16.02.2023, 13:55
Was sind eigentlich unbeliebte Rechtsgebiete, in denen Kanzleien händeringend suchen? Ich hätte zB auf Datenschutzrecht und Steuerrecht getippt.
Liege ich mit meiner Einschätzung richtig? In welchem Gebiet herrscht eurer Meinung nach der größte Bewerbermangel?
Liege ich mit meiner Einschätzung richtig? In welchem Gebiet herrscht eurer Meinung nach der größte Bewerbermangel?
16.02.2023, 14:01
Mangel hat nichts mit Beliebtheit, sondern mit Bedarf an Manpower zu tun. Ergo: Beste Chancen hat du im M&A.
16.02.2023, 16:15
Jap, es kommt immer auf die jeweilige Zeit an, noch bis vor 5 Jahren war Corporate / M&A absolut beliebt, jetzt will das niemand machen, sehr sehr hoher Bedarf und wenig Leute.
Datenschutz/ compliance war früher sehr unbeliebt, bis man jetzt so langsam gesehen hat, dass man damit viel mehr machen kann, InHouse, GK, MK, sehe einfaches Gebiet, neues Gebiet, es fängt so langsam an, dass dieser Bereich sehr viele Leute bekommt, d h Ich tippe drauf, dass con nun an die nächsten 5-10 Jahre dies sehr beliebt wird.
Steuerrecht ebenso, man kann Steuerberater Examen machen, überall hin wechseln, eigene Steuerberatung, Verwaltung etc. Habe das Gefühl, sind auch viel mehr Leute geworden.
Real Estate- sehr langweilig und ich denke deshalb sehr unbeliebt, in den letzten Jahren, bis jetzt, denke, aber der Bedarf steigt in den nächsten Jahren wieder. Und dann wird auch da wieder Leute gesucht und niemand möchte es machen, denke dies wird auch sehr unbeliebt noch (wenn es nicht schon ist).
Bank und finanzaufsicht unbeliebt, fürs jetzt, gute Chancen.
Patentrecht ebenfalls unbeliebt, kommt aber so langsam, fängt in den guten Boutiquen an, die können gerade echt Bewerber ohne Ende aussuchen, denke IP etx kommt langsam auxh. Wird auch in den GK immer beliebter, eventuell boomt das die nächsten Jahre
Datenschutz/ compliance war früher sehr unbeliebt, bis man jetzt so langsam gesehen hat, dass man damit viel mehr machen kann, InHouse, GK, MK, sehe einfaches Gebiet, neues Gebiet, es fängt so langsam an, dass dieser Bereich sehr viele Leute bekommt, d h Ich tippe drauf, dass con nun an die nächsten 5-10 Jahre dies sehr beliebt wird.
Steuerrecht ebenso, man kann Steuerberater Examen machen, überall hin wechseln, eigene Steuerberatung, Verwaltung etc. Habe das Gefühl, sind auch viel mehr Leute geworden.
Real Estate- sehr langweilig und ich denke deshalb sehr unbeliebt, in den letzten Jahren, bis jetzt, denke, aber der Bedarf steigt in den nächsten Jahren wieder. Und dann wird auch da wieder Leute gesucht und niemand möchte es machen, denke dies wird auch sehr unbeliebt noch (wenn es nicht schon ist).
Bank und finanzaufsicht unbeliebt, fürs jetzt, gute Chancen.
Patentrecht ebenfalls unbeliebt, kommt aber so langsam, fängt in den guten Boutiquen an, die können gerade echt Bewerber ohne Ende aussuchen, denke IP etx kommt langsam auxh. Wird auch in den GK immer beliebter, eventuell boomt das die nächsten Jahre
16.02.2023, 16:51
Zum Thema Steuerrecht:
Das Gebiet wird in den GKen immer bedeutender, einfach weil die Regelungsdichte in diesem Gebiet immer weiter zunimmt.
Es muss dabei auch gar nicht um Steuergestaltung gehen, sondern es reicht schon, dass der Mandant bei einer Transaktion steuerrechtlich „alles richtig machen möchten.“ Das Wachstum und der Personalbedarf steigen daher immer stärker.
Die Bewerberlage sieht aber ganz anders aus. Steuerrecht hat eben mit den klassischen Rechtsgebieten im staatlichen Teil des 1. Examens kaum bis nichts zu tun und ist (mit Ausnahme von Bayern) auch nicht Gegenstand des Pflichtstoffs im 2. Examen. Das führt dazu, dass selbst wenn die jeweilige Uni einen steuerrechtlichen Schwerpunkt überhaupt anbietet, viele Studenten lieber einen Schwerpunkt wählen, der näher am staatlichen Pflichtstoff ist oder der für großzügige Benotung bekannt ist (was im Steuerrecht auch nicht unbedingt der Fall ist), statt noch ein viertes Rechtsgebiet zusätzlich zu lernen. Es gibt daher nur wenige Volljuristen, die nach den Examina zumindest Grundkenntnisse im Steuerrecht haben. Ohne diese wird es aber zum Einstieg wirklich hart, weshalb die Kanzleien diese zumindest gerne hätten.
Wer diese Vorkenntnisse mitbringt und dann ggf. auch noch Ref-Stationen in relevanten Stellen vorweisen kann, dürfte auf dem Arbeitsmarkt sehr gefragt sein.
Ich selbst bin kein Steuerrechtler, aber mein bester Kumpel. Er hat von zwei T1-GKen (wo er für die Anwalts- und Wahlstation war) und von einer US-GK (ebenfalls T1) vor einem Jahr Angebote ohne Notenklausel bekommen.
Das Gebiet wird in den GKen immer bedeutender, einfach weil die Regelungsdichte in diesem Gebiet immer weiter zunimmt.
Es muss dabei auch gar nicht um Steuergestaltung gehen, sondern es reicht schon, dass der Mandant bei einer Transaktion steuerrechtlich „alles richtig machen möchten.“ Das Wachstum und der Personalbedarf steigen daher immer stärker.
Die Bewerberlage sieht aber ganz anders aus. Steuerrecht hat eben mit den klassischen Rechtsgebieten im staatlichen Teil des 1. Examens kaum bis nichts zu tun und ist (mit Ausnahme von Bayern) auch nicht Gegenstand des Pflichtstoffs im 2. Examen. Das führt dazu, dass selbst wenn die jeweilige Uni einen steuerrechtlichen Schwerpunkt überhaupt anbietet, viele Studenten lieber einen Schwerpunkt wählen, der näher am staatlichen Pflichtstoff ist oder der für großzügige Benotung bekannt ist (was im Steuerrecht auch nicht unbedingt der Fall ist), statt noch ein viertes Rechtsgebiet zusätzlich zu lernen. Es gibt daher nur wenige Volljuristen, die nach den Examina zumindest Grundkenntnisse im Steuerrecht haben. Ohne diese wird es aber zum Einstieg wirklich hart, weshalb die Kanzleien diese zumindest gerne hätten.
Wer diese Vorkenntnisse mitbringt und dann ggf. auch noch Ref-Stationen in relevanten Stellen vorweisen kann, dürfte auf dem Arbeitsmarkt sehr gefragt sein.
Ich selbst bin kein Steuerrechtler, aber mein bester Kumpel. Er hat von zwei T1-GKen (wo er für die Anwalts- und Wahlstation war) und von einer US-GK (ebenfalls T1) vor einem Jahr Angebote ohne Notenklausel bekommen.
16.02.2023, 17:01
(16.02.2023, 16:15)Peanutbutter schrieb: Real Estate- sehr langweilig
Patentrecht ebenfalls unbeliebt, kommt aber so langsam, fängt in den guten Boutiquen an, die können gerade echt Bewerber ohne Ende aussuchen,
Zum Patentrecht, also wir können keine Bewerber ohne Ende aussuchen und wir sind eine gute Boutique
auch wenn wir natürlich nicht jeden nehmen müssen.Zum Real Estate, was ich da so über Kollegen mitbekommen, ist das ein sehr spannender Rechtsbereich mit viel Mandantenkontakt und praktischen Fragen. Langweilig würde ich die Arbeit dort nicht bezeichnen.
Generell ist die Bewerbermarktlage aber auch Standort abhängig. In FFM wird sehr viel M&A gesucht, in Düsseldorf viel im Patentrecht. Wer hingegen in FFM Patentrecht machen will, hat im Endeffekt nur 1-2 gute Kanzleien zur Auswahl.
16.02.2023, 18:11
Die Standortfrage unterschreibe ich so, nicht alle Situationen sind überall gleich.
Ich würde auch denken, dass Bereiche, die an Unis generell nicht (oder nicht an vielen Unis) angeboten werden, eher unbeliebt sind. Wer springt schon gerne ins kalte Wasser, wenn es andere Bereiche gibt, die vertrauter sind.
Würde deshalb (neben den bereits genannten Bereichen, v.a. Finance) auch für möglich halten, dass Energierecht und Vergaberecht als Exoten im Öffentlichen Recht eher weniger häufig auf der Liste von Kandidaten stehen. Generell sehe ich regulierte Industrien eher seltener als Schwerpunkte in der Uni.
Man muss aber auch beachten, dass Angebot und Nachfrage von Kanzlei zu Kanzlei unterschiedlich sein können. Wenn eine Kanzlei zB ein Energierechts-Team hat, besteht das meistens nur aus einer Handvoll Leuten. Wenn die ihr Team so zusammen haben, dass sie aktuell keinen Nachwuchs brauchen, dann ist es völlig egal, wie viele Bewerber vor der Türe stehen. Ebenso profitiert eine Kanzlei, die weniger sichtbar ist, von einer allgemein steigenden Popularität eines Rechtsgebiets eventuell nicht (oder später), weil sie eben auf der Liste eher weiter unten stehen, wenn man an das Rechtsgebiet denkt. (Ein VWLer kann den Punkt bestimmt treffender verpacken als ich.)
Ich würde auch denken, dass Bereiche, die an Unis generell nicht (oder nicht an vielen Unis) angeboten werden, eher unbeliebt sind. Wer springt schon gerne ins kalte Wasser, wenn es andere Bereiche gibt, die vertrauter sind.
Würde deshalb (neben den bereits genannten Bereichen, v.a. Finance) auch für möglich halten, dass Energierecht und Vergaberecht als Exoten im Öffentlichen Recht eher weniger häufig auf der Liste von Kandidaten stehen. Generell sehe ich regulierte Industrien eher seltener als Schwerpunkte in der Uni.
Man muss aber auch beachten, dass Angebot und Nachfrage von Kanzlei zu Kanzlei unterschiedlich sein können. Wenn eine Kanzlei zB ein Energierechts-Team hat, besteht das meistens nur aus einer Handvoll Leuten. Wenn die ihr Team so zusammen haben, dass sie aktuell keinen Nachwuchs brauchen, dann ist es völlig egal, wie viele Bewerber vor der Türe stehen. Ebenso profitiert eine Kanzlei, die weniger sichtbar ist, von einer allgemein steigenden Popularität eines Rechtsgebiets eventuell nicht (oder später), weil sie eben auf der Liste eher weiter unten stehen, wenn man an das Rechtsgebiet denkt. (Ein VWLer kann den Punkt bestimmt treffender verpacken als ich.)


