20.05.2020, 20:59
Fast jede GK scheint an den meisten ihrer Standorte einen Bereich für Litigation, Prozessführung, Dispute Resolution oder ähnliches zu haben.
Wie "funktioniert" denn nun der Bereich Litigation/Prozessführung? Geben die anderen Bereiche der Kanzlei ihre Fälle hierhin ab, wenn es vor Gericht geht? Kommen die Mandaten direkt zu ihnen, weil eine Klage ins Haus geflattert ist? Ich vermute, dass die meisten Bereiche (Corporate, Kartell usw. "ihre" Fälle selber machen, notfalls dann auch vor Gericht. Wofür braucht es dann nocht den Litigation-Bereich? Einfach weil die dort geführten Verfahren zwar nicht juristisch in irgendeine Spezialmaterie fallen, aber vom Umfang her so groß/komplex sind, dass eine GK damit befasst werden muss?
Und wie sieht der Arbeitsalltag dort aus? Schreibt man nur Klagen bzw Schriftsätze an Gerichte?
Ich überlege, begleitend zum Ref in diesen Bereich zu gehen. Kann das jemand empfehlen? Wie sehen Aufgaben für Referendare oder WissMits hier aus? Hat das jemand mal gemacht?
Ich danke euch.
Wie "funktioniert" denn nun der Bereich Litigation/Prozessführung? Geben die anderen Bereiche der Kanzlei ihre Fälle hierhin ab, wenn es vor Gericht geht? Kommen die Mandaten direkt zu ihnen, weil eine Klage ins Haus geflattert ist? Ich vermute, dass die meisten Bereiche (Corporate, Kartell usw. "ihre" Fälle selber machen, notfalls dann auch vor Gericht. Wofür braucht es dann nocht den Litigation-Bereich? Einfach weil die dort geführten Verfahren zwar nicht juristisch in irgendeine Spezialmaterie fallen, aber vom Umfang her so groß/komplex sind, dass eine GK damit befasst werden muss?
Und wie sieht der Arbeitsalltag dort aus? Schreibt man nur Klagen bzw Schriftsätze an Gerichte?
Ich überlege, begleitend zum Ref in diesen Bereich zu gehen. Kann das jemand empfehlen? Wie sehen Aufgaben für Referendare oder WissMits hier aus? Hat das jemand mal gemacht?
Ich danke euch.
21.05.2020, 10:27
Ich habe meine Wahlstation in der Litigation Abteilung einer GK verbracht und bin danach auch nur teilweise schlauer.
Dass Fälle abgegeben wurden, ist mir nicht bekannt. In meinem Fall war es eher ein Bereich, der sich nur bedingt den anderen klassischen Bereichen zuordnen ließ und schon auch ein Bereich für solche Mandate, die tendenziell eher auf klassisch prozessuale Auseinandersetzung hinauslaufen. In meiner Einheit war das viel D & O, Mangerhaftung, Schiedsgerichtsverfahren, Post M&A und generell versicherungsrechtliche Themen. Der Schwerpunkt der Arbeit dürfte aber wohl von Team zu Team und Kanzlei zu Kanzlei anders sein.
Zum Arbeitsalltag: Ja viele Klagen und Schriftsätze an Gerichte :D Wobei dann die Klagen und Schriftsätze eben hohe Streitwerte haben und entsprechend eher umfangreich ausfallen.
Ich würde die Arbeit in einer Litigation-Abteilung im Ref auf jeden Fall empfehlen. Die Examensrelevanz der Dinge, die ich so bearbeitet habe war bei weitem höher als bei Mandaten in meiner Anwaltsstation, in der ich ne Spezialmaterie hatte, die ich einfach interessant fand. Habe viel klassische ZPO Themen bekommen, mit denen man sich dann mal vertieft auseinandersetzen konnte und habe "kleinere" Schriftsätze verfasst. Gab natürlich auch viel was wieder in den Bereich Spezialmaterie fallen dürfte aber examensnäher wird es in der GK wohl selten. Vor dem Hintergrund halte ich den Plan Nebentätigkeit/Station in ner Litigation Abteilung für taktisch klug.
Hoffe das hilft (würde die Art Frage übrigens nicht dem Berufseinstiges-Thread zuordnen. Vielleicht gibts in den anderen mehr Antworten).
Dass Fälle abgegeben wurden, ist mir nicht bekannt. In meinem Fall war es eher ein Bereich, der sich nur bedingt den anderen klassischen Bereichen zuordnen ließ und schon auch ein Bereich für solche Mandate, die tendenziell eher auf klassisch prozessuale Auseinandersetzung hinauslaufen. In meiner Einheit war das viel D & O, Mangerhaftung, Schiedsgerichtsverfahren, Post M&A und generell versicherungsrechtliche Themen. Der Schwerpunkt der Arbeit dürfte aber wohl von Team zu Team und Kanzlei zu Kanzlei anders sein.
Zum Arbeitsalltag: Ja viele Klagen und Schriftsätze an Gerichte :D Wobei dann die Klagen und Schriftsätze eben hohe Streitwerte haben und entsprechend eher umfangreich ausfallen.
Ich würde die Arbeit in einer Litigation-Abteilung im Ref auf jeden Fall empfehlen. Die Examensrelevanz der Dinge, die ich so bearbeitet habe war bei weitem höher als bei Mandaten in meiner Anwaltsstation, in der ich ne Spezialmaterie hatte, die ich einfach interessant fand. Habe viel klassische ZPO Themen bekommen, mit denen man sich dann mal vertieft auseinandersetzen konnte und habe "kleinere" Schriftsätze verfasst. Gab natürlich auch viel was wieder in den Bereich Spezialmaterie fallen dürfte aber examensnäher wird es in der GK wohl selten. Vor dem Hintergrund halte ich den Plan Nebentätigkeit/Station in ner Litigation Abteilung für taktisch klug.
Hoffe das hilft (würde die Art Frage übrigens nicht dem Berufseinstiges-Thread zuordnen. Vielleicht gibts in den anderen mehr Antworten).
22.05.2020, 15:26
Wichtig bei Dispute Resolution / Litigation ist derzeit, ob sie einzelne große Verfahren machen oder Masseverfahren (Diesel und Co.). Bei den Großverfahren ist die Lernkurve zwar flacher aber dafür bekommt man sehr viele verschiedene Rechtsfragen mit. Bei Masseverfahren wird man sehr schnell zum "Case Manager" und dann wird nur noch nach Schema F abgearbeitet.
22.05.2020, 23:11
(21.05.2020, 10:27)Gastus Mastus schrieb: Hoffe das hilft
Jaaa. Das sind doch ziemlich genau die "Insider-Infos", auf die ich gehofft hatte!
Vielleicht kannst du mir auch noch ein paar Detailfragen beantworten? Wäre sehr nett.
Was sind die rechtlichen Fragen, mit denen man sich in einer Litigation-Abteilung befassen muss? Ist es eher so, dass die Fälle in Materiellen vergleichsweise einfach gelagert sind, aber dafür im Prozessualen bestimmte Schwierigkeiten lauern? Oder dass die Verfahren einfach so komplex sind, dass man es einer kleineren Kanzlei nicht zugetraut hätte? Oder sind die Verfahren durchaus auch im Materiellen schwierig, aber zu "allgemein" oder zu exotisch, um irgendeiner Spezialmaterie und der entsprechenden Praxisgruppe zugeordnet werden zu können?
Was ich mich frage: Wodurch zeichnen sich die Litigation-Praxen auf dem Markt aus, womit können sie für sich werben? Haben deren Anwälte besondere prozessrechtliche "Skills" oder was? Doof formuliert, ich weiß.
Und wenn die Verfahren entsprechend groß sind, dann sind es doch bestimmt auch die Schriftsätze, oder? Kann es dann nicht passieren, dass ich in meinen Monaten dort nur mit sehr wenigen Verfahren in Berührung komme und möglicherweise kein Mandat von Anfang bis "Ende" erleben werde?
Vielen Dank Dir auf jeden Fall.
22.05.2020, 23:41
Wie ist so ungefähr das Verhältnis zwischen Litigiation gegenüber Arbitration?
Kann man auch nur das eine machen, ohne das andere?
Kann man da während des Refs oder später, wenn man eine Zeit lang als Associate dort unterwegs ist, dort so richtig was über Prozessführung lernen? Also haben die Leute dort die ZPO auf einem anderen Level erschlossen und kennen alle Kniffe? Oder ist das Geschäft dort gar nicjt so weit weg vom FeldWaldWiesen-Anwalt, nur die alle etwas professioneller unterwegs sind (wobei es freilich auch unter Einzelanwälten sehr gute Leute geben dürfte).
Kann man auch nur das eine machen, ohne das andere?
Kann man da während des Refs oder später, wenn man eine Zeit lang als Associate dort unterwegs ist, dort so richtig was über Prozessführung lernen? Also haben die Leute dort die ZPO auf einem anderen Level erschlossen und kennen alle Kniffe? Oder ist das Geschäft dort gar nicjt so weit weg vom FeldWaldWiesen-Anwalt, nur die alle etwas professioneller unterwegs sind (wobei es freilich auch unter Einzelanwälten sehr gute Leute geben dürfte).
23.05.2020, 00:24
(22.05.2020, 23:41)Gast schrieb: Also haben die Leute dort die ZPO auf einem anderen Level erschlossen und kennen alle Kniffe?
Ja, die sind quasi alle die Chuck Norris‘ unter den Prozess-Anwälten. Die wissen, wie man als Beklagter die Klage zurücknimmt und als Kläger anerkennt. Und die Kosten teilen sie durch null!
23.05.2020, 00:44
Habe das Gefühl bei den meisten Gas wirst du momentan bei Diesel-Verfahren landen. Tatsächlich sind einige Hersteller spannender als andere, aber muss man mögen...
23.05.2020, 07:24
Arbeite promotionsbegleitend in einer Litigation Abteilung und das ist schon näher an FWW als andere Praxisgruppen.
24.05.2020, 19:34
Für Litigation, ab zu Gibson
11.05.2022, 17:04
Kommen Mandanten aus anderen Rechtsgebieten der Kanzlei dann zur Litigation-Abteilung, wenn es zum streitigen Verfahren kommt, oder wie darf man sich das vorstellen?