Praktikum absolvieren bis das Ref los geht.
Habt ihr da Erfahrungen? Hat jemand neben dem Ref noch in den Medien (Zeitung, Radio, TV, etc.) gearbeitet? Oder seine Wahlstation in dem Bereich gemacht?
31.07.2018, 13:07
Rtl sucht immer händeringend für die Wahlstation. Soll nett da sein.
01.08.2018, 13:38
Da kannst du wirklich bei allen möglichen gucken: MDR, RTL, Pro7Sat1, ZDF, Landesmedienanstalten, Verlage (zB Spiegel etc suchen auch immer wieder Referendare) usw.
09.04.2019, 16:13
Ist jemand hier während oder nach dem Ref in die Medien "gewechselt"? Hat sich durch die Station evtl. ein Jobangebot ergeben?
18.06.2022, 19:37
(09.04.2019, 16:13)Gast1 schrieb: Ist jemand hier während oder nach dem Ref in die Medien "gewechselt"? Hat sich durch die Station evtl. ein Jobangebot ergeben?
Würde mich auch interessieren.
Ich werde einen Teil der Anwaltsstation beim ZDF verbringen.
Bringt einem das eine Chance für den späteren Berufseinstieg?
19.06.2022, 10:32
(18.06.2022, 19:37)Joko schrieb:(09.04.2019, 16:13)Gast1 schrieb: Ist jemand hier während oder nach dem Ref in die Medien "gewechselt"? Hat sich durch die Station evtl. ein Jobangebot ergeben?
Würde mich auch interessieren.
Ich werde einen Teil der Anwaltsstation beim ZDF verbringen.
Bringt einem das eine Chance für den späteren Berufseinstieg?
Wenn du die richtige Parteizugehörigkeit hast, sonst nicht.
19.06.2022, 12:00
ZDF wäre auch möglich. Versuchen kann man es immer.
19.06.2022, 15:53
20.06.2022, 09:38
Man muss für die Frage erst einmal differenzieren, wo man genau arbeiten will. "Die Medien" sind ja vielfältig. Ich würde hier zwischen redaktioneller Arbeit, Presse und "Jurist in Medienunternehmen" unterscheiden.
- redaktionelle Arbeit: Das ist das "Klassische", wenn man für Fernsehen, Radio, Zeitung oder online arbeitet. Man schreibt also Online-Texte zu Rechtsthemen, macht Radiobeiträge oder Fernsehberichte. In dem Bereich hauptberuflich als Jurist zu arbeiten, sodass man ausschließlich davon leben kann, ist sehr schwer. Als einzige Stellen fallen mir da die ARD-Rechtsredaktion in Karlsruhe beim SWR, die ZDF-Redaktion "Recht und Justiz" in Mainz oder LTO (Berlin/Köln) ein. Da in Vollzeit reinzukommen, ist aber kaum möglich, wenn nicht - wie z.B. letztens beim ZDF - explizit was ausgeschrieben ist und man sehr gute journalistische Vorkenntnisse hat (und da rede ich jetzt nicht von 1-2 Beiträgen für die Lokalzeitung, da muss man schon deutlich mehr mitbringen).
Selbstverständlich kann man bei fast allen Medien auch als freier Mitarbeiter arbeiten, z.B. als "Rechtsexperte" für bestimmte Themen, als Gerichtsreporter für die Lokalzeitung oder als Gastautor, z.B. bei der LTO. Da reichts einfach mal formlos anzufragen. Da muss einem aber klar sein, dass das fast immer nur ein "Nebenbrot" sein wird, von dem alleine man nicht leben kann. Oft ist es einfach so, dass Redaktionen bei Rechtsthemen auf externe Anwälte oder Institutionen (z.B. Verbraucherzentrale) setzen und sie daher keinen eigenen "Rechtsredakteur" brauchen (denn der kostet ja auch).
- Presse-/Öffentlichkeitsarbeit: Hier geht es darum, als Pressesprecher z.B. bei einem Gericht oder einer Behörde zu arbeiten (etwa in einem Ministerium oder bei einem größeren Gericht). Es ist hier wohl meist aber so, dass solche Stellen nicht explizit ausgeschrieben sind, sondern innerhalb einer Laufbahn mit vorgesehen sind. Bei meinem örtlichen Landgericht gibt es zum Beispiel nicht den Vollzeit-Job "Pressesprecher des Landgerichts", sondern das macht ein Richter, der eben für einen gewissen Zeitanteil von der Richtertätigkeit freigestellt ist und dann die Pressearbeit machen kann. Ich kenne aber auch Leute, die innerhalb ihrer Laufbahn zum Beispiel als Proberichter an einem Gericht anfingen und sich dann in die Pressestelle des entsprechenden Ministeriums abordnen haben lassen, weil sie Presse einfach interessiert und die dann für ein paar Jahre auch wirklich "Vollzeit" im Pressebereich arbeiten dürfen.
Natürlich kann man sich auch hier in der freien Wirtschaft umsehen, ob z.B. Verbraucherzentralen, Wettbewerbszentralen o.Ä. im Pressebereich Stellen haben. Für ausgeschlossen halte ich das nicht; man dürfte aber örtlich sehr gebunden sein.
- juristische Beratung in Medienunternehmen: Ein letzter Punkt wäre die Möglichkeit, in einem Medienunternehmen z.B. als juristischer Referent zu arbeiten. Denkbar wäre hier zB die Arbeit in einer Landesmedienanstalt (was vor allem dann super-interessant sein kann, wenn man die Medienbranche in seinem Bundesland schon etwas aus der Praxis kennt), bei einer Landesrundfunkanstalt oder in einem Medienkonzern (Springer etc.). Auch hier kommt es natürlich immer auf die Stellenlage an. Hier wird man aber tatsächlich viel mehr juristisch als redaktionell arbeiten. Man kann daran aber auch Freude haben, wenn man "die Medienwelt" einfach auch aus der juristischen Perspektive betrachten will - also wenn man z.B. Interesse an Urheberrecht, Presserecht, JuSchG, JMStV oder am Medienstaatsvertrag hat. Das kann sehr interessant sein.
Ich hoffe, ich konnte ein bisschen Einblick geben - letzten Endes muss man sich fragen, was einem liegt, aber sich auch klar machen, was überhaupt möglich ist. Wenn du noch Fragen hast, kannst du gerne jederzeit schreiben (bin selbst Volljurist und habe eine journalistische Ausbildung, stand also vor der gleichen Frage).
- redaktionelle Arbeit: Das ist das "Klassische", wenn man für Fernsehen, Radio, Zeitung oder online arbeitet. Man schreibt also Online-Texte zu Rechtsthemen, macht Radiobeiträge oder Fernsehberichte. In dem Bereich hauptberuflich als Jurist zu arbeiten, sodass man ausschließlich davon leben kann, ist sehr schwer. Als einzige Stellen fallen mir da die ARD-Rechtsredaktion in Karlsruhe beim SWR, die ZDF-Redaktion "Recht und Justiz" in Mainz oder LTO (Berlin/Köln) ein. Da in Vollzeit reinzukommen, ist aber kaum möglich, wenn nicht - wie z.B. letztens beim ZDF - explizit was ausgeschrieben ist und man sehr gute journalistische Vorkenntnisse hat (und da rede ich jetzt nicht von 1-2 Beiträgen für die Lokalzeitung, da muss man schon deutlich mehr mitbringen).
Selbstverständlich kann man bei fast allen Medien auch als freier Mitarbeiter arbeiten, z.B. als "Rechtsexperte" für bestimmte Themen, als Gerichtsreporter für die Lokalzeitung oder als Gastautor, z.B. bei der LTO. Da reichts einfach mal formlos anzufragen. Da muss einem aber klar sein, dass das fast immer nur ein "Nebenbrot" sein wird, von dem alleine man nicht leben kann. Oft ist es einfach so, dass Redaktionen bei Rechtsthemen auf externe Anwälte oder Institutionen (z.B. Verbraucherzentrale) setzen und sie daher keinen eigenen "Rechtsredakteur" brauchen (denn der kostet ja auch).
- Presse-/Öffentlichkeitsarbeit: Hier geht es darum, als Pressesprecher z.B. bei einem Gericht oder einer Behörde zu arbeiten (etwa in einem Ministerium oder bei einem größeren Gericht). Es ist hier wohl meist aber so, dass solche Stellen nicht explizit ausgeschrieben sind, sondern innerhalb einer Laufbahn mit vorgesehen sind. Bei meinem örtlichen Landgericht gibt es zum Beispiel nicht den Vollzeit-Job "Pressesprecher des Landgerichts", sondern das macht ein Richter, der eben für einen gewissen Zeitanteil von der Richtertätigkeit freigestellt ist und dann die Pressearbeit machen kann. Ich kenne aber auch Leute, die innerhalb ihrer Laufbahn zum Beispiel als Proberichter an einem Gericht anfingen und sich dann in die Pressestelle des entsprechenden Ministeriums abordnen haben lassen, weil sie Presse einfach interessiert und die dann für ein paar Jahre auch wirklich "Vollzeit" im Pressebereich arbeiten dürfen.
Natürlich kann man sich auch hier in der freien Wirtschaft umsehen, ob z.B. Verbraucherzentralen, Wettbewerbszentralen o.Ä. im Pressebereich Stellen haben. Für ausgeschlossen halte ich das nicht; man dürfte aber örtlich sehr gebunden sein.
- juristische Beratung in Medienunternehmen: Ein letzter Punkt wäre die Möglichkeit, in einem Medienunternehmen z.B. als juristischer Referent zu arbeiten. Denkbar wäre hier zB die Arbeit in einer Landesmedienanstalt (was vor allem dann super-interessant sein kann, wenn man die Medienbranche in seinem Bundesland schon etwas aus der Praxis kennt), bei einer Landesrundfunkanstalt oder in einem Medienkonzern (Springer etc.). Auch hier kommt es natürlich immer auf die Stellenlage an. Hier wird man aber tatsächlich viel mehr juristisch als redaktionell arbeiten. Man kann daran aber auch Freude haben, wenn man "die Medienwelt" einfach auch aus der juristischen Perspektive betrachten will - also wenn man z.B. Interesse an Urheberrecht, Presserecht, JuSchG, JMStV oder am Medienstaatsvertrag hat. Das kann sehr interessant sein.
Ich hoffe, ich konnte ein bisschen Einblick geben - letzten Endes muss man sich fragen, was einem liegt, aber sich auch klar machen, was überhaupt möglich ist. Wenn du noch Fragen hast, kannst du gerne jederzeit schreiben (bin selbst Volljurist und habe eine journalistische Ausbildung, stand also vor der gleichen Frage).
20.06.2022, 11:59
(20.06.2022, 09:38)Gast schrieb: Man muss für die Frage erst einmal differenzieren, wo man genau arbeiten will. "Die Medien" sind ja vielfältig. Ich würde hier zwischen redaktioneller Arbeit, Presse und "Jurist in Medienunternehmen" unterscheiden.
- redaktionelle Arbeit: Das ist das "Klassische", wenn man für Fernsehen, Radio, Zeitung oder online arbeitet. Man schreibt also Online-Texte zu Rechtsthemen, macht Radiobeiträge oder Fernsehberichte. In dem Bereich hauptberuflich als Jurist zu arbeiten, sodass man ausschließlich davon leben kann, ist sehr schwer. Als einzige Stellen fallen mir da die ARD-Rechtsredaktion in Karlsruhe beim SWR, die ZDF-Redaktion "Recht und Justiz" in Mainz oder LTO (Berlin/Köln) ein. Da in Vollzeit reinzukommen, ist aber kaum möglich, wenn nicht - wie z.B. letztens beim ZDF - explizit was ausgeschrieben ist und man sehr gute journalistische Vorkenntnisse hat (und da rede ich jetzt nicht von 1-2 Beiträgen für die Lokalzeitung, da muss man schon deutlich mehr mitbringen).
Selbstverständlich kann man bei fast allen Medien auch als freier Mitarbeiter arbeiten, z.B. als "Rechtsexperte" für bestimmte Themen, als Gerichtsreporter für die Lokalzeitung oder als Gastautor, z.B. bei der LTO. Da reichts einfach mal formlos anzufragen. Da muss einem aber klar sein, dass das fast immer nur ein "Nebenbrot" sein wird, von dem alleine man nicht leben kann. Oft ist es einfach so, dass Redaktionen bei Rechtsthemen auf externe Anwälte oder Institutionen (z.B. Verbraucherzentrale) setzen und sie daher keinen eigenen "Rechtsredakteur" brauchen (denn der kostet ja auch).
- Presse-/Öffentlichkeitsarbeit: Hier geht es darum, als Pressesprecher z.B. bei einem Gericht oder einer Behörde zu arbeiten (etwa in einem Ministerium oder bei einem größeren Gericht). Es ist hier wohl meist aber so, dass solche Stellen nicht explizit ausgeschrieben sind, sondern innerhalb einer Laufbahn mit vorgesehen sind. Bei meinem örtlichen Landgericht gibt es zum Beispiel nicht den Vollzeit-Job "Pressesprecher des Landgerichts", sondern das macht ein Richter, der eben für einen gewissen Zeitanteil von der Richtertätigkeit freigestellt ist und dann die Pressearbeit machen kann. Ich kenne aber auch Leute, die innerhalb ihrer Laufbahn zum Beispiel als Proberichter an einem Gericht anfingen und sich dann in die Pressestelle des entsprechenden Ministeriums abordnen haben lassen, weil sie Presse einfach interessiert und die dann für ein paar Jahre auch wirklich "Vollzeit" im Pressebereich arbeiten dürfen.
Natürlich kann man sich auch hier in der freien Wirtschaft umsehen, ob z.B. Verbraucherzentralen, Wettbewerbszentralen o.Ä. im Pressebereich Stellen haben. Für ausgeschlossen halte ich das nicht; man dürfte aber örtlich sehr gebunden sein.
- juristische Beratung in Medienunternehmen: Ein letzter Punkt wäre die Möglichkeit, in einem Medienunternehmen z.B. als juristischer Referent zu arbeiten. Denkbar wäre hier zB die Arbeit in einer Landesmedienanstalt (was vor allem dann super-interessant sein kann, wenn man die Medienbranche in seinem Bundesland schon etwas aus der Praxis kennt), bei einer Landesrundfunkanstalt oder in einem Medienkonzern (Springer etc.). Auch hier kommt es natürlich immer auf die Stellenlage an. Hier wird man aber tatsächlich viel mehr juristisch als redaktionell arbeiten. Man kann daran aber auch Freude haben, wenn man "die Medienwelt" einfach auch aus der juristischen Perspektive betrachten will - also wenn man z.B. Interesse an Urheberrecht, Presserecht, JuSchG, JMStV oder am Medienstaatsvertrag hat. Das kann sehr interessant sein.
Ich hoffe, ich konnte ein bisschen Einblick geben - letzten Endes muss man sich fragen, was einem liegt, aber sich auch klar machen, was überhaupt möglich ist. Wenn du noch Fragen hast, kannst du gerne jederzeit schreiben (bin selbst Volljurist und habe eine journalistische Ausbildung, stand also vor der gleichen Frage).
Vielen Dank für die ausführliche Antwort.
Stand jetzt interessiert mich überwiegend die juristische Arbeit etwa in einer Rechtsabteilung / Justitiariat.
Journalistisch tätig werden möchte ich eher nicht. Die damit verbundenen Rechtsfragen finde ich spannend.
Ich schreibe dir gerne mal eine Nachricht.