22.05.2020, 22:58
Hallo,
ich sitze momentan an meiner Diss. bin jetzt seit 5 Monaten dabei und ich hasse es!! Ich frage mich, ob es sich wirklich lohnt, glaube irgendwie kaum dadurch ein besserer Jurist zu werden. Will langfristig in die Justiz und dann lohnt sich der Titel nicht einmal finanziell. Stecke momentan irgendwie in einem persönlichen Dilemma, ob ich mich durch quälen soll oder einfach hinschmeißen soll. Hab Angst den Stempel Versager ohne Durchhaltevermögen zu bekommen.
ich sitze momentan an meiner Diss. bin jetzt seit 5 Monaten dabei und ich hasse es!! Ich frage mich, ob es sich wirklich lohnt, glaube irgendwie kaum dadurch ein besserer Jurist zu werden. Will langfristig in die Justiz und dann lohnt sich der Titel nicht einmal finanziell. Stecke momentan irgendwie in einem persönlichen Dilemma, ob ich mich durch quälen soll oder einfach hinschmeißen soll. Hab Angst den Stempel Versager ohne Durchhaltevermögen zu bekommen.
22.05.2020, 23:10
Ich würde abbrechen. Wenn du es jetzt schon hasst, wird das nicht besser. Life is too short und bei dir scheint es eher ein ego Ding zu sein
23.05.2020, 07:18
Natürlich wird man dadurch nicht besser!?
23.05.2020, 07:40
Also ich würde es auch abbrechen. Gerade mit Ziel Justiz bringt dir das nicht viel.
Mehr bringt da auf jeden Fall ein schnellerer Berufseinstieg und der damit verbundene Stufenaufstieg :D
Zum Thema Versagerstempel: Aus meiner Erfahrung aus einer Tätigkeit am Lehrstuhl kann ich sagen, dass das Abbrechen einer Diss was völlig normales ist.
Würde grob schätzen, dass 1/3 die Diss gut durchzieht und dann in die GK verschwindet. 1/3 abbricht und 1/3 es nicht hinbekommst sich für eins von den beiden ersten zu entscheiden und das Projekt Diss dann noch mit durch die ersten 1-4 Berufsjahre zieht um es dann im Sande verlaufen zu lassen...
Allerdings auch mal so generell. Hab selbst ne Diss geschrieben und war zumindest im Ref auch in der Justiz. Ist das von der Arbeit nicht schon ähnlich? Meine damit jetzt nicht die Tiefe der fachlichen Auseinandersetzung, aber die Art der Arbeit. Sprich sich selbst zu einer textbasierten, einsamen Arbeit mit Jura zu beschäftigen?
Kp, ob dass dann für einen selbst mal Thema sein sollte und in einen Vorstellungsgespräch mal Thema wird ;)
Mehr bringt da auf jeden Fall ein schnellerer Berufseinstieg und der damit verbundene Stufenaufstieg :D
Zum Thema Versagerstempel: Aus meiner Erfahrung aus einer Tätigkeit am Lehrstuhl kann ich sagen, dass das Abbrechen einer Diss was völlig normales ist.
Würde grob schätzen, dass 1/3 die Diss gut durchzieht und dann in die GK verschwindet. 1/3 abbricht und 1/3 es nicht hinbekommst sich für eins von den beiden ersten zu entscheiden und das Projekt Diss dann noch mit durch die ersten 1-4 Berufsjahre zieht um es dann im Sande verlaufen zu lassen...
Allerdings auch mal so generell. Hab selbst ne Diss geschrieben und war zumindest im Ref auch in der Justiz. Ist das von der Arbeit nicht schon ähnlich? Meine damit jetzt nicht die Tiefe der fachlichen Auseinandersetzung, aber die Art der Arbeit. Sprich sich selbst zu einer textbasierten, einsamen Arbeit mit Jura zu beschäftigen?
Kp, ob dass dann für einen selbst mal Thema sein sollte und in einen Vorstellungsgespräch mal Thema wird ;)
23.05.2020, 08:21
Ich würde es auch abbrechen, vor allem, wenn das Ziel Justiz ist. Ich habe auch einen Kollegen (StA), der ziemlich schnell keine Lust mehr hatte und dann abgebrochen hat und gearbeit hat.
23.05.2020, 14:47
Ein besserer Jurist wirst du dadurch jedenfalls in dem Sinne nicht, dass du die fachlichen Kenntnisse, die du für die Justiz brauchst (um erstmal klarzukommen jedenfalls) im Ref erwirbst. Die Diss ist kein berufsqualifizierender Abschluss, außer als erster Schritt einer wissenschaftlichen Karriere. Wenn das für dich nicht in Frage kommt, musst du dich fragen, wofür du es machst. Die Antwort dürfte auch die Antwort darauf sein, ob du weitermachst.
Wofür könntest du es machen ? Mich hat bewogen, dass ich vor den Berufseinstieg nochmal was Anderes machen wollte, also gerade nicht besser zu werden, in dem was ich durch die Examina schon hinreichend praktiziert habe. Ich wollte für mich arbeiten und nicht für Andere, wie in den Examina. Ich wollte es mir selbst beweisen, dass ich das schaffe, war also eher an dem Prozess selbst als an den Folgen interessiert. Vielleicht wird man durch eine Diss kein besserer Jurist aber man verändert sich durch das sehr freie, einsame Arbeiten. Diese Art von Freiheit liegt nicht jedem, birgt aber eine große Chance. In jeder Diss gibt es Phasen von Euphorie und Ernüchterung. Du solltest dir und deinem (!) Projekt die Zeit gönnen, diese Phasen zu durchleben, denn nur so lernst du dazu (Stichwort Comfortzone). Durch die Gewissheit, solch eine einmalige Herausforderung gemeistert zu haben, kannst du ein „besserer“ Mensch werden.
Je nachdem, ob du eine rechtsdogmatische oder grundlagenbezogene Arbeit schreibst, bereiten die Examina mehr oder weniger auf die Diss vor. Das kann auch ein Quell der Frustration sein, geht aber allen so, da alle idR „nur“ Jura studiert haben. Es ist ein systemimmanentes Problem, dass dem Praxisbezug geschuldet ist und dann vielleicht auch zu Missverständnissen wie dem führt, durch die Diss ein besserer Jurist zu werden.
Ich weiß von vielen, dass sie im ersten Jahr nach dem Examen erstmal klarkommen/sich erholen mussten und für die Diss nichts gemacht haben. Im Schnitt sitzen die Leute an einer Diss mehrere Jahre. Im Nahbereich habe ich alles von 12 Monate „Schmalspurarbeit“ im StrafR mit rite nach Ansage zum rechtshistorischen opus magnum, dass über LS, Ref, Richterdienst immer noch nicht fertig ist. Das liegt aber fast nie am Thema, sondern an der Person! Aus jedem Thema kannst du die Schmalspurvariante oder das Opus Magnum machen, es liegt bei dir, du machst es für dich und niemanden sonst. Deine Betreuung erwartet nichts Anderes.
Mach dir klar, warum du das (Wirklich) machst und handle danach! Sprich mit anderen Promovenden und lerne daraus! Welche Entscheidung du dann auch immer triffst, es ist deine und deshalb die richtige.
Wofür könntest du es machen ? Mich hat bewogen, dass ich vor den Berufseinstieg nochmal was Anderes machen wollte, also gerade nicht besser zu werden, in dem was ich durch die Examina schon hinreichend praktiziert habe. Ich wollte für mich arbeiten und nicht für Andere, wie in den Examina. Ich wollte es mir selbst beweisen, dass ich das schaffe, war also eher an dem Prozess selbst als an den Folgen interessiert. Vielleicht wird man durch eine Diss kein besserer Jurist aber man verändert sich durch das sehr freie, einsame Arbeiten. Diese Art von Freiheit liegt nicht jedem, birgt aber eine große Chance. In jeder Diss gibt es Phasen von Euphorie und Ernüchterung. Du solltest dir und deinem (!) Projekt die Zeit gönnen, diese Phasen zu durchleben, denn nur so lernst du dazu (Stichwort Comfortzone). Durch die Gewissheit, solch eine einmalige Herausforderung gemeistert zu haben, kannst du ein „besserer“ Mensch werden.
Je nachdem, ob du eine rechtsdogmatische oder grundlagenbezogene Arbeit schreibst, bereiten die Examina mehr oder weniger auf die Diss vor. Das kann auch ein Quell der Frustration sein, geht aber allen so, da alle idR „nur“ Jura studiert haben. Es ist ein systemimmanentes Problem, dass dem Praxisbezug geschuldet ist und dann vielleicht auch zu Missverständnissen wie dem führt, durch die Diss ein besserer Jurist zu werden.
Ich weiß von vielen, dass sie im ersten Jahr nach dem Examen erstmal klarkommen/sich erholen mussten und für die Diss nichts gemacht haben. Im Schnitt sitzen die Leute an einer Diss mehrere Jahre. Im Nahbereich habe ich alles von 12 Monate „Schmalspurarbeit“ im StrafR mit rite nach Ansage zum rechtshistorischen opus magnum, dass über LS, Ref, Richterdienst immer noch nicht fertig ist. Das liegt aber fast nie am Thema, sondern an der Person! Aus jedem Thema kannst du die Schmalspurvariante oder das Opus Magnum machen, es liegt bei dir, du machst es für dich und niemanden sonst. Deine Betreuung erwartet nichts Anderes.
Mach dir klar, warum du das (Wirklich) machst und handle danach! Sprich mit anderen Promovenden und lerne daraus! Welche Entscheidung du dann auch immer triffst, es ist deine und deshalb die richtige.
23.05.2020, 16:37
Ich fands auch schlimmer als Examensvorbereitung, weil Zielloser. Am Ende ist es natürlich super wenn man es geschafft hat. Je früher du allerdings abbrichst desto eher kannst du es als Erfahrung abstempeln. Später musst dus eigentlich fast schon beenden, weils sonst kaum mehr zu rechtfertigen ist. Dass heisst dann aber tatsächlich Kampf.
23.05.2020, 17:07
Ja, aber die Schwierigkeit ist ja gerade, es zu beenden. Durchfallen tun ja wenige.
23.05.2020, 17:37
Ich hab die Diss damals durchgezogen, hatte aber auch überwiegend keinen Bock drauf. Letztendlich bin ich aber froh, es durchgezogen zu haben. Man wird sowohl beruflich als Anwalt als auch in der Gesellschaft anders angesehen, obwohl man dadurch freilich kein besserer Jurist geworden ist. In der Justiz bringt es dir dagegen kaum was. Und sowas wie nen Versagerstempel gibt es nicht, kenne viele Leute, die abgebrochen haben und es kräht kein Hahn danach.
23.05.2020, 17:48
(22.05.2020, 22:58)Gast008 schrieb: Hallo,Na hoffentlich hast du im Leben auch schon mal was nicht nur gemacht, weil es sich finanziell lohnt, und etwas gemacht, obwohl irgendwer denken könnte, es sei ein „Fehler“...
ich sitze momentan an meiner Diss. bin jetzt seit 5 Monaten dabei und ich hasse es!! Ich frage mich, ob es sich wirklich lohnt, glaube irgendwie kaum dadurch ein besserer Jurist zu werden. Will langfristig in die Justiz und dann lohnt sich der Titel nicht einmal finanziell. Stecke momentan irgendwie in einem persönlichen Dilemma, ob ich mich durch quälen soll oder einfach hinschmeißen soll. Hab Angst den Stempel Versager ohne Durchhaltevermögen zu bekommen.